ADORNED BROOD: Interview mit Frost

18.12.2008 | 11:36

Anlässlich des 15-jährigen Bandjubiläums äußert sich ADORNED BROOD-Sänger und Bassist Frost über die Bandentwicklung, die aktuelle Scheibe "Noor" und zukünftige Aktivitäten.

Teutonic Pagan Metal ist das Subgenre, auf welches die deutsche Metalband ADORNED BROOD schon vor 15 Jahren Kurs genommen hat. Mit ihrer neuen Scheibe "Noor" im Gepäck, die ganz im Zeichen der Seefahrt steht, steuert die Truppe dementsprechend auf ihr Jubiläumskonzert am 19. Dezember 2008 zu, das in der Düsseldorfer Location "Spektakulum" steigt. Wenige Tage davor blickt Sänger und Bassist Frost zurück auf die Bandentwicklung und verrät gleichzeitig, dass Ingeborg Anna, die Weiblichkeit der Combo, Mutterfreuden entgegensieht. Dass sie sich deshalb vom Live-Geschehen der Band zurückzieht, bedeutet auch, dass hier sozusagen eine Stelle zu besetzen ist. Interessierte Frauenstimmen oder Flötistinnen aus dem Raume Düsseldorf mögen sich zur Bewerbung aufgerufen fühlen.


Erika:
Dass man bei Pagan Metal spontan zunächst an schwedische und finnische Bands denkt, ist sicherlich keine neue Erkenntnis. Ich kann mich aber nicht daran erinnern, dass zur Zeit der Gründung von ADORNED BROOD, also 1993, diese Stilrichtung überhaupt bei irgendjemand besonders im Gespräch gewesen sei. Mit welcher stilistischen Vorstellung seid ihr in Gründertagen angetreten und welche Entwicklung hat eure Musik in all den Jahren aus eurer heutigen Sicht genommen?

Frost:
Wir wollten damals keine neue Stilrichtung erfinden. Wir haben einfach Musik gemacht, die uns gefiel. Wir standen alle schon, neben dem Metal, auf Mittelalter-Musik oder auch dessen Instrumente. Wir wollten einfach harten Metal mit mittelalterlicher Musik vermischen. Deshalb auch die Flöte. Unsere Musik ist von CD zu CD gereift und ist mit "Noor" noch nicht am Ende.

Erika:
Mit welchen Zielen seid ihr seinerzeit angetreten? Gab es eine Vorstellung bzw. den Wusch nach kommerziellem Erfolg oder hat euch schlicht die Lust an der Musik angetrieben? Hättet ihr geglaubt, dass ihr je ein 15-jähriges Jubiläum feiern würdet?

Frost:
Unsere Ziele waren immer, Musik zu machen und diese auf Konzerten mit den Leuten zu teilen. Kommerziellen Erfolg haben wir nie erwartet. Natürlich saßen wir bestimmt das eine oder andere Mal im Proberaum und haben davon geträumt mal eine Tour mit Tourbus zu machen oder von der Musik leben zu können, aber wir waren schon immer so realistisch und haben da nicht wirklich mit gerechnet.

Erika:
Was unterscheidet den "Teutonic" Pagan Metal vom skandinavischen Pagan Metal?

Frost:
Schwere Frage. Eigentlich ist das Wesentliche bei beiden das Gleiche, das Thema und die Musik, die alles verpackt, ist natürlich von Band zu Band unterschiedlich. Ich denke, dass die deutschen Pagan-Metal-Bands genauso unterschiedlich sind wie die skandinavischen untereinander. Ein wichtiger Unterschied sind natürlich die deutschen Texte.

Erika:
Wie erklärt ihr euch, den aktuell nicht ganz unbeständigen Boom von Pagan und Musik, die sich textlich um das Themenfeld Wikinger/Schlachtengetümmel etc. dreht?

Frost:
Ich glaube, dass die Leute wieder den alten Glauben und vor allem die alten Werte wie Treue, Zusammenhalt, gegenseitige Achtung und die Erhaltung der Natur für sich entdeckt haben. Vielen wird klar, wer unsere Vorväter waren und was sie vollbracht haben. Diese Geschichten und Sagen verpackt in dieser Art von Musik sind einfach genial und geben den Fans ein gutes Gefühl.

Erika:
Eure eigenen Texte werden im Presseinfo eures Labels als "zugegebenermaßen leicht klischeebeladen" bezeichnet. Könnt ihr dieser Bewertung folgen? Trifft sie euch empfindlich oder lässt euch das eher schmunzeln?

Frost:
Ich finde da nichts Schlimmes dran. In den Texten reden wir nicht lange drum herum, sondern kommen eben sofort auf den Punkt. Warum soll man große Reden schwingen, wenn man das auch mit wenigen Worten machen kann.

Erika:
Welche Bedeutung haben die Texte für euch?

Frost:
Die Texte haben eine große Bedeutung in unserer Musik. Man kann Texte auch live immer besser rüberbringen, wenn man versteht und liebt, was man da singt. Wenn man zum Beispiel auf der "Noor" zwischen den Zeilen liest, kann man auch 'ne ganze Menge über uns als Band erfahren, unseren Kampf innerhalb der Szene nach unserem letzten Album etc. Die eigentlichen Texte dienen da oft als Metapher.

Erika:
Auf eurer Jubiläumsscheibe befasst ihr euch nun mit dem Themenkreis "Seefahrt". Welche Verbindung habt ihr dazu, wie kam es zu dieser Wahl?

Frost:
Die Thematik Seefahrt, nennen wir das mal so, schwirrt mir schon lange im Kopf rum, sozusagen ein Kindheitstraum und jetzt war die Zeit es raus zu lassen. ;-)

Erika:
Beim ersten Hördurchgang eurer CD kamen bei mir zunächst innere Bilder von Mittelalterszenerien auf, dann Assoziationen aus dem Irish Folk. Hierfür ist sicher besonders der Einsatz der Querflöte verantwortlich. Welchen Stellenwert messt ihr bei euren Kompositionen den folkloristischen Elementen bei?

Frost:
Ohne diese Elemente wäre ADORNED BROOD nicht ADORNED BROOD. Wie schon eben erwähnt, ist es uns wichtig diese zwei Elemente zu verbinden, den Metal und das folkloristische. Die Flöte kommt dann zu Wort, wenn ein folkloristischer Part hervorgehoben werden muss, lockert die oft harschen Gitarrenklänge auf und setzt Akzente.

Erika:
Habt ihr besondere Bezüge zu anderen musikalischen Stilrichtungen als Metal? Gibt es eine Verbindung zur Klassik, World Music oder dergleichen?

Frost:
Da kann ich jetzt nur für mich reden. In meinen CD-Regalen steht zu 98% Metal, aber ich bin auch für nicht-metallische Musik offen, wenn sie gut gemacht ist, aber das kommt nicht so oft vor. ;-) Da meine Frau Griechin ist, gibt es auch öfters mal griechische Musik um die Ohren geschmettert. ;-)

Erika:
2007 ist Mirko Klier, seinerzeit Gründungsmitglied der Band, zu euch zurückgekehrt. Habt ihr immer miteinander in Kontakt gestanden? Wie ist es für Mirko, nach Jahren wieder dabei zu sein, ist es wie früher oder hat sich die Band als Ganzes verändert, so dass eine völlig neue Form der Zusammenarbeit entstanden ist?

Frost:
Mirko (Pagan) fühlt sich wieder sehr wohl in unseren Reihen. Wir standen immer in Kontakt und haben uns nie aus den Augen verloren. Jetzt, wo Mirko wieder dabei ist, ist es wie früher. Die Zusammenarbeit hat sich aber trotzdem verändert. Wir nutzen die Zeit, die uns zur Verfügung steht, effektiver und beim Songwriting hilft uns die 15-jährige Routine.

Erika:
Mit 'Drunken Sailor' habt ihr euch nach '7 Tage lang' erneut für ein Trinklied als Coversong entschieden. Beim Hören dachte ich sofort an die "Mundorgel", das kleine Liederbuch, aus dem man in der Grundschule und im Pfadfinderjugendlager gesungen hat. Die Originalversion von '7 Tage lang' stammt bekanntlich von der niederländischen Band BOTS, die besonderen Anklang in der linken Ecke der Friedensbewegten und Atomkraftgegner fand. Die "Mundorgel" passt da auch hinein. Hat es vor diesem Hintergrund eine besondere Bewandtnis, warum ihr ausgerechnet diese Stücke für eure Covernummern ausgewählt habt? Habt ihr gar auch eine politische Intention, die mit diesen Songs zum Klingen gebracht wird? Oder geht es einfach um den Spaß am Sauflied?

Frost:
Lange Frage, kurze Antwort. ADORNED BROOD ist in keinster Weise eine politische Band. Diese zwei Lieder wollten wir schon immer mal covern. Ich kann mich noch dran erinnern, dass wir schon vor Jahren im Proberaum saßen und uns darüber unterhalten haben. Kurz gesagt, es geht einfach um den Spaß am Sauflied.

Erika:
Wie sieht die Zukunft aus? Habt ihr besondere Pläne für das kommende Jahr?
Wo können die Fans hoffen, euch live zu sehen?

Frost:
Wir werden dieses Jahr noch ein Jubiläums-Konzert zu unserem 15-jährigen geben. Das Jubiläums-Konzert wird am 19.12.08 im Spektakulum zu Düsseldorf/Benrath stattfinden, mit ehemaligen und vielleicht sogar auch schon mit einem neuen Bandmitglied, die Inge wird nämlich nächstes Jahr zum ersten Mal Mutter und zieht sich Ende des Jahres aus dem Livesegment zurück. Darüber hinaus sind wir auf den kommenden Großveranstaltungen des Genres vertreten, wie dem Ultima Ratio 2008 und dem Ragnarök 2009. Eine Frühjahrs-Tour für 2009 ist in Planung, voraussichtlich im Package zusammen mit OBSCURITY und KROMLEK. Alle weiteren Informationen können auf unserer Homepage oder auf unserer MySpace-Seite entnommen werden.

Erika:
Zum Schluss noch Raum für ein Statement von euch an die Leser des POWERMETAL.de-Magazins: Was wollt ihr loswerden?

Frost:
Wir hoffen natürlich, dass "Noor" weiter so super gut ankommen wird und die Metalheads weiterhin viel Freude mit uns haben werden. Es wäre schön, wenn wir auch mal die Chance dazu bekämen, auf den großen Metal-Festivals wie beispielsweise Wacken, Summer Breeze, Bang Your Head oder With Full Force zu spielen. Leider hat man da als deutsche Band und ohne größere Plattenfirma im Rücken recht wenige Chancen. Also Freunde, nervt die Verantwortlichen in den Foren der Festivals und bombardiert sie mit Mails, wenn ihr uns dort sehen wollt! Wir freuen uns auf jeden Fall auf das kommende Jahr 2009, denn wir haben das Gefühl, dass es ein sehr gutes Jahr für uns werden wird!
Danke an das gesamte POWERMETAL.de-Team und natürlich an dich Erika, ein schönes Julefest an dich und alle, die uns in den letzten 15 Jahren unterstützt haben! Auf die nächsten 15!
Stay Brood!

Redakteur:
Erika Becker

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