DREAM THEATER: Interview mit James LaBrie

20.01.2008 | 21:49

Bereits mit ihrem zweiten Album "Images And Words" wurden DREAM THEATER zu den Meistern der progressiven Musik ernannt, und sind es, was Verkaufszahlen und Fans betrifft, immer noch. Mit ihrem neunten Studioalbum "Systematic Chaos" gab es für die Band auch wieder Gelegenheiten, ihre legendären Konzerte zu geben. Auf einem dieser Konzerte hatte ich die Gelegenheit, ein bisschen mit James LaBrie über DREAM THEATER, sein Soloprojekt JAMES LABRIE und seine Stimmbandinfektion von 1994 bis 2003 zu reden.


Lars:
Hi James, ihr seid ja mitten in der "Chaos In Motion World Tour". Wie läuft es bis jetzt für dich?

James LaBrie:
Exzellent, die Shows sind großartig, voll, und den Leuten scheint es richtig zu gefallen. Es geht gut, das neue Label Roadrunner war sehr hilfreich, sie haben alles gemacht was sie uns versprochen haben, haben sicher gestellt, dass die Promotion da ist, dass es die Richtigen erreicht, dass Interviews gemacht werden und so weiter, und alles läuft echt gut für die Band.

Lars:
Das war anders mit Warner?

James LaBrie:
Nun, wir haben sieben Alben zusammen mit Atlantic Records gemacht - Atco, Eastwest, Atlantic ist alles dasselbe, prinzipiell ist es Warner. Als wir mit ihnen gearbeitet haben, merkten wir irgendwie, dass wir nicht die Unterstützung beziehungsweise die Aufmerksamkeit bekamen, die wir verdienten. Und wir waren uns sicher, dass wir mit der richtigen Unterstützung und Hilfe von Anfang an viel mehr hätten erreichen können. Nun passiert es, und wir fühlen uns richtig gut, haben eine gute Zeit, sind nun endlich da, wo wir hingehören.

Lars:
Wie war der Tourtag heute? Schon Zeit gehabt, sich draußen ein bisschen die Beine zu vertreten?

James LaBrie:
Wir sind um 3 Uhr morgens angekommen, sind gleich ins Hotel gefahren, haben uns entspannt und sind heute Nachmittag für die Show hergekommen. Generell gesagt, wenn du auf Tour bist, hast du nicht viel Zeit, dich umzuschauen, auch wenn du in einer wirklich tollen Stadt bist und du die Zeit hast, dich umzuschauen, und du etwas von der Stadt erleben willst, gehst du trotzdem sehr schnell wieder ins Hotel zurück um dich zu entspannen, denn du willst dich entspannen. Auf Tour kannst du kaum was Eigenes machen, du hast einen sehr engen Zeitplan.

Lars:
Gab es jemals die Gelegenheit, Europa richtig kennen zu lernen?

James LaBrie:
Über die Jahre waren wir jetzt, ich glaube 12 Mal in Europa, ich kann mich grad nicht erinnern wie oft genau das war. Aber ich denke über all die Jahre hatte ich schon die Möglichkeit Kassel, Köln, Frankfurt, Düsseldorf und Stuttgart zu sehen, zwar nur bestimmte Orte, aber ich bewundere sie dafür was sie sind. Ich meine, ich habe sie nicht als Tourist kennen gelernt, nach dem Motto, das sind die Sehenswürdigkeiten die man sehen muss, und da müssen wir hin, und das muss man sehen, es ist eher stark beschränkt, so dass für so was keine Zeit bleibt.

Lars:
In den letzten Jahren habt ihr ja vor allem mit den "An Evening With DREAM THEATER"-Konzerten auf euch aufmerksam gemacht, bei denen ihr den gesamten Abend bestritten habt. Jetzt seid ihr wieder zu dem konventionellen Konzept zurückgekehrt und habt euch eine Vorband mit ins Boot geholt, wie in Deutschland beispielsweise SYMPHONY X. Warum dieser Wechsel?

James LaBrie:
Wir haben die "Evening With..." jetzt drei Touren lang gemacht, glaube ich, und wir brauchen eine Pause, weg von diesem Format. Nun wollen wir auch anderen Bands eine Chance geben, von denen wir denken, dass sie es verdient haben, und Vorteile davon haben, sich unseren Fans zu stellen. Ich meine, wir hatten jetzt Bands wie RIVERSIDE und INTO ETERNITY, REDEMPTION, gerade touren wir mit SYMPHONY X, bald auch mit OPETH in Nordamerika. Wir denken, das sind Bands, die etwas zu sagen haben und die etwas machen, mit dem man sich auch identifizieren kann.

Lars:
Habt ihr auch eine persönliche Beziehung zu den Bands, die ihr auf Tour mitnehmt oder werden die euch einfach vom Label aufgedrängt?

James LaBrie:
Ja, wir hören uns die Musik schon an. Okay, realistisch gesehen ist es normalerweise Mike, der seine Finger im Spiel hat bezüglich wer dabei sein soll und wer interessant sein könnte, und er macht dann den Anruf an die Agentur und ans Management, um sicher zu stellen, dass wir die Bands auch bekommen. Er hat eine ganze Liste von Bands, mit denen er gerne touren würde und mit denen das auch Sinn machen würde. Und wer auch immer Zeit hat, da heißt es wirklich wer zuerst kommt malt zuerst, der darf dann mitkommen, und wenn die Band nicht kann, dann die nächste und so weiter. Und wir genießen das richtig, da die "Evening With..." drei bis vier Stunden gedauert hat, das ist wirklich eine sehr fordernde Situation für jeden. Und das ist jetzt anders, denn wir spielen jetzt von 2 bis 2 ½ Stunden, ganz durch. Um ehrlich zu sein, das Verrückte ist, bei den "Evenings With..." spielst du 1 bis 1 ½ Stunden und hast dann eine viertel Stunde Pause, was wirklich gut ist, da du dich dann auffrischen kannst und noch mal 1 ½ Stunden spielen kannst, und so ist es eigentlich anstrengender, weil du diesmal die ganzen 2 ½ Stunden durchspielen musst, und du bist hinterher genauso geschafft. Es ist aber trotzdem cool, da dadurch eine andere Art von "Evening" entsteht mit dem Supportact und uns, und das geht ziemlich gut.

Lars:
Besonders bekannt dürfte bei dir ja die Phase von 1994 bis 2003 sein, in der du an einer Stimmbandinfektion gelitten hattest, die vor allem auch deine Bühnenauftritte beeinflusste. Wie genau kam es dazu, und wie konntest du das Problem wieder beheben?

James LaBrie:
Am 30. Dezember 1994 haben meine Frau und ich die Feiertage in Kuba verbracht, und ich habe mir eine Lebensmittelvergiftung geholt. Ich war ziemlich krank und war eigentlich nur noch dabei, mich zu übergeben. Später haben mir dann die Ärzte erzählt, dass ich mir wortwörtlich die Stimmbänder rausgekotzt hab, ich hatte meine Arterien zum Platzen gebracht. Es war also nichts, das man operieren kann, aber auch nichts, was unheilbar war. Das einzig Blöde war, dass es eine lange Zeit dauern würde, um zu heilen. Und ich fragte, wie lang, und sie sagten, das wissen wir nicht. Das kommt auf deinen Körper an und wie dein Körper darauf reagiert und wie du physisch damit zurecht kommst. Bis 2003, also acht Jahre, war meine Stimme so instabil, und das zeigte sich live auch. Die Stimme war mal oben, mal unten und ich konnte nicht mit dem angemessenen Umfang oder der Kraft singen, die nötig war, und Gott sei Dank fühlte ich 2003, wie alles wieder zurück kam, und ich fing an, meine Stimme wieder zu trainieren. Aber für acht Jahre war es echt die Hölle.

Lars:
Hast du aus dieser Zeit irgendwelche Erfahrungen gewonnen?

James LaBrie:
Ich war dankbar. Vor dem Unfall hielt ich meine Stimme für gegeben, die Stimme ist da, kein Problem, ich bin was ich bin, und als dann der Unfall passierte, realisierte ich erst, was ich da hatte. Es gibt dir eine andere Perspektive davon, was du hast. Und ich glaube, dadurch bin ich geistig gewachsen als Mensch, obwohl das eine dunkle Episode in meinem Leben war. Aber es half mir, zu verstehen, dass nicht alles gegeben ist und man schätzen soll, was man hat. Nun bin ich in Topform zurück und singe, wie ich es gewohnt bin, es fühlt sich gut an.

Lars:
Vergleicht man "Systematic Chaos" mit "Octavarium", fällt vor allem auf, dass es härter, dunkler als der Vorgänger ist

James LaBrie:
Es ist schon dunkel, ich meine, die Texte handeln von persönlichen Themen, globalen und sozialen Themen, und auch von Fantasy-basierten Themen. Für mich persönlich ist das Album großartig, weil es sehr ausgeglichen ist. Es ist durch und durch DREAM THEATER; sehr vielfältig, aber vordergründig hat es sehr aggressive und kraftvolle Momente, die sich durch das ganze Album hindurchziehen. Aber ich denke auch, dass hintergründig eine große Menge Atmosphäre besteht, mehr so was wie PINK FLOYD meets OPETH. Dann gibt es atmosphärische, dynamische Stellen, die sich immer weiter aufbauen, wie in 'Prophets Of War' oder 'Lost Souls', sogar bei 'In The Presence Of Enemys', sehr dynamisch, wie eine Achterbahnfahrt, du fühlst so viele verschieden Emotionen, so viele Gefühle werden gezeigt, wie bei einer aufregenden Fahrt. Für mich ist es ein sehr kraftvolles Album, da so viele Gefühle ausgedrückt werden.

Lars:
Musstest du für das dunklere Konzept des Albums deine Stimme verändern?

James LaBrie:
Immer wenn ich ein Album, ein Lied beginne, fange ich erst einmal damit an, etwas zu schaffen, das sich für mich wie die Stimme zu dem Song anfühlt. So dass dieser Song für sich allein steht. Das kreiert einen Charakter, eine Personalität für diesen Song. Diesen Teil der Aufnahme liebe ich am meisten, da ich versuche, verschiedene Nuancen meiner Stimme zu finden, die wirklich einzigartig rüberbringen was der Song musikalisch, textlich und melodisch sagen will. So dass man sogar, ohne die Sprache zu verstehen, den Song durch die Stimme, Melodie und seinen Charakter begreifen kann. Das ist wichtig für mich. Das hatte ich schon auf "Octavarium" und vor allem auch bei "Scenes From A Memory" gemacht, besonders da, wegen den unterschiedlichen Charakteren. Sogar auf "Six Degrees Of Inner Turbulence", etwa bei 'Blind Faith' oder 'Misunderstood' ist es möglich, sich richtig mit dem Zuhörer zu verbinden, damit er begreift, was der Song bedeutet, wie er sich anfühlt, was er zu sagen hat.

Lars:
Nun singst du ja nicht nur deine eigenen Texte, auch andere Bandmitglieder, wie etwa Mike Portnoy, schreiben für die Alben eigene Lyrics. Wie gehst du mit diesen Texten um?

James LaBrie:
Es ist einfach, weil ich sofort verstehe, was mit dem Song gemeint ist. Und wenn ich etwas nicht verstehe, wenn etwas vage für mich ist, etwas, das ich vielleicht textlich nicht verstehe, dann setze ich mich mit ihnen zusammen und lasse mir den Teil erklären. Denn je mehr ich verstehe, wo der Gedanke herkommt, desto einfacher ist es für mich, an den wirklichen Charakter oder das Gefühl ranzukommen. So zu fühlen, wie sie sich beim Schreiben des Songs fühlten. Und das macht es mir möglich, diese Textzeile zu werden. Es ist wie bei "The Absolute Men", als ich Leonardo sang. Ich weiß nicht, ob du das Album kennst von Trent Gardner, da sang ich Leonardo da Vinci, und ich hab wirklich Nachforschungen über Leonardo angestellt, wie er lebte, was für ein Mensch er war, und als ich diese Lieder sang, war es mir wirklich möglich, wie Leonardo zu sein, und für eine bestimmte Zeit war ich Leonardo, so gut ich nur konnte. Das hilft.

Lars:
Im Sommer gab es ja bei einigen Konzerten die Möglichkeit, deinen "Vorgänger" Charles Dominici als Vorband mit seiner Gruppe DOMINICI zu sehen. Wie war da eigentlich das Verhältnis zwischen euch beiden?

James LaBrie:
Als ich zum ersten Mal Charlie traf, das war '92, als wir grad zur "Images And Word"-Tour aufbrachen, und er kam zu einer Show in einem kleinen Club in Long Island. Und das Erste, was er sagte, war "Ich verstehe, warum du in der Band bist, du bist die perfekte Wahl, du hast die Stimme für die Jungs." Und er kam auch diesen Sommer mit uns auf Tour, bei zwei oder drei Shows. Es war cool, er hatte diese Band mit ein paar jungen Leuten aus Italien, es war schön zu sehen wie er auf der Bühne war und Spaß dabei hatte.

Lars:
Nun sind mit John Petrucci und John Myung zwei Personen desselben Vornamens in eurer Band, wie haltet ihr die beiden eigentlich auseinander?

James LaBrie:
Nun, J.P. und J.M.X., John Petrucci ist natürlich J.P. und John Myung ist J.M.X.

Lars:
Und wofür steht das X?

James LaBrie:
Nun, ich weiß nicht wirklich den ganzen Sinn dahinter, aber es ist wie "Das Phantom", er ist mysteriös und so was, daher das X.

Lars:
Nun bist du ja auch durch deine Soloband JAMES LABRIE bekannt, mit der du bereits eine CD namens "Elements Of Persuasion" aufgenommen hast. Wie sieht es derzeit mit neuem Material aus?

James LaBrie:
Ich bin gerade mit Martin in Verbindung, das Meiste ist schon geschrieben, ist nur noch eine Frage der Verfeinerung einiger der Arrangements, und wann ich mich hinsetze und die Melodien und Texte schreibe. Realistisch gesehen wird es hoffentlich Mitte 2008 erscheinen. Das ist unser Ziel, aber es wird wirklich gut, es ist eine gute Weiterentwicklung von "Elements Of Persuasion".

Lars:
Kannst du dir auch vorstellen, Solomaterial auf der Bühne zu zeigen, wie es etwa Mike Portnoy auf der "Live At Budokan" mit seinem LIQUID TENSION EXPERIMENT gemacht hatte?

James LaBrie:
Das hat er echt gemacht? Ich glaube, wenn sie das mit Absicht gemacht haben, ist mir das nicht bewusst geworden. Ich kann mich da gar nicht dran erinnern. Hm, ich glaube, ich kann mich an einen kleinen Ausschnitt während der letzten Tour erinnern. Um ehrlich zu sein, ich würde so was gar nicht machen wollen. Für mich ist DREAM THEATER DREAM THEATER, und wenn ich JAMES LABRIE machen wollte, dann hab ich die Band dafür, allesamt großartige Musiker, und nur da möchte ich das präsentieren. Das heißt nicht, dass das niemals passieren würde, in 10 Jahren vielleicht könnte es schon vorkommen, dass ich so was vorschlagen würde, aber ich denke, wenn wir alle damit anfangen würde, würde Jordan was von seiner Band spielen, John was von seiner Soloband spielen und so weiter. Ich glaub nicht, dass so etwas auf uns zukommt. Außerdem, es gibt mehr als genug DREAM THEATER-Songs, die man spielen könnte, die können wir ja jetzt schon kaum unterbringen, wenn wir dann auch noch die Solostücke einbringen wollten, das wäre echt zuviel.

Lars:
Ich persönlich bin wohl einer der wenigen, denen besonders die "Falling Into Infinity" gefällt, eine Platte, die in der Öffentlichkeit häufig als das schlechteste DREAM THEATER-Album herhalten muss. Was hältst du nach all den Jahren von dem Album?

James LaBrie:
Ich glaube, es kam ziemlich schlimm an, weil viele Leute hörten, wie wir sagten, dass "Falling Into Infinity" ein dunkles Kapitel in unserer Geschichte ist, wir hatten damals richtig zu kämpfen, da uns auf der Seite des Labels niemand zuhörte, sie wollten uns als Band nicht hören, und ich glaube, über die Jahre hat die Presse wirklich angefangen, diese Unzufriedenheit von damals auf das Album zu übertragen. Sogar ich hab ein paar Mal gesagt, dass es wahrscheinlich der tiefste Punkt für DREAM THEATER war, denn es fühlte sich für mich damals nicht richtig an, es gab viele Konflikte innerhalb der Band, und nach der Tour waren wir wirklich kurz davor, uns aufzulösen. Aber es war wegen dem Label, das wirklich anfing, auf uns rumzutrampeln, und wir dem Label gegenüber gern gesagt hätten, macht ohne uns weiter und lasst uns in Ruhe. Ich glaube, deswegen mögen viele Leute das Album nicht, denn sie schauen es sich an und denken: "Ich denke nicht, dass es gut ist, denn die Band hat es ja schon nicht gemocht, wie soll ich das mögen?" Obwohl einige wirklich großartige Songs darauf sind, z.B. 'Lines In The Sand' oder 'Trial Of Tears', ich glaube, es ist ein gutes Album. Es gab zwar einige Songs, mit denen wir wirklich unzufrieden sind, zum Beispiel 'Take Away My Pain', das als Demoversion viel stärker und besser war. Ich glaube, bei den Aufnahmen wurde der Song regelrecht zerstört, da sie versuchten, es mehr auf Radiopop zu trimmen, und letzten Endes war der Song nicht mehr wirklich DREAM THEATER. Jedenfalls, ich glaube es ist ein wirklich starkes Album, ich denke nur, von der Presse wurde es als schlecht verkauft und die Leute haben es ganz einfach geschluckt.

Lars:
Ich bin ja ziemlich überrascht, dass du im Gegensatz zu einigen deiner Kollegen so kurz vor einem Konzert noch ein Interview gibst. Was machst du eigentlich, um deine Stimme trotzdem fit zu halten?

James LaBrie:
Ich mache vieles vor der Show. Zuerst trinke ich viel Wasser, Orangensaft, nehme Vitamine, jogge fünf Kilometer am Tag, schlafe viel und trinke keinen Alkohol, wenn ich auf Tour bin. Zuhause liebe ich Wein, meinen Gin Tonic, aber wenn ich auf Tour bin, halte ich mich davon fern, da will ich nichts damit zu tun haben, und ich bereite meine Stimme vor, das heißt erst wärme ich sie auf, und dann lasse ich sie wieder abkühlen. Und all das hält deine Stimme in der richtigen Lage, alles ist so, wie es sein sollte. Und du musst deine Stimme nach einem Konzert wieder in die "Sprechlage" bringen, das ist sehr wichtig. Ich habe das früher nicht gemacht, aber als ich nach meiner Krankheit mit dem Stimmtraining angefangen hatte, erzählte mir mein Stimmtrainer, dass man seine Singstimme wieder in die Sprechlage bringen muss, indem man sich abkühlt, das heißt, dass man seine Stimme in die angestammte, tiefe Sprechhöhe zurückbringt. Und das alles führt dazu, dass man dauerhaft und zuverlässig in seiner Stimme bleibt, so dass man darauf vertrauen kann, dass die Stimme wieder da ist, wenn man sie braucht. Ich meine, wir machen bis zu fünf Shows in der Woche, das ist eine ganze Menge, und wenn man da 2 ½ Stunden singt, ist das ziemlich herausfordernd, und ich kann die Sänger total verstehen, die sagen, dass sie vor dem Konzert keine Interviews geben, da sie ihrer Stimme Ruhe geben wollen und nicht mehr reden als sie müssen.
Und glaub mir, zwischen 1994 und 2003 habe ich nie Interviews gegeben, denn ich musste das aufsparen, was ich noch hatte. Aber ich denke, das kommt ganz auf den Sänger an, wie er auf seine Stimme Acht gibt, und jede Stimme ist anders. Es gibt zerbrechliche Stimmen, auf die man höllisch Acht geben muss, und dann gibt es solche, mit denen du vorher Interviews geben kannst, ein Bier oder zwei trinken und sogar rauchen kannst. Es kommt wirklich darauf an, mit wem man darüber spricht. Ich würde zwar keinem Sänger empfehlen, nach einer Show zu trinken oder sogar zu rauchen, denn egal bei welchem Sänger, wenn er raucht ist es nur eine Frage der Zeit, bis es seine Stimme beeinflusst. Aber so passe ich auf meine Stimme auf, und bis jetzt hat sich das bezahlt gemacht. In den letzten zwei Jahren habe ich wirklich gemerkt, dass meine Stimme wieder auf ihrem Höhepunkt angekommen ist.

Lars:
Wie lange brauchst du, um deine Stimme vor und nach einem Konzert in die richtige Lage zu bringen?

James LaBrie:
Für das Aufwärmen brauche ich etwa eine halbe Stunde, fürs Abkühlen benötige ich dann nur noch 20 Minuten.

Lars:
DREAM THEATER sind ja auch sehr bekannt für ihre Tribute-Konzerte, etwa mit IRON MAIDENs "Number Of The Beast" oder PINK FLOYDs "Dark Side Of The Moon". Weißt du schon, welches Album als nächstes kommt?

James LaBrie:
Ja, ich weiß es, aber ich kann es dir nicht sagen. Ich meine, es gibt verschiedene klassische Alben, die Mike auf seiner Liste hat, denen wir gerne unseren Tribut zollen würden und die uns beeinflusst haben. Aber wann das sein wird, kann ich dir nicht sagen. Das wird passieren, wenn wir fühlen, dass es Sinn macht, wir bereit dafür sind und auch darauf vorbereitet.

Redakteur:
Lars Strutz

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