DEVIL: Interview mit Stian Fossum

06.10.2011 | 08:15

"Obwohl die Zahl der Internet-Krieger, die irgendeinen musikalischen Mist anpreisen wollen, groß ist und weiter steigt, ist das Internet der beste Freund einer jeden Band!" - Stian Fossum (DEVIL).

Klassischer Doom Metal befindet sich seit einiger Zeit wieder im Aufwind. Die erst  2009 gegründeten Doomster DEVIL aus Norwegen veröffentlichten vor kurzem ihr überaus gelungenes Debütalbum "Time To Repent". Gitarrist Stian Fossum stand POWERMETAL.de für ein kurzweiliges Interview zur Verfügung. Und los gehts!


Martin Loga:
Hallo Stian! Euer erstes Studioalbum "Time To Repent" erschien vor kurzem bei Soulseller Records. Für mich klingt die Scheibe sehr geradlinig und absolut nach alter Schule, mit starken BLACK SABBATH und PENTAGRAM-Einflüssen. Außerdem habt ihr noch eine WITCHFINDER GENERAL-Note in eurem Sound. Wie würdest du euer neues Werk beschreiben?

Stian Fossum
:
Ich muss sagen, dass du uns musikalisch mit diesen drei Bands gut eingeordnet hast. Obwohl wir uns musikalisch bewusst an PENTAGRAM und SABBATH anlehnen wollten, haftet uns der WITCHFINDER GENERAL-Drive irgendwie an. Aber damit können wir gut leben. Davon abgesehen enthält unsere Musik auf viele Schnipsel, die an alte klassische Rock-Bands erinnern. Wir können uns  selbst als "vintage occult proto metal heavy rock" titulieren, aber die Bezeichnung "Heavy Rock" passt schon ganz gut.

Martin Loga:
Welche Bands haben eure Musik mit DEVIL in besonderem Maße beeinflusst?


Stian Fossum:
Also in Sachen Songwriting haben uns natürlich BLACK SABBATH und einige NWoBHM-Formationen beeinflusst. Aber im Hinblick auf Produktion und Sound finde ich, dass wir einen sehr typischen Spätsiebziger-Garagen beziehungsweise Underground-Sound haben. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob wir den auf alle Zeiten so bei behalten werden, aber derzeit ist dieser Sound ganz passend für DEVIL.


Martin Loga:
Letztes Jahr habt ihr ein sechs Stücke umfassendes Demo namens "Magister Mundi Xum" herausgebracht. Ihr seid auch im Internet offenbar alle sehr aktiv. Zumindest weiß ich, dass ihr öfter mal im "Sacred Metal Board" unterwegs seid. Wie hilfreich und wie wichtig war denn für euch das Feedback, das ihr in diesem Forum von großen Doom-Fans bekommen habt?


Stian Fossum:
Solches Feedback ist sehr wichtig. Sowohl in Foren wie dem Sacred Metal Board, als auch von "Metal Ireland" und diversen Plattformen dieser Art in Norwegen. Außerdem waren MySpace und Facebook für uns eine RIESIGE Hilfe. MySpace ist das Tapetrading für das neue Jahrtausend, weißt du? Jemand, der das Netz so nicht nutzt und seine Nutzen erkennt, der ist bekloppt. Und, wie ich oft zu sagen pflege: Das Internet hat die Musikindustrie auf den Kopf gestellt. Heutzutage können Musikliebhaber den Plattenfirmen vorgeben, welche Bands sie unter Vertrag nehmen sollen. Früher hingegen waren es die Labels, die festlegten, welche Musik man zu hören hat. Obwohl die Zahl der Internet-Krieger, die irgendeinen musikalischen Mist anpreisen wollen, groß ist und weiter steigt, ist das Internet der beste Freund einer jeden Band.

Martin Loga:
Meine Lieblingsstücke auf eurer neuen Scheibe sind 'Blood Is Boiling', der Rock'n'Roll/Doom-Track 'Crazy Woman' sowie 'At The Blacksmiths'. Erzähl uns mal bitte, wie ihr konkret komponiert und wer die treibende musikalische Kraft bei DEVIL ist.


Stian Fossum:
Unser Bassist Thomas [Ljosåk - Anm. d. Verf.] ist sehr produktiv und effektiv, wenn es um das Ausarbeiten neuen Materials geht. Die meisten unserer Lieder entstehen allerdings gemeinsam in unserem Proberaum. Manchmal kommt auch unsere Gitarrist Kai [Wanderås] mit einer Songidee an, die wir vielleicht zerlegen, wieder zusammensetzen oder er spielt einige Noten auf der Gitarre. Und wir basteln dann als Band ein Stück daraus. Unser Sänger Joakim Trangsrud schreibt zunehmend mehr Liedtexte. Auch unser Schlagzeuger Ronny Østli beteiligt sich am Songwriting. Von daher ist sichergestellt, dass am Ende jedes der Bandmitglieder seine Spuren hinterlässt. Es freut mich übrigens, dass du 'Crazy Woman' genannt hast. Das ist auch eines meiner Lieblingsstücke der Scheibe.


Martin Loga:
Wer hat denn das Artwork für "Time To Repent" entworfen und wie kam es dazu?


Stian Fossum
:
Sowohl das Cover für unser neues Album als auch das der vorangegangenen Single 'The Noble Savage/Blood Is Boiling' wurden von dem Künstler Rafal Kruszyk aus Polen gestaltet. Wir hoffe, dass wir auch in Zukunft mit ihm zusammenarbeiten können. Obwohl er bislang überwiegend Artworks im Bereich Grindcore und Death Metal kreierte, so hat er doch unseren Spirit für DEVIL vom Fleck weg in seinem Werk eingefangen. Wir sind sehr zufrieden mit dem Cover. Testet auch ruhig mal seine anderen Arbeiten. Der hat eine coole MySpace-Seite, wo man viele seiner Werke sehen kann.


Martin Loga:
Die Doom-Metal-Szene Norwegens ist ja nicht allzu groß. Ist es nicht sehr schwierig, einen passenden musikalischen Gegenpart für Konzerte zu finden?

Stian Fossum:
Puh...keine Ahnung wie ich das in Worte fassen soll, ohne dass ich dabei wie ein A****loch zu klingen. Wir hatten bisher unsere meisten Auftritte auf coolen Festivals im Ausland und einen Support-Slot von ELECTRIC WIZARD. Wir werden wohl nie eine Band sein, die viel zu Hause in Norwegen unterwegs ist. Wir spielen liebe auf Festivals, um uns andere Bands dort anzusehen und um uns ein wenig volllaufen zu lassen. Wir wollen zu einem späteren Zeitpunkt vielleicht einige kleinere Tourneen außerhalb von Norwegen machen.

Generell ist es aber kein Problem, sich hier mit einer Band zusammen zu tun, denn die Konzert-Szene in Norwegen ist echt großartig. Es gibt immer Gelegenheiten, um für eine größere Band zu eröffnen. Außerdem sind wir ja noch immer eine kleine Gruppe, die selbst noch keine Headliner-Show spielen könnte. Es ist ja nichts Neues, dass sich Doom-Bands mit Gruppen anderer Genres zusammenschließen, die aber dieselbe Fanschicht ansprechen. Heute heißt das, dass man normalerweise mit Black-Metal-Bands gemeinsam auftritt. Mitte der Achtziger, als es noch nicht so viele Doom-Bands gab, war es nicht ungewöhnlich, dass sich Thrash-Bands mit Doomstern zusammentun. 1989 gab es zum Beispiel eine hammermäßige Tour mit NUCLEAR ASSAULT, DARK ANGEL, CANDLEMASS und D.A.M. "Titty jesusfucking Christ", das ist doch der schiere Wahnsinn.


Martin Loga:
Welches ist für dich das größte Kompliment, das DEVIL-Fans und Musik-Journalisten im Zusammenhang mit eurer Musik machen können?


Stian Fossum:
Wenn sich jemand an die Band DEVIL noch Jahre später nach meinem Tod erinnert, wäre das für mich ein großes Kompliment. Von daher werde ich nie erleben, ob sich dieser Wunsch, dieses ehrgeizige Ziel, je erfüllt. Ziemliche Ironie, oder? Derzeit sind wir einfach zufrieden, wenn die Leute unsere Musik mögen und wir sehen, dass die Leute unseren ganzen Auftritt am Stück anschauen. Denn dies kommt heute - gerade bei Festivals - gar nicht mehr so oft vor. Für uns ist es ein großes Kompliment, wenn die Leute eben nicht abwandern.


Martin Loga:
"Time To Repent" soll laut Angaben im WWW auf nur 500 CDs und 500 Gatefold LPs limitiert sein. Wie verkauft sich die Scheibe bis jetzt? Besteht bereits Nachfrage nach einer Neupressung?


Stian Fossum:
Das ist ein Missverständnis. Ich weiß nicht, woher es rührt. Die LP ist auf nur 500 Einheiten limitiert, aber die CD ist es nicht. Ich glaube, dass 3.000  Exemplare in der Erstauflage gepresst wurden. Ich denke, dass unser Label Soulseller Records darauf zählt, dass sie in nicht allzu langer Zeit ausverkauft sind. Bis jetzt haben wir noch keine Zahlen zu den Verkäufen erhalten. Was mir aber auffällt ist, dass unsere Platten in den ungewöhnlichsten Magazinen und Formation besonders in Deutschland Aufmersamkeit erweckt - so zum Beispiel bei Spiegel Online.


Martin Loga:
Hast du eigentlich schon das neue Album von PENTAGRAM - "Last Rites" gehört?


Stian Fossum
:
Ich habe bisher nur ein paar Stücke gehört. Eines davon war echt gut, das andere hingegen nicht sonderlich. Ich werde mich der Scheibe in den nächsten Jahrzehnten widmen. Mit den 1970ern und den 1980ern bin ich nämlich noch nicht durch.

Martin Loga:
Vervollständige bitte folgende Sätze:

Doom Metal bedeutet für mich....

--> ...sowohl Doom als auch Metal. Heutzutage wird dem Metal-Part zu wenig Bedeutung beigemessen.


Wenn BLACK SABBATH ihr Debütalbum nicht im Jahre 1970 veröffentlicht hätten...

--> ...dann wäre die dunkle und die dreckige Seite des Heavy Metal um Jahre zurückgeworfen worden. PRAYING MANTIS hätten mehr Berühmtheit als MOTÖRHEAD erlangt. CITY BOY wären größer als JUDAS PRIEST. Und MILLI VANILLI wären größer als IRON MAIDEN [schreckliche Vorstellung! - Anm. d. Verf.].


Die erste Platte, die ich mir kaufte war...

--> ...selbstverständlich eine Hard'n'Heavy-Scheibe. Es war KISS - "Unmasked - die ich mir auf Kassette kaufte, als sie auf den Markt kam.


Martin Loga:
Ihr werdet in circa einem Monat, genauer gesagt am 21.10.2011, auf dem Hammer Of Doom-Festival in Würzburg spielen. Was erhofft ihre euch vom Auftritt?


Stian Fossum:
Wir hoffen, dass wir einen guten Auftritt aufs Parkett legen werden, viele neue Fans und Freunde treffen werden, und alle 150 Sorten Bier, die es dort gibt, testen werden.


Martin Loga:
Da habt ihr euch aber was vorgenommen! Willst du am Ende unseres Gesprächs noch irgendetwas loswerden?


Stian Fossum:
Oh ja! Wir haben noch eine äußerst okkulte Botschaft für euch, die uns bei der Fusion von Mondlicht, Kaktus-Schnaps und einigen KATE BUSH-Demos in den Sinn kam: drocer eht yuB! drocer eht yuB! drocer eht yuB! DROCER EHT YUB!!!


Ähm, ja. Wir haben es kapiert.


http://www.myspace.com/devilband
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Redakteur:
Martin Loga

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