CRYSTAL TEARS: Interview mit Chrisafis Tantanozis

19.01.2007 | 18:27

Nicht nur aus Erzählungen bekannter Musiker weiß man, dass in Griechenland Heavy Metal der traditionellen Art besonders geliebt wird. Auch einige Bands, die sich dieser Musik verschrieben haben, konnten in den letzten Jahren hierzulande durchwegs gute Resonanzen für ihre Veröffentlichungen erzielen und sich somit einen guten Namen erspielen.
CRYSTAL TEARS aus Thessaloniki zählen seit gut zehn Jahren zu den Fixsternen am griechischen Metal-Firmament, auch wenn es in den letzten Jahren etwas still geworden war rund um die Band und lediglich Drummer Chrisafis mit seinem Projekt METALLY INSANE einigermaßen in die Schlagzeilen gekommen ist. Doch Ende des letzten Jahres erschien ein neues Werk von CRYSTAL TEARS, das mit traditionellem Heavy Metal überzeugen konnte und nicht zuletzt durch die Reibeisenstimme der neuen Sängerin Natasa Pandreia vom Gros der Veröffentlichungen herausstechen konnte.
Da sich CRYSTAL TEARS also noch immer unter den Lebenden befinden und mit "Choir Of The Immortal" ein mehr als kräftiges Lebenszeichen von sich gegeben haben, war es an der Zeit auch dieser Band den nötigen Platz für ein interview einzuberaumen. Drummer und Mastermind Chrisafis Tantanozis nahm die Fährte auf.

Walter:
Leider kennt hierzulande kaum ein Metaller CRYSTAL TEARS, geschweige denn wird die Band gebührend geschätzt, deshalb soll der Anfang dieses Interviews dazu dienen die Band erst einmal ein wenig vorzustellen.

Chrisafis:
CRYSTAL TEARS wurden im Herbst 1997 gegründet und haben bislang drei Demos aufgenommen, "Skies Of Eternity" (1999), "Promoworks" (2000) und "Embrace The Horror"(2002). Im Oktober 2006 wurde unser erstes Album mit dem Titel "Choirs Of Immortal" über Pure Steel Records veröffentlicht. Die Höhepunkte unsere bisherigen Karriere waren mit Sicherheit jene Gigs, die wir in Griechenland als Opener für JAG PANZER, RIOT und W.A.S.P. absolvieren durften, aber auch die Zusammenarbeit Joe Petagno, der nicht nur unser Cover gezeichnet hat, sondern auch schon für Größen wie MOTÖRHEAD, PINK FLOYD, LED ZEPPELIN und ALICE COOPER gearbeitet hat, war etwas Besonderes. Gemastered wurde unser Debüt übrigens von R. D. Liapakis, dem Sänger von MYSTIC PROPHECY, der auch schon mit FIREWIND oder CHASTAIN gearbeitet hat. In der Vergangenheit durften wir sogar bereits einmal mit Chris Tsangarides zusammenarbeiten, der bekannt ist durch seine Arbeit mit Bands und Künstlern wie JUDAS PRIEST, THIN LIZZY, GARY MOORE, BLACK SABBATH, OZZY OSBOURNE, DEPECHE MODE, BRUCE DICKINSON, HELLOWEEN oder YNGWIE MALMSTEEN.

Walter:
Keine schlechte Referenzliste, würde ich sagen. Wie kam denn das aktuelle Line-Up zusammen, schließlich war es vor geraumer Zeit ja nicht ganz so gut um CRYSTAL TEARS bestellt?

Chrisafis:
Wir mussten in unserer Laufbahn schon mehrmals Umbesetzungen vornehmen, doch im Moment sieht es wahrlich gut aus. Mit Natasa Pandreia haben wir eine Sängerin in der Band, Dimitris Goutziamanis spielt Gitarre, Stratos Dionisopoulos den Bass und meine Wenigkeit sitzt noch immer hinter dem Schlagzeug. Nach der Veröffentlichung unseres dritten Demos ist das damalige Line-Up geradezu zerbröckelt und es war verdammt hart neue Mitglieder für die Band zu finden. Es mangelt hierzulande keineswegs an talentierten Musikern, sehr wohl aber an Leuten, die mit der selben Intention ans Werk gehen wie ich, deshalb hat es auch lange Jahre gedauert bis CRYSTAL TEARS wieder ein perfektes Line-Up gefunden haben. Im Endeffekt hat sich aber das Warten und Suchen bezahlt gemacht, denn die Band war nie besser als jetzt!

Walter:
Welche Bands müssen denn unbedingt erwähnt werden, wenn es um "Einflüsse" und Vorlieben aus musikalischer Sicht geht?

Chrisafis:
Mmm... JUDAS PRIEST, ACCEPT und IRON MAIDEN, daran komme ich sicher nicht vorbei. Obwohl es innerhalb der Band durchaus unterschiedliche Geschmäcker gibt und dadurch auch RAMONES, ALICE COOPER, DIO oder W.A.S.P. mit zu den bandinternen Favoriten zu zählen sind, kommen wir immer auf einen gemeinsamen Nenner. Diese Mischung macht es hinsichtlich der Arbeiten an eigenen Songs ungemein spannend und befruchtend.

Walter:
Wie bist du denn seinerzeit überhaupt auf den Namen CRYSTAL TEARS gekommen? Außer einem Albumtitel von ON THORNS I LAY fällt dazu gar nicht viel ein.

Chrisafis:
Ein Zusammenhang zu ON THORNS I LAY besteht auf jeden Fall nicht. Es war eher zufällig, denn wir suchten schlicht und ergreifend einen leicht zu merkenden und auszusprechenden Namen, der auch in Erinnerung bleiben kann. Zudem lässt CRYSTAL TEARS eine Menge an Spielraum für eigene Interpretationen und das ist auch gut so.

Walter:
Euer aktuelles Album ist zwar nicht mehr ganz pressfrisch, aber dennoch neu und aktuell. Wie lässt sich denn die musikalische Entwicklung der Band beschreiben?

Chrisafis:
"Choirs Of Immortal" ist im direkten Vergleich zu unseren Demos ein wenig geradliniger und direkter ausgefallen. Es ist im Prinzip ein reinrassiges Heavy-Metal-Album geworden. Früher haben wir zwar vermehrt Augenmerk auf die Geschwindigkeit der Songs gelegt, dafür waren diese aber auch nicht ganz zu schnörkellos. In der aktuellen Besetzung haben wir beim Songwriting vor allem darauf geachtet, dass die einzelnen Bandmitglieder eine perfekte Performance abliefern ohne sich dabei musikalisch in den Vordergrund zu drängen.

Walter:
Wie läuft den das Songwriting generell bei euch ab? Eher auf traditionelle Art und Weise im Proberaum, oder modern via Computer?

Chrisafis:
Irgendwo dazwischen. Wenn wir neue Ideen haben, nehmen wir diese sehr wohl im Alleingang auf den Computer auf, allerdings treffen wir uns auch immer in regelmäßigen Abständen im Proberaum um aus diesen Riffs oder Ideen Songs zu stricken. Wir proben für unsere Verhältnisse mittlerweile sogar sehr häufig.

Walter:
Wie kann man sich die Entstehung eines Songs generell bei euch vorstellen?

Chrisafis:
Gut an der derzeitige Besetzung ist auch, dass wir allesamt Gitarrespielen können und deshalb jeder mit Riffs oder Ideen ankommt, die er sich für einen Song vorstellen kann. Danach wird durch intensives Arbeiten häufig ein fertiger Song, während in der Zwischenzeit bis zur entgültigen Fertigstellung der Musik an sich auch die Gesangsmelodien komponiert und die Texte geschrieben werden. Es gibt bei uns zwar kein Schema nach dem wir arbeiten, aber im Normalfall passiert es auf diese Art und Weise.

Walter:
Perfekte Steilvorlage, die Texte wollte ich ohnehin als nächstes Thema auf den Tisch bringen.

Chrisafis:
Hinsichtlich unserer neuen Songs kann ich euch die Themen in kurzen Worten zusammenfassen. 'Sworn To Avenge' handelt von Rachegelüsten, 'Nightmare Terror' ist unser Tribute an einen der wohl wichtigsten aller Horrorfilme: "Nightmare On Elm Street". 'Rock Survivors' ist eine Hymne an diese, unsere Musik und 'Master Of Deception' basiert auf politischem Hintergrund, denn wir sind der Meinung, dass Politik etwas sehr verlogenes ist. 'Megas Alexandros' basiert auf der Geschichte von Alexander dem Großen, 'Stealer Of Minds' handelt von Herren und Sklaven in der modernen Welt und 'When The Night Is Cold' vom Tod und den unfassbaren Momenten, die einem Menschen widerfahren, wenn er einen geliebten Menschen verliert. Auch 'And The Arrows' handelt von Rache und zum Abschluss gibt es in 'Legends Never Die', wie der Titel schon vermuten lässt, abermals ein geschichtliches Thema.

Walter:
Eine Konzept oder zumindest ein Zusammenhang einzelner Songs scheint da in keinster Weise vorhanden zu sein.

Chrisafis:
Nein, definitiv nicht. Alle Songs existieren für sich allein und sollen auch als solche betrachtet und gehört werden.

Walter:
Gibt es denn irgendwelche besonderen Einflussquellen für die Texte?

Chrisafis:
Nein, denn das tägliche Leben bietet ausreichend Themen um daraus Texte zu kreieren.

Walter:
Gelungen sind euch ja nicht nur die Songs, sondern auch die Umsetzung durch Artwork und Cover. Was gibt es dazu zu vermelden?

Chrisafis:
Wir hatten die Ehre mit Joe Petagno zu arbeiten. Er ist auf diesem Gebiet eine Koryphäe und hat unter anderem auch schon einige Cover von MOTÖRHEAD entworfen, aber auch deren Badges gestaltet. Zudem war er auch für Bands wie PINK FLOYD, LED ZEPPELIN und ALICE COOPER tätig. Was für eine Ehre für uns! Wir waren mit ihm in E-Mail-Kontakt und konnten ihm unsere Vorstellungen persönlich übermitteln. Daraus entstand im Endeffekt das Cover: ein Schlachtfeld, auf dem Engel und Dämonen miteinander kämpfen, während im Hintergrund ein aus Dämonen bestehendes Orchester den Soundtrack zum Ende intoniert.

Walter:
Aber wir Metaller brauchen uns nicht zu fürchten, denn wir sind der "Choir Of The Immortal"! Mit zu diesem Chor zählen mit Sicherheit auch die Jungs von Pure Steel Records, eurem Label. Wie kam denn die Kooperation zustande?

Chrisafis:
Volker Raabe, der das Büro von Pure Steel in Deutschland leitet und ich sind schon seit Jahren befreundet. Auch er hat sein Leben dem Heavy Metal verschrieben! Eines Tages informierte er mich über die Tatsache, dass er mit Pure Steel auch ein eigenes Label am Start hätte und wollte von mir natürlich wissen, wie es um CRYSTAL TEARS bestellt wäre. Nun ja, wie die Geschichte weitergegangen ist, sollte bekannt sein, denn seit Oktober des letzten Jahres ist unser erstes Album über Pure Steel Records erhältlich.

Walter:
Und wo sollte sich "Choir Of The Immortal" verkaufen lassen?

Chrisafis:
Ich habe keine Ahnung und bin der Meinung, dass diesbezüglich sehr viel von unserem Label abhängt. Ich hoffe nur, dass Metal-Fans auf der ganzen Welt die Möglichkeit haben werden, sich bei Interesse das Album auch zulegen zu können.

Walter:
Im Idealfall folgt demnächst eine Tournee um das Werk auch amtlich zu promoten.

Chrisafis:
Ich denke, das wird sich machen lassen, wenn auch nicht als durchgehende Tournee, sondern mittels einzelner Gigs, verstreut über längere Zeit. Unser größtes Ziel und Traum zugleich ist es mit CRYSTAL TEARS auch außerhalb Griechenlands spielen zu können, im Idealfall auf einem der großen Festivals in Deutschland.

Walter:
Das möchte wohl jede Band. Wo und mit wem durftet ihr den bislang schon die Bühne teilen?

Chrisafis:
Wie schon eingangs erwähnt, durften wir bereits mit JAG PANZER, RIOT und W.A.S.P. spielen. Vor allem unser Gig vor W.A.S.P. wird wohl in die Annalen der griechischen Metal-Szene eingehen, denn wir hatten eine ganz besondere Idee an jenem Abend. Wir konnten insgesamt 14 Gäste auf der Bühne begrüßen, sieben Gitarristen und sieben Sänger, mit denen ich zuvor innerhalb eines Monats schwer zu organisierende Proben abgehalten habe. Nachdem einige CRYSTAL TEARS-Songs gespielten wurden, haben dann alle zusammen 'Rock Until We Fall' von meinem METALLY INSANE-Projekt gespielt. Es war von Beginn an ein sehr riskantes Unterfangen, aber ich habe es gewagt und wir alle haben gewonnen, denn so etwas wird es wohl in Griechenland nicht mehr so schnell geben!

Walter:
METALLY INSANE war ein sehr ambitionierte Projekt, das aber hierzulande leider nicht wirklich bekannt ist. Kannst du uns dazu ebenfalls etwas erzählen?

Chrisafis:
Der Song 'Rock Until We Fall' ist als Ergebnis meiner Liebe und Hingabe zum Heavy Metal zu verstehen. Die Umsetzung hat lange Jahre gedauert, da ich von Beginn an mit der Intention an die Sache heranging kein Solo-Projekt zu starten, sondern möglichst viele griechische Musiker dafür zu begeistern. Den Großteil der Arbeiten habe ich zwar selbst übernommen, aber dennoch war es mir wichtig meine Idee mit anderen Musikern teilen zu können. Im Endeffekt hat mich die Arbeit an METALLY INSANE ein gutes Jahr gekostet, aber es hat sich gelohnt. Ich habe auch nicht einmal versucht damit einen Deal zu erhalten, denn ich war mir klar, dass es sich um einen einmalige Angelegenheit handeln würde.

Walter:
Die an METALLY INSANE involvierten Instrumentalisten und Sänger stammten zwar allesamt aus dem Norden Griechenlands, aber ganz einfach wird es dennoch nicht gewesen sein, die Herrschaften in ein Studio zu karren um an "Rock Until We Fall" zu arbeiten.

Chrisafis:
Zu jedem Musiker, der in dem Song zu hören ist, habe ich ein freundschaftliches Verhältnis. Eigentlich wollte noch einige Leute mehr zur Mitarbeit gewinnen, aber vor allem für jene Musiker, die nicht direkt aus Thessaloniki, sondern aus Xanthi, Serres, Kavala oder Alexandroupoli stammen, musste ich ja auch noch Übernachtungsmöglichkeiten besorgen. Teilweise waren die Zeitpläne meiner Kumpels einfach nicht mit meinem zu vereinbaren, aber ich hatte dennoch reichlich zu tun. Im Endeffekt war es die Sache aber wert, denn in erster Linie war es das freundschaftliche Arbeiten an einem Projekt, das allen Spaß gemacht hat und unsere gemeinsame Liebe zum Heavy Metal konnte ebenso untermauert werden. So eine Sache wird es wohl in Griechenland so schnell nicht mehr geben.

Walter:
Und wohl auch nirgendwo anders auf der Welt. Ein derartiges Zusammengehörigkeitsgefühl existiert wohl generell nur in der Metal-Szene. Wie ist es denn um die griechische Szene überhaupt zurzeit bestellt?

Chrisafis:
Es gibt einige wirklich gute Heavy-Metal-Bands hier in Thessaloniki, aber hier geht im Moment in der extremen Metal-Szene wesentlich mehr ab, während in Athen der traditionelle Metal schwer angesagt ist.

Walter:
Nichts wie hin. Dort werdet ihr mit Sicherheit zu den gerne gesehen Gästen gezählt werden. Was soll denn ansonsten noch so geschehen in nächster Zeit?

Chrisafis:
Natürlich sind wir im Moment damit beschäftigt unser Album so gut es geht zu promoten und dazu zählen klarerweise Gigs, aber auch Interviews. Zudem arbeiten wir aber auch bereits wieder an neuem Material, aber einige Zeit wird es schon in Anspruch nehmen, bis ein zweiter Longplayer fertig ist.
Aber verlasst euch darauf, dass CRYSTAL TEAS so bald es möglich sein wird, ein weiteres Album veröffentlichen werden!
Rock Until We Fall!

Redakteur:
Walter Scheurer

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