DREAM EVIL: Interview mit Fredrik Nordström

07.01.2007 | 20:06

Seit die Band mit "Dragonslayer" zum allerersten Mal die Bühne des Metal betrat, war ich ein Riesenfan der Band um meinen Lieblingsproduzenten Fredrik Nordström. Und da sich nun nach langer Zeit endlich wieder eine Gelegenheit zum Interview bezüglich des neuen Releases "United" ergab, nahm ich die Gelegenheit war, sämtliche Fragen zum Thema DREAM EVIL loszuwerden.

Lars:
Hallo Fredrik. Erst mal Glückwunsch zum gelungenen Album. Damit wir das mal endlich offiziell haben, ist der Name DREAM EVIL eine Verbeugung vor dem klassischen DIO-Album "Dream Evil"?

Fredrik:
Stimmt, ziemlich einfach. Als wir nach einem Namen suchten, waren alle guten Namen bereits vergeben. Im Studio haben wir uns dann eine Kompilation mit DIO angehört, und wir habe uns gedacht: "Ja, das wäre doch ein guter Name".

Lars:
Und neben DIO, was sind eure musikalischen Einflüsse für DREAM EVIL?

Fredrik:
Ganz klar Musik aus den 80ern. SCORPIONS, JUDAS PRIEST, VAN HALEN, ACCEPT und so Zeug.

Lars:
Wie hat das mit DREAM EVIL eigentlich angefangen? War das nur, um ein Projekt mit Gus zu haben, oder war da mehr dahinter?

Fredrik:
Ich hatte schon jahrelang vor, eine Heavy-Metal-Band zu gründen, hatte aber nie die richtigen Mitglieder gefunden. Als ich dann Gus in Griechenland kennen gelernt hab, sind wir darauf zu sprechen gekommen, und daraufhin haben wir dann die Band gegründet.

Lars:
2004 hatte ja Gus G. die Band überraschend verlassen. Wie läuft es zurzeit so ganz ohne ihn?

Fredrik:
Es läuft eigentlich ziemlich gut. Natürlich war Gus ein guter Freund und es war sehr traurig, als er die Band verließ, aber es ist läuft ganz gut so. Er arbeitet jetzt intensiver mit FIREWIND, und ich denke, das ist auch ganz gut für ihn.

Lars:
Wie machen sich denn die Neuen? Haben sie sich schon irgendwie eingebracht?

Fredrik:
Für das Album machten hauptsächlich Peter (Stalfors, Bass), Nik (Niklas Isfeld, Gesang) und ich die Musik, denn Pat (Power, Schlagzeug) kam sehr spät in die Band. Er wurde ja von Snowy (Shaw, ehem. Drummer) vorgeschlagen, nachdem er die Band verlassen hatte. Und Markus (Mark U Black, Gitarre) kam gleich am ersten Tag, als er ins Studio kam, mit zwei Songideen zu uns. Und auch während der Aufnahme gaben sie uns eine Menge guter Ideen.

Lars:
Hat sich Snowy Shaw noch irgendwie eingebracht? Ich mochte seine Texte auf "Book Of Heavy Metal" sehr.

Fredrik:
Die haben dir gefallen?

Lars:
Ja.

Fredrik:
Das ist gut. Um ehrlich zu sein, ich mag sie auch. Leider hat er nichts mehr zu der neuen CD beigetragen.

Lars:
Ich bin schon seit längerem Fan euerer Band und hätte da ein paar Songfragen, die mir unter den Nägeln brenne. In eurem Song 'Made Of Metal' von der "Evilized" gibt es auf die Textzeile 'I am so fucking Metal, and so is my wife' die prompte Antwort 'I am his wife' aus dem Hintergrund. Wer ist diese Frau?

Fredrik:
Das ist Snowys Frau. Worauf Snowy dann auch prompt "shut up" brüllt.

Lars:
Klingt der Refrain in 'M.O.M.' aus "Book Of Heavy Metal" eigentlich absichtlich nach Manomouse, also so ähnlich wie MANOWAR?

Fredrik:
Ich habe bei dem Song leider nicht mitgewirkt, aber ich glaube schon, dass es eher andeuten soll, dass man ein Mann und keine Maus sein sollte.

Lars:
Also keine Parodie?

Fredrik:
Nein, bestimmt nicht.

Lars:
Was würdet ihr eigentlich von einer Tour mit MANOWAR halten? Wäre doch die perfekte Kombination?

Fredrik:
Ja, warum nicht, hab gehört, das sind verrückte Typen. Hahahahahaha. Ich weiß nicht, aber das ist eine gute Idee.

Lars:
Bei 'Chasing The Dragon' von der "Dragonslayer" gibt es die Textzeile "It's the dragon fly", was ja übersetzt "Es ist die Libelle" bedeutet. Zufall oder Absicht?

Fredrik:
Oh ja, das war ein sehr lustiger Fehler, endlich merkt das mal einer. Eigentlich sollte es ja heißen, dass der Drache fliegt, aber dann ist uns leider dieser Fehler unterlaufen. Genauso wie es heißt "You choose the weapon, I choose the field". Aber es müsste genau andersrum sein, denn schließlich kann der Drache ja keine Waffe wählen. Aufgefallen ist uns das schon, aber wir haben vergessen, das zu ändern. Und als das Album dann gepresst wurde, dachten wir nur: "Oh Scheiße, das haben wir total vergessen." Nun denkt jeder, dass es als Witz gedacht ist, was natürlich auch ganz gut ist.

Lars:
Genau der Humor, der vielen an DREAM EVIL gefällt. Was sind denn die Pläne der anderen Bandmitglieder? Oder gibt es erstmal nur DREAM EVIL?

Fredrik:
Jetzt gibt es erstmal nur DREAM EVIL. Ich habe zwar nicht vor, die Bandmitglieder anzuketten, aber denen wird schnell langweilig, wenn sie nicht angekettet sind.

Lars:
Snowy Shaw schrieb ja viele sehr typische Texte für DREAM EVIL. Jetzt wo er gegangen ist, wird das textliche Konzept trotzdem weitergeführt?

Fredrik:
Naja, ein typisches Beispiel wäre jetzt der Song 'Book Of Heavy Metal', wofür er den Text geschrieben hat, da ist alles ernst gemeint, denn Snowy ist so. Wie er schon mal in einem Interview gesagt hatte: "Ich meine es verdammt ernst." Somit passt das ganz gut, denn wir bei DREAM EVIL meinen es verdammt unernst. Und das wird auch ohne Snowy so bleiben.

Lars:
Ihr habt jetzt eure vierte Scheibe rausgebracht, und trotz langer Wartezeit verlangen die Fans immer noch nach mehr. Hattest du je gedacht, dass DREAM EVIL so erfolgreich werden könnte?

Fredrik:
Sind wir das? Hahahaha, naja, geplant war von Gus und mir, nur eine CD zu machen, und Snowy war da auch nur unser Sessiondrummer. Aber wir hatten eine gute Zeit zusammen, also werden wir einfach weitermachen. Natürlich verdammt unernst.

Lars:
Na, zum Glück.

Fredrik:
Ja, auch für uns. Wir machen das ja auch nicht, weil wir müssen, sondern weil wir wollen. Wir lieben den Metal der 80er genauso wie wir es mögen, ihn zu spielen. Aber eben auch verdammt unernst.

Lars:
Nach all den Jahren der unernsten Konzerte, gibt es da eines, das besonders hervorsticht?

Fredrik:
Nun, wir hatten da eine Menge ziemlich guter, das beste dürfte aber die erste Show in Tokio gewesen sein. Wir hatten schon einige Shows in Japan, aber das war das erste Mal in Tokio, und vor der Bühne hatten sich Tausende versammelt, und alles was ich denken konnte, war: "Wow."

Lars:
Gab es auch einen besonders peinlichen Moment?

Fredrik:
Ah, da gab es einige. Bei einer Show wollte Gus seine Gitarre in die Luft schmeißen und wieder auffangen, aber er stand genau auf dem Kabel. Er wirft die Gitarre also in die Luft, und die kommt nach zwei Metern sofort mit der gesamten Power zurück und trifft ihn voll ins Gesicht. Er also total angepisst, wirft die Gitarre noch mal mit voller Kraft in die Luft, aber er steht immer noch auf dem Kabel. Die Gitarre kommt also nach zwei Metern wieder zurück und trifft ihn noch härter. Das Publikum hat sich krankgelacht, Gus natürlich auch.
Dann war da noch die Geschichte auf der Japan-Tour, wo ich beim Riff zu 'Heavy Metal In The Night' mich auf das knapp ein Meter entfernte Geländer stellen wollte, während das andere Bein auf der Bühne blieb. Plötzlich höre ich diesen extrem lauten Schrei unter mir, und ich schau nach unten und sehe dieses japanische Mädchen mit ihren Titten direkt auf dem Zaun, und ich stand direkt auf ihren Titten. Ich hab sofort aufgehört zu spielen und versuchte mich bei ihr zu entschuldigen, während um mich herum alle aus dem Lachen nicht mehr herauskamen.

Lars:
Wie sieht's mit Tourdaten aus?

Fredrik:
Es werden immer weniger. Der Festival-Gig in Schottland wurde auch abgesagt, da das Festival leider abgesagt wurde. Wir suchen zwar zurzeit noch nach anderen Möglichkeiten, aber wir wollen eher auf Sommerfestivals spielen, das ist der Schwerpunkt unserer Planungen. Für den Moment planen wir keine größere Tour

Lars:
Und was genau plant ihr für die Shows? Irgendwas Besonderes oder nur eine normale Rockshow?

Fredrik:
Nur eine normale Rockshow, wir sind ja schließlich nicht LORDI. Wir hatten mal eine Heavy Metal-Tour mit allem drum und dran, und das hat uns gereicht. Wir sind eben eine ganz normale Heavy-Metal-Band mit 80er-Jahre-Einflüsse, und das wird so bleiben, da wird es keine Experimente geben. Ein paar Pyros wären natürlich schon cool, aber dabei soll es auch bleiben.

Lars:
Die neue Platte heißt ja "United". Ist das nicht ein bisschen seltsam nach dem ganzen Besetzungskarussell der letzten Jahre, oder soll das nur zeigen "Wir sind zurück und werden uns jetzt garantiert nicht mehr auflösen?"

Fredrik:
Nun, die Antwort ist eigentlich ganz einfach. Wir haben auf dem Album ein Lied namens 'United', und der Titel war schön kurz und simpel, er gefiel uns einfach. Und dann hatten wir noch dieses fantastische Artwork dazu, für mich das Beste unserer Karriere.

Lars:
Hm, für mich war das immer "Dragonslayer".

Fredrik:
Ja, "Dragonslayer" ist auch gut, und ich weiß auch, dass euer Magazin POWERMETAL.de heißt, da ist es nur logisch, dass dir das mehr gefällt, aber für mich muss es eher so was sein wie bei JUDAS PRIESTs "British Steel" oder ACCEPTs "Balls To The Walls".

Lars:
"Dragonslayer" war ja irgendwo auch ein Konzeptalbum. Plant ihr, so etwas wieder zu machen, oder werden es wieder lose Songs?

Fredrik:
Wir haben gerade erst angefangen, neue Songs zu schreiben, normalerweise planen wir kein Konzept, aber man weiß nie, was passieren wird, vielleicht wird es ja doch eins.

Lars:
Wie schaut es mit neuen Videoclips aus? 'Book Of Heavy Metal' war ja mal ein verdammt guter.

Fredrik:
Nun, eins müsste bereits erschienen sein, und zwar 'Fire! Battle! In Metal'. Zurzeit planen wir ein Video zu 'Blind Evil'. Das ist beides natürlich nichts wie in 'Book Of Heavy Metal', aber mal sehen, wie es wird.

Redakteur:
Lars Strutz

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