FRAMES: Interview mit Jonas Meyer

23.05.2012 | 14:53

Mit dem zweiten Album "In Via" etablieren sich die Instrumental Rocker FRAMES an der Spitze der deutschen Post-Rock-Bands. Grund genug, um Gitarrist Jonas Meyer auszuquetschen.

Erst einmal Gratulation zum neuen Album "In Via", das mir wieder ausgesprochen gut gefällt. Wie sind denn die Reaktionen darauf bisher? Bei uns in der SC-Redaktion ist es ja diesmal etwas zwiespältig von den Metallern aufgenommen worden.

Hallo und Danke! Die Reaktionen sind bisher recht positiv, für einige ist es natürlich weniger zugänglich. Aber wir werden sicher noch mehr Reaktionen bekommen, wir bleiben gespannt.

Ich finde, dass "In Via" verträumter, ruhiger, ja sphärischer klingt und man sich auch dadurch noch mehr in das Album reinhören muss und es viel mehr Aufmerksamkeit erfordert. Ist das eine Beschreibung, der ihr zustimmen würdet?

Das kommt darauf an, was man gewohnt ist, aber es ist gut möglich, dass "In Via" insgesamt etwas komplexer als der Vorgänger Mosaik wirkt.

Nicht nur der Sound hat sich geändert, sondern auch euer Logo und das Design des Covers unterscheiden sich deutlich. War das eine bewusste Entscheidung, so den nächsten Entwicklungsschritt zu untermauern?

Ich denke, bei jedem Album ist Veränderung wichtig, insofern war es eine sehr bewusste Entscheidung. Wir wollten ja auch kein "Mosaik 2". Das Design und Artwork sollte zum neuen Album passen, von daher ist durchaus eine Grunderneuerung.


In 'Departure' und 'Coda' wird eine von Hesse gelesen Aufnahme des Gedichts "Stufen" eingebaut. Wie seid ihr auf die Idee gekommen und wie einfach oder schwierig war es, Hesses Erben davon zu überzeugen, dass das Gedicht bei euch gut aufgehoben ist?

Kiryll, unser Drummer, und ich sind große Hesse-Verehrer. Während der Songwritingphase bin ich auf die Aufnahme des "Stufen"-Gedichtes gestoßen und es passte perfekt in den Zusammenhang des Albums. Also entschlossen wir uns, es für die zwei Tracks zu verwenden. Wir hatten lediglich Kontakt zu dem Verlag und erstaunlicherweise war es, außer ein paar Telefonaten, kein großes Problem die Nutzungsrechte für unsere Zwecke zu erhalten.

Ist es nicht sogar ein bisschen eine riskante Entscheidung ein deutschsprachiges Gedicht zu nutzen? Immerhin sorgt die, ähm, Sprachlosigkeit der Musik auch dafür, dass sie universell ist und keine Grenzen kennt. Keine Sorge, dass ihr damit zu sehr zu einer "deutschen" Band werdet oder ist es sogar euer Wunsch als solche erkannt zu werden?

Was uns gereizt hat, war, dass es Hesse selbst ist, der das Gedicht vorliest. Es ist nun einmal in der deutschen Sprache verfasst. Konkrete Gedanken dazu, ob wir damit als deutsche Band abgestempelt werden, gab es nicht. Durch das Gedicht wird die Grundstimmung des Albums, eine Art Reise oder Umbruch, nochmals auf einer anderen Ebene kommuniziert. Ich glaube nicht, dass es die Musik stark einschränkt.


Ich stelle diese Frage auch, weil mir in letzter Zeit aufgefallen ist, dass es fast unmöglich ist, instrumentalen Bands ihre Herkunft anzuhören. Ich kenne Bands aus Deutschland, Schottland, Japan, Polen, den USA, Australien etc. etc. und doch hat keine ein wirklich regionales Alleinstellungsmerkmal. Das erschwert es natürlich auch, einen bandtypischen Sound zu finden. Wie gelingt es euch, aus der Masse der Bands hervorzustechen?

Ich weiß nicht, ob wir hervorstechen, das ist ja meistens Ansichtssache, aber dadurch, dass wir sehr unterschiedliche Einflüsse miteinander vereinen, ist uns schon ein sehr eigener FRAMES-Sound gelungen. Zudem spielen die Keyboards bei uns eine sehr tragende Rolle, was im Genre nicht so alltäglich ist.

Überhaupt feiert der instrumentale Rock in letzter Zeit durchaus kleinere, beachtenswerte Erfolge. LONG DISTANCE CALLING steigen auf Rang #36 in den Charts ein, Bands wie PELICAN oder MOGWAI füllen mittlerweile zumindest mal mittelgroße Clubs (wenigstens hier in Berlin), überhaupt finde ich an jeder Ecke neue instrumentale (ich vermeide hier mal bewusst das Post-Wort) Bands. Wie seht ihr diese Entwicklung und wo liegen eurer Meinung nach die Gründe darin?

Die Entwicklung finde ich sehr interessant. Insgesamt scheinen die Leute sich immer mehr auf instrumentale Musik einzulassen. Vielleicht ist es auch diese bestimmte Stimmung, die immer mehr Anhänger findet. Außerdem bietet das Genre eine große Authentizität. Es ist ehrliche Musik und - wie du vorhin schon meintest - durch die Sprachlosigkeit sehr zugänglich.


Ihr geht jetzt mit Anneke van Giersbergen auf Europatournee (leider, leider nicht in Berlin). Das ist schon durchaus eine interessante Konstallation. Wie ist es dazu gekommen und darf ich darauf hoffen, dass Anneke dann mal engelsgleiche, göttliche Gastvocals auf dem nächsten Album einsingt? Das fände ich ja mal eine ganz großartige Sache.

Irgendwie ist sie im Internet auf uns gestoßen und hat uns dann direkt kontaktiert. Eine wirklich etwas ungewöhnliche Konstellation, aber das macht es gerade interessant. Wir sind auf jeden Fall sehr glücklich über die Chance und freuen uns riesig auf die Tour. Ich denke, das Thema Gastvocals wird sicher bei einem Bier im Tourbus mal angesprochen, aber konkrete Pläne gibt's dahingehend noch nicht.

Okay, das war es von meiner Seite. Gerne mehr, wenn ihr endlich mal in Berlin spielt. Wenn ihr noch etwas hinzuzufügen habt, schießt los.

Wir melden uns auf jeden Fall, wenn wir es mal in die Hauptstadt schaffen (-;!

Redakteur:
Peter Kubaschk

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