DISTURBED: Interview mit Dan Donegan

22.08.2015 | 17:46

"Unsere Fans haben es verdient, immer mehr zu bekommen, als sie erwarten."

Vier Jahre nachdem die Pause eingeläutet wurde und fünf Jahre nach dem letzten Studioalbum "Asylum" kehrt DISTURBED mit dem neuen Werk "Immortalized" ohne großes Brimborium wieder zurück. Wir sprachen mit Gitarrist und Bandgründer Dan Donegan.

Zuerst interessiert uns natürlich, was dazu geführt hat, dass die Pause vorüber war, zumal sie mit vier Jahren relativ kurz war. So lange brauchen schließlich manche Bands ganz regulär zwischen Alben. "Nun, wir haben DISTURBED wohl einfach zu sehr vermisst.", eröffnet Dan. "Das Touren, die Fans, das Zusammensein als Band, all das hat uns gefehlt. Wir alle haben in einigen Projekten etwas gemacht, aber das waren meist eher kurzlebige Geschichten, wo wir mal etwas experimentieren konnten, aber das hat sich eben auch alles ganz anders angefühlt als mit DISTURBED. Und wenn man dann in den sozialen Netzwerken sieht wie befreundete Bands im Studio arbeiten, Alben veröffentlichen und Bilder von Tourneen posten, dann verstärkt all das dieses Gefühl natürlich. Also habe ich Anfang vergangenen Jahres die Jungs gefragt, wie es bei ihnen aussieht und allen erging es so mir und so haben wir uns entschlossen, wieder loszulegen."



Im Gegensatz zu anderen Bands wurde der Wiederbeginn aber nicht groß angekündigt. Im Gegenteil: kein Ton drang bis zur Veröffentlichung der ersten Single 'The Vengeful One' nach außen. "Ich kann dir sagen, das war ein hartes Stück Arbeit dies geheimzuhalten.", lacht Dan. "Wir wollten einfach ganz in Ruhe und völlig ohne Zeitdruck arbeiten können. Das ist ein Luxus, den wir uns seit unserem Debüt nicht mehr erlauben konnten und der uns sehr geholfen hat ein Album aufzunehmen, von dem wir in jeder Hinsicht voll überzeugt sind.", erzählt Dan stolz.

"Immortalized" klingt dabei doch spürbar anders als die Vorgänger, ohne dabei den so prägnanten Bandsound zu vernachlässigen. "Das ist schön, dass du das so hörst, denn das ist es auch, was wir erreichen wollten. Ich denke, man hört schon, dass wir dieses Mal mit einem externen Produzenten gearbeitet haben und nicht - wie die beiden Alben zuvor - alles selbst gemacht haben. Als wir wieder zusammenkamen, hatten wir relativ schnell beschlossen, dass wir dieses Mal wieder einen Produzenten dazu holen würden und so haben wir eine Weile gesucht, bis wir jemanden gefunden hatten, bei dem die Chemie stimmte. Kevin Churko war dann dieser Jemand und ich denke, er hat uns hörbar gut getan. Die Platte klingt immer noch 100% nach DISTURBED, aber gleichzeitig haben wie Grenzen etwas weiter gesteckt und jede Idee, die kam, ausprobiert und geschaut, ob es funktioniert. Und wenn Pianoparts dann passen, dann passen sie eben, wie bei 'Say Your Last Goodbye'.", erklärt Dan.

Doch nicht nur der neue Produzent und die neue Umgebung - erstmals hat das Quartett außerhalb von Chicago aufgenommen - hatten einen Einfluss auf "Immortalized", sondern auch die Projekte, die alle Mitglieder in der Zwischenzeit hatten wie DEVICE, FIGHT OR FLIGHT oder ADRENALINE MOB. "Es hat uns natürlich alle weitergebracht, etwas außerhalb von DISTURBED zu machen. So haben Mike (Wengren, dr. - PK) und ich bei FIGHT OR FLIGHT auf einmal Harmonievocals gesungen und David hat bei DEVICE mit Industrialsounds experimentiert. Für mich und Mike war es ein wenig, als ob wir ein neues Instrument erlernen würden. Klar, dass sich das auch auf "Immortalized" ein wenig widerspiegelt."


Einer der Songs, der die Grenzen deutlich weiter auslotet, ist die Version des SIMON & GARFUNKEL-Klassikers 'The Sound Of Silence'. Übarraschenderweise wurde der nämlich nicht ins typische DISTURBED-Konzept gepresst. "Als wir anfingen, über eine Coverversion zu sprechen, waren wir relativ schnell bei 'The Sound Of Silence', schlicht, weil wir alle den Song und die Lyrics lieben. Ich wollte aber, dass wir dieses Mal eben nicht den Weg gehen, den wohl jeder erwarten würden und eine DISTURBED-Nummer daraus machen, sondern die Band von einer anderen Seite zeigen. Also nicht die dicken Riffs und Doublebass, sondern stattdessen bedächtiger mit einem Fokus auf die zerbrechliche Seite von Davids Stimme. Du hast vorhin gesagt, dass du findest, dass das Album eine größere Bandbreite hat und dazu trägt ein Song wie 'The Sound Of Silence' natürlich sehr stark bei und das war auch, was wir wollten. Wir wollten weniger berechenbar sein.", erklärt Dan.

Das gilt auch und vor allem für die Livesituation. Auf meine Beichte, dass mich der letzte DISTURBED-Gig nicht komplett überzeugt hat, eben weil er so berechenbar war und ein bisschen das Feuer gefehlt hat, stimmt Dan uneingeschränkt zu. "Ja, das war sicher so und war einer der Hauptgründe für die Pause. Wir haben gefühlt, dass wir nur das gemacht haben, was wir machen mussten, dass sich eine gewisse Routine eingestellt hatte. Von daher wollen wir gerade auch live ein paar Änderungen vornehmen und eben nicht mehr so berechenbar sein. Es gibt natürlich Songs, auf die die Fans nie verzichten wollen und ohne die sie uns wahrscheinlich nicht von der Bühne lassen, aber gleichzeitig wollen wir mehr Abwechslung einstreuen und auch von Abend zu Abend mal ein paar Songs austauschen und auch einige Nummern hervorholen, die wir nur selten oder noch nie live gespielt haben. Unsere Fans haben es verdient, immer mehr zu bekommen, als sie erwarten.", beschließt Dan dieses Gespräch mit weisen Worten.

Redakteur:
Peter Kubaschk

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