DIMENSION ZERO: Interview mit Jocke Göthberg

01.01.1970 | 01:00

In meinem Review zur aktuellen Scheibe „Silent Night Fever“ von DIMENSION ZERO habe ich mich schon allzu früh im Jahr ganz weit aus dem Fenster gelehnt und behauptet, der Longplayer gehöre für mich schon jetzt zu den Top 10 des Jahres 2002. Diese Äußerung muss ich allerdings jetzt im nachhinein revidieren und feststellen, dass „Silent Night Fever“ in jedem Fall unter die ersten fünf kommen wird – ganz sicher! Jocke (Brüllwürfel der Schweden), wie sind denn so die restlichen Reaktionen auf Euer aktuelles Werk ausgefallen?

Jocke: Eigentlich nur gut. Ich habe zwar noch nicht allzu viele Kritiken gelesen, aber die ich so gesehen habe, waren echt großartig. Eigentlich bin ich doch etwas verblüfft, da ich irgendwie nicht an die Tatsache gedacht habe, dass sich die Leute unsere Scheibe irgendwann auch mal anhören … seltsam aber war. Wenn du über beide Ohren damit beschäftigt bist an einer neuen Scheibe zu arbeiten, denkst du nämlich an nichts anderes mehr!

Oliver: Als ich „Silent Night Fever“ zum ersten Mal gehört habe, dachte ich sofort, das ist das Album, das AT THE GATES nach „Slaughter Of The Soul“ nie veröffentlicht haben. Hast Du mit dem ATG-Vergleich ein Problem?

Jocke: Nein, damit habe ich absolut kein Problem! „Slaughter Of The Soul“ ist eines der besten Metal Alben überhaupt und wenn wir damit bzw. ATG selbst verglichen werden sehe ich das als Kompliment. Allerdings war es überhaupt keine Absicht von uns wie ATG zu klingen!

Oliver: Wo wir schon beim Album und dem Thema Zufall oder Absicht sind, ist es nur Zufall oder steckt doch eine gewisse Absicht dahinter, dass der erste Song mit dem Wort -Silent- („Silent Night Fever“) beginnt und der letzte Titel („Slow Silence“) mit -Silence- aufhört?

Jocke: Nein, dahinter steckt keine Absicht … Du bist übrigens der erste dem dies aufgefallen ist. Auch nicht schlecht, sollte mich jetzt noch mal jemand danach fragen, kann ich zukünftig sagen, dass dies von vorneherein geplant war … haha … good thinking man!

Oliver: O.k. Jocke, dann sei doch mal so gut und erzähl in ein paar wenigen Sätzen, den Werdegang von DIMENSION ZERO für all diejenigen, die mit Euch nichts anfangen können.

Jocke: Gegründet wurde die Band 1995 unter dem Namen AGENT ORANGE. Ein Jahr später folgte die Namensänderung in DIMENSION ZERO, sowie die Mini-CD „Penetration Of The Lost World“. Bis 1998 ist dann nichts nennenswertes passiert, außer dem Beitrag für ein Compilation Album, für das wir den Song „They Are Waiting To Take Us“ aufnahmen. Anschließend Funkstille bis 2000, wo wir uns entschieden wieder weiterzumachen. Im Herbst 2001 gingen wir dann für 10 Tage ins Studio um „Silent Night Fever“ auf Band zu bringen. Seit dem bestehen der Band hat sich im Line-Up nie etwas verändert.

Oliver: „Touren“, „Kinder“, „Fylla“, „Sex“ und viele weiter Dinge wurden in Eurem Info als Grund für den Split von DIMENSION ZERO im Jahr 1998 angegeben. Als erstes würde mich interessieren, was ist „Fylla“ und zweitens, warum wart Ihr damals nicht in der Lage alle die Probleme zu klären, um mit der Band weiterzumachen?

Jocke: Erst mal, wir haben uns damals nicht aufgelöst. Wir haben lediglich für einige Jahre pausiert bzw. nix gemacht. Und soweit ich weiß, hatten wir damals auch keine Problem … wer hat diese Biographie denn bloß geschrieben!?!?
Ach ja, „Fylla“ ist das schwedische Wort für „besoffen sein“.

Oliver: Zwei Jahre später waren die Differenzen dann beiseite geräumt und es konnte weitergehen. Wie kam es zu dem Schritt?

Jocke: Wir hatten endlich die Zeit uns auf DZ zu konzentrieren, man kann auch sagen, unsere Zeit war gekommen. DZ ist schon immer an zweiter Stelle gekommen, hinter IN FLAMES, worauf wir uns aber auch von Anfang an verständigt hatten, ansonsten würde es uns gar nicht geben.

Oliver: Eure Homepage macht einen sehr professionellen Eindruck. Wer zeichnet sich dafür verantwortlich und wie hoch schätzt Du die Bedeutung der Webpräsenz von Bands ein?

Jocke: Der Typ heißt Fredrik Kremm und macht neben unserer Page auch noch die von IN FLAMES und die SWEDISH METAL HOMEPAGE. Er ist einfach ein phantastischer Künstler. Im Internet vertreten zu sein ist heutzutage einfach ein muss für Bands. Auf keine andere Art lässt sich Musik leichter verbreiten. Ich kann mir jedenfalls sehr gut vorstellen, dass viele Leute auf diese Art und Weise neue Bands für sich entdecken und abchecken, bevor sie eine total überteuerte CD kaufen.

Oliver: Und wo wir schon beim Thema Internet sind … das Interview, das Du gerade beantwortest ist ja für ein Online-Metal-Mag. Welchen Stellenwert nehmen für Dich persönlich Online-Mags verglichen zu „herkömmlichen“ gedruckten Magazinen ein?

Jocke: Mir sind die aus Papier in jedem Fall lieber, denn sind sie das nicht, geht meiner Meinung nach die konventionelle Ausdruck für dieses Medium, nämlich „Magazin“, verloren … denkst Du nicht auch? Sorry, ich hab nur einen Witz gemacht. Ich bevorzuge es auf der Couch zu lesen und nicht vor irgend einem Bildschirm. Da ich aber nicht allzu oft online bin, kann ich zu dem Thema keine allzu qualifizierte Meinung abgeben.

Oliver: Wenn ich das richtig mitbekommen habe, dann seit Ihr bis zu jetzigen Zeitpunkt noch nie live aufgetreten … richtig? Warum nicht und wann gedenkt Ihr diese Tatsache zu ändern?

Jocke: Wir werden unser Live-Debüt am 26. Mai als Support von SODOM in Tokyo / Japan geben. Die meisten Bands gehen diesbezüglich gerade den umgekehrten Weg, aber nicht wir … ist wohl ein bisschen seltsam. Bis jetzt sind wir noch nie zusammen auf einer Bühne gestanden, weil wir einfach keine Zeit dazu hatten, aber wir werden auf jeden Fall versuchen dies in Zukunft zu ändern, soweit uns dies eben möglich ist. Wie Du weißt, spielt Jesper halt noch in einer anderen Band … (I know, IN FLAMES – Anm. d. Red.).

Oliver: Jesper spielt bei Euch Bass und Klampfe. Wie sieht das dann beim ersten Gig aus? Was schnallt sich der gute Jesper denn da um … Klampfe oder Bass?

Jocke: Jesper wird Bass spielen und ein guter Kumpel von uns, Daniel Antonsson, wird als Session-Klampfer bei Live-Shows einspringen.

Oliver: Wenn Ihr Eure Musik einem bestimmten Film bzw. Filmgenre als Soundtrack zuordnen müsstet, wohin würdet Ihr Euren Sound da stecken?

Jocke: Puh, das ist eine schwierige Frage … ich gehe mal davon aus, dass es entweder ein sehr brutaler oder ein düsterer, depressiver Film sein müsste, eben genau so wie unsere Musik … brutal, mit düster depressiven Texten. Ich glaube das Horror-Genre passt wohl am besten zu Metal.

Oliver: Gegenwärtig ist es übliche Praxis, Alben die gerade mal 30 Minuten auf dem Buckel haben, als Longplayer zu verkaufen. Hältst Du das für richtig oder sollten betreffende Scheiben billiger verhökert werden?

Jocke: Ich wäre schon froh, wenn die CD’s allgemein billiger wären. Technisch gesehen spricht man von einem Longplayer, wenn man über 21 Minuten liegt, das ist die Grenze. Aber ich kann es gut verstehen, dass Leute einfach mehr wollen, wenn sie den vollen Preis für eine CD berappen und dann nur 30 Minuten bekommen. Für mich ist das o.k., solange die Musik die darauf enthalten ist jeden Cent wert ist . Anders sieht es aus, wenn Du nicht weißt was Du bekommst und es stellt sich hinterher als der letzte Dreck heraus, dann wäre ich auch ziemlich angepisst. Deshalb denke ich, das Internet ist ein guter Ort, ein Album vorher zu checken sollten im Vorfeld irgendwelche Zweifel bestehen … das ist mein Vorschlag!

Oliver: Hättest Du die Möglichkeit einen Tag lang eine andere Person zu sein, in welche Rolle würdest Du gerne schlüpfen und warum?

Jocke: Ganz klar, ohne lange zu überlegen … Jim Morrison – die wohl faszinierendste Persönlichkeit, die jemals auf diesem Planeten wandelte. All die Dinge die er gemacht hat, hätte ein Normalsterblicher nie getan. Er hatte einfach den Mumm Dinge zu tun, von denen andere nur träumen können.

Oliver: Die Schwedische Metal Szene ist berühmt für ihre Projekte und Side-Bands. In welche anderen Geschichten seit Ihr denn noch so involviert?

Jocke: Soweit ich weiß gibt’s bei uns keine Side-Projekte. Ich spiele in einigen Bands, aber das sind keine Nebenprojekte oder wie auch immer Du es bezeichnen willst, sondern richtige Bands, genau so wie DZ eine ist. Die Band in denen ich da zocke sind alle an keine Plattenfirmen gebunden, alles spielt sich im Underground ab und das ist auch gut so.

Oliver: Wie geht Ihr mit Kritik um? Wann ist der Bogen für Dich kritikmäßig überspannt?

Jocke: Ich hatte bis jetzt noch nie Probleme mit der Presse. Und mir vorzustellen mit der Musik aufzuhören, nur weil mich ein Review in irgend einer Form belasten würde, kann ich mir auch nicht. Ich mache Musik nur für mich selbst und nicht für irgendwelche Kritiker. Natürlich gibt es Leute, die uns vorwerfen genau wie IN FLAMES zu klingen. Diese Typen haben sich aber nicht mit der Musik auseinandergesetzt, sondern nur weil sie nichts anderes zu tun haben stecken sie uns in diese Schublade.

Oliver: Kommen wir kurz vor dem Ende zu einer eher makaberen Frage: angenommen Du wärst tot, hättest aber davor noch die Möglichkeit gehabt, Deinen eigenen Nachruf zu verfassen. Was hättest Du geschrieben?

Jocke: Auf eine makabre Frage, gibt’s eine makabere Antwort: Not even dead!

Oliver: Spielt Ihr dieses Jahr auch auf einigen Open Air Festivals?

Jocke: Hoffentlich, aber das ist noch nichts raus, da für diese Geschichten noch einige Dinge geklärt werden müssen. Die einzigen Gigs die bisher sicher stehen sind 3 Shows Ende Mai in Japan. Aber ganz klar, ich würde diesen Sommer liebend gerne auf einigen Festivals spielen.

Oliver: Gut, dann machen wir Schicht im Schacht. Danke für die Antworten. Du hast das letzte Wort ... come on!

Jocke: Danke für Dein Interesse an DZ. Hoffe Euch gefällt das Album, ich steh jedenfalls drauf. Würde mich freuen den ein oder anderen von Euch irgendwann mal zu treffen! Thanks.

Redakteur:
Oliver Kast

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