FALL OF SERENITY: Interview mit Eddy & John

01.01.1970 | 01:00

FALL OF SERENITY sind längst keine Unbekannten mehr im deutschen Underground. Mit ihrem Debüt "Grey Man´s Requiem" feierten die Jungs bereits beachtliche Erfolge, die mit ihrem neuen Schädelspalter "Royal Killing" locker übertroffen werden sollten. Mit erfrischender Experimentierfreudigkeit und dem Willen sich nicht in Schubladen stecken zu lassen, strotzt "Royal Killing" nur so vor Selbstbewusstsein der jungen Todesmetaller. Das war auf jeden Fall eine Reise auf der Datenautobahn wert, um das Sprachrohr an die richtige Stelle weiterzureichen. In diesem Fall ist das Basser John und Klampfer Eddy.

Alex:
Moin zusammen! Holla die Waldfee, was knallt "Royal Killing"! Für eine zweite Scheibe ganz schön selbstbewusst. Was ist eure Sicht der Dinge?

John:
Also wir sind auch alle sehr zufrieden mit dem Album. Nach knapp zwei Jahren im Proberaum und endlosem Hin- und Herschreiben ist es nun endlich fertig. Freut mich, dass du das Wort "selbstbewusst" benutzt - ich hoffe natürlich das ist im positiven Sinne gemeint...hehe. "Royal Killing" ist für die Band eine Flucht nach vorn. Nach einigen Tiefschlägen von außerhalb (Besetzungswechsel, Labelprobleme) waren der Songwriting-Prozess und die Aufnahmen die allerbeste Therapie.

Eddy:
Wie John schon sagt, sind wir echt froh, dass wir unser zweites Album nach allen Querelen fertig bekommen haben und sind auch sehr stolz auf "Royal Killing". Es war definitiv kein leichtes Unterfangen Songs zu schreiben und live weiterhin aktiv zu bleiben, wenn man plötzlich erfährt, dass das Label den Vertrag mit uns auf Grund von Geldproblemen nicht aufrecht erhalten kann und dann zu allem Überfluss ein Schlagzeuger nach dem anderen das Handtuch wirft. Vielleicht ist auch das der Grund für die von dir im Review angesprochene Aggressivität und Härte des Albums. Frei nach dem Motto: "Jetzt erst recht auf die Glocke, Jungs".

Alex:
Ihr mixt feuchtfröhlichen Todesstahl mit MAIDEN-styligen Twin-Gitarren und dezenten Black-Metal-Einflüssen. Kannst du mit dieser Beschreibung leben?

Eddy:
MAIDEN-Melodien klingt gut für mich. Ein besseres Lob kann man ja wohl nicht bekommen. Was die Black-Metal-Einflüsse betrifft, kann ich mir eigentlich keinen Reim drauf machen, wo die herkommen sollen, da eigentlich keiner von uns ein übermäßiger Black-Metal-Hörer ist. In dieser Hinsicht waren wir dann beim Song schreiben wohl innovativ…haha.

John:
Oh yes, MAIDEN-Style…das geht runter wie Öl. Aber tatsächlich haben wir gegenüber unserem Debüt "Grey Man’s Requiem" ein wenig mehr Abwechslung in puncto Gitarrenarbeit eingebaut. Soll jetzt nicht heißen, dass wir nicht zu unseren Sachen von vor zwei Jahren stehen. Aber so wie sich die einzelnen Mitglieder menschlich entwickelt haben, so entwickelte sich auch die Musik. Man wird halt älter... :-)

Alex:
Worauf liegt letztlich die Gewichtung? Eingängigkeit, Brutalität oder die Balance aus beidem?

John:
Die Balance macht es erst interessant. Ich persönlich mag aggressive Musik die auch im Ohr bleibt. Niemandem nützt eine CD, die er ganz schnell wieder vergisst - weder der Band, noch dem Käufer bzw. Fan. Zumal die Eingängigkeit auch live erst richtig zur Geltung kommt. Da muss man nur mal eine Analyse betreiben, wenn "Raining Blood" in einer Metaldisko läuft und jeder, der zugegen ist, einfach nur abgeht, weil er den Song kennt... SLAYER!!!

Alex:
Ihr habt ja als relativ "kleiner" Act mit den Unwegbarkeiten der Musikindustrie zu kämpfen. Wie stellt sich eure momentane Situation dar?

Eddy:
Mit unserem Deal bei Metal Age Productions sind wir bisher sehr zufrieden. Dort hat man immer ein offenes Ohr für unsere Belange. Seien sie menschlicher oder wirtschaftlicher Natur. Wir haben irgendwie das Gefühl, dass zum ersten Mal in unsere Band investiert wird und wir den Push bekommen, den man heute in der Metalmusiklandschaft einfach braucht um gehört und ein wenig beachtet zu werden.

Alex:
Was erwartet ihr vom Release von "Royal Killing"?

Eddy:
Den viel zitierten nächsten Schritt. Mit dem Album haben wir den musikalisch sicherlich getan. Aber das ist wohl eher ein kleiner Teil in dem Streben nach vorn. Jetzt liegt alles an unserem Ehrgeiz das Ding so gut wie möglich zu unterstützen. Vor allem live wollen wir noch mehr Gas geben. Der Rest kommt von allein, wenn natürlich das Label die ganzen Business-Sachen gut im Griff hat. Und wenn eine beachtliche Zahl von Metalheads mehr den Namen FALL OF SERENITY kennt und mit guter Musik in Verbindung bringen kann, dann haben wir zumindest mit diesem Release unser Ziel erreicht.

Alex:
Wo und von wem ist "Royal Killing" produziert worden? Erzählt mal ein wenig vom Aufnahmeprozess. Irgendwelche witzigen Impressionen?

John:
"Royal Killing" ist wie alle FALL OF SERENITY-Sachen im Rape Of Harmonies-Studio im schönen Triptis entstanden. Erneut konnten wir den Patrick W. Engel (Ex-IMPENDING DOOM, BURIED GOD) als Produzenten engagieren. Die Aufnahmen an sich haben diesmal ungefähr fünf Monate gedauert, da uns während den Aufnahmen unser damaliger Schlagzeuger verlassen hat. Das ist auch der Grund, weshalb Patrick die Drums auf dem Album eingespielt hat. Parallel dazu haben wir unseren jetzigen Drummer Nick eingearbeitet, da natürlich auch während den Aufnahmen fleißig live gespielt wurde. Als "witzig" würde ich eigentlich den ganzen Studioaufenthalt beschreiben wollen, da es sich in Triptis einfach herrlich arbeiten lässt. Ich kann das Studio einfach nur empfehlen...

Alex:
Ihr habt bestimmt schon mein Review studiert, in dem ich zwischen tonnenweise Lob auch auf die Tatsache hinweise, dass zumindest mir bei der Scheibe etwas die Abwechslung fehlt. Zumindest hinsichtlich der Tempi. Bekehrt mich!

John:
Eigentlich waren wir ganz stolz darauf im Vergleich zu unserem letzten Album ein tempomäßig-ausgewogenes Album gemacht zu haben. Es ist natürlich schade, dass es auf dich nicht so wirkt, aber lässt sich nicht ändern. Will sagen, dass ich nicht versuchen werde dich zu bekehren, da ich auch schon Stimmen gehört habe, denen zu viele Tempiwechsel vorhanden sind.

Alex:
Haha, Meinungen sind Gott sei Dank verschieden. Ich persönlich finde die cleanen vocals sehr geil, die euch gegenüber ähnlich gearteten Acts abheben. Wird dieses Element noch ausgebaut werden?

John:
Ich denke JA! Die cleanen vocals sind ein cooles Element um die ganze Geschichte ein wenig aufzulockern. Natürlich wird immer das Geschrei dominieren, aber in Zukunft werden wir noch verschärfter mit Backings und thrashigen Passagen rumprobieren.

Alex:
Erzählt mal ein wenig über die Lyrics des Albums. Mir liegt kein Textblatt bei und mich interessiert doch brennend, worum es zum Beispiel bei 'Demon-(mon)archy' geht.

John:
Ich wundere mich ein wenig, warum du exakt diesen Song jetzt nennst. Aber okay, ich kann dir jetzt leider keine Auskunft geben, da dieser Song ein Coversong von IMPENDING DOOM ist. Der Rest der Texte ist sehr individuell und persönlich, in nette Worte gefasst und für jeden persönlich interpretierbar.

Alex:
Da hab ich aber mal satt ins Klo gegriffen ;-). Wie sieht es mit eurer Einstellung zur Musik und zum Business aus? Ihr macht Spartenmusik und man muss hart im Nehmen sein um in diesem Genre zu einem Namen zu werden. Was treibt euch an?

Eddy:
Ehrgeiz!!! Wir sind sicher eine Band, die bisher durch mehr Tiefen als Höhen geschritten ist. Nur durch den Ehrgeiz und die Einigkeit der Band konnten wir die teils großen Probleme hinter uns lassen und sind dadurch im Bandgefüge beachtlich stärker geworden. Wir haben echt gelernt mit Problemen umzugehen und stecken nicht gleich bei jedem Scheiß den Kopf in den Sand. Ist zwar bescheuert hier den doofen Oliver Kahn zu zitieren, aber ich tue es trotzdem mal: "Es geht immer weiter….immer WEITER!!!" Und nur dann, wenn du immer hart weiter arbeitest an deinem Traum, stehst du irgendwann mal mit mehr da als zu Beginn.

Alex:
Klasse Aussage, die merk ich mir auf jeden Fall! Metal und insbesondere Death und Black Metal sind ja auch eine Art Lebenseinstellung. Kurz und prägnant: Formulier mir deine.

Eddy:
Und schon wieder Olli Kahn: "Wir brauchen Eier....EIER!!!"

Alex:
Auch gespeichert, haha! Sind demnächst Touraktivitäten spruchreif oder stehen nur Einzelgigs an?

Eddy:
Ja, wie ich schon sagte, wir wollen live Gas geben. Im November begleiten wir DISMEMBER für sieben Shows auf ihrer Tour. Neben Deutschland und Holland werden wir auch im UK sein und wir freuen uns da schon wie Sau darauf. Alle Infos kann man auf unserer Homepage finden. Ende März 2005 spielen wir eine kleine Tour von sechs Shows in Spanien. Wir hoffen natürlich, dass da im Verlauf des nächsten Jahres noch mehr geht. Wir sind momentan in Verhandlungen mit verschiedenen Booking-Agenturen um uns 2005 den Hintern abzuspielen. Naja, Einzelgigs und Festivals hier und da sowieso.

Alex:
Wo würdet ihr euch selbst in der Ahnentafel des Metal einreihen? Wer sind eure nächsten Verwandten im Geiste?

Eddy:
Hm, ich habe mir auch schon Gedanken darüber gemacht mit welchem Album "Royal Killing" vergleichbar wäre. Irgendwann bin ich dann mal auf DIMENSION ZEROs "Silent Night Fever" gestoßen und konnte durchaus musikalische Parallelen ziehen. Oder auch THE HAUNTEDs "Made Me Do It". Weiß nicht, es ist verdammt schwierig, Songs die man mittlerweile hunderte Male gehört bzw. gespielt hat objektiv zu betrachten und auch noch einzuordnen.

Alex:
Was erwartet einen auf einem FALL OF SERENTY-Gig? Beschreib mal eure Liveatmosphäre.

Eddy:
Wir versuchen alles zu geben. Kommt schon mal vor, dass unser Sänger René nach der Show dem Kotzen nahe ist. Naja, der lässt sich alles gern noch mal durch den Kopf gehen, hehe. Laut ist es auch meistens und ohne viel Firlefanz. Einfach ehrlich und leidenschaftlich, würde ich sagen.

Alex:
Bei all den Sonnenseiten des Rockzirkus müsst ihr euch auf dem letzten Party.San wie Kanonenfutter gefühlt haben. Euer Sound war mächtig beschissen. Was fühlt man, wenn nach so einer geilen Präsentiermöglichkeit die Ernüchterung eintritt, weil einem einer den kompletten Gig vermischt/versaut hat?

Eddy:
Oh, das war hart. Wir haben das auf der Bühne gar nicht so mitbekommen, da bei uns oben der Sound okay war. Es kamen dann nach der Show ein paar Leute zu uns und sagten, dass wir mit dem Sound echt Pech hatten und unser Gesang bei einigen Songs völlig wegblieb. Unter anderem auch die Veranstalter Jarne und Mieze, die sich da bei uns mächtig entschuldigt haben. Naja, shit happens. Machen wir es beim nächsten Party.San-Gig eben viel besser ;-).

Alex:
Ich hoffe, dass wird euch so schnell nicht mehr passieren. Ich danke dir für das Interview und wünsche euch eine geile Zeit mit "Royal Killing". Irgendwelche letzten Worte für unsere Leserschaft?

Eddy:
Ich wünsche auch dir Alex eine geile Zeit mit "Royal Killing". Außerdem hoffe ich, dass eine Menge Metalheads da draußen mal ein Ohr riskieren. Besucht unsere Shows mit DISMEMBER und die Website http://www.fallofserenity.com. Wir brauchen eure Unterstützung um unsere oben genannten Ziele zu erreichen. Danke!!!

Redakteur:
Alex Straka

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