BLOODBATH: Interview mit Anders Nyström

01.01.1970 | 01:00

Das wurde auch Zeit: Mit "Nightmares Made Flesh" haben BLOODBATH endlich den Mantel eines Old-School-All-Star-Projekts abgestreift und eine Platte vorgelegt, die in der mittlerweile verdammt vielschichtigen Deathster-Szene ohne weiteres für sich stehen kann. Eine Ansammlung von "Stars" ist die Truppe nach wie vor, aber darüber kann man bei solch mitreißenden Werken gerne hinwegsehen.
Star-Klampfer Anders Nyström (KATATONIA) war mein Gesprächspartner:

Rouven:
Wie sind denn die Reaktionen auf "Nightmares Made Flesh" ausgefallen?

Anders:
Uns applaudiert jeder für dieses Album, und das ist klasse!

Rouven:
Wo liegen denn in deinen Augen die Hauptunterschiede zwischen dem neuen Teil und "Resurrection Through Carnage"?

Anders:
Also, das erste Album hatte eine richtige Retro-Produktion, klassisch für den schwedischen Death Metal der alten Schule, Sunlight-Sound eben. Es war primitiver und hatte kaum Blasts, Doublebass-Drums oder Soli. Extrem kraftvolle, aber monotone Vocals.
Das neue Album ist definitiv heavy, kombiniert aber die eher rohen Elemente mit profesionelleren Arrangements. Wir haben eine moderne Produktion, viel mehr Abwechslung in den einzelnen Songs, mehr Blasts, schnelle Doublebass, Gitarrensoli und sehr variierende Vocals.
Wir haben einen Schritt nach vorne gemacht im Vergleich zu dem "Witz", aus dem die Band Ende der Neunziger entstand. Weißt du, wenn man mehr Platz hat, sich stilistisch auszubreiten und fähigere Musiker, mehr Talent, um damit rumzuspielen, dann ist das glaube ich eine ganz normale Entwicklung.
Außerdem kannst du ein Tribute-Album zum Retro-Sound nicht immer und immer wieder aufnehmen. Das musst du sein lassen, bevor aus dem Tribut eine Parodie wird. Dieses Mal hatten wir alle das Verlangen, den Leuten zu zeigen, was BLOODBATH wirklich können und worum es uns geht, drei Komponisten mit unseren eigenen Stilen und Vorlieben, und außerdem zwei neue, talentierte Musiker, die zeigen, was die Death-Metal-Elite so drauf hat.

Rouven:
Wer ist denn der Hauptsongwriter bei euch? Oder, anders gefragt, wie schreiben BLOODBATH einen Song?

Anders:
Wie gesagt, wir haben eigentlich drei Leute, die Songs schreiben. Wir schreiben unsere Songs in der Regel alleine. Dieses Mal hat jeder vier Songs geschrieben und diese dann daheim als Demo aufgenommen. Dann haben wir uns im Studio getroffen und die Songs den anderen vorgespielt. Axenroth (Drums - d. Verf.) und Tägtgren haben die Songs dann auch zum ersten Mal gehört.
Wir proben und üben nie, und das haben wir auch in der ganzen Geschichte von BLOODBATH noch nicht gemacht. Das funktioniert auf diese Art und Weise wunderbar, weil wir so wissen, zu was wir in der Lage sind, und wir haben großes Vertrauen in uns und die anderen als Songwriter. Wir sind sehr auf die Arbeit konzentriert und professionell im Studio, von daher ist das nie ein Problem.

Rouven:
Werden wir BLOODBATH wirklich bald auf der Bühne sehen mit dem neuen Line-Up?

Anders:
Ich kann zwar nicht versprechen, dass unser aktuelles Line-Up auch das sein wird, welches man dann auf der Bühne sieht, aber wenn, dann nah dran.

Rouven:
Wie wichtig ist das Projekt BLOODBATH für die einzelnen teilnehmenden Musiker eigentlich? Immerhin habt ihr ja alle eine oder mehrere Bands "nebenher".

Anders:
Es geht uns nur um persönliches Entertainment und darum, dass wir bei BLOODBATH das tun und tun können, was wir mit unseren Hauptbands schon lange nicht mehr machen können oder wollen. BLOODBATH ist für niemanden die absolute Priorität, dennoch konzentrieren wir uns auf die Band und nehmen die Sache sehr ernst, denn immerhin nehmen wir auch Alben auf. Und natürlich soll das Ganze auch Spaß machen!

Rouven:
Was in aller Welt habt ihr mit Peter für diese geile Vocal-Performance angestellt?

Anders:
Wir haben ihm tiefer grunzen lassen als er das gewohnt ist. Wir haben ihn für die perfekten Takes wirklich enorm angetrieben. Er hat das alles schon in sich, aber bei HYPOCRISY singt er eher im mittleren Bereich. Und ich glaube, er hat noch nie so viel tief gegurgelt wie jetzt für BLOODBATH - wir sind verdammt zufrieden mit dem, was er erreicht hat!

Rouven:
Wieso eigentlich dieses extreme Splatter-Image? Gehört das zur Hommage an die frühen Neunziger dazu?

Anders:
Ja, im Prinzip schon. Darum geht es doch beim Death Metal: Die bösen, schlechten Dinge.

Rouven:
Welche Ziele willst du mit BLOODBATH erreichen? Welche habt ihr bereits erreicht?

Anders:
Wir haben uns eigentlich keine Ziele gesetzt. BLOODBATH fing als Tribute-Witz an, den eigentlich niemand ernst genommen hat. Und jetzt sind wir hier, mit zwei wunderbaren Alben im Gepäck, mit großartigen Line-Ups, die sich noch ändern werden und dies auch getan haben. Für mich wäre es das einzige Ziel, auch mal auf die Bühne zu gehen und das richtig "zu Ende" zu bringen, was wir mal angefangen haben.

Rouven:
Wo siehst du die Band in fünf oder zehn Jahren?

Anders:
In fünf Jahren hoffe ich, dass wir noch ein weiteres Album veröffentlicht haben und unzählige Live-Shows gespielt haben. In zehn Jahren gibt es die Band bestimmt nicht mehr.

Rouven:
Vermisst ihr Mikael Åkerfeldt? Ich vermisse seine Stimme ... wie wäre es denn mit einem Duett mit Peter?

Anders:
(lacht) Ja, warum nicht? Death-Metal-Duette rulen!

Rouven:
Gibt es irgendetwas, was du schon immer mal loswerden wolltest, in einem Interview bisher aber nie gefragt wurdest?

Anders:
Uh ... da fällt mir jetzt spontan nichts ein. Vielleicht wenn ich mal darüber nachdenke.

Rouven:
Und die unumgängliche Nonsens-Frage: Wenn eure Band eine Pizza wäre, welcher Belag müsste dann drauf sein?

Anders:
Schinken ... Käse ... Zwiebeln ... hmm, wie wäre es, die Oliven runter zu lassen und stattdessen ein paar menschliche Augen draufzuschmeißen? Pizza Corpsarella? (lacht)

Rouven:
Welche Scheiben rotieren denn momentan besonders oft bei dir?

Anders:
Oh, zu viele, um alle nennen zu können ... aber im Prinzip alles von der neuen UNLEASHED bis zur neuen EUROPE.

Rouven:
Zum Schluss noch irgendwelche schlauen letzten Worte an unsere Leser?

Anders:
Surft auf http://www.bloodbath.biz vorbei und holt euch etwas Merchandise - und seit bereit, eure Schädel im nächsten Jahr blutig zu bangen, wenn BLOODBATH die verdammte Bühne betreten!

Redakteur:
Rouven Dorn

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