EXCREMENTORY GRINDFUCKERS: Interview mit Kai und Rob

10.01.2017 | 21:27

Fünf Alben haben die Spaßbacken von EXCREMENTORY GRINDFUCKERS schon auf der Habenseite und Nummer sechs lässt auch keine Wünsche offen. Mit "Vorsprung durch Hektik" führen die Hannoveraner jenen Kakao an, mit denen man Hinz und Kunz letztendlich durch den Kakao zieht. Uns standen Kai und Rob für ein abermals tolles Gespräch zur Verfügung, das wir euch nicht vorenthalten wollen.

Es ist mal wieder soweit, die GRINDFUCKERS bringen eine neue Platte raus und mir fällt nichts Besseres ein, als euch ein paar Löcher in den Bauch zu fragen. So war es schon bei eurem letzten Alben und so wird es auch immer sein. In diesem Sinne: Seid gegrüßt! Wie geht es euch und wie ist die momentane Stimmung im Lager von METALLI… ehm… EXCREMENTORY GRINDFUCKERS?

Kai: Moin, danke für die Einladung zum Therapiegespräch. Uns geht's gerade super, wir genießen das Gefühl, dass "Vorsprung durch Hektik" nach monatelanger Arbeit endlich draußen ist und sind schon gespannt auf die Reaktionen der Fans und Presse.

Ihr müsst mir zunächst ein kleines Update geben, was seit eurem Weihnachtsalbum bei euch so passiert ist.

Kai: Das Weihnachtsalbum "Rampampampamm" ist jetzt mittlerweile zweieinhalb Jahre her [erschien nämlich passenderweise im Sommer 2014 - Anm. d. Red.]. Einer ist gegangen (Him), einer ist dazugekommen (ich). Wir haben viele schöne Shows zusammen gespielt, unter anderem die längste GRINDFUCKERS-Tour bisher und natürlich Festivals wie Wacken, Summer Breeze, Brutal Assault und das großartige Obscene Extreme. Außerdem waren wir recht viel im europäischen Ausland unterwegs, da war jede Show für sich genommen schon ein Highlight.

Euer neues Album heißt "Vorsprung durch Hektik". Warum? Seid ihr privat eher hektische Menschen?

Kai: Natürlich hat der Albumtitel schon mal gar nichts mit dem Slogan eines Autoherstellers zu tun, wie oft vermutet wurde, das muss an dieser Stelle klargestellt sein. Außerdem ist der Widerspruch natürlich schön, weil Hektik niemanden nach vorne bringt.

Rob: Außer uns! Denn uns bringt Hektik massiv nach vorne. Die neue Platte drückt jedenfalls in Sachen Tempo mehr aufs Pedal und wird von daher dem Titel schon gerecht.

Das Album sei "ein weiterer Meilenstein der fortschreitenden Degenerierung der Menschheit", heißt es in eurem Promotext. Wie wirkt sich diese Degenerierung außerhalb eurer Musik aus?

Kai: Man hat zumindest manchmal den Eindruck, dass es mit dem menschlichen Verstand langsam bergab geht, ganz egal, ob man sich YouTube-Kommentare durchliest, Privatfernsehen einschaltet oder die letzten Wahlergebnisse der sogenannten "zivilisierten" Welt anschaut: Offenbar ist die Menschheit gerade völlig am Verblöden. Da passt unsere Musik doch schön als Soundtrack!

Rob: Vielleicht tanzen die Populisten der Welt bald zu unserem Lärm. Selbst unsere albernsten Ergüsse können das gar nicht mehr unterbieten, was uns die heutige Zeit an Dummheit vorlebt. "Idiocracy" in Echtzeit.

Auf eurem Artwork ist ein goldener Panzer mit einem Selfie-Stick zu sehen. Das müsst ihr mir kurz erklären, obwohl ich mir meinen Teil natürlich schon denken kann.

Kai: Wir wollten auch mal was richtig Prolliges machen. Gold? Check. Dickes Gefährt? Check. Maximale Selbstdarstellung? Check. "Panzerdivision Marduk" für die Kids von heute eben!

Rob: Panzerdivision Humbug!

Der Abschlusstrack heißt 'Der Mann mit der albernen Maske'. Wen genau meint ihr und welche Prominenz wird des Weiteren in eurem Blumenstrauß bunter Melodien durch den Kakao gezogen?

Rob: Wer hier durch den Kakao gezogen wird, ist König King Mr. Kosch höchstpersönlich! Hast wohl nicht aufgepasst!

Kai: In unserem ganz persönlichen Musical geht's um nichts weiter, als dass wir die Allergrößten sind, ist doch klar! Nach 15 Jahren Bandgeschichte haben wir es auch verdient, dass wir über uns ein Epos schreiben dürfen.

Was bringen die GRINDFUCKERS mit ihrem neuen Album der Musikszene, was andere Grindcore-Bands partout nicht schaffen?

Kai:  Wir machen einfach, worauf wir Lust haben. Ob man das als Metal, Grindcore oder was auch immer auffassen mag, ist am Ende völlig egal. Wenn wir eine Stilrichtung in einen Song einbauen, dann ist das auch kaum als "Verarschung" der Stilistik zu verstehen, sondern ergibt sich einfach daraus, dass wir was kombinieren wollten, was vermeintlich zusammenpasst.

Rob: Auf jeden Fall sind wir keine richtige Grindcore-Band. Ich sehe uns als eine Metal-Band, die das Chaos und das Tempo vom Grindcore einbaut und trotzdem keine Angst vor Melodien oder Humor hat. Damit sind wir gut zwischen den Stühlen platziert. Und so viele Bands gibt es in der Richtung nicht, als dass es dort eng werden könnte.

Eröffnet wird "Vorsprung durch Hektik" von 'Musik ist tot'. Inwiefern ist Musik tot und welche Rolle spielen die GRINDFUCKERS dort als Wächter der Nacht?

Kai: Wir wollten mit dem ersten Song einfach feststellen, wie sich die Musikszene in den letzten Jahren verändert hat. Neue Bands haben ohne "Pay to Play" heutzutage gar keine Möglichkeit mehr, irgendwelche schönen Festivals zu bespielen, die Einnahmen sind dank Streaming so niedrig wie nie zuvor und die Metal-Szene ist noch konservativer geworden, als sie es vor dem Aufkommen von Metalcore war. Zum Glück sind wir wirtschaftlich von der Band völlig unabhängig und können auch weiterhin tolle Konzerte spielen, deswegen berührt uns der Untergang der Szene kaum.

Rob: Zudem ist 'Musik ist tot' ein markiges Statement zu Beginn der Platte. Musik an sich ist natürlich nicht tot, aber als Massenphänomen schon. Früher hat sich Jugendkultur über Musik definiert, heute hat das Internet fast vollständig diese Aufgabe übernommen. Ein Selfie hat mehr Reichweite als ein Song - wer will da noch Musiker sein? Wir schon! Aber wir machen ja auch Selfies mit einem Panzer.

Wie sieht eigentlich - und das habe ich mich tatsächlich immer schon gefragt - ein normaler Alltag im Tourleben der GRINDFUCKERS aus? Gibt es Pläne in den kommenden Wochen und Monaten auf Tour zu gehen?

Kai: Einen normalen Alltag gibt es zum Glück auf Tour eher selten. Im Prinzip treffen wir uns am Proberaum, fahren meistens viel zu lange Auto und lassen alles ganz entspannt auf uns zukommen. Mal schläft man in einem Sternehotel, mal auf dem Boden. Mal trinkt man einen Kasten Bier, mal zwei. Gerade im Ausland sind Clubs, Unterbringung und die Fans jeden Tag aufs Neue eine Überraschung, enttäuscht wurden wir bisher aber nie. Wir haben für dieses Jahr schon einige Shows in der Schweiz (Zürich), Deutschland (Stuttgart, München, Berlin), Österreich (Wien) [17.1. sowie 10./11./17./18.2. - Anm. d. Red.] und eine Spanien-/Portugal-Tour [Ende Februar - Anm. d. Red.] bestätigt, mehr kommt aber definitiv noch, schaut doch gerne mal regelmäßig auf unserer Website vorbei!

Rob: Vor allem in Sachen Festivals wartet noch die ein oder andere Überraschung. Ich darf nicht zu viel verraten, aber 2017 wird wieder fett!

Mitte des vergangenen Jahres habt ihr auch euer 15-jähriges Bandjubiläum gefeiert. Wie eigentlich? Zuerst ein paar Liter Bier, dann kam der Schnaps, dann wurde gekotzt und um 20 Uhr kamen dann die ersten Gäste?

Kai: Eine einzelne Party zum Jubiläum gab es gar nicht. Das sollten wir aber vielleicht mal nachholen. Insgesamt haben wir letztes Jahr auf jedem einzelnen Gig ganz gut die Sau rausgelassen, der Festivalsommer war alleine so voller schöner Erinnerungen, die man teilweise in unserem Video zu 'Brandschatzen' festgehalten sieht.

Rob: Dann feiern wir halt das 16. Jubiläum wie oben beschrieben. Aber schon verrückt, dass wir das jetzt schon seit 15 Jahren machen. Spricht das nun für oder gegen uns?

Gute Frage! Freunde, Brüder, Verbündete... ich wäre mit meinen Fragen soweit durch und möchte mich von ganzem Herzen bei euch für eure Zeit abermals bedanken. Euch gebühren die letzten Worte an unsere Leser von POWERMETAL.de und an eure Fans selbstverständlich.

Kai: Danke, Marcel für das Review und das Interview! Danke an alle Leser für eure langjährige Unterstützung, ohne Euch wären wir nicht hier! Wir hoffen, dass Euch "Vorsprung durch Hektik" gefällt und dass wir live mal zusammen feiern können. Cheers!

Redakteur:
Marcel Rapp

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