BELPHEGOR: Interview mit Helmuth

30.07.2008 | 18:54

Kurz, knackig und nicht zu süß, so präsentiert sich das Interview mit BELPHEGOR-Bandkopf Helmuth zum neuen Album "Bondage Goat Zombie". Und um dem gerecht zu werden, fangen wir auch gleich an.

Lars:
Hi Helmuth, wie geht's?

Helmuth:
Geht scho, muss wieder hochdeutsch reden, voll die Scheiße.

Lars:
Ach, passt schon, kannst auch weiterhin so reden wie du möchtest.

Helmuth:
Verstehst du das überhaupt?

Lars:
Das geht schon, hier in Franken sprechen die auch 'ne seltsame Zunge.

Helmuth:
Ah, guad, dann komma schon zam.

Lars:
Sach mal an, wie waren denn die Reaktionen bisher?

Helmuth:
Also in dieser Woche hab ich schon 50 Interviews gemacht, also was man bis jetzt hört, naja, wie immer. Mal gut, mal nicht gut.

Lars:
Woran könnte das liegen, hat sich denn in deinen Augen viel verändert?

Helmuth:
Wir haben viele Melodien am Start diesmal, es musste aber trotzdem noch sehr dämonisch klingen, etwas epischer. Natürlich sind unsere Blast-Beat-Sachen mit dabei, und die Optik ist natürlich die Stärke von unserem Album. Mit 'Stigma Diabolicum' haben wir erstmals auch eine Hymne am Start. Ist auf jeden Fall sehr brachial geworden, wir haben unsere Roots nicht verleugnet, wir stehen für brachiales und extremes Liedgut und genau das wollten wir wieder erreichen. Das war der Masterplan.

Lars:
Meinst du, mit den vielen Melodien habt ihr den sicheren Durchbruch in die Oberliga in der Hand?

Helmuth:
Das werde ich schon seit "Luzifer Infestum" gefragt, über so was mach ich mir schon lange keinen Kopf mehr. Schaun wir mal, was es taugt, da muss man schon etwas ernster sein, das ist ja auch alles ernstes Blablabla (lacht).

Lars:
An die Mischpulte habt ihr ja wieder Andy Classen gekriegt (DEW-SCENTED, KREATOR).

Helmuth:
Ja, klar wieder bei Andy, hat auch wieder einen super Sound vollbracht, sehr differenziert. Das Album klingt natürlich trotzdem sehr animalisch, net so ein Tralala in die Beine, sondern schon eine richtige Arschlochband. Das ist mir schon wichtig, dass wir sehr dämonisch klingen.

Lars:
Was genau hat es denn mit diesem seltsam komplizierten Titel "Bondage Goat Zombie" auf sich?

Helmuth:
Das werd ich dir jetzt gleich erklären. Es geht auf diesem Album in erster Linie um Bondage- und SM-Praktiken, und um den Marquis de Sade, daher das Bondage. Der Goat ist unser Trademark seit dem Ende der Neunziger und Zombie ist für die meisten Leute etwas, das auf dem Planeten herumtorkelt und Luft verbraucht, und der Titel ist für BELPHEGOR typisch, daher ein Wortspiel.

Lars:
Wie kam's zum Konzept?

Helmuth:
Ganz natürlich (lacht). Wir haben den Marquis de Sade und seine Werke in jedem Album irgendwie schon verwertet, textmäßig, seit 'Blackest Ecstasy' (auf der "Blutsabbath") und jetzt haben wir einfach mal gesagt, nehmen wir wieder Marquis de Sade und Bondage, Sadomaso und Satan. Das gibt zusammen Sex und Satan und das haben wir halt gemacht. Also nicht nur über seine Schriften, sondern auch über sein Leben, das war ja eigentlich auch interessant. Er hat zum Beispiel die Todesstrafe wegen Sodomie bekommen, nicht etwa durch seine Schriften oder Theateraufführungen, was man eher denken würde. Und er war auch lange auf der Flucht vor diesen Moralistenschweinen. Je mehr die ihn herausgefordert haben, desto mehr hat der die angespuckt.

Lars:
Auf eurem neuen Album stechen ja drei Tracks ganz besonders aus der üblichen Mischung heraus, zum Beispiel 'Sex Dictator Lucifer'.

Helmuth:
Der ist vielleicht schon ein bisschen anders, aber trotzdem ein typischer BELPHEGOR-Song. Wir sind keine von den Bands, die immer dasselbe Album veröffentlichen. Ich geh so ran, dass ich erst den Text und dann das Riffing mache, und bei 'Sexdictator Lucifer' geht es um einen Mann, der seiner Frau gegenüber sehr dominant ist, und die Frau, die sehr devot ist. Und da passte es halt, das Ganze sehr martialisch zu machen. Da ist die Musik ganz von allein gekommen. Mag sein, dass es nicht typisch ist, aber der Text ist halt auch original von Marquis de Sade übernommen, und da passte das einfach. Da bin ich auch stolz drauf, ein sehr gelungenes Experiment.

Lars:
Das wurdet ihr bestimmt schon häufiger gefragt, aber könnt ihr euch vorstellen, eine Platte komplett in einer Sprache rauszubringen, zum Beispiel Deutsch?

Helmuth:
Ne, das ist fad. Das Deutsche hab ich jetzt seit '94 ausprobiert, und mit dem Lateinischen und dem Englischen, das passt einfach gut zusammen, wir haben auch immer viele Originaltexte am Start, und die Originale sind halt meist viel blasphemischer, und wenn du das dann übersetzt, hört sich das eher blöd oder witzig an.

Lars:
In einem Interview mit POWERMETAL.de hat Glenn Danzig mal erwähnt, dass ihr zurzeit seine absolute Lieblingsband seid. Interessiert dich so was eigentlich noch?

Helmuth:
Ich liebe DANZIG, das war unsere erste US-Tour, ich bin ein extremer DANZIG- Fan. Ich mag seine Musik auch extrem gerne. Er ist für mich einer der wenigen Sänger, der klar singen kann und trotzdem aggressiv rüberkommt, nicht die normale Heulschiene. Einer der besten Sänger derzeit, der ist über 50 und gibt noch Gas, das ist wirklich unglaublich, was der für Energie hat. DANZIG ist auf jeden Fall einer von den Besten. Das bedeutet mir auf jeden Fall was. Eine echte Ehre. Der war immer sehr nett zu uns und hat uns auch viel vertraut, ich kann das nicht nachvollziehen, was andere immer über ihn sagen, vor allem wenn sie ihn nicht kennen. Das ist bei uns ja auch so, die Leute sagen immer, wir wären arrogant und so einen Scheiß. Das ist Bullshit, wir sind introvertiert, aber nicht arrogant, das wird, jeder der uns kennt, bestätigen können. Aber so ist das halt, die Leute machen sich keine Gedanken, jeder schreibt halt, was er will.

Redakteur:
Lars Strutz

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