FORCE OF EVIL: Interview mit Hank Shermann

22.05.2005 | 21:01

Was machen zweifellos talentierte Musiker, wenn sich ihre Hauptband eine Pause gönnt bzw. umorientiert? Die beiden MERCYFUL FATE-Gitarristen Hank Shermann und Michael Denner jedenfalls gründeten kurzerhand mit den Leidensgenossen Hal Patino (Bass, KING DIAMOND), Bjarne T. Holm (Schlagzeug, MERCYFUL FATE) und Martin Steene (Vocals, IRONFIRE) eine neue Band und tauften sie FORCE OF EVIL. Die musikalische Ausrichtung dürfte bei diesen Referenzen eigentlich klar sein: purer Heavy Metal! Mit ihrer neuen Scheibe "Black Empire" konnten sie auch bei mir einige Pluspunkte sammeln. Alles in allem Grund genug, um Mr. Hank Shermann mal genauer auf den Zahn zu fühlen und zu testen, ob es sich hierbei um eine richtige Band handelt, oder eben nicht ...

Hank:
Die Idee zu FORCE OF EVIL hatte ich bereits Anfang 2001, als ich wusste, dass MERCYFUL FATE eine Pause einlegen würden, da King sich mehr auf seine Soloband konzentrieren wollte. Somit war es eigentlich ganz natürlich, eine neue Band zu starten, da du ja als Musiker nicht einfach untätig sein willst. Irgendwann hatten wir dann die Band zusammen und auch die musikalische Richtung war von vornherein klar: Heavy Metal!

Chris:
Natürlich, was sonst? Wie waren denn die Reaktionen bisher auf FORCE OF EVIL?

Hank:
Alle standen der Band und der Musik überwiegend positiv gegenüber. Wenn du die Band mit viel Vertrauen und Energie starten kannst, hilft das natürlich enorm. "Black Empire" hat noch bessere Kritiken erhalten als unser Debüt, was uns wirklich stolz macht und uns auch noch einen Extraschub an Motivation gibt, um alles noch besser zu machen.

Chris:
Ihr habt im letzten Jahr sogar schon eine Live-DVD eines Konzertes in Stockholm 2003 auf den Markt gebracht. Nach nur einer Veröffentlichung vielleicht ein bisschen zu früh, oder?

Hank:
Wir bekamen das Angebot von unserer Plattenfirma und haben natürlich "ja" gesagt. Ich glaube nicht, dass es zu früh war. So kann man irgendwie der Bandgeschichte von Anfang an folgen. In 20 Jahren werden bestimmt einige Leute froh sein, dass es diese DVD gibt.

Chris:
Das kann natürlich sein, haha. Kommen wir mal zum neuen Album. Du hast eine Menge grandioser Mid-Tempo-Songs geschrieben, wie zum Beispiel 'Hobbs End' oder 'Vorhees Revenge'. Ein bisschen fehlt mir aber die Abwechslung, denn ein paar flottere Songs hätten der Scheibe schon ganz gut zu Gesicht gestanden, oder?

Hank:
Ich denke, Du könntest Recht haben. Wir haben aus 20 Songs demokratisch unsere Favoriten gewählt und einige der wirklich schnellen Songs waren halt nicht dabei...

Chris:
Sehr schade eigentlich. Mit 'Days Of Damien' habt ihr dann aber doch noch einen etwas anderen Song dabei, der eher zu QUEENSRYCHE zu ihrer "Promised Land"-Ära passt...

Hank:
Genau. Dieser Song hat mehr einen epischen Touch, was wir von Anfang an so wollten. Er ist einer meiner Lieblingssongs auf dem Album.

Chris:
Seid ihr euch eigentlich bewusst, dass ihr mit 'Back To Hell' einen absoluten Metalklassiker geschrieben habt, den alle Metalfans noch in zwanzig Jahren in den Diskotheken hören werden?

Hank:
Ich hoffe es, aber du kannst niemals wissen, ob du eine Hymne geschrieben hast oder nicht. Die Zeit wird es zeigen, aber wir haben ein gutes Gefühl bei diesem Song.

Chris:
Dieses Gefühl ist auch berechtigt. Kommen wir mal zu eurem Sänger. Martin Steene ist ein großartiger Metalsänger, der seine Stärken meiner Meinung nach in den mittleren Lagen hat. Er muss aber oft in den sehr hohen Lagen singen, wo er, wieder meiner Meinung nach, ein wenig an Energie verliert. Ist das ein Tribut an eure langjährige Arbeit mit King Diamond, sozusagen dein King-Gen?

Hank:
Martin hat alle Gesangslinien so geschrieben, wie er es wollte. Persönlich mag ich diese hohen Passagen sehr gerne. Vielleicht auch, weil ich ein großer Fan der frühen JUDAS PRIEST bin...

Chris:
Ja, das passt, denn eure Musik klingt wie eine Mischung aus JUDAS PRIEST Anfang der Neunziger und aktuelle DREAM EVIL. Wie würdest du einem Metalfan FORCE OF EVIL beschreiben, wenn er noch nie etwas von euch gehört hat?

Hank:
Es ist immer schwierig, seine eigene Musik zu beschreiben, besonders, wenn du dazu Vergleiche zu anderen Bands heranziehen musst. Ich würde einfach sagen, es ist guter, klassischer Heavy Metal.

Chris:
Bist du eigentlich der musikalische Kopf der Band?

Hank:
Ja, ich bin der musikalische Kopf der Band, denn ich bin sehr produktiv und habe auch die meisten Songs geschrieben. Ich mache einen Song, dann kommt Martin mit seinen Ideen, letztendlich kommt der Rest und arrangiert seine Parts bevor wir ins Studio gehen.

Chris:
Wie war denn die Zusammenarbeit mit Tommy Hansen und Neil Kernon, die beide einen großartigen Job gemacht haben?

Hank:
Ja, Tommy hat uns mit seiner Erfahrung wirklich sehr geholfen während den Aufnahmen, was uns alles ziemlich erleichtert hat. Dann haben wir alle Tapes nach Chicago zu Neil Kernon geschickt, der dann den Mix innerhalb von zwei Wochen erledigt hat. Die Band mag seine Arbeit wirklich sehr.

Chris:
Trotz eures eigentlich großen Bekanntheitsgrades habt ihr relativ wenig in Europa gespielt. Wie sieht es denn in Zukunft an der Live-Front aus?

Hank:
Wir werden Anfang Juni auf dem "Sweden Rock" spielen und dann später ein paar ausgesuchte Konzerte in den Staaten geben. Wir arbeiten nun mit einer deutschen Konzertagentur zusammen und hoffen, dass wir bald ein paar Shows in Europa spielen können.

Chris:
Was geht eigentlich im Moment im KING DIAMOND- bzw. MERCYFUL FATE-Camp?

Hank:
Nun, KING DIAMOND tourt gerade in den Staaten und wird direkt im Anschluss ein neues Album machen. Und was MERCYFUL FATE betrifft: Wir tragen gerade viel altes Material aus den Achtzigern zusammen, was eventuell als DVD verwendet werden könnte. Ein neues Studioalbum? Wir haben noch nicht darüber gesprochen, aber vielleicht...

Chris:
Jeden Monat werden Hunderte von neuen Alben auf den Markt gebracht. Was machst du (außer Musik machen), um letztendlich mit FORCE OF EVIL bei den Fans langfristig zu bestehen?

Hank:
Sehr gute Frage, denn du hast Recht, es ist sehr schwierig bei den Leuten im Gedächtnis zu bleiben. Mein Rezept ist: "let the music do the talking" und viel Glück, Mund-zu-Mund-Propaganda, eine eigene Homepage, Tourneen, Werbung und sich eine richtige Fanbasis erarbeiten. Du darfst nur niemals aufgeben!

Chris:
Okay, Hank. Vielen Dank für dieses Interview und nun die letzten Worte an deine deutschen Fans...

Hank:
Hoffentlich klappt es, dass FORCE OF EVIL im Herbst dieses Jahres durch Deutschland touren können. KEEP IT METAL!

Chris:
Drücken wir mal fest die Daumen!

http://www.forceofevil.net

Redakteur:
Chris Staubach

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