DEATH - Geschichte einer Legende

04.06.2008 | 13:39

deathManchmal braucht man nur den richtigen Anlass, um eine Legende zu würdigen. Und nichts weniger als dies sind DEATH, nichts weniger als das ist Chuck Schuldiner, der mit seiner Band ein ganzes Genre begründete und immer wieder neu definierte. Century Media veröffentlichen nun die ersten fünf DEATH-Alben im hübschen Klappdigipack, auf die wir uns hier konzentrieren wollen. Grund genug, auf eine ereignisreiche und letztlich tragische Karriere zurückzublicken.







MANTAS & Demos

Im Jahr 1983 gründet der damals 16-jährige Chuck Schuldiner die Band MANTAS zusammen mit Frederik DeLillo, der sich den hübschen Namen Rick Rozz gibt, als zweitem Gitarristen und Barney "Kam" Lee am Schlagzeug, wobei Lee zu Beginn auch noch die Vocals übernimmt.. Schon wenige Monate danach ist das erste Demo "Death By Metal" im Kasten. Nicht viel später kommt es zur Umbenennung in DEATH. Es folgen ein halbes Dutzend weitere Demos (u. a. "Reign Of Terror", "Infernal Death" und "Back From The Dead"), die im Untergrund von mal zu mal mehr Aufmerksamkeit erregen. Ob nun POSSESSED mit ihrem ersten Demo "Death Metal" von 1984 oder eben DEATH nun für den Namen des Genres verantwortlich sind, ist so richtig nicht mehr zu ermitteln. Klar ist nur, dass ein Plattenvertrag da nur eine Frage der Zeit ist. Und so sollte der dann auch sehr bald folgen.

Scream Bloody Gore
Im Jahr 1987 ist es dann so weit. Das erste offizielle DEATH-Album "Scream Bloody Gore" findet seinen Weg in die Regale der Welt. Insgesamt noch sehr viel roher und brutaler, aber vor allem auch sehr viel simpler als in den späteren Jahren geht das blutjunge Trio, dem mittlerweile Chris Reifert, der später AUTOPSY ins Leben ruft, als Drummer und John Hand als Rhythmusgitarrist (der auf dem Album selbst allerdings nicht zu hören ist) angehören, zu werke. Und genau diese rohe Aggressivität ist es auch, die einige Fans vom wichtigsten Album in der Karriere von Chuck Schuldiner sprechen lassen. So weit möchte ich persönlich nicht gehen, zumal man an den Geräten schon noch arg limitiert ist. Tracks wie 'Scream Bloody Gore', 'Denial Of Life' oder 'Baptized In Blood' sind dennoch großartige Beispiele für die frühe DEATH. Der Re-Release enthält zudem einen Bonustrack, Linernotes von Szeneguru Borivoj Krgin und ein überarbeitetes Booklet.

01. Infernal Death
02. Zombie Ritual
03. Denial Of Life
04. Sacrificial
05. Mutilation
06. Regurgitated Guts
07. Baptized In Blood
08. Torn To Pieces
09. Evil Dead
10. Scream Bloody Gore
11. Beyond The Unholy Grave
12. Land Of No Return
13. Denial Of Life (live)

Leprosy
Als "Leprosy" 1988 erscheint, ist das bereits ein musikalischer Quantensprung. Die Gitarrenarbeit von Chuck ist um Klassen besser als auf dem Vorgänger, der Gesang hat nichts an Faszination verloren und auch im Songwriting ist man dem Debütalbum um Lichtjahre überlegen. Doch auch das veränderte Line-Up trägt sein Scherflein dazu bei. Gründungsmitglied Rick Rozz kehrt an der Gitarre zurück, der seine MASSACRE-Kollegen Terry Butler (Bass, später bei SIX FEET UNDER) und Bill Andrews (Schlagzeug) mitbringt. Songs der Marke 'Leprosy', 'Open Casket' oder 'Pull The Plug' werden feste Bestandteile von DEATH-Konzerten und auch die Zahl der Zweifler, ob diese Band wirklich talentiert ist, sinkt rapide. Der Re-Release kann hier gleich mit fünf Bonustracks und Linernotes von Borivoy Krgin aufwarten. Die Livenummern haben eine ordentliche Qualität und sind für Maniacs natürlich eine Pflichtveranstaltung.

01. Leprosy
02. Born Dead
03. Forgotten Past
04. Left To Die
05. Pull The Plug
06. Open Casket
07. Primitive Ways
08. Choke On It
09. Open Casket (live)
10. Choke On It (live)
11. Left To Die (live)
12. Pull The Plug (live)
13. Forgotten Past (live)

Spiritual Healing
Nach "Leprosy" folgt schon der nächste Quantensprung, denn auch "Spiritual Healing" ist seinem Vorgänger turmhoch überlegen. Der mehr als siebenminütige Titeltrack dürfte Inspiration für so ziemlich jede folgende technische Death-Metal-Band sein, der Opener 'Living Monstrosity' oder 'Within The Mind' zeigen zudem, dass der Mastermind auch stimmlich zugelegt hat. Außerdem hat er mit James Murphy (später OBITUARY) einen echten Könner an die zweite Axt geholt. Dazu kommen deutlich gereifte Texte, die sich langsam von Horrorszenarien lösen und dabei auch durchaus Gesellschaftskritik versprühen. Ganz klar, dass hier ist das Reifezeugnis des Chuck Schuldiner. Der Schritt vom jugendlichen, wilden Musiker zum ernstzunehmenden Künstler und Visionär. Und wer vor 18 Jahren geglaubt hat, das sei nicht mehr zu toppen, sah sich nur ein Jahr später eines besseren belehrt. Der Re-Releases bietet zwar keine akustischen Bonüsse, aber neben der schicken Verpackung noch Linernotes von – wie immer – Borivoy Krgin.

01. Living Monstrosity
02. Altering The Future
03. Defensive Personalities
04. Within The Mind
05. Spiritual Healing
06. Low Life
07. Genetic Reconstruction
08. Killing Spree

Human
Auf "Human" holt sich Chuck die Unterstützung von Steve Di Georgio am Bass (später u. a. bei ICED EARTH, TESTAMENT), Sean Reinert am Schlagzeug und Paul Masvidal an der Gitarre, die beide im Jahr 1993 mit CYNIC einen echten Meilenstein des technischen Death Metal veröffentlichen werden. Auf "Human" stimmt tatsächlich alles. Hört nur mal den Beginn von 'Lack Of Comprehension', den großartigen Aufbau von 'Suicide Machine' oder das Instrumental 'Cosmic Sea'. Doch nicht nur die Mitstreiter heben die Qualität. Auch Chuck selbst wird mit jedem Album besser. Als Songwriter, als Gitarrist, als Sänger und als Texter. Der auf "Spiritual Healing" einsetzende Trend weg von Horrorszenarien wird mehr als fortgesetzt. Nun bestimmen philosophische Fragen die Lyrics. Es ist schon beeindruckend wie die Lernkurve des Bandkopfs aussieht. Vor allem, weil kein Ende in Sicht ist.

Auch hier gibt es keine Bonustracks und Linernotes sucht man ebenfalls vergeblich. Aber immerhin sorgt das Re-Mastering für einen besseren Sound.

01. Flattering Of Emotions
02. Suicide Machine
03. Together As One
04. Secret Face
05. Lack Of Comprehension
06. See Through Dreams
07. Cosmic Sea
08. Vacant Planets

Individual Thought Patterns
Auch wenn es kaum zu glauben ist, so ist auch "Individual Thought Patterns" noch besser als der Vorgänger. Mit Schlagzeugzauberer Gene Hoglan hinter der Schießbude und Steve Di Georgio am Bass gibt es hier wohl das beste Rhythmusfundament, dass je auf einer Death-Metal-Scheibe zu hören war. Und dass auch Chuck Schuldiner besser als je zuvor ist, muss ich nicht mehr extra erwähnen, oder? Mit Andy LaRocque (KING DIAMOND) hat er zudem noch mehr als potente Unterstützung an den Saiten. Wenn man dann noch Großtaten der Marke 'Mentally Blind', 'Out Of Touch' oder 'The Philosopher' an Bord hat, ist der Titel "Bestes Album der Band" nicht weit. Zumindest vorerst. Auch hier ist die Geschichte zu den Bonüssen schnell erzählt: Das Album ist Re-Mastered und kommt im Klappdigipack daher. Zusätzliches musikalisches Material gibt es nicht.

01. Overactive Imagination
02. In Human Form
03. Jealousy
04. Trapped In A Corner
05. Nothing Is Everything
06. Mentally Blind
07. Individual Thought Patterns
08. Destiny
09. Out Of Touch
10. The Philosopher

An dieser Stelle trennen sich die Wege von Century Media und DEATH, weshalb hier auch mit den Re-Releases Schluss ist. Und auch wenn es nicht gerade Unmengen an Bonusmaterial gibt und "Spiritual Healing", "Human" und "Individual Thought Patterns" gar gänzlich ohne zusätzliche Musik auskommen, so sind der bessere Sound und die hübsche Verpackung durchaus ein Anreiz für Hardcore-Fans. Und dass jeder, der die Alben noch nicht im Schrank stehen hat, dies nachholen muss, ist wohl auch klar geworden. Nicht nur für Death-Metal-Fans absolut unverzichtbar.

Der Rest der tragischen Geschichte ist natürlich bekannt. Auch wenn es unmöglich scheint, haben DEATH erst mit "Symbolic" ihr absolutes Meisterstück vorgelegt, dass mit Songs wie 'Empty Words', 'Zero Tolerance' oder '1.000 Eyes' jeden Banger zum Rasen bringen dürfte. Von ähnlicher Qualität ist dann das letzte DEATH-Album "The Sound Of Perseverance", welches mit 'Scavenger Of Human Sorrow' zumindest den besten Opener eines DEATH-Werks im Repertoire hat und mit 'Painkiller' zudem eine überaus gelungene Coverversion des PRIEST-Klassikers. Am 13. Dezember 2001 verstirbt Chuck Schuldiner schließlich an Krebs und hinterläßt eine nicht zu füllende Lücke in seinem Genre.

Redakteur:
Peter Kubaschk

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