FRANK PANÉ: Interview mit dem BONFIRE-Gitarristen

27.04.2016 | 15:59

Frank Pané: Gitarren-Fans sollten diesen Namen kennen. Nun hat der BONFIRE- und (seit heute ehemalige) PURPENDICULAR-Gitarrist sein zweites Soloalbum auf den Markt gebracht. Im Gespräch mit POWERMETAL.de redet er über Musik als Midlife-Crisis-Therapie, seine Allgäuer Spießer-Nachbarschaft und die großen Träume, die man als angehender Rockstar so hat.

Hinweis der Redaktion: News zum aktuellen Split von PURPENDICULAR und Frank Pané.

Der Einstieg bei BONFIRE, Auftritte mit Weltstars (DEEP PURPLE), weltweite Touren, persönliche Veränderungen, ein weiteres Soloalbum - Frank, ist das die produktivste Midlife-Crisis seit Erfindung dieses schlimmen Wortes?

(lacht) Könnte man so bezeichnen, wobei ich nicht weiß, ob man mit 38 schon im Midlife-Crisis-Alter ist.

Vor einigen Jahren haben wir uns zur VÖ deiner ersten Solo-Platte "Liquid Emotions" unterhalten. Seitdem ist eine Menge passiert in deinem Leben. Was machst du heute, was ist aus deinen Projekten geworden?

Ja, es ist definitiv viel passiert. Besonders im Livesektor bin ich jetzt viel mehr international unterwegs und konnte durch meinen Einstieg bei BONFIRE und den Gigs mit Ian Paice (DEEP PURPLE) auch meinen Bekanntheitsgrad erhöhen. Mit dem Einstieg bei PURPENDICULAR und dann später bei BONFIRE geriet meine FRANK PANÉ BAND irgendwann leider ins Hintertreffen. Damit einher ging auch die Verzögerung meines zweiten Soloalbums, das immer wieder durch aktuelle Sachen wie durch das Touren oder die Produktion und Aufnahmen für die PURPENDICULAR- und BONFIRE-Scheiben verschoben wurde.

Du hast deinen musikalischen Stil stark verändert - mehr Rock, mehr Melodie, etwas weniger Fusion. Welche Punkte waren dir beim Schreiben von "Six String Tales" besonders wichtig?

Die Veränderung ist mehr unbewusst als bewusst passiert. Wichtig war mir, wie schon bei "Liquid Emotions", dass es ein Album nicht nur für Gitarristen ist, sondern auch andere Leute erreichen kann, die instrumentaler Musik nicht abgeneigt sind.

Ein guter Freund sagte eins: Ein Solo muss immer eine Geschichte erzählen, reine Technik hat keine Tiefe. Ist das auch dein Motto? Immerhin lässt der Albumtitel ähnliches vermuten...

Genau so ist es und am Ende stellt man fest, dass eine gewisse Technik zwar nötig ist, um seine Ideen umzusetzen. Weitaus wichtiger sind aber Feeling, Ton, Ausdruck und eben die Geschichte, die dem Zuhörer vermittelt werden soll.

Von deinem großen Vorbild Joe Satriani ist auf deinem neuen Album deutlich weniger zu hören als auf dem Vorgänger. Gab es auch hier eine Verschiebung deiner persönlichen Präferenz, weg von dem Flitzefinger-Glatzkopf, hin beispielsweise zu Mr. Blackmore?

Satriani war für "Liquid Emotions" sicherlich ein wichtiger Einfluss. Wenn man den Entschluss fasst, zum ersten Mal ein instrumentales Gitarrenalbum zu machen, ist die Arbeit an der Musik auch eine Stilfindung. Da kam mir Satriani gerade recht, da seine Alben mich im instrumentalen Bereich am meisten beeinflusst haben - vielleicht mit Ausnahme von Jeff Beck. Aber so wie Jeff Beck zu klingen, ist eh nicht möglich, ob man möchte oder nicht. Somit hörte ich während dem Entstehungsprozess von "Liquid Emotions" viel instrumentale Musik. Bei "Six String Tales" war es komplett anders: Hier sind viel mehr Einflüsse aus meinem gesamten Musikgeschmack zu hören und dazu zählen bekanntermaßen auch DEEP PURPLE und RAINBOW.

Zu Beginn spielte ich auf einen Auftritt mit dem DEEP-PURPLE-Drummer Ian Paice an. Hast du dir damit einen Traum erfüllt?

Ja! Ian Paice war schon immer mein favorisierter Drummer. Er hat an einigen meiner absoluten Lieblingsalben mitgewirkt und mit einigen meiner größten Gitarrenheroen gespielt. Dass ich im März dieses Jahres wieder sieben Shows mit Ian in Frankreich, der Schweiz und Deutschland spielen konnte, hat mich tierisch gefreut! [Wie heute auf der Website von PURPENDICULAR bekannt gegeben wurde, trennen sich die Band und Frank Pané mit sofortiger Wirkung, da dieser nicht in vollem Umfang für Songwriting und Touraktivitäten zur Verfügung stünde. - Anm. d. Red.]

Wie kam es zu den Auftritten mit der Legende? Was hat dich an ihm am meisten überrascht - und konntest du etwas von ihm lernen?

PURPENDICULAR wurde 2007 gegründet und hatte schon vor meinem Einstieg einige Shows mit Ian in 2012. unser Sänger Robby kennt Ian von einigen Workshops und Clinic-Tours, bei denen er als Sänger dabei war. Ian ist als Mensch super easy und umgänglich und hat auch jetzt in seinem Alter noch eine Wahnsinnsenergie und schnelle Reaktionszeit auf der Bühne. Wenn wir zusammenspielen, fühlt es sich sofort wie eine Band an ... und das ohne Proben vorher. Das ist schon Wahnsinn und zeigt seine Ausnahmestellung. Mit ihm lernst du jede Sekunde etwas auf der Bühne.

Welche Einflüsse verzeichnest du noch?

Eine meiner ersten Bands war eine Bluesband. Damals hatte ich gerade etwa drei Jahre Gitarre gespielt und wollte ich nur Stevie-Ray-Vaughan-Zeug spielen. In den vergangenen Jahren habe ich gemerkt, wie dieser Blues-Einfluss wieder verstärkt zurückkommt. Er war sicher nie weg, nur war er in der "technischen" Phase meiner Entwicklung etwas weniger präsent. Im Blues-, Blues-Rock-Bereich spielen Rory Gallagher, Jimi Hendrix und Frank Marino bzw. Mahogany Rush eine wichtige Rolle für mich. Ansonsten die bekannten Classic- und Hard-Rock-Legenden Beck, Blackmore, Gilmour, Gary Moore, Eddie Van Halen, Randy Rhoads, Uli Jon Roth, Steve Lukather... Von den Shreddern hatte ich eine "Yngwie"-Phase. Aber auch Nuno Bettencourt und George Lynch haben mich angespornt, die Finger flink zu kriegen. Und "for something completely different" höre ich auch gerne Prince [Verstarb vergangene Woche, R.I.P. - Anm. d. Red.], Brian Setzer und coole Filmmusik, wie den "Fountain"-Soundtrack vom Cronos Quartett.

Wenn ich behaupte, dass du ein absoluter Familienmensch bist, liege ich sicherlich nicht falsch. Mit deiner Frau Lydia hast du ein schönes, sehr authentisches Proberaum-Live-Album aufgenommen. Ist es einfach, mit jemandem zusammenzuarbeiten, wenn man verliebt ist?

Da liegst du richtig. Danke! Freut mich, dass dir dieses sehr spezielle Album gefällt. Was Zusammenarbeit und Liebe angeht: Ja, ich finde schon. Wir hatten definitiv noch nie Probleme, wenn wir musikalisch etwas zusammen gemacht haben, und sind außerdem gegenseitig die größten Fans.

Welchen Einfluss hat dein Leben auf das Schreiben von Songs? Du hast angedeutet, dass auch ein dunkleres Kapitel Einzug auf das Album gefunden hat. Hilft das Schreiben von Musik in solche Momenten?

Einen sehr großen. Ich war noch ein Mensch vieler Worte und drücke mich lieber über die Musik aus. Hier verarbeite ich so ziemlich alles von positiven bis negativen Erlebnissen. Ohne Schatten kein Licht ... so ist das Leben. Die Musik gibt mir das Ventil, meine schönen, aber auch dunklen Geschichten zu erzählen.

Wie erklärst du deiner Tochter, wenn sie fragt, was der Papa beruflich macht?

Der Papa spielt Gitarre ... simpel. BONFIRE, PURPENDICULAR und AXEPERIENCE kann sie schon unterscheiden. Wenn ich on the road gehe sagt sie: "Papa geht Auftritt BONFIRE" oder "... PURPENDICULAR".

Mit Ralf Gromer ist ein alter Bekannter mit an Bord, der den Bass eingespielt hat. Übrigens wieder sehr gut, wie ich finde. Was hat sich in den Jahren verändert in eurer Zusammenarbeit?

Ralf hat einen Top-Job gemacht. Er ist ein toller, kreativer Musiker und verdient es, noch viel bekannter zu sein. Nach dem Ende der FRANK PANÉ BAND haben wir nicht mehr zusammengearbeitet, was schade ist, aber sich zeitlich einfach nicht mehr vereinbaren ließ. Seine Bassaufnahmen, ebenso wie die Drumspuren und Rhythmus-Gitarren, entstanden noch zur Zeit der FRANK PANÉ BAND und lagen dann auf Eis, bis ich das Album fertigstellen konnte.

Mit Ferdy Doernberg hattest du einen von mir hochgeschätzten Musiker an Bord (ROUGH SILK!!!). Welche Akzente konnte er setzen/ergänzen? Und wie kam es überhaupt zu der Zusammenarbeit?

Ferdy und ich sind seit einigen Jahren gut befreundet. Wir lernten uns auf einem AXEL RUDI PELL-Konzert im Memminger Kaminwerk kennen und spielten zur Veröffentlichung der "Naked"-Scheibe einige Shows. Ich schätze Ferdy als Freund und Musiker sehr und daher war er natürlich meine erste Wahl an den Tasten. Er hat sehr tolle Sachen auf dem Album gespielt, zum Beispiel das Piano in 'Sunset'. Jeder Song wurde durch seine Arbeit noch bereichert.

Gab es Momente auf dem Album, wo du an deine Grenzen gekommen bist - oder diese sogar erweitert hast?

Es gibt ein paar Stellen, die technisch schon ziemlich herausfordernd waren. Aber generell hab ich darauf nicht soviel Wert gelegt und mich mehr darauf konzentriert, mit dem Spiel den Song zu unterstützen. Einige Lead-Passagen wären vor einigen Jahren sicher noch technischer ausgefallen.

Hast du dieses Mal auch einen Videoclip gemacht?

Ja, für den Song 'Skydancer'. Ein Großteil der Aufnahmen wurde am Strand in Griechenland gemacht, als wir dort mit BONFIRE auf dem "Rock On The Beach"-Festival gespielt haben. Der Clip ist low budget, aber doch ganz nett anzusehen. Vorausgesetzt, man möchte jemanden in der Sonne Gitarre spielen sehen.

Es gibt wenige Musiker in Deutschland, die einen Endorsement-Deal mit einem Gitarrenhersteller abstauben. Und es gibt noch weniger, die diesen zugunsten einer unbekannten Gitarrenschmiede aufgeben. Erzähl mal, wie das passiert ist, wer dich jetzt ausstattet und was das Besondere an deinen neuen Gitarren ist. Aufgabe: Ohne werblich zu klingen.

Was meine Gitarren angeht, wollte ich einfach etwas Individuelleres und keine "Stangen-Ware" mehr. Da kam mir mein alter Freund Gregor Olbrich in den Sinn, der schon um das Jahr 2000 herum ein paar Custom-Modelle für mich geschmiedet hat. Mittlerweile ist unsere Zusammenarbeit soweit fortgeschritten, dass ich bei "Thorndal Guitars" ein eigenes Modell habe. Darüber bin sehr stolz, das war die Erfüllung eines Traums. Das Modell nennt sich "Morpheus" und ist in der Form, wie ich es spiele, auch zukaufen. "Morpheus" beinhaltet alle Einzelheiten, die ich in einer Gitarre mag und sieht dazu noch richtig schick aus, wie ich finde. "Morpheus" ist ja der Gott der Träume aus der griechischen Mythologie. Das Thema haben wir mit sehr edlen Griffbretteinlagen, welche die Mondphasen darstellen, umgesetzt. Zusätzlich habe ich für die BONFIRE-Tour eine Gitarre von "GJ2 Guitars" bekommen. Dahinter steckt die Gitarrenbaulegende Grover Jackson. Als ich auf der Messe 2015 gefragt wurde, ob ich Interesse hätte, eine Gitarre zu spielen, die Grover für mich baut, hab ich natürlich nicht nein gesagt.

Wie fühlt es sich eigentlich an, mit Rockbands durch die Clubs zu touren und dann wieder zurück ins beschauliche Schwaben zu kommen, mit all den Kleingärten, häuslichen Aufgaben und (möglicherweise) schrecklich spießigen Nachbarn?

Wenn ich nach Hause komme, bin ich ganz und gar auf meine Familie fixiert. Da geht die Nachbarschaft ziemlich an mir vorbei. Ich bin zwar gerne auf den Bühnen der Welt unterwegs, aber freue mich auch jedes Mal aufs Heimkommen. Außerdem ist das Allgäu mit seinen Seen und Bergen schon ein ziemlich schönes Fleckchen, wenn nur das Wetter besser wäre.

Wie geht es jetzt weiter mit dir? Wie sehen deine nächsten Pläne aus?

2016 ist jetzt schon ziemlich vollgepackt mit Shows von BONFIRE. Im März kam ja zum 30-jährigen Bestehen von BONFIRE das "Pearls"-Doppelalbum. Desweiteten arbeiten wir mit PURPENDICULAR an einem zweiten Album. Wenn es zeitlich noch klappt, wird es auch ein erstes AXEPERIENCE-Album geben. Also vielleicht schaffe ich 2016 wieder eine Album-Trilogie. [Diese Möglichkeit ist mit dem Ausscheiden Franks bei PURPENDICULAR natürlich hinfällig. - Anm. d. Red.]

Dann bitte ich dich: Nutze den Raum für deine letzten Worte.

Ich danke allen Fans, die mich oder meine Bands unterstützen. Ohne Euch ist der Rock'n'Roll tot! Und in Anbetracht der aktuellen Lage auf unserer Welt wünsche ich allen: Rock'n'Roll, Love & Peace!

Alle Infos zum Album und mehr zu Frank Pané findet ihr hier.

Redakteur:
Julian Rohrer

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