FAR BEYOND: Interview mit Eugen

16.04.2005 | 23:19

Der Nürnberger Eugen Dodenhöft scheint ein sehr umtriebiger Zeitgenosse zu sein. Da stampft der junge Franke mal eben ein komplettes Black/Death-Metal-Album im Alleingang aus dem Boden und spart nebenbei nicht an Qualität, die ihm nicht nur bei mir einiges an Aufmerksamkeit beschert haben dürfte. "An Angels Requiem" ist ein hochwertiges erstes Lebenszeichen geworden, wenn man einmal das Demo "Bleeding Rose" abzieht, dass so manchem etablierten Act in nichts nachsteht. Umso verwunderlicher ist, dass Eugen im Produktionsprozess nicht einmal den Überblick verloren hat und jeder Zeit den roten Faden beibehielt. Grund genug, den Franken auch interviewtechnisch vorstellig werden zu lassen.

Alex:
Hi Eugen, alles fit bei dir?

Eugen:
Klar, danke der Nachfrage!

Alex:
Den meisten Leser unseres Magazins dürfte dein Soloprojekt FAR BEYOND kein Begriff sein. Erzähl doch mal ein bisschen aus dem Nähkästchen...

Eugen:
Alles begann im zarten Alter von 16 Jahren, als ich das Führerscheingeld von meinem Opa für eine E-Gitarre ausgab, haha. Ich habe mir alle Gitarrenbücher von METALLICA besorgt, war und bin immer noch ein großer Fan der ersten vier Alben. Und irgendwann entstanden die ersten eigenen Riffs, die ich Stück für Stück auf meinem Rechner festhielt. Mit der Zeit entwickelten sich die ersten Songs, die Ideen wurden komplexer und 2001 stellte ich meine erste Demo-CD auf die Beine. Source Of Deluge fand Gefallen daran und jetzt haltet ihr das erste Album in euren Händen.

Alex:
Du betreust ja sämtliche Schritte deiner Musik, von der Entstehung bis hin zum fertigen Produkt, alleine. Wie viel Aufwand und Zeit musst du aufbringen, um ein solches Album wie "An Angels Requiem" auf die Beine zu stellen?

Eugen:
Das kommt ganz darauf an, in welcher Stimmung ich bin und wie viel Zeit ich zur Verfügung habe. Manchmal komme ich tage- bzw. wochenlang nicht zum Musizieren, weil man von Luft und Liebe alleine leider nicht leben kann. Danach folgen oft Phasen, in denen es nur so aus mir heraus sprudelt. Es ist ein ständiges Auf und Ab. Alles in allem, von den ersten Ideen bis zu den fertigen Songs, habe ich für "An Angels Requiem" etwa vier Jahre gebraucht.

Alex:
Du hast ja bereits mit deinem ersten Demo "Bleeding Rose" allerorts recht gute Kritiken einheimsen können. Wie verhält es sich bislang mit deinem neuen Album?

Eugen:
Das kommt ganz auf den Geschmack der Hörer an. Liebhaber melodischer, emotionaler und atmosphärischer Musik sind positiv berührt von der Scheibe. Die Death/Thrash-Fraktion kann ich damit allerdings sicher nicht bedienen.

Alex:
Wie siehst du den derzeitigen deutschen Metalmarkt? Hat ein solches Projekt wie deines eine Chance auf eine breite Publikumsmasse?

Eugen:
Darüber habe ich mir ehrlich gesagt noch gar keine Gedanken gemacht, da es nicht in meinem Interesse liegt. Wenn es mein erklärtes Ziel wäre, eine große Masse von Menschen anzusprechen, würde ich sicher eine andere Musik machen. Die Musik ist Ausdruck meiner inneren Gefühle und ich freue mich über jeden Einzelnen, der davon berührt und ergriffen wird.

Alex:
Ich bezeichne deinen Stil als recht gelungenen Mix aus symphonischen Black-Metal-Elementen und Versatzstücken von nordischem Death Metal. Wie würdest du selbst deine Vision beschreiben?

Eugen:
Ich mag diese Stilisierung nicht ganz, da sie einem in einer gewissen Form Fesseln anlegt. Auf meiner Homepage wird die Musik als "Angelic Black Metal" bezeichnet. Allerdings bin ich nicht der Meinung, dass dies meinem Stil gerecht wird. Metal an sich bietet so ein gewaltiges Spektrum an Stilen, Emotionen und Spielarten, und aus jedem Bereich gibt es, mal mehr und mal weniger, Bands, welche mich ansprechen. Dadurch sind meine Einflüsse sehr weit gefächert und spiegeln sich natürlich auch in meiner Musik wieder. Treibend, hymnenhaft, trauernd, verzweifelnd, hoffend, das alles lässt sich nicht mit einem Stil beschreiben.

Alex:
Wie sieht die lyrische Seite FAR BEYONDs aus? Gib bitte einen kleinen Einblick ins Fenster deiner Seele...

Eugen:
Die Lyrics stammen auf "An Angels Requiem" nicht nur aus meiner Feder. Jeder Text erzählt eine eigene Geschichte, welche in sich abgeschlossen ist und einen großen Spielraum für Interpretationen lässt. Die Art und Weise dieser Interpretation liegt aber im Ermessen des Hörers.

Alex:
Wird es FAR BEYOND auch in Zukunft als Band geben? Ich denke, du wirst doch bestimmt darauf brennen auch livetechnisch in Aktion treten zu können?

Eugen:
Natürlich würde es mir riesig Spaß machen, einmal auf einer Bühne zu stehen. Allerdings würde es mit meiner Einstellung bzgl. FAR BEYOND nicht gerecht werden. Eine Band ist auch ein großer Kompromiss, den man "songwriterisch" eingehen muss. Ich habe kein Interesse an einer Diktatorenrolle, wie man sie ja doch in einigen größeren Bands wiederfindet. Alles andere würde allerdings bedeuten, dass ich mich in meiner musikalischen Entfaltung einschränken muss. Das würde mir garantiert den Spaß und die Leidenschaft an der Musik nehmen. Aber ich habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass ich irgendwann Mitmusiker finde, mit denen ich meine Vision erweitern und ausbauen kann.

Alex:
Du bist mit deinem neuen Longplayer beim Label Source Of Delouge untergekommen. Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit bislang und was erhoffst du dir für die nähere Zukunft?

Eugen:
Die Zusammenarbeit mit dem Label ist hervorragend. Sie lassen mir jegliche künstlerischen Freiheiten, wie ich sie für die Verwirklichung meiner Musik brauche. Für die Zukunft erhoffe ich mir nur, dass es einfach so weitergeht.

Alex:
Woraus beziehst du deine Inspiration? Hast du bestimmte Quellen oder sprudelt der Metal einfach aus dir heraus?

Eugen:
Inspiration beziehe ich aus dem Leben und den Emotionen, die es mit sich bringt. Schicksalsschläge, freudige Ereignisse, traurige Erlebnisse, euphorische Momente: Das alles inspiriert und lässt sich in Musik ausdrücken. An Hand der melancholischen Grundstimmung von "An Angels Requiem" kann man aber erkennen, dass es in einer langen, negativen Phase entstanden ist.

Alex:
Wo hast du die Scheibe eigentlich aufgenommen? Hast du ein Heimstudio?

Eugen:
Die Scheibe wurde bei Arimusik in Hamburg aufgenommen. Mein Heimstudio ist aber mittlerweile so ausgebaut, dass ich die nächste Platte zum größten Teil selbst verwirklichen möchte.

Alex:
Was machst du ansonsten privat so? Was bist du für ein Mensch?

Eugen:
Da solltest du besser meine Mitmenschen fragen, man sieht sich ja doch meist anders, als es von außen wirkt.

Alex:
Eugen, danke für das Interview. Vielleicht sieht man sich mal irgendwo. Hast du noch irgendwelche warmen Worte, die du unseren Lesern mit auf den Weg geben willst?

Eugen:
Es ist eigentlich alles gesagt. Auf jeden Fall danke, immer wieder gerne.

Redakteur:
Alex Straka

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