CAFFERY, CHRIS: Interview mit Chris

03.04.2005 | 22:01

CHRIS CAFFERY ist wohl hierzulande einer der beliebtesten Metal-Musiker überhaupt. Die umjubelten Gast-Auftritte beim letztjährigen Wacken-Open-Air bei DORO und SAXON seien nur als ein Beispiel genannt. Hauptamtlich ist er mit einer kurzen Unterbrechung seit 1987 bei SAVATAGE in Lohn und Brot. Aber spätestens seitdem es dort, aus welchen Gründen auch immer, veröffentlichungstechnisch ziemlich stockt, lebt der amerikanische Gitarrist seine offensichtlich stark vorhandene Kreativität auf Solo-Alben, beim TRANS-SIBERIAN-ORCHESTRA-Projekt oder zusammen mit ehemaligen SAVATAGE-Kollegen wie Zak Stevens und dessen CIRCLE II CIRCLE-Band, für die er zahlreiche Stücke geschrieben hat, aus. Auch die DR. BUTCHER-Scheibe, die Chris einst mit Jon Oliva gemacht hat, wird dieser Tage mit Bonus-Titeln wiederveröffentlicht. Zudem steht die erste Tour als Solo-Künstler vor der Tür, die den sympathischen Gitarristen im Laufe des Jahres hoffentlich auch nach Deutschland führen wird. Grund genug also dem guten Chris mal ein paar Fragen zu stellen.


Martin:
Chris, dein großartiges Solo-Debüt "Faces" ist hier bei uns in Deutschland nun ein paar Monate draußen. Was machst du denn zur Zeit gerade so?

Chris:
Ich bereite mich gerade auf meine allerersten Shows vor, bei denen ich den Leadsänger abgebe. Die Tour startet am 28. April in New York City.

Martin:
Dein Solo-Debüt "Faces", auf dem du eben erstmals auch singst, enthält klassischen SAVATAGE-Stoff, wie beispielsweise 'Never', aber auch brettharte Tracks wie 'Pisses Me Off'. Und auf "God Damn War" [welches "Faces" in der limitierten Auflage als Bonus-CD beiliegt, nun aber am 20. Juni um einige Tracks erweitert auch separat erscheinen wird - Anm. d. Verf.] gibt es gar einige richtige Überraschungen in Sachen Sound sowie im Stil. War diese Vielfältigkeit geplant oder hat sich das einfach im Entstehungsprozess der Scheiben so ergeben?

Chris:
Es hat sich wirklich einfach so ergeben. Ich habe nicht krampfhaft versucht so oder so zu klingen. Es steckt einfach eine Menge Musik in mir und diese beiden Solo-Alben waren einfach eine gute Gelegenheit einiges davon rauszulassen.

Martin:
Wie schreibst du Songs? Gibt es da ein bestimmtes Muster, oder hängt das individuell von der Situation ab?

Chris:
Das hängt wirklich vom jeweiligen Song ab. Manchmal ist es fast so, als ob ein Song sich von selbst schreibt. Da sind dann die Emotionen so stark, dass sie förmlich heraussprudeln. Beispielsweise ein Song wie 'Abandoned' entsteht nicht einfach so über Nacht, weil er einfach genügend Überlegung und Zeit brauchte. Während 'Evil Is' in nicht mal zwei Stunden fertig war... Manchmal entsteht erst der Text, manchmal nur der Titel, dann wieder zuerst ein Riff. Du siehst, das hängt wirklich bei jedem Song von verschiedenen Faktoren ab.

Martin:
Chris, du hast in der Vergangenheit mit zahlreichen großartigen Musikern und Bands zusammengearbeitet. Gibt es für dich dennoch einen musikalischen Traum bzw. gibt es da noch jemanden, mit dem du gerne mal arbeiten würdest? Also eine Art unerfüllter (musikalischer) Traum?

Chris:
Hm... Ich wollte immer schon mal gerne mit Ronnie James Dio zusammenarbeiten. Und was Träume allgemein angeht, möchte ich einfach möglichst viele Leute mit meiner Musik erreichen. Man könnte, denke ich, sagen, dass ich mit meinen Solo-Alben genauso erfolgreich sein möchte wie ich es mit SAVATAGE oder dem TRANS SIBERIAN ORCHESTRA bin.

Martin:
Abgesehen von den saustarken Songs auf "Faces" oder "God Damn War" bin ich seit Ewigkeiten ein riesiger SAVATAGE-Fan, und war daher um so mehr über deine sehr starken stimmlichen Qualitäten erstaunt. Warum hast du diese Seite von dir bisher mehr oder weniger versteckt?

Chris:
Um ehrlich zu sein, ich wusste einfach nicht wie gut meine Stimme tatsächlich klingen kann, wenn ich auch nur ein wenig an ihr arbeite. Also, dass ich ein wenig singen kann, wusste ich schon vorher und es hat mir immer Freude bereitet. Aber ich war wohl immer ein wenig zu schüchtern diesbezüglich. Hinzu kommt auch, dass meine Stimme relativ lange braucht um "warm" zu werden. Wozu meine Stimme wirklich taugt, wusste ich eben nicht, bis ich alleine für mich intensiv an meinen Demos gearbeitet und ein wenig herumprobiert habe. Der Computer erlaubte es mir Dinge immer wieder aufzunehmen und dieses und jenes zu verändern. Mit der Zeit wurde ich besser und als ich dann den Deal unterschrieben habe, nahm ich zusätzlich Gesangsstunden.

Martin:
Du hast auf dem Wacken 2004 als Gast-Musiker sowohl mit DORO als auch mit SAXON auf der Bühne gestanden. Was sind deine Erinnerungen an diese beiden denkwürdigen Gigs?

Chris:
DORO ist unglaublich und ich arbeitete sehr gerne mit ihr. Von der Art der Musik war es ähnlich dem, was ich mit TSO mache und daher war die ganze Sache sehr entspannt und stressfrei. Es hat einfach riesig Spaß gemacht. Ja, und SAXON... Mann, das war ein Traum! Diese Band war, als ich jung war, eine meiner Top-10-Bands, und das sind sie immer noch! Es war einfach eine Ehre mit ihnen 'Denim & Leather' zu spielen. Und das vor 40000 Fans! Ich kann glücklich sterben, glaub mir!

Martin:
Es wird für "Faces" und "God Damn War" wie schon angesprochen Gigs geben...

Chris:
Ja, die Tour startet bald und wird sich über das ganze Jahr erstrecken. Ich kann es kaum erwarten. "God Damn War" erscheint übrigens am 20.6.2005 und ein ganz neues Album werde ich dann im Januar 2006 aufnehmen. [Chris wird vermutlich auch im Sommer einige Gigs in Europa bzw. Deutschland spielen, also haltet die Augen offen - Anm. d. Verf.]

Martin:
Was hörst du zu Hause für Musik?

Chris:
Normalerweise eigentlich keine, da ich dazu echt zu beschäftigt bin. Natürlich versuche ich soviel wie möglich von neuer Musik mitzubekommen, schon alleine um in Sachen Produktion und generell in Sachen Ideen auf dem neuesten Stand zu bleiben. Aber durch Schreiben, Proben und geschäftliche Dinge habe ich leider kaum Zeit, mich wirklich mal hinzusetzen und entspannt Musik zu hören.

Martin:
Was sind denn deine fünf Lieblings-Alben aller Zeiten?

Chris:
Uff...
1. PAUL McCARTNEY – Wings Over America
2. IRON MAIDEN – Piece Of Mind
3. JUDAS PRIEST – Unleashed In The East
4. DIO – Holy Diver
5. BLACK SABBATH - Sabbotage

Martin:
Mal etwas ganz anderes, und bitte korrigiere mich, wenn ich falsch liege. Ich habe gehört, dass du leidenschaftlich gerne kochst. Kennst du das "Metal-Koch-Buch" des deutschen Comic-Zeichners Jan Oidium?

Chris:
Ja, das mit dem Kochen stimmt, aber von dem Buch habe ich noch nichts gehört. Ich werde mich aber mal schlau machen, denn das klingt sehr interessant. Ich würde ihm gerne ein Rezept schicken.

Martin:
Die nächste Frage kannst du vermutlich nicht mehr hören, aber ich muss sie natürlich stellen. Wie ist denn die Situation bezüglich eines neuen, und von den Fans sehnsüchtig erwarteten neuen SAVATAGE-Albums?

Chris:
Das ist momentan sehr schwierig zu sagen. Diese Frage können nur Jon [Oliva - d. Verf.] und Paul [O'Neil - d. Verf.] beantworten.

Martin:
SAVATAGE schien immer eine besondere Band zu sein, so auch der Zusammenhalt der Mitglieder und auch der ehemaligen Musiker untereinander. Du hast beispielsweise Zak Stevens und CIRCLE II CIRCLE zusammen mit Jon kräftig unterstützt, ihr alle seit mehr oder weniger bei TSO engagiert oder Jeff [Plate, SAVATAGE - d. Verf.] hat auf "Faces" getrommelt. Umso erstaunlicher ist eben die Tatsache, das SAVATAGE momentan und schon länger so auf Eis liegen...

Chris:
Ich denke alle Beteiligten bei SAVATAGE müssen wieder SAVATAGE sein wollen. Ich kann dir leider keinen Grund sagen, an dem es liegt, denn es sind letztlich viele Komponenten, die da zusammen kommen. Aber irgendwie ist offensichtlich der Wurm drin. Ich warte und bin bereit wieder zu spielen, wenn die Band soweit ist. Ich habe es dieses Jahr schon 1000 mal gesagt, das ich SAVATAGE sehr viel verdanke. Die Zeit wird es zeigen und hoffentlich bald alle Fragen der Fans beantworten.

Martin:
Chris, vielen Dank und du hast natürlich die berühmten letzten Worte. Gibt es etwas, das du noch in Richtung der Leser von Powermetal.de loswerden möchtest?

Chris:
Vielen Dank für euren Support und ich hoffe, wir sehen uns im Laufe des Jahres auf Konzerten bei euch!

Redakteur:
Martin Stark

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