ARNHEIM METAL MEETING: Interview mit Roman Hödl

26.10.2007 | 11:33

Das Arnheim Metal Meeting steht an, am 1. Dezember steigt die Mega-Party, bei der Bands wie ASPHYX, SATYRICON oder SODOM spielen. Wie es der Organisator Roman Hödl geschafft hat, solche Größen über Jahre hinweg nach Arnheim zu locken und warum dieses Jahr das letzte Metal Meeting ansteht? Über solche Fragen hat der Metal-Maniac mit Henri Kramer gesprochen.

Henri:
Du hast das Arnheim Metal Meeting vor drei Jahren zum ersten Mal veranstaltet. Warum?

Roman:
Der Grund war fast der gleiche, warum ich vor 15 Jahren mit Bookings von Bands angefangen habe: Andere Veranstalter buchten nicht die Gruppen, die ich als Metal-Fan sehen wollte. Dazu gab es auch in den 90ern schon bestimmte Booker, die Konzerte oder Festivals ankündigten und danach - als die Karten verkauft waren - einzelne Bands wieder aus dem Programm nahmen. Mit meiner Booking-Agentur TMR und dem Arnheim Metal Meeting möchte ich beweisen, dass es auch fan- und bandfreundlicher geht, also ohne Abzocke. Die großen und bekannten Bands bekommen woanders sicher höhere Gagen, aber im Nachhinein hat sich noch nie eine Band beklagt, die beim Arnheim Metal Meeting auf die Bühne gestiegen ist.
Dieses Festival unterscheidet sich unter anderem dadurch, dass wir jede Band auf dem Billing auch bezahlen und diese sich nicht wie bei anderen Festivals oder Tourneen durch sich selbst oder über Anzeigen oder Sponsoring der Plattenfirmen - also verdeckt - reinkaufen müssen. Auch dürfen die Bands selbst ihre Merchandise-Preise bestimmen - und wir verlangen keine Prozente vom Umsatz. Im Gegenteil, wir stellen ihnen selbst einen kostenlosen Merchandiser zur Verfügung, wenn sie einen brauchen.
Für die Besucher schließlich bietet das Arnheim Metal Meeting gute Livebands aus der extremen Metal-Ecke - und eine saugute Stimmung. Es hört sich vielleicht sehr egoistisch an, aber ich buche fast nur Bands, die mir persönlich gefallen und die auf Rockstar-Gehabe verzichten. Daneben probieren wir exklusive Bands zu verpflichten, nämlich solche, die nicht schon jedes Jahr auf den großen Sommerfestivals in den Niederlanden oder gegebenenfalls auch in Deutschland spielen.

Henri:
Und wie war die Resonanz?

Roman:
Überwältigend. Unser Team hat es geschafft, dass die Bude gleich beim ersten Mal ausverkauft war! Wir hatten 2004 Bands wie SAMAEL, UNLEASHED, SUFFOCATION und ENTOMBED am Start, aber eben auch andere saugute Sachen wie GOREROTTED, IMPALED NAZARENE, 1349, INHUME und DESASTER. Diejenigen, die die Location nicht kennen: Das Musis Sacrum ist ein 1888 gebautes Theater mit einem schicken und zugleich urigen Flair. Hier werden auch Aufführungen von Beethoven und Strauß präsentiert. Normalerweise denkt niemand an Metal, wenn er das Gebäude betritt, haha.

Henri:
Nun soll das Arnheim Metal Meeting in diesem Jahr zum letzten Mal stattfinden...

Roman:
Wahrscheinlich schon. Mein Team und ich mieten nun schon zum vierten Mal das gesamte Gebäude mit drei Sälen und drei Bühnen - das finanzielle Risiko ist da schon sehr groß. Das heißt, die Kosten sind so hoch, dass sich das ganze Festival nur bezahlt macht, wenn wir fast ausverkauft sind. Vorteil für mich ist, dass ich nicht von meinen Bookings leben muss, ich mache dies als Hobby nebenbei. Es brauchen aber wie 2005 nur einmal weniger Besucher zu kommen - an dem Tag gab es extremen Eisregen - und ich habe ein großes Problem. Dies sollte nicht sein.
Da aber die Gagen der Bands immer höher werden und auch die übrigen Kosten steigen, bräuchten wir einen Großsponsor zum Überleben. Solche Sponsoren gibt es ja, in Form von Plattenfirmen... Nur verkaufe ich meinen Seele lieber nicht an einen Teufel, der dann bestimmt, was Sache ist und sich den Einfluss ins Programm erkauft. Wenn es also das letzte Mal ist, und davon gehe ich jetzt aus, dann wird es nächstes Jahr kein Arnheim Metal Meeting in dieser Form im Musis Sacrum geben. Mit Festival-Organisationen mache ich aber sicher weiter, nur dann eben in anderen Clubs oder Städten.

Henri:
Wenn du zurück blickst: Was waren die schönsten Auftritte, die du erlebt hast?

Roman:
Beim Arnheim Metal Meeting waren das die Shows von SUFFOCATION und UNLEASHED 2004, THYRFING, VOLBEAT, ENSLAVED und TOTENMOND 2005 sowie PUNGENT STENCH, IMMOLATION und ANATHEMA 2006. Leider sieht man als Organisator die meisten Auftritte überhaupt nicht oder verpasst einige Minuten, weil man unter Dauerstress steht. Erst bei der Aftershowparty gehts dann endlich zur Sache. Diese wird dieses Jahr im Willemeen Club in der Nähe des Festivals stattfinden. Dort spielen dann STORMRIDER, Europas beste Metal-Coverband!

Henri:
Beschreibe an dieser Stelle kurz dein Engagement in der Szene: Wo hast du mitgemischt, wo bist du noch aktiv?

Roman:
Ui, da kommt so einiges zusammen. Angefangen hab ich Mitte der 80er als Tapetrader, wie so manch anderer auch. Danach musste ich natürlich die Gitarren-Axt zur Hand nehmen und spielte in holländischen Bands wie SIMPLY DEATH, MINDROT, CYBERGOD und PULVERIZER. PULVERIZER gibt es immer noch, nur spielen wir eher selten, da die Band momentan keine Priorität hat. Nebenbei habe ich aktiv beim ANTHRAX/ TESTAMENT-Fanclub mitgemischt und Reviews für das Violent Moshground Magazine geschrieben. Das war noch richtig urig, mit kopierten Seiten und so. Das ist die Basis vom Metal. Nach einigen Jahren hab ich mich bei Hollands und Belgiens größtem Metal Magazin, dem Aardschok, gemeldet, wofür ich jetzt schon sieben Jahre schreibe und Fotos mache.
Zwischendurch organisierte ich hin und wieder kleine Clubshows und Festivals in der Region - und habe in Holland mitgeholfen, den Metal Battle zu etablieren. 2004 schon, wohlgemerkt. Leider haben wir uns den Namen damals nicht patentieren lassen, haha. Erst ab 2005 wurde das Ganze etwas professioneller. Da habe ich mich beim Finanzamt als Firma anmelden müssen, da laut denen mein Hobby kein Hobby mehr war, sondern zu etwas viel Größerem mutierte, nämlich TMR Music Promotions, meine eigene Booking Agentur. Die hat jetzt Priorität.

Henri:
Zurück zu dieser Ausgabe des Arnheim Metal Meetings: Du hast ein sehr starkes Billing zusammengestellt. Beschreibe kurz für jede Band, beginnend von der ersten bis zur Hauptband SATYRICON, warum du sie eingeladen hast.

Roman:
Ich werde mich kurz fassen, da die Kenner der Szene eh schon wissen, um welche Bands es sich jeweils handelt.

SEVERE TORTURE: Trotz Kritik des CANNIBAL CORPSE-Rip-Offs sind sie eine der besten Bands aus Holland. Die neue Scheibe erscheint kurz vorm Festival und killt!

CYPHER: Moderner Death/Thrash aus NL. Sie klingen live um einiges brutaler als auf CD.

HAEMORRHAGE: Das Party.San lässt grüssen: Genialer Gore-Death aus Madrid, wir lieben Groove!

OBSIDIAN: Underground-Tip aus den Niederlanden!

PANCHRYSIA: Geiler Black Metal aus Belgien, damit diese Ecke nicht vernachlässigt wird.

CRUACHAN: Eine völlig unterbewertete Band aus Dublin. Sie spielten schon Folk Metal als andere noch Pampers trugen.

PRIMORDIAL: Sie kommen auch aus Dublin und sind eine starke Liveband. Das neue Album ist geil! Dazu kommen traditionell viele Iren nach Arnheim. In Dublin alleine wurden schon mehr als 40 Tickets fürs Arnheim Metal Meeting 2007 verkauft!

HOLY MOSES: Ich liebe Sabina!

MARDUK / UNLEASHED / VREID: Die drei Bands sind gerade auf Europa-Tour, also eine mehr als gute Basis für ein Festival wie das Arnheim Metal Meeting. Auch sind von allen drei Bands die letzten Scheiben mehr als empfehlenswert.

HOLLENTHON: PUNGENT STENCH sind (leider) tot. Aber HOLLENTHON werden im kommenden März ihre neue Platte veröffentlichen - und wir haben die erste Show seit drei Jahren!

NIFELHEIM: Ein seltener Festivalgast mit Musikern von NECROPHOBIC. Die neue Scheibe ist geil – und sie kommen mit einer blutigen Show!

SODOM: Die sind immer gut und in Holland ein zu selten gesehener Gast. Ich habe sie auch gebucht, um den Thrashfaktor zu steigern - sonst stünden HOLY MOSES alleine da.

ASPHYX: Ohne Worte. Ich habe die Band schon 1989 gebucht, sie sind alte Bekannte. Und ich habe mich sofort auf sie festgelegt, nachdem ich von der Reunion hörte.

SATYRICON: Eine geile Band, das letzte Album war super. Es gibt viele Fans in den Niederlanden, doch sind die Norweger hier nur selten zu bewundern. Diese Band wird nächstes Jahr noch größer, deswegen buche ich sie jetzt, da sie noch halbwegs zu bezahlen sind.

Henri:
Was sollten Fans aus Deutschland beachten, wenn sie zu eurem Fest kommen wollen?

Roman:
Sichert euch rechtzeitig Tickets und einen Übernachtungsplatz. Letztes Jahr gab es beim Musis Sacrum keine Tageskasse mehr, da drei Tage vor dem Festival alle Tickets verkauft waren. Dieses Jahr erwarten wir wieder ein volles Haus. Auch gibt es fast keine bezahlbaren Hotels in Arnheim: Ich empfehle euch noch ein Bett in der Jugendherberge Stay Okee zu sichern. Oder ihr verbleibt im etwas teureren Best Western Hotel Haarhuis. Parkplätze sind Mangelware. Dazu ist Bier in ganz Holland eher teuer, Rauchen aber erlaubt!

Henri:
Ich weiß, haha. Hast du ein paar letzte Worte an die Leser von Powermetal.de?

Roman:
Auch wenn es manchen Leuten schwer fällt, kommt doch einmal nach Holland. Es wird die Party des Jahres!

Infos unter http://www.arnhemmetalmeeting.com oder http://www.tmr-music-promotions.com

Redakteur:
Henri Kramer

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