DAWN AHEAD: Interview mit der Band

05.10.2018 | 14:03

Mit DAWN AHEAD hat sich vor vier Jahren eine Band bekannt gemacht, die uns mit ihrer gleichnamigen Erstlings-EP ihre Version vom Heavy/Thrash Metal offenbarte. Nun steht mit "A Trip Of Violence" die nächste kleine Kostprobe an und wir stellten uns die Frage, wer sich überhaupt hinter DAWN AHEAD verbirgt. Also packten wir die Gelegenheit beim Schopfe und fragten die Gitarristen Thomas und Marcel sowie Chrischaan am Mikro nach einem kleinen Plausch - ungekürzt und unzensiert!

Jungs, schön, dass es mit dem Interview klappt. Bevor es ans Eingemachte geht - wie geht es euch? Wie ist die Stimmung im DAWN AHEAD-Lager?
Marcel: Also uns geht es ganz gut, mit der neuen CD sind wir rundum sehr zufrieden. Und kleinere organisatorische Probleme wie z.B., dass unser Proberaum abgerissen wird und wir auf der Suche nach einem neuen waren, sind mittlerweile auch aus der Welt.
Chrischaan: Die Stimmung ist entspannt. Vielleicht etwas zu entspannt. Über den Sommer hatten wir, wie sagt man so schön, eine kreative Pause. Bald geht es ans Umziehen in den neuen Proberaum und ich mahne und erinnere meine restlichen Bandmitglieder: Ich bin der schlimmste und unbegabteste Handwerker auf dem Planeten, haha.
Thomas: Du bist einfach nur der faulste Drückeberger der Nation und willst dich mit simulierter Unfähigkeit vor der Arbeit drücken. Naja, aber wir brauchen ja auch jemanden, den wir während der Arbeiten zum Bier holen schicken können. Also haben wir schon eine Funktion für dich.

Gut, dass das geklärt ist. Ich kenne euch zwar schon seit eurer Debüt-EP, aber unsere Leser da draußen wollen sicherlich wissen, wer hinter DAWN AHEAD steckt. Stellt euch und euren bisherigen Werdegang doch kurz vor.
Chrischaan: Da überlasse ich den Männern hier jetzt mal das Wort, denn ich kam zuletzt zur Band. Und mein eigener Werdegang hatte bis zu DAWN AHEAD nicht viel mit Thrash Metal zu tun (außer, dass ich den immer geil fand). Jungens, da könnt ihr sicher wat besser zu sagen, wa?
Marcel: DAWN AHEAD fing als sehr breitgefächertes Metal-Projekt an. Wenn man sich, so wie ich es letztens mal wieder getan habe, die ersten Demos anhört, haben wir eine Reise unternommen, um den Thrash Metal in uns zu finden, könnte man sagen. Das kann man auch noch an unserer ersten EP erahnen. Da ist vor allem mit 'Coming Home' ein Stück drauf, dass mittlerweile gar nicht mehr so zu uns passt. Ich denke, dass wir nach dieser Entwicklung definitiv unsere musikalische Heimat gefunden haben.
Thomas: Wobei auch bei dem alten Material der Thrash klar dominierte. Dies geht aus der ersten EP nur nicht so hervor, da wir da die gesamte Bandbreite unseres Schaffens darstellen wollten. Diese Mal haben wir das gemacht, was wir am besten können und was bei uns auch immer am besten in den Reviews bewertet wird. Draufhauen!

Vier Jahre nach der selbstbetitelten Debüt-EP gibt es mit "A Trip Of Violence" neues Futter. Warum hat es bis zum Nachschlag so lange gedauert und mit welcher Zielrichtung seid ihr an die Arbeiten herangetreten?
Thomas: Wir hatten nach der ersten EP einen Label-Deal in der Tasche und für das Jahr 2015 ein Album geplant. Leider wurde der Label-Betreiber aufgrund einer schweren Erkrankung aus dem Rennen geworfen. So kam es zu der Verzögerung. Zielrichtung für "A Trip Of Violence" war auf jedem Fall, keinen Querschnitt durch unsere ca. 50 Songs zu bieten, sondern ein authentisches, raues und dennoch eingängiges Thrash-Album zu produzieren.
Marcel: Wir haben an weiteren Songs gearbeitet und die Songs, die wir dann 2017/2018 für "A Trip Of Violence" aufgenommen haben, sind interessanterweise ganz andere als die, die 2015 aufgenommen werden sollten.
Thomas: Genau. Die 2015er Songs kommen dann sicherlich zum Teil auf das nächste Album. Man kann sich vorstellen, dass jeder Song weh getan hat, den wir nicht mit auf die EP nehmen konnten.
Chrischaan: Zielrichtung war klar: Die neue Platte sollte Arsch treten, wesentlich mehr als die erste EP. Ich denke, das ist uns ganz gut gelungen. Die erste war sehr durchmischt und stilistisch zu breit gefächert im Nachhinein.

Als Newcomer-Band orientiert man sich bestimmt auch an den Großen der Szene. Wer sind eure musikalischen Vorbilder bzw. mit welchen Bands lässt sich euer Sound bestenfalls vergleichen?
Marcel: Das tun wir in jedem Fall, aber interessant ist bei unserer Konstellation glaube ich, dass jeder von uns andere musikalische Vorbilder hat - außer natürlich ein paar Gods of Metal wie METALLICA (hust! - Anm. d. Verf.) oder SLAYER, an denen man einfach nicht vorbeikommt. Vergleichen finde ich schwierig, aber beeinflusst sind wir definitiv von vielen 80er Bands gemischt mit einigen aus den 2000ern wie z.B. LAMB OF GOD. Bei mir persönlich kommt dann noch der ganze progressive Kram dazu.
Thomas: Mir hat es besonders der Oldschool Thrash angetan. Ich höre zwar auch viele aktuelle Bands wie MACHINE HEAD, HATEBREED, SLIPKNOT oder IRON REAGAN, aber die wahren Helden sind dann doch eher EXODUS, SLAYER, TESTAMENT, POSSESSED, ANNIHILATOR usw. Beeinflusst beim Songwriting sind wir davon zwar schon, doch durch die unterschiedliche Herangehensweise beim Schreiben, die unterschiedlichen Richtungen und vor allen Dingen durch Chrischaans Vocal-Lines, die den Songs oft genug eine ganz andere Nuance geben, kommt am Ende dann doch etwas ganz anderes heraus.
Chrischaan: Jetzt gibt's bei jedem, der die Platte hört und vermutlich auch bei den Jungens nen Lachflash: Michi Kiske und Andi Deris von HELLOWEEN sind für mich große Einflüsse. Hört man voll, ne? Ich eiere ja auch so viel in der Kopfstimme rum, oder? Dennoch: Von der Melodieführung her inspirieren die beiden mich wegweisend. Aber auch Lemmy, Axl Rose, Mille Petrozza und Dani Filth sind für mich gesanglich große Einflüsse. Letzterer jetzt nicht wegen dem Gefiepe, das krieg ich eh nicht hin. Dennoch ist er im extremen Gesang der wohl kreativste aktive Sänger, und diese Vielfalt versuche ich auch mit einfließen zu lassen. Kann man uns vergleichen? Hui, schwierig... Ich vergleiche unseren Sound ja immer mit einem verkrüppelten Bastard aus ONSLAUGHT und ANGELUS APATRIDA.

Steckt eine bestimmte Message hinter der vorliegenden EP?
Chrischaan: Nein, eher nicht, es sind dafür zu viele unterschiedliche Themen, die da angeschnitten werden. Da ist auch viel Ironie und Sarkasmus dabei, wenn auch die eine oder andere ernst gemeinte Anprangerung dahintersteckt. 'A Taste Of Violence' spiegelt zum Beispiel meine Ansicht zum aktuellen weltpolitischen Klima wider, 'Betrayal' ist eine Abrechnung mit Menschen, die mich persönlich im Laufe meines Lebens schwer enttäuscht haben. Aber so Dinger wie 'A Trip Into The Dark' oder 'The One And Only' darf man sicherlich nicht allzu ernst nehmen.
Marcel: Ich finde es am spannendsten, wenn jeder der möchte seine eigene Message in unserer Musik suchen kann. Und wir möchten allen die Gelegenheit dazu geben, indem wir das offen lassen. Zu unseren Songs wird es keine Interpretationshilfen wie im Deutschunterricht geben.
Thomas: Wir wollen nicht missionieren und nicht rekrutieren. Offen gestanden ist es doch schon fast egal, ob man über soziale Ungerechtigkeiten, über die Brüste der Nachbarin gegenüber, oder über den stolzen Gesichtsausdruck bei seinem ersten Furz singt. Wenn dir die Musik die Klöten durch den Bauch, an den Mandeln vorbei aus dem Kauwerk hämmert, dann ist bedeutungslos, was da gesungen wird. Nur "wie" gesungen wird, ist entscheidend.

Wer also auf melodischen Thrash steht, darf ruhig mal ein Ohr riskieren. Für mich steht 'Sinister Thoughts' stellvertretend für die gesamte EP. Würdet ihr das so unterschreiben?
Thomas: Können wir "melodisch" vielleicht streichen? Abgesehen von dem Intro zu 'The Betrayel' kann ich bei der EP zum Glück nicht viel Melodie erkennen. Wir haben ein paar eingängige Refrains, aber melodisch? Ich empfinde das fast schon als Beleidigung. Naja, müssen wir beim nächsten Mal halt noch mehr draufhauen.
Chrischaan: Das meiste positive Feedback bekommen wir zu diesem Song, ja. Und der ist uns auch ganz gut gelungen, würde ich sagen. Er gibt mal zumindest die Marschrichtung vor, Uptempo Thrash mit einem eingängigen Singalong-Refrain. Da liegen unsere Stärken. Ja, könnte man so sehen, oder Marcel?
Marcel: Die Unterschrift würde ich nicht verweigern.

Stehen für dieses Jahr irgendwelche Live-Dates an oder was stellt ihr mit dem Rest des Jahres 2018 so an?
Marcel: Im November haben wir drei Auftritte in Mainz, Andernach und Frankenthal. Mal gucken, ob da noch mehr dazukommen. Daneben arbeiten wir im Proberaum an neuen Liedern und abseits des Proberaums an einem Video zur neuen EP.
Thomas: Wir arbeiten an einem Video? Weiß ich gar nichts von. Naja, vielleicht soll ich da nicht mit drauf, weil ich zugenommen habe, hehe. Die Arbeit an den neuen Songs ist momentan das Wichtigste. Die müssen im Frühjahr fertig sein, da wir dann auswählen, welche Songs auf unser 2019er Album kommen.
Chrischaan: Ich persönlich freue mich ja sehr auf den Gig mit MOTORJESUS und ANGEL DUST im Juz Live Club in Andernach. Auf dieser Bühne stand dann kurz vorher noch ROSS THE BOSS. Das ist schon ein geiles Gefühl.

Eine Frage, die ich jungen Bands gerne stelle: Wohin soll die Reise gehen? Was wollt ihr mit DAWN AHEAD erreichen?
Chrischaan: Betriebswirtschaftlich gesehen ist das ein großes No-Go, aber wir haben jetzt keinen Fünf-Jahres-Plan oder so. Oder weiß ich davon was nicht, Thomas und Marcel? Ich selbst würde gerne ein Album professionell vertrieben sehen in naher Zukunft und auch eine Tour wäre mal was Feines.
Thomas: Wir haben im Grunde genommen unser Minimalziel erreicht. Wir sind nach sechs Jahren noch in der Gründungsformation zusammen, spielen Konzerte und nehmen CDs auf, die man käuflich erwerben kann. Damit gehören wir zum aktiven Part der weltweiten Metal-Family. Alles Weitere können wir nur dahingehend beeinflussen, dass wir versuchen mehr live zu spielen, mehr CDs aufzunehmen und uns möglichst nicht in unseren Grundwerten verändern.
Marcel: Ewig weit in die Zukunft gucke ich eigentlich nicht. Aber das nächste große Ziel ist eine LP zu veröffentlichen und im Zuge dessen eine kleine Tour zu spielen, vielleicht sogar über Deutschland hinaus.

Dann wäre ich somit auch durch mit meinen Fragen und möchte mich vielmals bei euch für Zeit und Geduld bedanken. Euch gebühren selbstverständlich die letzten Worte.
Chrischaan: Bier schmeckt zusammen mit Thrash Metal am besten. Probiert es doch einfach mal mit unserer EP zusammen aus. Ich mache das auch grad, kommt echt gut. Luftig im Abgang! Ansonsten bedanken wir uns für euer Interesse und auch großes Lob an euer Magazin. Das lese ich täglich!
Marcel: Man soll den Arsch nicht höher hängen als man scheißen kann!
Thomas: Und wenn die Scheiße keine Temperatur mehr hat, sollte man mal nachsehen, ob man noch atmet.

Redakteur:
Marcel Rapp

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