CONTRADICTION: Interview mit Oliver Kämper

06.11.2009 | 20:01

"Andererseits finde ich diese zig Reunions scheiße, da die meisten doch eh keinen wirklichen Bock mehr auf diesen Sound haben, sondern noch mal eben ein paar Taler vor sich sehen..." (Oliver Kämper - CONTRADICTION).


20 Jahre und kein bisschen leise: CONTRADICTION aus Wuppertal gehen unbeirrt ihren Weg und veröffentlichten mit "The Essence Of Anger" vor kurzem ein prima Old-School-Thrash Album, das von vorne bis hinten Spaß macht. Wir sprachen mit Gitarrist Oliver Kämper über den neuen Output und die Zustände mit METALLICA als Vorgruppe....Viel Spaß!


Martin
:
Oli, zunächst einmal Gratulation zur aktuellen Scheibe "The Essence Of Anger"! Kickt richtig gut, euer neues Werk!

Oliver Kämper:
Firma dankt artig... finden wir auch.

Martin:
Euer Album wird von einem Sprachsample von George W. Bush eingeleitet. Wie seid ihr darauf gekommen, dieses Sample als Eröffnung eurer Scheibe einzubauen?


Oliver Kämper:
Da ging es mehr um die Aussage selbst als darum, dass sie ausgerechnet von Herrn Bush stammt. Die Aussage ist kurz, prägnant und eine perfekte Einleitung, für das, was wir danach musikalisch und inhaltlich loslassen.

Martin:
Oli, ich bin mit dem Vorgängeralbum "The Warchitect" (2006) - wie vielleicht auch einige Leser - nicht vertraut. Vergleichst du bitte "The Essence Of Anger"  mit dem Vorgänger?

Oliver Kämper:
"The Essence Of Anger" ist für uns die Fortführung dessen, was wir mit "The Warchitect" abgeliefert haben, jedoch haben wir diesmal unter dem Strich etwas mehr Tempo und Aggression auf der Platte. Zudem sind wir allesamt der Meinung, kompositorisch noch mal einen Gang zugelegt zu haben. Trotzdem sind einige Songs noch eingängiger geworden und wer es nicht schafft, die Refrains von 'Collateral Carnage' oder 'Start The Action' nach dem ersten Durchlauf mitzugrölen zu können, dem ist definitiv ein minderer IQ zu bescheinigen, haha.

Martin:
Wie kam es dazu, dass Leif Jensen von DEW-SCENTED auf eurem Album zwei Gastauftritte hat ('The Essence Of Anger', 'Domesticated')?

Oliver Kämper:
Wir haben in den vergangenen Jahren recht viel mit DEW-SCENTED zu tun gehabt und da das überaus nette Zeitgenossen sind, mit denen wir uns prächtig verstehen, kam diese Idee irgendwann mal auf und Leif hat sofort zugesagt, dass er bei dem Spaß mal mitmachen würde. Zumal Leifs Stimme ja auch gar nicht soo weit von Koffers [Oliver "Koffer" Lux, Sänger - Anm. d. Verf.] Organ entfernt ist, was mein Empfinden angeht. Wir fanden es auch interessant, ihn in die eher Midtempo-haltigen Stücke einzubinden, was man ja bei seiner Stamm-Kapelle nicht wirklich oft antreffen kann, hehe. Die Aufnahme-Session als solche war auch eine sehr nette und entspannte Angelegenheit.

Martin:
CONTRADICTION zocken absolut klassischen Thrash Metal in der Tradition von DESTRUCTION und mit Abstrichen auch KREATOR. Trifft diese Einordnung in etwa deine Wahrnehmung eures Sounds?

Oliver Kämper:
Was die Hauptriffs angeht, kann das absolut zutreffend sein, allerdings sind wir in weiten Teilen unseres Materials deutlich melodischer am Werke, was uns auch viele Rezensenten bescheinigen. Aber grundsätzlich ist das eine Zuordnung, die uns nur recht sein kann.

Martin:
Gerade die Produktion von "The Essence Of Anger" erinnert mich von Klangbild und Produktion her sehr stark an das DESTRUCTION-Album "Eternal Devastation" - vor allem die furztrockenen Drums. Euer Sänger und Gitarrist Koffer hat das Album auch gemischt, wenn ich richtig informiert bin. Klangen die Vorgängeralbum in Sachen Produktion auch derart retro?

Oliver Kämper:
Da sieht man's mal wieder, dass alles immer persönliche Wahrnehmung ist. Vielen ist der Sound gar zu modern, weil sie gerne dem Sound der 80er frönen, am besten mit allen technischen Unzulänglichkeiten, die damals - im Vergleich zu heutigen Standards - vorherrschten. Zu den Vorgänger-Alben machst du dir am besten auch dein eigenes Bild.... mit dem sound der "The Voice Of Hatred" (2005) ist das aktuelle Album nämlich auch nicht wirklich zu vergleichen, mit unserem letzten Album "The Warchitect" (2006) dagegen schon eher. Wir sind mit dem Teil soundmäßig zufrieden, der Koffer hat da auch im Mixing einen super Job hingelegt. Sicher haben wir hier und da Punkte, wo wir jetzt denken "da hätte man noch ein bisschen....", aber letztendlich knallt die Produktion ordentlich und hat Druck...so wie CONTRADICTION live.



Martin:
Seit etwa zwei Jahren hat der Thrash Metal wieder einen Aufwind erfahren, da viele neue Kapellen gegründet wurden (GAMA BOMB, BONDED BY BLOOD, VIOLATOR, MANTIC RITUAL, usw. und etliche alteingesessene Bands sich reformiert haben (z. B. LÄÄZ ROCKIT oder SACRIFICE). So sehr ich mich darüber auch freue, so stelle ich fest, dass durch diese Schwemme an Bands mit dazu führt, dass das Genre eher geschwächt wird, da auch viel Mittelmäßiges veröffentlicht wird. Wie siehst du das?

Oliver Kämper:
Einerseits kann ich das nur begrüßen, denn Thrash Metal ist auf einmal wieder "salonfähig". Ich kann mich sehr gut erinnern, dass ich vor ein paar Jahren für eine eigens aufgestellte Tour ein paar lokale Support-Bands gesucht habe, aber es gab landauf, landab nur Death-, Black usw. Metal; kein oder kaum Thrash. Selbst in größeren Städten hat man vergebens gesucht. Da war einfach tote Hose und auch auf Festivals war es mit dieser Spielart ungleich schwerer. Ebenso ist mir aufgefallen, dass ein Teil dieser einstigen Death-Kapellen heute als "Death/Thrash" oder eben nur "Thrash" firmiert. Was soll man davon halten?

Andererseits finde ich diese zig Reunions scheiße, da die meisten doch eh keinen wirklichen Bock mehr auf diesen Sound haben, sondern noch mal eben ein paar Taler vor sich sehen, was ich auch durch eine Schwemme an sehr einfallslosen Veröffentlichungen bestätigt sehe, die aber zumeist dennoch in den Himmel gelobt werden, weil man sich ja aus alten Zeiten noch kennt oder warum auch immer. Es gibt natürlich rühmliche Ausnahmen. Im Underground tummelt sich eine Vielzahl von wirklich guten Bands, die es verdient hätten, mehr Beachtung zu bekommen. Aber so was funktioniert nur ganzheitlich, sprich: Veröffentlichung, Vertrieb, Promo, Presse... alles professionell gehandhabt.

Martin:
Die Iren GAMA BOMB sind bei Earache unter Vertrag. Sie haben am 05.11.2009 ihr neues Album "Tales From The Grave In Space" kostenlos zum Download für jedermann verfügbar gemacht. Ist das wünschenswert, Wahnsinn oder eine waghalsige Idee, die aber Zukunft haben könnte, vor allem unter Promotion-Aspekten?

Oliver Kämper:
Waghalsig finde ich das lediglich vom Label, ansonsten ist das eine im Underground schon länger bewährte Praxis. Die großen Bands generieren ihre Kohle doch eher durch unaufhörliches Touren als durch Tonträger-Verkäufe. Der Promotion-Aspekt ist aus Sicht der Band natürlich prima, aber sollte das mal zum durchweg gängigen Standard werden, bringt selbst das keinen entscheidenden Vorteil mehr.

Martin:
Ihr geht seit 20 Jahren unbeirrt euren Weg als kleine, aber etablierte Thrash-Band. Was sagst du zur Ankündigung der GEMA, die Gebühren für Livekonzerte bis ins Jahr 2014 um 600 % anheben möchte?

Oliver Kämper:
Das wäre der totale Genickbruch für viele kleinere Konzerte! Als ich das hörte, habe ich natürlich sofort die Petition dagegen an den Deutschen Bundestag gezeichnet. Mal sehen, wohin sich das in den nächsten Monaten bewegt. Diese Ankündigung jedoch hat mich nicht gewundert, denn wo weniger Tonträger insgesamt verkauft werden, hängt natürlich auch die GEMA mit weniger Eigenerlös drin. Also schauen sie halt, wie sie die Kohle auf anderen Wegen herbekommen. Das Ausmaß der angekündigten Erhöhungen ist natürlich eine Unverschämtheit.

Martin:
In Kürze seid ihr auf einer Russland-Tour mit immerhin sieben Terminen gemeinsam mit NECRONOMICON unterwegs. Wie kam es dazu? Habt ihr eine persönliche Affinität zu Russland oder gar einen besonderes treuen Fankreis dort?

Oliver Kämper:
Eine kleine Fanbase gibt es da schon. Letztlich kommt es immer darauf an, ob man vor Ort einen Booker hat, der die Band gerne machen möchte. Das war jetzt mit dem Package mit NECRONOMICON der Fall. Das wird auf alle Fälle abenteuerlich, da wir uns zum Teil richtig tief in die Provinz begeben werden.

Martin:
Welche Frage wurde dir noch nie in einem Interview gestellt, die du aber schon immer einmal gefragt werden wolltest?


Oliver Kämper:
Ich glaube, das war jetzt so eine Frage.
Na gut:
Wie ist das denn so mit METALLICA als Vorband auf Tour?

Martin:
Und wie lautet die Antwort auf diese Frage?

Oliver Kämper:
Ach, man gewöhnt sich an alles ;)

Martin:
Oli, wir sind im Ende des Interviews angelangt. Vielen Dank für deine Zeit! Die berühmten letzten Worte gehören Dir!

Oliver Kämper:
Danke für euer Interesse. CONTRADICTION sollte jeder mal live anchecken, solange es noch geht. Gelegenheiten dazu gibt es ja noch reichlich. Einfach regelmäßig unseren Tourkalender verfolgen unter:

www.myspace.com/contradictionmetal
oder
www.thrash-metal.de

Redakteur:
Martin Loga

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