CLUSTERHEAD: Interview mit Band

10.07.2008 | 18:43

Dass die Bayern mehr können als nur Jodeln bewiesen uns kürzlich CLUSTERHEAD mit ihrem Album "Times Of No Trust". Und auch wenn diese Scheibe der erste echte Longplayer der Band war, so kann das Quartett dennoch bereits auf einige Erfahrungen zurückblicken. Genug Stoff für ein Interview gab es also allemal, und dieses beantwortete nicht nur ein Bandmitglied, sondern die gesamte Gruppe per Mail.

Ricarda:
Erzählt doch erst einmal ein wenig von euch selbst. Wer seid ihr und wie habt ihr euch gefunden?

CLUSTERHEAD:
Hallo an alle POWERMETAL-Leser und an das Team von POWERMETAL.de. Fetten Dank erst mal für die Einladung zum Interview. Wir freuen uns euch ein bisschen was von uns erzählen zu dürfen.
Um uns kurz mal vorzustellen: Wir sind vier Regensburger, die seit 2006 zusammen rocken und einen Haufen Spaß haben. Am Mikro steht bei uns Rene Brandt, Frank Stadlbauer haut bei uns in die 7-Saitige. Rüdiger Tonn sorgt mit seinen Drums für den nötigen Groove, Andreas Meyer unterstützt ihn kräftig am Bass. Archäologen schätzen unser Alter so um die 30 rum +/-...
Wir haben alle mehr oder weniger Erfahrungen in den verschiedensten Bands gesammelt und nun die ultimative Bandbesetzung gefunden. Das Finden war eine tolle Sache. CLUSTERHEAD spielte vor 2006 mit einem andern Sänger und Drummer. Mit dieser Besetzung entstanden die ersten beiden EPs. Sänger Markus verließ die Band um sich persönlich zu verändern. Selbiges galt für Stephan, der die Sticks in einer anderen Band schwingen wollte. Rüdiger stieg nach einem kurzen Treffen mit Frank in die Band ein. Zur gleichen Zeit verließ Rene seine Band GLAZZHOUSE, die keine Fortschritte mehr machte. Frank rief kurzerhand bei Rene an und fragte ihn ganz unverbindlich nach seinem Interesse bei CLUSTERHEAD zu singen. Die erste Probe war der Hammer. Es zeigte sich direkt, dass wir hier eine super Besetzung zusammengeworfen haben. Und dann legten wir los.

Ricarda:
Wann habt ihr die Liebe zur Musik entdeckt? Gab es ein bestimmtes Ereignis/eine bestimmte Band, die euch inspiriert hat?

CLUSTERHEAD:
Tja, jeder von uns wurde schon in den Kinderschuhen von der Rockmusik infiziert.

Frank:
Mich haben OZZY OSBOURNE und JUDAS PRIEST total begeistert. Mit neun Jahren hat mich mein Cousin mit der Musik in Verbindung gebracht. Ab diesem Zeitpunkt gab es für mich nichts Geileres als auf 'ner Gitarre zu spielen. Danke an meine geduldigen Gitarrenlehrer.

Rene:
Seitdem ich zwölf Jahre alt bin, mach ich Musik. Angefangen hat es bei mir mit Schlagzeug spielen. Irgendwann hat bei uns im Keller eine Rockband geprobt und ab dem Zeitpunkt wollte ich das auch. Dann versuchte ich mich am Gitarrenspiel und sang nebenbei etwas. Meinen Musikgeschmack löste eine Kassette von AC/DC ("High Voltage") aus, die ich beim Skifahren mit zehn Jahren gefunden hab. Ich hab das Ding rauf und runter gehört bis die Kassette den Geist aufgab (Bandsalat).

Rüdiger:
Ich bin ja begeisterter KISS und RUSH-Fan. Diese beiden Bands haben es mir total angetan. Auf der einen Seite KISS mit ihren eingängigen Songs und der wahnsinnigen Live-Show und auf der anderen Seite RUSH, die auch eine irre Show machen, aber musikalisch eine ungeschlagene Macht sind. Für einen Musiker ein Muss.

Andi:
Bei mir waren es Bands wie METALLICA, die mich inspirierten Musik zu machen. Seit ich 17 Jahre bin, spiele ich Bass und freu mich riesig mit CLUSTERHEAD jetzt selber in der Lage zu sein Musik zu machen.

Ricarda:
Wie kamt ihr auf den Namen CLUSTERHEAD und was hat er zu bedeuten?

CLUSTERHEAD:
Da kann unser Andi was schreiben, denn das ist immer die 500.000 €-Frage.

Andi:
Derartige Namen kommen meistens zustande, wenn man ein Bierchen zu viel getrunken hat ;-). Es sollte natürlich irgendwie nach Metal klingen, also war der erste Gedanke CLUSTERBOMB, aber das erschien uns dann doch zu hart, deshalb entschieden wir uns für CLUSTERHEAD. Einerseits gibt es das Clusterheadsyndrom. Das ist ein schnell auftauchender Kopfschmerz von der härtesten Sorte, der aber genau so schnell verschwindet, wie er gekommen ist. Darüber hinaus findet der Name auch Verwendung als Bezeichnung für einen übergeordneten Prozessor im Computer.

Ricarda:
Die Band gibt es bereits seit 2005 und bevor ihr nun euren ersten Longplayer auf den Markt gebracht habt, habt ihr zuvor drei EPs veröffentlicht. Wie bekamt ihr letztendlich doch euren Plattenvertrag?

CLUSTERHEAD:
In der jetzigen Formation nahmen wir zu Beginn drei Songs auf, die wir auf eine CD bannten ("Hole In My Heart"). Wir sendeten die CD an viele Labels, Veranstalter und Kritiker um einfach zu sehen, wie gut das Material bei den wichtigen Stellen ankommt. Die Resonanz war überraschend gut. Unter anderem schickten wir die CD auch zu MTM nach München. Die Antwort war, dass MTM gerade umstrukturiert wird und keine Bands unter Vertrag nimmt. Oliver Häusler, der zu dem Zeitpunkt für MTM arbeitete, bekam den Silberling in die Hand und fand das Ding so gut, dass er sich bei uns meldete und uns einen Platz auf seinem eigens veröffentlichten Sampler anbot. Diesen Schritt taten wir dann auch. Und das war der beste Schritt, den wir machen konnten. Die Kritiken, die wir aus ganz Europa zurückbekamen, waren super. Das war auch der Grund über eine größere Zusammenarbeit nachzudenken. Artistworxx und Musibuymail boten uns einen tollen Vertrag an, der uns Freiraum zum Musikmachen gibt und uns aber auf der anderen Seite nicht in unserem beruflichen Leben einschränkt. Dies war genau der richtige Schritt zum richtigen Zeitpunkt.

Ricarda:
Sind die EPs noch käuflich zu erwerben? Wenn ja, wo kann der neue Fan sie bekommen?

CLUSTERHEAD:
Nein. Da die Besetzung und der Sound sich stark verändert haben, wollen wir vom alten Material nichts mehr anbieten. Die CDs wurden sowieso nur aus eigener Hand und in einer kleinen Menge veröffentlicht.

Ricarda:
Wie habt ihr euch musikalisch weiterentwickelt seit den EPs?

CLUSTERHEAD:
Man muss sagen, wir sind von Song zu Song erfahrener geworden, was das Songwriting und das Recording angeht. Durch die unterschiedlichen Einflüsse von uns Vieren kommt eine ganz eigene Mischung am Ende raus, was sicherlich den Sound von CLUSTERHEAD ausmacht. Kein Song verlässt den Proberaum bis nicht alle zu 100% von ihm überzeugt sind. Bei uns ist es auch so, dass wir nicht jede Note 20 Mal umdrehen um nachher zu sehen, dass der erste Gedanke doch der bessere war. Die Songs leben meist von den ersten Gedanken haben wir rausgefunden.

Ricarda:
Was hat es mit dem Albumtitel "Times Of No Trust" of sich?

CLUSTERHEAD:
"Times Of No Trust" ist zwar kein Konzeptalbum, aber so gewisse Gedanken stecken schon in dem Longplayer. Wir sollten uns eben alle mal öfter über uns und unsere Welt Gedanken machen. Es soll auch kein großer Fingerzeig auf alle anderen sein, denn jeder muss sich an der Nase packen. Auch wir! Wenn man sich überlegt, dass aktuell 30 Kriege auf der Erde wüten, ist das schon erschreckend. Die Gründe für diese Kriege sind aber noch erschreckender. Einfach ein kleiner Gedankenanstoß.

Ricarda:
Steht das Cover-Artwork in direkter Verbindung zum Albumtitel?

CLUSTERHEAD:
Ja absolut. Es ist einfach fünf vor zwölf. Zeit um was zu ändern. Frank hat das Artwork übernommen und der hat sich richtig Gedanken über das Cover gemacht.

Ricarda:
Welchen Song des Albums würdet ihr Neueinsteigern empfehlen, um die Band kennenzulernen?

CLUSTERHEAD:
Um uns wirklich kennenzulernen, sollte man sich mal alle reinziehen. Wir versuchen unsere Songs nicht alle gleich klingen zu lassen, deswegen ist es schwer bestimmte Songs zu empfehlen. Wer auf fette Songs steht, die ordentlich drücken, sollte sich unbedingt 'Tears I've Cried', 'Times Of No Trust' oder 'Human Factor' zu Gemüte führen. Für die Midtempo-Freunde bietet sich 'Made Of Stone', 'Deep In The Night' oder 'Hole In My Heart' an. Unsere ruhigste Nummer 'Ghosts' kommt ziemlich gut bei den weiblichen Fans an. Was uns ziemlich verwundert, ist, dass die unterschiedlichsten Musikgeschmäcker unseren Sound gut finden. Ob Hip Hopper, Technofans oder Jazzfreunde...

Ricarda:
Mit wie viel Jahren habt ihr angefangen, eure Instrumente zu spielen? Hatte René jemals Gesangsunterricht?

CLUSTERHEAD:
Wir haben alle so im Jugendalter mit dem Rocken angefangen. Also doch schon 'ne Weile her.

Rene:
Als Kind hab ich im Chor gesungen und das hat mir gereicht. Seitdem war es mit dem Singen eher zweitrangig für mich. Ich konzentrierte mich eher auf das Gitarrenspielen. In meiner alten Band wurde ich dann einfach zum Sänger gekürt, weil sonst keiner die Aufgabe übernehmen wollte. Es zeigte sich dann aber, dass ich mehr Talent zum Singen als zum Gitarrenspielen habe. Somit singe ich jetzt nur noch.

Ricarda:
Ihr werdet des Öfteren mit BONFIRE verglichen, was ich gar nicht verstehen kann und da eher JUDAS PRIEST nennen würde. Wie seht ihr diese Vergleiche?

CLUSTERHEAD:
Die Vergleiche mit solchen Größen lassen unsere Brust natürlich leicht anschwellen, das darf man schon sagen. Es ist aber so, dass wir mit so unterschiedlichen Bands verglichen werden, dass ein roter Faden nicht zu sehen ist. Das spricht vielleicht auch für unseren eigenen Stil, der uns immer wieder bescheinigt wird.

Ricarda:
Wie läuft bei euch das Songwriting ab? Ist es die Aufgabe eines Mitglieds oder erarbeitet ihr die Lieder gemeinsam?

CLUSTERHEAD:
Alle Songs werden in Gemeinschaftsarbeit geschrieben und aufgenommen. Es ist bei uns eine ungewöhnliche Art Songs zu machen. Frank bringt eine Gitarrenidee und Rüdiger spielt seine Drums drauf und dann wird nach einer Gesangslinie gesucht und das mit einer abenteuerlichen Art und Weise. Rene singt mit einer Phantasiesprache seine Ideen ein um frei von Worten eine geeignete Linie zu finden. Nach dieser Linie wird dann der Text geschrieben. Den Part übernimmt in den meisten Fällen Rüdiger. Ist das Gerüst fertig, wird hier und da noch verfeinert und dann der Bass eingespielt. Andi ist beim Songwriting einer der wichtigsten. Er sorgt für den richtigen Sound. Abmischen und Mastering ist eine seiner großen Leidenschaften und das ist ein großer Vorteil für uns, denn ein Album in dieser Qualität kostet meistes Unsummen.

Ricarda:
Und wie schaut es mit bei den Texten aus?

CLUSTERHEAD:
Wie oben erwähnt schreibt Rüdiger überwiegend die Lyrics, da er es super versteht aus Alltagssituationen gute Texte zu formulieren. Das muss einem schon gegeben sein. Er ist wie eine nie erlöschende Quelle, die sprudelt und sprudelt. Die Texte thematisieren mal Alltagssituationen, dann wieder Phantasiethemen.

Ricarda:
Könntet ihr euch vorstellen, auch einmal einen Song mit deutschem Text zu veröffentlichen? Wenn nein, warum nicht?

CLUSTERHEAD:
Ja klar, wir sind in dieser Hinsicht total offen. Es muss nur der richtige Song sein. Wenn er uns dann "flasht", ist es völlig denkbar einen deutschen Song auf einem Album zu bringen. Wir haben es aber noch nicht versucht.

Ricarda:
Welche positiven/negativen Erfahrungen habt ihr bisher mit der deutschen Metal-Szene gemacht?

CLUSTERHEAD:
Bis jetzt haben wir überwiegend positive Erfahrungen in dem Genre gemacht. Gut, man muss aber auch sagen, dass wir ja noch nicht so lange auf diesem Pflaster stehen. Es ist nicht ganz leicht für eine Band, die gerade anfängt ihr Material breit zu treten. Es ist irgendwie ein Teufelskreis. Man muss eben erst viel Energie in eine Band wie wir es sind stecken um sie bekannt zu machen und da scheuen sich eben viele. Doch unser Trumpf ist hier Musicbuymail und Artistservice mit Oliver Häusler. Sie kennen das Geschäft bestens und zwar auch aus der Seite des Musikers. Wir hoffen auf noch viele Erfahrungen in der Zukunft.

Ricarda:
Gibt es geplante Live-Aktivitäten (eigene Konzerte, Festivals...)?

CLUSTERHEAD:
Ja, wir planen für nächstes Jahr schon unsere Auftritte, da wir für dieses Jahr zu spät waren. Es fliegen aber trotzdem vereinzelt Auftritte für dieses Jahr rein, die wir natürlich nutzen werden.

Ricarda:
Habt ihr bereits Pläne für ein neues Album?

CLUSTERHEAD:
Seit gestern arbeiten wir schon am dritten Titel unseres neuen Albums, das nächstes Jahr kommen soll. Termin können wir noch nicht abschätzen. Wir bleiben auf jeden Fall fleißig am Ball. Es wird sicherlich ein cooles Teil.

Ricarda:
Grüße an die Leser von POWERMETAL.de?

CLUSTERHEAD:
Gönnt euch mal was und zieht euch headbangend unsere Scheibe rein. Wir wünschen euch viel Spaß dabei und würden uns freuen euch mal live zu begegnen.
Stay Heavy, ClusterheaD

Redakteur:
Ricarda Schwoebel

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