DARK AGE: Interview mit Eike Freese

01.01.1970 | 01:00

DARK AGE sind eine aufstrebende Band aus Hamburg, die mit "The Silent Republic" ein feines Album abgeliefert haben, dass ich irgendwo zwischen Melodic Death und Dark Metal bewegt. Fronter Eike Freese stellte sich meinen Fragen.


Stephan:
"The Silent Republic" ist seit drei Wochen draußen. Was habt ihr denn bis jetzt so an Feedback von den Fans bekommen?

Eike:
Durch die Bank weg nur Positives. Wir haben es ganz besonders auf der Release-Party und den ganzen Konzerten gemerkt - das war zum Teil schon recht enthusiastisch, was da rübergekommen ist. Wir wurden darauf angesprochen, wie wir uns denn nun in Zukunft noch steigern wollen. Andere meinten, dass wir diese Symbiose aus Melancholie und Aggression noch besser getroffen hätten. Es gab viele verschiedene, gute Reaktionen.

Stephan:
Was denkst du, ist die größte Stärke von eurem neuen Album?

Eike:
Ich finde, dass wir unseren emotionalen Zustand ganz gut getroffen haben. Die Aggression verschmilzt gut mit der Eingängigkeit, dieser Ohrenfreundlichkeit. Ich denke, wenn ich das so sagen darf, dass wir das ganz gut hingekriegt haben und das wir eigentlich einen roten Faden auf der Platte haben. Ich glaube, dass sich das Leute aus allen Metal-Bereichen anhören können.

Stephan:
Und was könnte man als größte Schwäche ansehen?

Eike:
Gute Frage. Sagen wir mal so, ich hoffe, dass das Album auch Schwächen hat, denn die bieten uns natürlich die Möglichkeit, das dann auf dem nächsten Album besser zu machen. Die einzige Schwäche, die mir einfällt, ist eventuell die Tatsache, dass ich die Base-Drum vom Sound her ein bisschen fetter haben wollte. Von anderen Leuten wurde noch gesagt, dass sie sich mehr cleanen Gesang gewünscht hätten, aber das ist auch eher ein subjektiver Eindruck. Ansonsten fehlt mir einfach noch der nötige Abstand um dazu was sagen zu können. Vielleicht kann ich das in einem halben Jahr besser, weil man jetzt das Album erstmal noch verarbeiten muss, da steckt man halt noch so in dem Prozess drin.

Stephan:
Denkst du, dass ihr in Zukunft vermehrt Sachen mit Clean Gesang machen werdet, so wie bei Songs wie "Return" geschehen?

Eike:
Also ausschließen möchte ich es nicht. Wir wollen auf jeden Fall mit der nächsten Platte nicht auswhimpen, das wissen wir ganz genau. Wir wollen weiter unser Ding durchziehen und wollen auch schnelle Knüppelparts drinhaben. Trotzdem werden wir jetzt erstmal schauen, was das nächste Material, das wir schreiben, so bietet. Wenn sich da Parts anbieten, clean zu singen, werden wir auf gar keinen Fall davor zurückschrecken. Es kann durchaus sein, dass mehr solche Parts kommen, das kann ich mir sogar sehr gut vorstellen.

Stephan:
Wie würdest du selbst eure Musik charakterisieren?

Eike:
Vom Stil her?

Stephan:
Wenn du jetzt jemandem, der euch nicht kennt, beschreiben solltest, was ihr so für Musik macht.

Eike:
Dann würde ich sagen, dass wir eine ziemlich gute Mischung aus vielen Metal-Stilen gefunden haben und eine Symbiose aus Black und Death Metal machen, mit einer Prise Göteborg und einer Prise vom traditionellen Heavy Metal. Dass wir halt versuchen, aus einer Kombination von verschiedenen Stilrichtungen unser eigenes Süppchen zu kochen. Dass mein Gesang sich eigentlich recht stark an den Göteborg-Sachen orientiert und dass wir versuchen, unsere Musik unter dem Begriff Dark Metal nach außen hin darzustellen.

Stephan:
Ihr geht abwechslungsreicher zu Werke als noch auf "Insurrection" (vorhergehendes Album aus dem Jahre 2000 - d. Verf.). Habt ihr einfach vielfältigere Einflüsse verarbeitet oder resultiert das aus einer gewachsenen Erfahrung beim Songwriting?

Eike:
Das sind so ein bisschen beide Faktoren. Auf der einen Seite sind viele neue Einflüsse hinzugekommen und bei uns allen ist es so, dass wir, weil wir ja als Musiker noch ziemlich jung sind, ständig dazulernen, was das Arrangieren angeht und was unsere technischen Fertigkeiten an den Instrumenten angeht. Somit hat man auch viel mehr Möglichkeiten sich auf seinem eigenen Instrument auszudrücken. Das sind sicherlich zwei Gründe dafür, warum das abwechslungsreicher geworden ist.

Stephan:
In welchen Situationen können DARK AGE-Songs entstehen?

Eike:
Das sind zwei Situationen. Einmal zu Hause, dass einfach jeder von uns zu Hause Parts schreibt, beim Gitarreüben wie das halt üblich ist. Das andere wäre im Proberaum, da wir auch ganz gerne Mal eine Runde jammen, was ausprobieren und dass so dann Ideen entstehen.

Stephan:
Werdet ihr beim nächsten Album das Erfolgsrezept von "The Silent Republic" beibehalten, was ja nichts schlechtes ist, oder eher einen experimentelleren Weg einschlagen?

Eike:
Cool, wenn das ein Erfolgsrezept ist. Ich denke mal schon, dass wir mittlerweile immer mehr begreifen, was wir können und was gut ist. Ich denke schon, dass sich das nach einer Weile bei Musikern festsetzt. Man merkt es an den Publikumsreaktionen, welche Songs sie besonders mögen. Mittlerweile kennen wir auch unsere Stärken und die werden wir natürlich nicht von der Hand geben. Ich denke mal, dass das alles ziemlich intuitiv ist, auch was so in Zukunft passieren wird. Wir sind ziemlich intuitive Menschen, da passiert viel aus dem Bauch heraus. Wir werden darauf achten, dass wir auf jeden Fall immer unseren Stil beibehalten werden, denn das finde ich wichtig. Trotzdem kann ich mir schon vorstellen, dass man etwas überrascht sein wird, wenn man das nächste Album hört. Wir wollen halt nicht stagnieren und wollen auch den Fans der vorherigen Platten zeigen, dass das DARK AGE sind, die klingen aber jetzt vollkommen anders. Das wird auf jeden Fall auf dem nächsten Album wieder so sein.

Stephan:
Denkst du, dass ihr "The Silent Republic" bei eurem nächsten Streich noch einen draufsetzen könnt?

Eike:
Das wollen wir schwer hoffen. (lacht) Ja, das glaube ich ganz sicher. Bei mir im Kopf weiß ich auch schon ungefähr, wie die Platte klingen soll. Und wenn das nicht so wäre, dann hätte man ja keine Motivation mehr, noch eine Platte zu machen.

Stephan:
Wird eigentlich jedes Album bei euch von einer Coverversion beendet?

Eike:
Nein, das hat einen Grund, und zwar haben Remedy Records (Hamburger Plattenfirma von DARK AGE - d. Verf.) mit ihrem Vertrieb einen Deal abgeschlossen, dass wir als erste Auflage dieses Digi-Pack herausbringen. Wir wollen natürlich, wenn die Leute das Digi-Pack kaufen, auch einen zusätzlichen Kaufanreiz bieten und das macht man ja obligatorisch mit einem Coversong (gern genommen auch eine Liveaufnahme - Anm. d. Verf.). Wir hatten auch überlegt ob wir einen Videoclip, den wir damals zufällig bei "The Fall" (99er Debütalbum - d. Verf.) gedreht hatten, als DVD-Track draufhauen. Aber den werden wir uns noch aufsparen. Es kann beim nächsten Mal sein, dass es etwas vollkommen anderes wird, es kann aber auch wieder ein Coversong werden.

Stephan:
Das Video, das du gerade angesprochen hast, war das zu "Killing Crisis"?

Eike:
Nein, "Killing Crisis" war ja auf der "Insurrection", und das war direkt zu dem Lied "The Fall".

Stephan:
Und habt ihr zu "Killing Crisis" ein Video gemacht? (War nämlich angedacht worden - d. Verf.)

Eike:
Nein, leider nicht. Das wollten wir ursprünglich auch machen, da der Regisseur von "The Fall" uns angeboten hatte, ein weiteres mit uns zu machen. Da hatten wir uns "Killing Crisis" rausgesucht. Das ist aber kurzfristig geplatzt, weil er nach Frankreich oder Spanien gezogen ist. Auf jeden Fall ist er weggezogen und konnte das nicht mehr machen.

Stephan:
In euren Anfangstagen habt ihr laut Bandhistory noch rumpligen Death/Grind fabriziert. Wie kam der Wandel zu den deutlich anspruchsvolleren Klängen zustande?

Eike:
Zu dem Zeitpunkt, als wir damals anfingen Musik zu machen, da hießen wir noch DYERS EVE und waren gerade so 14, 15. Wir waren unheimlich fixiert auf solche klanglichen Komponenten wie CANNIBAL CORPSE. Das war eigentlich unser Haupteinfluss und wir wollten das unbedingt auch können, obwohl wir noch nicht mal mehr als vier Powerakkorde spielen konnten. Uns hat es damals gereicht, Krach zu machen und Spaß zu haben. Wir haben da halt versucht, Grindcore zu machen (wobei CC ja nicht unbedingt Grindcore sind - Anm. d. Verf.), was aber auf technischer Ebene überhaupt nicht möglich war. Irgendwann kam dann das SAMAEL-Album "Ceremony Of Opposites" und da dachten wir uns, das klingt noch viel intensiver und ist langsamer und auch ein bisschen besser nachspielbar. Und dann haben wir uns halt ein bisschen in die Doom-Richtung versucht, mit ein bisschen Einfluss von Black Metal. Das war damals einfach nur aus Spaß, diesen Grindcore zu machen, aber wir haben dann schnell gemerkt, dass wir das nicht können.

Stephan:
Gab es schon mal Differenzen über die musikalische Ausrichtung der Band?

Eike:
Nein, noch nie. Das liegt auch daran, weil Andre (Schumann, Drums - d. Verf.) und ich, wir sind ja die Gründungsmitglieder und waren schon ganz lange auf der Schule zusammen. Martin (Reichert - d. Verf.), unserer jetziger Keyboarder war auch ganz lange ein Freund von uns. Wir waren alle in einer Metal-Clique und unser musikalischer Geschmack entwickelt sich irgendwie zusammen, und tut das auch immer noch, das ist bis jetzt so geblieben. Wenn neue Einflüsse kommen, irgendwie mögen es dann immer alle. Da haben wir wirklich Schwein gehabt, dass wir eine Band sind, wo alle exakt den gleichen Geschmack haben. Ich finde es auch wichtig, dass sich eine Band nicht hinsetzt und sagt, wir machen jetzt einen bestimmten Stil, sondern dieser Stil sollte sich ja eigentlich auch aus den einzelnen Parts entwickeln. Man schreibt halt was und mit dem dazugehörigen Einfluss, z.B. der Stimme des Sängers kommt ja dann auch der Musikstil zustande.

Stephan:
Wie war das mit dem Ausstieg von Finn Dierks? Er kam aus Amerika zurück nach Deutschland und erfuhr, dass er nicht mehr in der Band ist, oder wie muss ich mir das vorstellen?

Eike:
Genau, dass war damals in der frühesten Anfangsphase von DARK AGE, als wir noch kein Album gemacht hatten. Das war ein sehr guter Freund von uns und der ist für ein halbes Jahr zum Schüleraustausch nach Amerika gegangen. Es hatte auch vorher schon leicht gekriselt. Genau, da gab es mal musikalische Differenzen, denn er hatte sich irgendwann nicht mehr mit dem, was wir machen, identifizieren können. Aber wir waren auch vom Status her noch gar nicht so weit, so dass das noch gar keine richtige Bedeutung hatte, weil es eben in den absoluten Anfangstagen war. Aber da hast du Recht, da ist das schon mal vorgekommen.

Stephan:
Bei den Aufnahmen zu "The Fall" konntet ihr auf die Unterstützung von Sabina Classen (HOLY MOSES, ex-TEMPLE OF THE ABSURD - d. Verf.) zurückgreifen. Wie kam denn der Kontakt zustande?

Eike:
Das war einfach ein Zufall. Unser Bassist Torsten (Eggert - d. Verf.) ist irgendwann mal stinkbesoffen in der Markthalle rumgetorkelt. Wir kannten sie aber alle vorher nicht, weil die Zeit von HOLY MOSES, das haben wir noch nicht so mitbekommen. Auf jeden Fall war die wohl damals mit ihrem Gitarristen von TEMPLE OF THE ABSURD, dem Schrödey dort und Torsten ist auf sie zugegangen und hat gesagt, wir sind eine Band und wir wollen irgendwie aufnehmen. Ich weiß nicht, warum er sie angesprochen hat, wahrscheinlich weil es ein Mädel war. Und da meinte sie, dann nimm halt mir unserem Gitarristen Schrödey auf. Aber das war einfach ein totaler Zufall, dass das alles so gekommen ist.

Stephan:
Inwiefern stellte "Insurrection" eine Weiterentwicklung von eurem Debütalbum dar?

Eike:
In erster Hinsicht auf jeden Fall produktionstechnisch, das Album klingt einfach besser. Der Unterschied ist genauso zustande gekommen wie der jetzige von "Insurrection" zu "The Silent Republic". Wir haben uns nach einer gewissen Zeit weiterentwickelt und haben uns dann überlegt, was kann man verbessern und was kann man beibehalten, wo liegen unsere Stärken und unsere Schwächen. Es ist ja ein ganz langsames Annähern an die eigene Topform durch intensives Üben, Bandbesprechungen und so was. Der Hauptunterschied war, dass "Insurrection" ein bisschen zackiger ist und mehr auf den Punkt kommt als "The Fall". Bei "The Fall" wurde uns oft vorgeworfen, dass es zu lange dauert und sich viele Parts ziemlich lange hinauszögern.

Stephan:
Auf eurer gut gemachten Homepage steht, dass ihr bald Downloads zu allen bisher unreleasten Songs anbieten wollt. Wann können wir denn damit rechnen?

Eike:
Ich hoffe bald. Wir werden die Homepage noch mal vollkommen überarbeiten und ich denke mal, dass die MP3 in den nächsten vier bis sechs Wochen zur Verfügung stehen. Wir haben halt noch diese damaligen Demosongs, die schon seit langem vergriffen sind und da dachten wir uns, das wär ein ganz guter Gimmick, dass die Leute die da Bock drauf haben, sich das runterladen können. Unser Keyboarder Martin verwaltet die Homepage und der wird sich darum kümmern.

Stephan:
Erzähl mir doch mal ein bisschen über euer Label Remedy Records.

Eike:
Ja, gerne. Remedy Records ist eigentlich schon seit Urzeiten ein Label, was aber keiner so richtig wusste. Die Geschäftsführer Jörn und Petra hatten damals aber eigentlich nur die hauseigene Band TORMENT, in der Jörn spielt, veröffentlicht. Darüber hinaus ist es ein kultiger Heavy Metal-Laden in Hamburg, den gibt's jetzt schon seit fast 15 Jahren. Der Jörn hat diesen Namen am Holstenplatz mittlerweile so perfektioniert, dass er eine neue Lebensaufgabe sucht, und die hat er in der Fortführung des Labels gefunden. Da hat er jetzt wirklich amtliche Bands am Start und ist zusammen mit Petra unheimlich engagiert. Was die da in zwei Jahren geschafft haben, macht fast schon Angst. Die sind absolut ehrlich und wir sind mit denen auch gut befreundet. Wir haben Narrenfreiheit bei denen und haben mittlerweile in fast allen Ländern der Welt Vertriebe gefunden. Man darf gespannt sein, was da noch passiert, die haben jedenfalls eine unglaubliche Credibility.

Stephan:
Allerdings schießen die auch schon mal übers Ziel hinaus, so wurde ja z.B. "Insurrection" mit dem reißerischen Slogan "Lets children from bodom stand in flames" angepriesen. Siehst du das anders?

Eike:
Dazu muss ich die in Schutz nehmen. Vielleicht mach ich mir da jetzt auch Feinde, aber das war auch mit unsere Idee. Damals war es so, dass wir einen ganz schweren Stand hatten und wir wollten eine Anzeige machen, die einfach nur provoziert. Es ging gar nicht darum, dass wir uns anmaßen wollten zu behaupten, wir seien in irgendeiner Form besser. Wir respektieren diese Bands und können die zum Teil auch zu unserem Einfluss zählen. Das hat auch funktioniert, dass uns Leute angesprochen haben, was soll denn dieser großkotzige Slogan. Jeder der uns kennt, weiß, dass wir das gar nicht so großkotzig gemeint hatten, sondern es ging halt nur darum, erst einmal die Aufmerksamkeit zu erhaschen und das ist ja auch ganz gut gelungen. Es sollte aber in keinster Weise arrogant klingen.

Stephan:
Glaubst du, dass es für die Band von Vorteil wäre, wenn ihr in naher Zukunft zu einem zugkräftigeren Label, wie beispielsweise MetalBlade oder Century Media wechseln würdet?

Eike:
So was werden wir oft gefragt. In erster Linie gibt es dazu für uns keinen Anlass. Wir fühlen uns bei Remedy Records wohl, die leisten hervorragende Arbeit. Deswegen möchten wir aber nicht ausschließen, wenn wir ein gutes Angebot bekommen, mit welchem Remedy Records nicht mithalten können, dass wir dann wechseln könnten. Das weiß der Jörn auch, der hat auch immer gesagt, wenn ein großes Label kommt, das euch haben will, dann legt er uns keine Steine in den Weg, denn es gibt ja immer noch die Möglichkeit der Lizensierung. Dazu gibt es im Moment aber einfach keinen Anlass. Als wir damals bei Remedy Records unterschrieben haben, war das so eine gegenseitige Geschichte. Wir waren seine erste gesignte Band und wir wollten dann einfach mal schauen, was so passiert. Das sollte so eine Symbiose werden, dass man sich gegenseitig hochpuscht. Sein Hauptanliegen war damals auch, endlich mal ein Label zu schaffen, das auf Grund von Ehrlichkeit gute Arbeit leisten kann und auch zeigen kann, dass man nicht unbedingt Ableger von Major Label braucht um qualitativ gute Ware an den Mann bringen zu können. An diesem Ziel halten wir im Moment fest, aber klar, wenn ein gutes Angebot von Century Media oder so kommt, dann wären wir schön blöd, wenn wir es ausschlagen würden.

Stephan:
Anderes Thema. Wie hast du denn persönlich euren Auftritt auf dem 2000er Wacken Open Air empfunden?

Eike:
Ich weiß, dass ich superaufgeregt war und dass ich nicht geschlafen hatte, weil ich am Freitag total besoffen war und mich mit Jägermeister ausgeschossen hatte. Das war halt ganz früh und wir hatten Befürchtungen, ob da überhaupt Leute da sind. Für uns war es einfach nur cool, die Bühne abzuchecken, wie das ist, ob wir da auch zurecht kommen und heiligen Boden zu betreten. Es war eine sehr gute Erfahrung, es hatten sich trotz der Uhrzeit ein paar Metalheads vor die Bühne verlaufen. Das wussten wir zu schätzen und haben da Spaß gehabt und es war insgesamt echt ein lustiger Auftritt. Hoffentlich können wir das nächstes Jahr wiederholen.

Stephan:
Hoffentlich. Wie sind die Wacken-Veranstalter denn auf DARK AGE aufmerksam geworden?

Eike:
Das ist auch über den Remedy-Jörn gelaufen. Er kommt mit dem Wacken-Veranstalter Holger ganz gut aus, darüber hinaus hatte dem Holger die "Insurrection" ganz gut gefallen, sodass er gesagt hat, als Newcomer gibt er uns eine Chance.

Stephan:
Würdest du im Nachhinein sagen, dass diese Show der Band einen Schub verpasst hat?

Eike:
Ja, ich denke schon. Dadurch dass wir halt in der Running Order waren und im Wacken-Programmheft standen, konnten wir da halt das erste Mal so richtig auf uns aufmerksam machen. Ich glaube schon, dass uns das ein paar Türchen geöffnet hat.

Stephan:
Habt ihr eigentlich schon Liveauftritte außerhalb Deutschlands absolviert?

Eike:
Ja. Eigentlich ist das eine traurige Bilanz, aber einmal in Dänemark haben wir gespielt.

Stephan:
Welches Land wäre denn ein absoluter Traum für dich, um dort mal eine Show zu spielen?

Eike:
Da gibt's eigentlich mehrere. Ich möchte ganz gerne mal eine Europatour machen, um den Leuten zeigen zu können, dass guter Melodic Death auch aus Deutschland kommen kann. Ich maß mir mal an, das sagen zu dürfen. Darüber hinaus hätte ich, wie jede andere Band auch, Bock nach Japan zu gehen und ich hätte mal Lust, in Amerika zu spielen, um den Leuten dort zu zeigen, dass man nicht nur mit MTV-Rock was reißen kann, sondern dass auch ein bisschen härtere Musik eine Chance haben sollte.

Stephan:
Wie war es eigentlich vorgestern auf dem Fuck The Flut-Benefizfestival?

Eike:
Hattest du schon irgendwas gehört davon?

Stephan:
Nein, noch gar nichts. (Die ganzen Meldungen dazu machten erst in den darauf folgenden zwei Tagen die Runde - Anm. d. Verf.)

Eike:
Leider ist das ein Riesen-Flop geworden. Die hatten das ja auf dem Gelände des "Fuck The Commerce" gemacht und da ist glaube ich für 7000 Leute Platz. Das "Fuck The Commerce" war ja über die Jahre hinweg immer gut besucht, doch jetzt waren nur 99 Zahlende da, wodurch die Veranstalter jetzt unglaublich im Minus sind. Die Bands haben alle kein Geld gesehen, das ist bei einer Benefiz-Veranstaltung ja sowieso klar, dass da alle auf die Gage verzichten. Aber es war ausgemacht, dass zumindest Sprit-Kosten bezahlt werden, und es sind ja auch Bands wie GRAVE aus Schweden gekommen. Trotzdem war das immer noch gut organisiert. Die Security ist da geblieben, obwohl wir die dann eigentlich fast gar nicht mehr brauchten. Es gab Catering, die haben uns Schlafmöglichkeiten geboten. Darüber hinaus ein ganz großer Lob an die Bands. Jede Band hat ihren Gig vor diesen 80 Leuten durchgezogen, da gab es gar nichts. Man hat trotzdem versucht, eine volle Party daraus zu machen. Wir haben auch gespielt und ordentlich abgerockt und halt versucht, das Beste daraus zu machen. Leider ist das nichts geworden, aber ich denke, das war vielleicht auch ein bisschen blauäugig von den Veranstaltern, keine Ausgabe von den Printmedien abzuwarten, denn da hätte man gut Anzeigen schalten können. Das war vielleicht ein bisschen leichtsinnig.

Stephan:
Zumindest per Internet ist ja einiges an Werbung dafür gelaufen.

Eike:
Richtig. Klar, das Internet wird ja irgendwann mal das Zukunftsmedium, aber ich glaube, dass die Werbung in Zeitschriften noch ein bisschen wirkungsvoller ist. Aber es war schade, weil eigentlich fand ich es eine sehr gute und lobenswerte Idee, das mal zu machen. (An dieser Stelle sei noch mal darauf hingewiesen, dass man, um den Veranstaltern zu helfen, die Festival-Shirts käuflich erwerben bzw. Spenden loswerden kann. Mehr Infos dazu gibts hier - Anm. d. Verf.)

Stephan:
Und wie sehen eure aktuellen Tourpläne aus?

Eike:
Wir haben jetzt an den letzten fünf Wochenenden gespielt und suchen jetzt dringend eine Tour, wo wir den Support machen können. Wir wollen unbedingt auf Tour gehen. Wir hatten eigentlich versucht, mit auf diese IN FLAMES-Tour (zusammen mit PAIN und SOILWORK - d. Verf.) zu kommen, aber Nuclear Blast wollten keine Band außerhalb ihres Labels haben (PAIN sind aber schon seit 1997 nicht mehr bei Nuclear Blast unter Vertrag - Anm. d. Verf.). (knurrt) Wir haben jetzt etwa 20 offene Termine, wo wir organisatorisch mit den ganzen Veranstaltern verhandeln müssen und werden dort versuchen, alles abzugrasen. Wir haben nur einen festen Termin und der ist in Greifswald im Klex, aber den habe ich jetzt nicht im Kopf (am 9.11. steigt der Gig - d. Verf.). Aber es ist damit zu rechnen, dass wir dieses Jahr noch ganz viel live spielen werden, denn das ist unsere wahre Stärke. Da sind wir auch super heiß drauf.

Stephan:
Wer ist momentan deine Lieblings-Undergroundband in Deutschland?

Eike:
Also ich hab da momentan eine Band, da hab ich das Advanced bekommen, die haben auch gerade bei Remedy Records unterschrieben. Die sind aber nicht Underground, sondern absolut erste Liga. Die CD wird den Black Metal retten und zwar die Neue von MEPHISTOPHELES. Die hab ich hier, weil das sind auch gute Freunde von uns. Ich finde die sogar besser als die letzten beiden EMPEROR-Scheiben, die wird bestimmt einiges reißen können. Das ist so eine CD, wo ich sage, da geht einiges. Richtig Underground finde ich auch eine befreundete Band aus dem Hamburger Umfeld, die glaube ich in Eigenregie was gemacht haben und die heißen SOULSGATE und orientieren sich so ein bisschen an dem Erbe von DEATH. Die sind auch sehr geil. Nach SOULSGATE sollte man also wirklich die Augen offen halten und nach der neuen MEPHISTOPHELES, die (MEPHISTOPHELES - d. Verf.) wird allerdings erst im Januar erscheinen.

Stephan:
Glaubst du, dass der Heavy Metal in Deutschland in nächster Zeit wieder etwas salonfähiger wird?

Eike:
Das wird abzuwarten sein. Ich glaube, der Heavy Metal bewegt sich gerade ein bisschen an einer Schwelle. Ich bin der Meinung, dass da jetzt ein Übergangsprozess stattfindet. Es ist so, dass man nach wie vor den Heavy Metal nach alter Tradition zelebriert. Es gibt für mich noch zu viele festgefahrene Ansichten und Mauern, die eine logische Steigerung und Verbesserung der Szene aufhalten. Ich glaube, wenn die Heavy Mettler tolerant bleiben und mit offenen Augen durch's Leben gehen, dass dann der Heavy Metal in Zukunft wieder größer werden kann. Es kann aber nicht sein, dass man krampfhaft versucht, die achtziger Jahre zu imitieren. Damit können ich und auch viele unsere Freunde überhaupt nichts anfangen. Ich glaube schon, dass der Heavy Metal sich ein bisschen - das ist ein furchtbares Wort - modernisieren muss, das passiert ja auch in weiten Teilen. Dann wird härtere Gitarrenmusik auch auf jeden Fall wieder ein ganz wichtiger Bestandteil der Musikszene. Das hoffe ich, ganz dringend sogar.

Stephan:
Was würdest du als die nächsten großen Ziele bezeichnen, die du mit DARK AGE verwirklichen willst?

Eike:
Wir möchten ganz gerne weltweit unsere Fußstapfen im Dark bzw. Melodic Death Metal hinterlassen. Wir wollen versuchen, zu Bands aus dem skandinavischen Bereich, die das vorgemacht haben, aufzuschließen und unsere eigene Duftmarke und Akzente zu setzen. Das ist unser höchstes Ziel, dass wir versuchen, in diese Liga reinzukommen und Leute davon überzeugen zu können, dass wir auch was zu sagen haben.

Stephan:
Was bedeutet es für dich persönlich, ein Teil von DARK AGE zu sein?

Eike:
Das muss ich unterscheiden. In musikalischer Hinsicht ganz viel, denn diese Musik ist einfach absolut mein ausgleichendes Ventil. Es ist ganz wichtig, dass ich ein Teil von DARK AGE bin, damit ich nicht irgendwann noch ganz durchdrehe. Ich denke auch, dass jedes Mitglied von DARK AGE seinen fundamentalen Einfluss hat und wenn ein Mitglied fehlt, es dann eigentlich nicht mehr DARK AGE ist. Darüber hinaus sind wir wirklich wie eine absolute Familie. So hat jeder seinen eigenen Weg und Glauben, warum er da mitmachen muss und das ist auch sehr wichtig für mich.

Stephan:
Okay, vielen Dank erstmal. Die letzten Worte gehören dir.

Eike:
Für die Leute, die noch nicht in die CD reingehört haben, checkt die einfach mal ab. Wir freuen uns auch über Gästebucheinträge auf der Homepage (http://www.dark-age.de - d. Verf.). Wenn ihr Ideen habt, wo wir spielen können, wir sind dazu gerne bereit, einfach die Ideen zu uns schicken. Darüber hinaus, lasst euch nicht verarschen und geht mit offenen Augen durchs Leben. Rock'n'Roll!

Redakteur:
Stephan Voigtländer

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