AGORAPHOBIA: Interview mit Metalheinz

10.10.2005 | 17:59

Mit "Sick" veröffentlichten AGORAPHOBIA dieser Tage ihr neues Langeisen. Bis jetzt war man vor allem im hiesigen Underground aktiv. Ich hatte unter anderem die Freude, diese Band auf dem Baden Metal Festival im Weinheimer Café Central live erleben zu dürfen. Dabei habe ich unter anderem die Bekanntschaft mit Metalheinz gemacht, dem ich, aber auch den restlichen Bandmitgliedern, an dieser Stelle noch einmal danken möchte, mir dieses Interview möglich gemacht zu haben.

Tobias:
Wie hat sich eure bisherige Laufbahn als Band gestaltet? Gib uns allen zum Anfang erst einmal einen Einblick in das bisherige Schaffen und die musikalische Entwicklung AGORAPHOBIAs.

Metalheinz:
AGORAPHOBIA wurde Mitte 1989 von Michael Schmitt zusammen mit Bob Schätzle und Andreas Rigo in Meckesheim / Mönchzell gegründet. Als Sänger konnte man damals Boris Stefan verpflichten und so war das erste Line-Up perfekt. Schnell entwickelte sich dann, von Bands wie CARCASS, PESTILENCE, MORBID ANGEL, CORONER, ENTOMBED und METALLICA etc. beeinflusst, ein eigener Stil. Im Juli 1990 wurde das erste Demo "Premature Inhumation" im Beathouse Tonstudio aufgenommen. Es wurde dann schnell, durch die guten Kritiken in den verschiedenen Heavy-Metal-Underground-Fanzines und das damals noch übliche Tapetrading, sehr bekannt und in kürzester Zeit weit mehr als 500 Mal verkauft. Die musikalische Weiterentwicklung veranlasste Michl schon im Herbst 1990 dazu, auf Grund seines zunehmend zweistimmig geprägten Songwritings, nach einem zweiten Gitarristen Ausschau zu halten. Durch den gemeinsamen Freund Volker Funk kam dann Heinz Steinhauser in die Band. AGORAPHOBIA spielte etliche gute Konzerte mit Bands wie ULCEROUS PHLEGM, BLOOD und PUNGENT STENCH etc. Und im Juli 1991 wurde, erneut im Beathouse Tonstudio, die 7" LP "Wailing Of Souls" eingespielt, welche zuerst bei einem Unterlabel von Nuclear Blast herauskommen sollte. Daraus wurde aber nichts und so brachte man "Wailing Of Souls" endlich im Spätjahr 1992 auf dem griechischen Label Black Power Records heraus. (Im Jahre 1993 lösten sich AGORAPHOBIA schließlich auf. – Anm. d. Verf.)

Tobias:
Ihr habt euch nach dem Ende von AGORAPHOBIA wieder mit einer neuen Zusammensetzung formiert. Durch den Einstieg so vieler neuer Mitglieder habt ihr bestimmt einiges an neuen Einflüssen gewonnen. Hat sich der Stil AGORAPHOBIAs dadurch verändert und bestehen Unterschiede zu eurer 92er "Wailing Of Souls"?

Metalheinz:
Der Stil hat sich dahingehend geändert, dass wir heute alle älter und erfahrener sind, wodurch unsere Musik wohl sehr viel ausgeglichener und eingängiger klingt als früher, ohne dabei aber die nötige Aggression zu verlieren. Auch sind wir heute nicht mehr ganz so hektisch. Wir schreiben die Songs heute mehr im Midtempobereich, was das Headbanging und das Abmoshen enorm begünstigt. Es ist einfach total geil, wenn man vor der Bühne lauter durchgeknallte Metal-Freaks sieht, wie sie heftig bangen und herummoshen. Was die Einflüsse angeht, so sind wir natürlich durch das jahrelange Hören der unterschiedlichsten Spielarten des Heavy Metal sehr viel flexibler als vor 13 Jahren. Deshalb vereinen wir auch Tradition mit Moderne.

Tobias:
Wie haben eure alten Fans auf die Reunion reagiert?

Metalheinz:
Diejenigen, welche heute noch Metal hören und es mitbekommen haben, freuten sich darüber. Es gibt allerdings viele, welche heute diese Musik nicht mehr hören und Familie haben oder es schlichtweg noch nicht mitbekommen haben. Deshalb sind wir auch so darüber erfreut, dass wir so viel junges Publikum begeistern können.

Tobias:
Mit "Sick" habt ihr euer Album passend betitelt, so zieht sich dieses Thema des Krankseins, als auch Hass und Wut, quer durch das ganze Album. Stand dafür ein bestimmtes Konzept im Vordergrund?

Metalheinz:
Du musst dich einfach in unserer Gesellschaft umsehen, dann wirst du dieses kranke Konzept schon erkennen. Wir sprechen nur aus, was viele von euch denken und ebenso fühlen oder bereits erfahren haben. Das sehen wir besonders darin, dass es mittlerweile einige gibt, welche unsere Texte auf Konzerten mitsingen. Das würde niemand tun, wenn er nicht die gleichen Empfindungen hätte.

Tobias:
Ihr bezeichnet euren Stil als Death-Core, womit ich auch übereinstimmen würde. Beim Anhören eurer neuen CD "Sick" sind mir unter anderem einige Parallelen zu DISBELIEF aufgefallen. Gehören diese zu euren musikalischen Einflüssen bzw. welche habt ihr?

Metalheinz:
Sorry, aber DISBELIEF haben wir bis vor kurzem nicht einmal gekannt. Unsere Einflüsse sind absolut vielschichtig, eben all die Bands, welche wir früher und über die letzten Jahre gehört haben. Da kommt bei sechs Musikern so einiges zusammen und daraus hat sich jetzt eben "Sick" entwickelt. Du hörst ja was dabei herausgekommen ist.

Tobias:
Bist du noch mit deinem Nebenprojekt TE-DEUM aktiv? Wie unterscheidet sich diese Gruppe zu AGORAPHOBIA? Haben die anderen Bandmitglieder ebenfalls noch Nebenprojekte?

Metalheinz:
Nein, bei TE-DEUM bin ich nicht mehr dabei, nur Michael und Heiko sind da weiterhin aktiv. TE-DEUM machen eine Art "Nu-Melodic-Rock" und sind daher keinesfalls mit AGORAPHOBIA zu vergleichen. Somit stört das auch nicht, dass Heiko und Michael hier dabei sind. Im Gegenteil, wir sind alle sehr miteinander befreundet und besuchen uns gegenseitig auf unseren Konzerten. Das gilt auch für SILENT OVERDRIVE, wo unser Maik auch als Schreihals fungiert.

Tobias:
Wenn ich mir so die Termine der Gigs in der letzten Zeit anschaue, fällt mir auf, dass ihr verstärkt live auftretet. Ihr konntet so unter anderem schon als Support–Act für SODOM auftreten. Haben sich diese Auftritte bereits ausgezahlt und wo werdet ihr in der nächsten Zeit auf Deutschlands Bühnen vertreten sein?

Metalheinz:
Ja das wäre schön, wenn sich das auszahlen würde! Wir machen unsere Gigs bisher alle selbst, haben keinen Booker, kein Management und auch kein Plattenlabel. So sind wir immer hocherfreut, wenn uns jemand die Möglichkeit gibt, bei ihm aufzutreten und das ist heutzutage nicht mehr ganz so einfach, bei dem ständigen Sterben der Heavy-Metal-Locations. Es muss uns allen gelingen wieder mehr "Nachwuchs" an den Metal heranzuführen und somit diese unheilvolle HipHop-und Techno-Welle einzudämmen. Somit werden wir von AGORAPHOBIA jede Chance nutzen, unsere Musik über euch hereinbrechen zu lassen und euch die bestmögliche Unterhaltung zu bieten. Termine hierzu findet man immer aktuell auf unserer Homepage.

Tobias:
Es handelt sich bei "Sick" um eine Eigenproduktion, bei der ihr unter anderem auch das Cover selbst entworfen habt. Wobei sich das Ergebnis, wie auch das komplette Album in sich selbst, wahrlich sehen lassen kann. Welche Schwierigkeiten stellen sich denn bei einer Eigenproduktion, bzw. stellten sich euch dabei?

Metalheinz:
Das mag jetzt etwas vermessen klingen, aber wenn man schon so lange dabei ist wie wir, mittlerweile sein eigenes Studio hat und über ein gutes Netzwerk verfügt, dann ist die größte Schwierigkeit alle Meinungen und Geschmäcker der Musiker so gut wie möglich auf das gemeinsame Ziel zu fokussieren. Schließlich sind wir als Band eine Familie und wollen auch, dass sich alle nahezu zu 100% in der fertigen CD wiederfinden. Als junge Band hat man da andere Schwierigkeiten, da geht es ums Geld für den Studioaufenthalt, dann redet einem ständig der Pseudo-Produzent dazwischen, Ahnung vom Sound hat man auch nicht besonders, die Zeit ist immer viel zu knapp und das Cover wird von der Freundin mit Buntstiften gemalt. So geht das dann weiter bis die Herren auftauchen, welche einem erzählen, dass sie dich berühmt machen usw. Für all diesen Mist sind wir heute glücklicherweise viel zu alt und abgebrüht. Wir haben nur noch kreative Diskussionen und Spaß miteinander.

Tobias:
Seid ihr eine politisch animierte Band? Ihr habt unter anderem – wenn mich nicht alles täuscht - ein Bild Hitlers zum Song 'Misanthropist' im Booklet abgedruckt.

Metalheinz:
Wer ist politisch und wer nicht? Wir machen uns in unseren Texten Gedanken und haben versucht diese Gedanken durch die Verwendung bestimmter Bildcollagen dem Leser und Zuhörer näher zu bringen. Was passt besser zu einem Text über Misanthropen als eine Ansammlung der durchgeknalltesten Deppen dieser Gruppe inmitten gestapelter Totenköpfe des Indochinakrieges? Jetzt muss sich nur noch jeder seine Gedanken dazu machen und für sich überlegen, wie er zu all dem steht.

Tobias:
Wie sieht eure Zukunft aus, was habt ihr noch vor und was wollt ihr erreichen?

Metalheinz:
Wir wollen mit euch Spaß haben, Bier saufen und weiterhin geile Konzerte für durchgeknallte Metal-Heads spielen. Und das alles so oft wie möglich und vor so vielen wie möglich!!!

Tobias:
Zum Schluss vielleicht noch ein paar letzte abschließende Worte.

Metalheinz:
Wer nicht säuft und wer nicht fickt, der wird verrickt ! --- Bumsen und besoffen sein, des kleinen Mannes Sonnenschein ! --- Heavy Metal, nix im Schädel !
Grüße und Dank.

Redakteur:
T. S.

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