CASTLE: Interview mit Mat Davis und Liz Blackwell

23.05.2014 | 10:00

"Auf der Bühne besiege ich meine inneren Dämonen und nur da kann ich mit dem Publikum eins werden." Ein kleiner Plausch mit CASTLE über die neue Platte, die Bedeutung von Live-Shows und das Dasein als Power-Trio.

Das dritte Album der amerikanischen Underground-Hoffnung CASTLE ist wieder einmal ein Kleinod für Freunde der verschrobenen Klänge geworden. Wie sich die Band entwickelt hat, ob man von der Musik leben kann und worum es "Under Siege" geht, verraten uns Sängerin und Bassistin Liz Blackwell und Gitarrist Mat Davis.

 

 

Nils: Das ist das erste Interview mit euch für unser Magazin. Was sollte der Leser über euch wissen?

Mat: Wir haben soeben unser neues Album "Under Siege" auf Ván Records veröffentlich. Es ist unsere dritte Platte auf diesem Label und ein guter Startpunkt, wenn man die Band noch nicht kennt.

Was war die Initialzündung, die Band zu gründen?

Mat: Ich habe Songs geschrieben und erste Demos eingespielt, das war 2006. Daran, eine Band zu gründen, hatte ich allerdings noch nicht gedacht. In den darauf folgenden Jahren habe ich die Songs geschrieben, die schließlich unser erstes Album "In Witch Order" wurden. Ich lernte Liz 2009 kennen und sie drängte mich dazu, eine Band zu gründen und eine vernünftige Platte aufzunehmen. Ohne dieses Ereignis würde ich vermutlich immer noch in meinem kleinen Studio sitzen, Songs schreiben und meine Freunde nötigen, das Zeug zu hören.

Was ist denn das Konzept von "Under Siege" (zu Deutsch: im Belagerungszustand sein)?

Mat: Der Name kommt daher, dass Liz und ich uns im Musikbusiness manchmal so fühlen, als würden wir belagert werden. Eigentlich wird sich aber jeder mit diesem Gefühl identifizieren können, der auf einem hohen Niveau etwas kreiert und von der Außenwelt belagert wird. Wir mochten das Motto einfach als Titel, weil er uns beim gesamten Prozess des Albums begleitete.

Man könnte meinen, ihr gehört auch zu den "okkulten" Bands. Spielen höhere Mächte eine Rolle bei CASTLE?

Mat: Das würde ich so nicht sagen. Ja, wir befassen uns in unseren Texten gerne mit der dunklen Seite des Lebens aber das passt ja auch einfach gut zur Musik. Die Texte sollen den Song unterstützen und ihn nicht ruinieren. Klar ist es einfach, Dingen einfach ein Label aufzudrücken, aber das engt ein und wird der Sache nicht gerecht. Das gilt für die stilistische Einordnung unserer Musik genauso wie für die textliche Perspektive.

Ich finde, der Gesang wird von Album zu Album besser oder zumindest dominanter im Kontext der Songs. Ein Resultat der vielen Konzerte?

Liz: Danke, ja das sehe ich auch so. Nach unserem zweiten Album "Blacklands" haben wir ca. 200 Shows auf der ganzen Welt gespielt und uns eine gewisse Sicherheit erarbeitet, die wir vorher so nicht hatten. Es war auch körperlich anstrengend, in erster Linie meine ich aber die Gesangstechnik und die Fähigkeit, seine Ideen und Konzepte besser umsetzen zu können.

"Under Siege" ist mehr straight-forward als die letzte Platte. Wie sehr ihr eure Entwicklung?

Mat: Es mag so klingen, aber musikalisch hängt da noch viel mehr dran. Wir wollten komplexe Songs schreiben, sie aber einfach klingen lassen. Das haben wir dann wohl geschafft. Aber ja, das Album hat ein anderes Feeling, das vor allem ein Resultat unserer vielen Shows ist. Auch wenn die Stimmung mindestens so düster ist, wie auf "Blacklands", geht es doch zum Ende hin in eine ganz andere Richtung. Zumindest empfinde ich das so.

Wie funktioniert denn Songwriting bei CASTLE? Nehmt ihr vorher Demos auf oder entstehen die Songs erst im Studio?

Mat: Wir schreiben sämtliche Songs und nehmen sie in unserem Homestudio komplett auf, bevor wir ins "richtige" Studio gehen. So haben wir eine komplette Vorproduktion und wissen schon ziemlich genau, was später gut funktioniert und was nicht. Das haben wir immer schon so gemacht, die Demos sind aus unserem Songwriting-Ablauf nicht mehr wegzudenken.

In meinen Ohren klingt CASTLE ja anders als die allermeisten "neuen" Bands im Metal. Siehst du das auch so? Wie wichtig ist euch der Faktor Einzigartigkeit?

Mat: Ohja, da bin ich dabei. Es war schon 2006 meine Intention, sich vom Mainstream abzuheben und dieser Drang wieder immer größer. Ich vermute, dass es viel damit zu tun hat, wie wir unsere Songs aufnehmen. Nämlich, dass wir erst in unserem eigenen Studio aufnehmen und anschließend das Material für eine dreiköpfige Band arrangieren. Wir machen uns oft Gedanken darüber, welcher Teil einem Song wirklich guttut und welchen man lieber weglassen sollte.

Ihr habt auch mit einem Künstler zusammengearbeitet, der das Artwork für "Under Siege" entworfen hat. Gehört das genauso zum Album wie die Musik auf der CD?

Mat: Aber natürlich! Die Ästhetik spielt für mich persönlich eine ganz entscheidende Rolle. Sie entscheidet darüber, wie ich Musik höre und wahrnehme. Wir haben erneut mit Denis gearbeitet, weil er unserer Ansicht nach die musikalische Vision CASTLEs perfekt in das Artwork für "Blacklands" transformiert hat. Beim neuen Album ist ihm das erneut gelungen!

Du hast mal gesagt, live zu spielen bedeutet dir sehr viel und auf der Bühne schaffst du es, deine "Dämonen zu vertreiben". Wie soll ich das verstehen?

Liz: Auf der Bühne zu stehen ist uns genau so wichtig wie das Aufnehmen neuen Materials. Im Prinzip ist es eine Fortführung des Schreibprozesses, denn auf der Bühne interpretieren wir unsere Stücke immer leicht anders, als sie auf dem Album sind. Das ist wohl auch der Tatsache geschuldet, dass wir immer als Trio auftreten und nicht wie im Studio mehrere Spuren einspielen können. Darüber hinaus kann man sich nur auf der Bühne mit dem Publikum verbinden und den Zyklus des kreativen Prozesses vervollständigen.
Bezüglich der Dämonen … das Singen ist mein Ventil zur Entwicklung. Wenn ich singe, verarbeite ich Dinge aus meinem Leben.

Ich habe euch auf der vorletzten Tour in Essen im Vorprogramm von INTRONAUT gesehen. Was verbindet ihr für Erinnerungen mit dieser Tour?

Mat: Ich fand es ziemlich gut. Das Publikum war anders als sonst, denn der musikalische Unterschied bei dieser Tour war schon ziemlich groß. Aber da unsere jüngste Europatour sehr gut lief, wird die davor wohl ihren Teil dazu beigetragen haben.

Was wäre denn euer Wunsch-Lineup für eine Tour? CASTLE als Supportband für eine wirklich große Band oder lieber eine Headliner-Show in etwas größeren Clubs als jetzt?

Mat: Auf Dauer möchten wir natürlich in größeren Locations spielen, denn dort hat man meistens bessren Sound, mehr Licht und kann sich einfach besser auf die Show konzentrieren. Eine größere Headliner-Tour wäre klasse! Aber wenn es darum geht, im Vorprogramm zu spielen, würde ich wahnsinnig gerne MOTÖRHEAD supporten. Das ist eine meiner Lieblingsband, von der ich niemals genug bekommen kann.

Ihr seid sehr viel live unterwegs, verträgt sich das mit einem "normalen" Job, um die Brötchen zu verdienen?

Mat: Liz und ich leben seit zwei Jahren ausschließlich von CASTLE. Da gehört viel Planung dazu, damit es funktioniert und man muss heutzutage einfach sehr viel live spielen. Beklagen möchte ich mich aber nicht, wir lieben es!

Redakteur:
Nils Macher

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