FAITH FACTOR: Interview mit Norm

16.04.2009 | 12:40

Norm "Ski" Kiersznowski ist einer von den Sängern, die bei Freunden von schrillen Stimmen Freudentränen verursacht. Gestartet in den 80ern mit den kultigen DEADLY BLESSING, die aktuell mit einem anderen Sänger unterwegs sind, hat er vor wenigen Jahren seine neue Heimat bei FAITH FACTOR gefunden, deren Debütalbum vor kurzer Zeit erschienen ist. Da er neben dieser Band auch gleich seinen Glauben neu gefunden hat und dies bei FAITH FACTOR auch sehr deutlich zum Ausdruck kommt, gibt es genug Gesprächsstoff.





_Holger:_
Ich denke, wir blicken mal kurz zurück auf deinen Ausstieg bei DEADLY BLESSING. Warum bist du ausgerechnet zu dem Zeitpunkt ausgestiegen als sich die Band reformiert hatte und erneutes Interesse an euch aufkam?

_Ski:_
Ich war schlicht und einfach der Meinung, dass das neue Material in keiner Weise mit den tollen alten Songs mithalten konnte. Außerdem war ich unzufrieden mit der Situation, dieses Mal nicht am Songwriting-Prozess beteiligt zu werden. Obendrein bin ich seit April 2000 ein "born again christian" und wartete eigentlich nur auf den richtigen Zeitpunkt aussteigen zu können. Da mir nun auch die musikalische Richtung nicht zusagte, ging ich.

_Holger:_
Ich habe irgendwo gelesen, dass du die anderen Jungs in FAITH FACTOR schon eine ganze Weile kennst. Wann habt ihr euch denn nun endgültig zusammen gefunden?

_Ski:_
Im Jahr 2000 war ich in einer Band namens FACTOR FIVE. Vier Mitglieder wurden Christen und wir entschieden uns von nun an Gott zu dienen. Und so entstand FAITH FACTOR.

_Holger:_
Im Jahr 2007 habt ihr dann ein Demo mit drei Songs aufgenommen, welches sehr gute Resonanzen einbringen konnte. Ich bin nun ziemlich überrascht, keinen der drei Songs auf dem Debüt zu finden. Seid ihr der Ansicht, dass die meisten eurer Fans diese drei Songs schon kennen? Wie viele Einheiten konntet ihr denn überhaupt davon verkaufen?

_Ski:_
Das Demo war in erster Linie für die Presse. Wir haben 1000 Stück gepresst und die sind beinahe alle weg. Den Grund, warum wir die Nummern nicht mit auf das Album gepackt haben, hast du bereits in deiner Frage mitgeliefert: Wir wollten unseren Fans ausschließlich neues Material liefern. Wer das Teil allerdings noch nicht hat, kann es noch immer über unsere Homepage bestellen. Ein paar Exemplare habe ich noch.

_Holger:_
Wo ist denn überhaupt euer Hauptmarkt? Ich vermute mal in Deutschland, oder?

_Ski:_
Sicherlich, obwohl wir auch hier bei uns einige Leute zu den Shows ziehen können.

_Holger:_
Ihr habt bereits auf dem Keep-It-True-Festival gespielt, obwohl es zu dem Zeitpunkt nur die besagten drei Songs gab. Erzähl doch mal ein bisschen vom KIT?

_Ski:_
Das war natürlich ein tolles Erlebnis. Man wird dort einfach erstklassig behandelt, die Fans sind großartig. Genau zu dem Zeitpunkt kam ja dann das Album raus, so dass wir es dort schon verkaufen konnten. Alles passte einfach zusammen.

_Holger:_
Wie stehst du denn zu der Aussage, dass FAITH FACTOR noch unbekannter wären, wenn mit dir nicht ein "prominenter" Sänger in ihren Reihen wäre? Großartige Musik allein reicht heute ja leider nicht mehr aus, um erfolgreich zu sein.

_Ski:_
Ich bin niemand, der entscheidet, ob eine Band mit oder ohne mich toll ist. Die Fans entscheiden das. Ich kann nur immer versuchen mit meinem Gott gegebenen Talent das Beste zu geben. Mein Lebensziel war es immer jemanden darzustellen, was mir innerhalb der Underground-Metal-Szene ganz gut gelungen ist. Mein neues Ziel ist es, Gottes Heavy Metal durch die Welt zu tragen.

_Holger:_
Gutes Stichwort. Ist es für dich eigentlich eine völlig andere Szene, in der du dich nun aufgrund eures textlichen Inhaltes bewegst? Ich finde es immer etwas seltsam, dass sich White-Metal-Bands gerne selber aus der weltlichen Szene ausgrenzen. Vor allem Fans von Underground Metal halte ich für aufgeschlossen genug, auch solchen Bands eine Chance zu geben.

_Ski:_
Tolle Frage. Das Gute an FAITH FACTOR ist der Umstand, dass wir tatsächlich überall spielen können. Sowohl auf "weltlichen" Festivals, wie auch auf "christlichen" oder gar in Kirchen. Wir bewegen uns zwischen Sündern, denn auch wir sind Sünder. Der Unterschied ist, dass wir um Vergebung bitten. Da ich ziemlich neu in dieser Szene bin, muss ich gestehen, dass ich vorher gar nicht viel über die White-Metal-Szene wusste. Aber ich gebe dir Recht, dass die Metal-Welt viel offener für christliche Bands ist als es andersherum der Fall ist. Es gibt Kirchen, in denen wir nicht spielen dürfen, weil wir in Leder und Nieten auftreten. Sie sehen unsere Mission dahinter nicht. Gott hat alles erschaffen. Auch FAITH FACTOR.

_Holger:_
Und wo wir gerade so schön beim Thema sind, würde mich auch noch interessieren, was du grundsätzlich von dem Begriff White Metal hältst?

_Ski:_
Ob man es nun White Metal, heiligen Metal, spirituellen Metal oder sonst wie nennt, ist doch völlig gleich. Hauptsache, es ist Metal.

_Holger:_
Kannst du denn okkulte oder gar satanische Inhalte ignorieren, solange die Musik toll ist? Eure Texte unterscheiden sich von denen anderer christlicher Bands dadurch, dass ihr selten den Zuhörer direkt ansprecht. Ihr versucht ihn auch nicht offensiv zu bekehren.

_Ski:_
Könnte ich das, dürfte ich mich nicht Christ nennen. Wenn wir Texte schreiben, wollen wir, dass der Hörer für sich selbst entscheiden kann. Jeder glaubt an irgendetwas. Es kann aber nicht jeder unsere Einstellung teilen, denn jeder ist an einem anderen Punkt seines Glaubens. Und genau das soll auch der Bandname ausdrücken - an welcher Stufe des Glaubens steht man.

_Holger:_
Habt ihr das Gebet daher bewusst ans Ende des Albums gepackt, damit Ungläubige vorher abschalten können?

_Ski:_
Nein. Das Gebet steht da, damit jemand, der unsere Musik toll findet, vielleicht darüber seinen Standpunkt zu Gott überdenkt und zu dem Ergebnis kommt, sein Leben ändern zu wollen.

_Holger:_
Gibt es schon Pläne für die Zunkunft von FAITH FACTOR?

_Ski:_
Wir werden dieses Jahr in Tschechien zusammen mit SAXON, ANTHRAX und KREYSON bei der "Night Of Stars" auftreten. In den USA buche ich selbst die True-Metal-America-Shows mit ATTACKER, RAVAGE, ARCTIC FLAME, ETERNAL WINTER, ZANDELLE, ICARUS WITCH, AZRAELS BANE, STEEL ASSASSIN und SACRED OATH. Insofern spielen wir hier ziemlich oft. Ich versuche den Metal zu unterstützen, wo ich nur kann. Nebenbei beginnen wir Songs für unser nächstes Album "The Wrath That Is To Come" zu schreiben. Ich habe ja auch noch einen regulären Job, bin verheiratet und Vater von zwei wunderbaren Kindern.

_Holger:_
Das klingt nach wenig Freizeit. Dann will ich dich gar nicht länger aufhalten. Möchtest du noch etwas loswerden?

_Ski:_
Ich hoffe, bald mal in Polen spielen zu können, um meine restliche Familie Kiersznowski zu treffen.

Metal blessings to you all
In metal, for christ

Redakteur:
Holger Andrae

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