DUSKFALL, THE: Interview mit Mikael Sandorf

19.11.2007 | 16:27

Krachende Riffs und Melodien ohne Ende, überragende Gitarrenarbeit und nebst Growls hin und wieder auch mal ein klarer Chorus: Mit ihrem neuen Album "The Dying Wonders Of The World" scheinen es die Skandinavier von THE DUSKFALL endgültig wissen zu wollen. Und entlocken dem Verfasser dieser Zeilen gleich zu Beginn Lobeshymnen, obwohl er es sonst vermeidet, seinem Interviewpartner ein ganzes Honigglas um den Mund zu schmieren. Gitarrist Mikael "Mike" Sandorf, selbsternannter Dschungel-Kämpfer und MAIDEN-Verehrer, weiß das Kompliment aber durchaus zu schätzen.

Carsten:
Zunächst mal muss ich offen und ehrlich sagen, dass "The Dying Wonders Of The World" ein großartiges Album geworden ist. Was auch daran liegt, dass euer Sänger Kai nicht nur growlt, sondern auch wirklich singt, speziell in einigen Refrains. Etwas Neues, was er mal ausprobieren wollte?

Mike:
Erstmal vielen Dank für deine netten Worte! Wir versuchen, uns mit jeder CD zu verbessern und diesmal war Kai offen für experimentellere Vocals. Bei den klaren Parts, die du ansprichst, wurde Kais Stimme mit einer tieferen, harmonischen Hintergrundstimme von Lawrence Macrory (Ex-DARKANE - Anm. d. Verf.) gemischt. Das Coole daran ist, dass Kai in vielen Chorussen mit einem Ton schreit, der mit Lawrences Unterstützung einen coolen Effekt bekommt.

Carsten:
Dann bin ich mal gespannt, wie Kais Stimme live allein rüber kommt. Neben dem Gesang fallen vor allem die großartigen Gitarrenmelodien auf. Esst ihr IN FLAMES zum Frühstück?

Mike:
Nein, aber ich beginne jeden Morgen mit einer großen Tasse IRON MAIDEN, hehe. Nein, Spaß beseite. Ich denke, viele der schwedischen Melodic-Metal-Bands teilen die gleichen Einflüsse. Ich bin mit IRON MAIDEN, METALLICA, SLAYER und BLACK SABBATH aufgewachsen. Und das sind die Meister der harmonischen Grooves und Aggression. Das hat sicher einen Einschlag in mein Songwriting, da ich nie irgendwelche Stunden genommen habe, sondern es nur auf meine Weise gelernt habe. Indem ich die Meister gehört habe.

Carsten:
Die Gitarrenmelodien kommen ja am besten rüber, wenn ihr sie im Midtempo spielt.

Mike:
Ja, die Sache ist die, dass Melodien in richtig schnellen Songs untergehen. Für eine einprägsame Melodie musst du ihr in einem Song Zeit zum Atmen geben. Das kommt normaler Weise am besten in Midtempo-Tracks raus.

Carsten:
Ihr habt brutale Teile, melodische Teile und obendrein noch ein paar Elemente aus dem Metalcore.

Mike:
Wir kalkulieren nie viel, wenn wir Musik schreiben. Wenn ein Riff gut ist, ungeachtet seiner Herkunft, benutzen wir es. Die Herausforderung ist, es für einen DUSKFALL-Song passend zu machen. In dieser Hinsicht haben wir das, denke ich, ganz gut hinbekommen. So macht der Song auch viel mehr Spaß und ist variabel, um ihn live zu spielen. Wir können mit einem Schlag von thrashiger Aggression in eine melodische Spur springen.

Carsten:
In meinem Review fand ich es sehr schwer, unseren Lesern ein paar Anspieltipps heraus zu picken. Welche Songs würdest du wählen?

Mike:
Ah... du fragst mich, welches meine Kinder ich am meisten liebe, hehe. Es ist mir nicht möglich, einen Track dem anderen überzuordnen. Meiner Meinung nach haben alle ihre eigene Seele. Ich überlasse die Antwort dem Hörer.

Carsten:
Du wirst mir aber zustimmen, dass der abgedrehteste Song auf jeden Fall 'I've Only Got Knives For You' ist. Klingt für mich ein bisschen nach Peter Tägtgrens PAIN- oder "Catch 22"-Sachen. Wie ist der Song entstanden und gegen wen richtet sich dieser Hass?

Mike:
Dieser Song war von Anfang bis Ende Oskars Werk. Er kam mit diesem bösartigen, monotonen Biest an und im Studio wurde es richtig furchteinflößend mit dem Gesang und den zusätzlichen Klängen. Kai mag nie seine Texte kommentieren. Aber ich erinnere mich, dass er von Vertrauen gesprochen hat und von Freunden, die einem in den Rücken fallen.

Carsten:
Kannst du mir bei der Gelegenheit auch etwas über die anderen Texte verraten?

Mike:
Wie gesagt, Mike mag nie die Themen kommentieren, über die er schreibt. Er will, dass der Hörer sich seine eigenen Gedanken macht. Die neue CD geht da noch einen Schritt weiter und ich mag wirklich, womit er lyrisch an kam.

Carsten:
Können wir zum neuen Album denn auch einen Videoclip erwarten, so wie 'Shoot It In' beim letzten Mal?

Mike:
Wir werden noch vor Ende des Jahres ein Video aufnehmen. Wir müssen uns noch für einen Song entscheiden, aber wir werden schon bald loslegen.

Carsten:
Am Ende meines Reviews habe ich ja geschrieben, dass euch das neue Album "endlich aus der Unter-ferner-liefen-Schublade an die Spitze des skandinavischen Todesbleis katapultieren sollte". Wie denkst du darüber?

Mike:
Ich hoffe, du liegst richtig. Wir streben schon lange an, erstklassigen Metal zu servieren. Und diese CD macht mich wirklich stolz auf das, wozu wir in der Lage sind. Es sind eine ganze Menge starker Songs drauf und die Live-Resonanz der Finnen war überwältigend, vor allem in den Medien. Ich denke, wir müssen abwarten und sehen.

Carsten:
Wie schwer ist es heutzutage eigentlich für eine Death-Metal-Band, an die Spitze zu kommen?

Mike:
Verdammt schwer. Ich bekomme immer noch täglich Mails von Menschen rund um den Erdball, die noch nie zuvor unsere Musik gehört haben und sich wundern, warum. Man wird mit so vielen Bands überschwemmt und Myspace hebt das Ganze noch auf ein neues Level. Ich denke immer noch, das Business muss seine Standarts höher legen, was es in diesen Tagen unter Vertrag nimmt. Viele Bands bekommen einen Vertrag, nachdem sie Monate lang so viele Freunde wie möglich auf Myspace hinzugefügt haben. Dann kontaktieren sie Plattenfirmen mit "einer ordentlichen Einschätzung, wie viele Leute ihre CD kaufen würden". Mit dem Downloaden und Filesharing heutzutage sind die Leute sehr pingelig, wofür sie ihr Geld ausgeben. Wenn du eine CD mit zwei, drei guten Songs rausbringst und der Rest sind nur Füller, werden sie deine Band nicht unterstützen. Es ist wirklich ein Dschungel dort draußen.

Carsten:
Dann kommen wir doch mal zu eurem eigenen Werdegang. Einige von euch sind Finnen, die anderen Schweden. Wie kam es zu dieser Konstellation?

Mike:
Wir hatten so viele Besetzungswechsel in der Vergangenheit, und nachdem Kai als Sänger zu uns gestoßen war, hat er uns seinen finnischen Freund Antti für den Gitarrenposten empfohlen. Er passt zu unserer Band wie angegossen. Und mit unserem neuesten Zugang, Matte Järnil, haben wir ein stabiles Line-Up. Jedes Mitglied weiß, was von ihm erwartet wird und bringt 110 Prozent.

Carsten:
Ein anderes Thema, auf das ich dich gern ansprechen würde: Einige Plattenfirmen statten ihre Promo-CDs gerne mit Voice-Overs aus, so wie Massacre Records bei eurem neuen Material. Es wird immer gesagt, es wäre zum Schutze des geistigen Eigentums. Aber auf der einen Seite werden alle Musikjournalisten damit vorverurteilt. Und auf der anderen Seite hat man auch schon von Labelleuten gehört, die selber Musik ins Internet gestellt haben. Wie denkst du darüber?

Mike:
Voice-Over sind meiner Meinung nach keine tolle Sache. Ich habe in der Vergangenheit als Freelancer selber Reviews geschrieben und meine einziger Lohn war es, die CD zu behalten. Wie viel Spaß aber hat man an einer CD mit Voice-Overs? Ich würde es bevorzugen, wenn die Plattenfirmen eine Stream-Seite einrichten, wo alle Journalisten so oft in die CD reinhören können, wie sie es für ihre Review benötigen. Wenn die CD in den Geschäften steht, schickt die Firma dem Rezensenten einfach eine echte Kopie. Natürlich kann die CD immer noch gerippt werden, bevor sie in die Regale kommt, aber das engt das Feld ein bisschen ein.

Carsten:
Bei manchen Labeln wird das auch glücklicher Weise schon so ähnlich praktiziert. Letzte Frage: Auf eurer Homepage habe ich in erster Linie Tourdaten für eure Heimatländer gefunden. Kann man euch auch bald im restlichen Europa sehen?

Mike:
Wir werden am 20. Dezember in Deutschland auf dem Devils Revenge Festival in Lichtenfels spielen. Gerade jetzt spielen wir häufiger live als je zuvor. Wir haben für dieses Jahr schon drei Shows in Skandinavien gebucht und 2008 werden wir "The Dying Wonders ..." auf jede mögliche Weise promoten. Ich hoffe, dass jeder, der die Chance hat, uns live zu sehen, sie auch ergreift!

Carsten:
Dann drück ich euch mal die Daumen und danke für deine Zeit!

Mike:
Danke für das tolle Interview, gute Fragen! Hoffentlich hast du auch alles rausbekommen, was du wissen wolltest, hehe.

Redakteur:
Carsten Praeg

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