GOJIRA: Interview mit Joseph Duplantier

15.04.2009 | 14:32

Nach ihrer Tour mit IN FLAMES sind GOJIRA nun als Headliner unterwegs. Vor ihrem Auftritt in Hamburg sprach Sänger und Gitarrist Joseph Duplantier mit POWERMETAL.de über die deutschen Fans, die französische Metalszene und Politik. Der zunächst schüchtern wirkende Kopf der Band entpuppte sich als angenehmer und redseliger Gesprächspartner.

Pia:
Wie läuft die bisherige Tour?

Joseph:
Die bisherige Tour läuft großartig. Wir werden insgesamt in 20 Ländern spielen. Unser Konzert in Bielefeld war super. Es war zwar ein kleiner Club und es waren wenige Leute da, aber die Stimmung war toll.

Pia:
Bei euren letzten Auftritten in Deutschland wart ihr auf Tour mit IN FLAMES und SONIC SYNDICATE. Wie hat euch diese Tour gefallen?

Joseph:
Menschlich gesehen war die Tour sehr gut. Wir haben uns einen Tourbus mit SONIC SYNDICATE geteilt und sind sehr gut mit ihnen ausgekommen. Wir haben viele gute Partys gefeiert. Das Verhältnis zu IN FLAMES war ebenfalls super. Anders, ihr Sänger, kam auf uns zu und hat uns gefragt, ob wir sie auf dieser Tour begleiten wollen. Er ist ein großer Fan von uns.
Die Stimmung ist nicht immer so gut. Bei unserer Tour durch die USA mit CHILDREN OF BODOM als Headliner haben wir uns mit AMON AMARTH einen Bus geteilt. Sie waren anfangs sehr unfreundlich zu uns. Nach den ersten Konzerten wurde die Stimmung aber glücklicherweise gut.

Pia:
Wie war die Stimmung bei den Konzerten? Wie haben euch die Fans angenommen?

Joseph:
Die Konzerte in Deutschland waren nicht besonders toll. Die Fans standen größtenteils mit verschränkten Armen da und haben uns angestarrt. Nur in Berlin und Dresden hat man uns einigermaßen gut angenommen. Aber in Italien und Skandinavien zum Beispiel hat den Leuten unsere Musik gut gefallen und sie haben gut mitgemacht. Dies ist aber nichts gegen die deutschen Fans. Auf unserer jetzigen Tour als Headliner ist die Stimmung großartig.

Pia:
Ein paar Worte zur französischen Metalszene: Bekommen wir es bald mit mehr Bands aus Frankreich zu tun? Und wie verteilen sich die Bands auf das Land?

Joseph:
Wir kommen aus Bordeaux. Dort gibt es noch fünf bis sechs gute Bands, wie zum Beispiel TREPALIUM. Dann gibt es noch DAGOBA aus Marseille. Die Pariser Szene ist eher klein. Insgesamt wird Metal in Frankreich aber immer bekannter.

Pia:
Bist du stolz auf deinen Erfolg?

Joseph:
Hell yeah! Ich würde es nicht unbedingt stolz nennen, sondern glücklich.

Pia:
Du spielst nebenbei Bass für CAVALERA CONSPIRACY. Wie läuft die Zusammenarbeit mit den Cavalera-Brüdern? Wie war es, mit ihnen zu touren?

Joseph:
Es war unglaublich! Max fragte mich, ob ich für CAVALERA CONSPIRACY Bass spielen würde. Ich spiele gern Bass, bezeichne mich aber nicht als Bassisten, da ich es nie wirklich gelernt habe. Die Stücke für ihr Album "Inflikted" habe ich mitkomponiert. Es hat auch sehr viel Spaß gemacht, die SEPULTURA-Songs in Jam-Sessions zu spielen.

Pia:
In eurem Lied 'Adoration For None' singst du ein Duett mit Randy Blythe von LAMB OF GOD. Wie kam es dazu und wie lief die Zusammenarbeit?

Joseph:
Randy ist ein Fan von uns. Vor drei Jahren hat er uns geschrieben, ob wir mit LAMB OF GOD touren wollen. Auf dieser Tour kam er dann fast jeden Abend auf die Bühne und hat unseren Song 'Backbone' mit uns gesungen. Randy und ich sind uns sehr ähnlich: Wir sind sehr naturverbunden. Einmal haben wir zusammen eine Fischertour gemacht. Als er mal bei mir übernachtete, hat meine Katze in seine Reisetasche gepinkelt. Als er wieder zu Hause war, rief er mich an und beschwerte sich, dass seine ganzen Klamotten nach Katzenpisse stinken.

Pia:
Du malst die Cover für eure CDs selbst. Malst du sonst auch viel?

Joseph:
Ich male eigentlich nur noch, wenn wir ein CD-Cover brauchen. Früher habe ich viel gemalt. Ich habe auch eine Kunstschule besucht. Mein Vater war Maler und wie das bei Söhnen so ist, wollen sie werden, was ihr Vater von Beruf ist. Irgendwann bin ich dann aber zur Musik gewechselt.

Pia:
Habt ihr schon Pläne für ein neues Album?

Joseph:
Im Moment arbeiten wir an circa vier Projekten. Das wichtigste davon ist, erst mal Urlaub zu machen. Wir hatten in letzter Zeit viel zu tun und müssen uns erst mal ausruhen. Wir möchten die Arbeit an einem neuen Album jedoch bald beginnen. Darüber hinaus haben wir Musik für einen französischen Stummfilm gespielt und müssen diese bald aufnehmen, bevor wir sie vergessen.

Pia:
Auf eurem Album "From Mars To Sirius" war Umweltzerstörung das Hauptthema, auf "The Way Of All Flesh" der eigene Tod. Habt ihr schon ein Thema für das nächste Album?

Joseph:
Leben? (lacht) Ich habe noch keine Vorstellungen.

Pia:
Plant ihr eine Live-DVD?

Joseph:
Ja, es ist eine DVD in Planung. Wir haben bei einigen Konzerten auch Aufnahmen gemacht.

Pia:
Welchen eurer Songs mögt ihr am liebsten?

Joseph:
Mein Favorit ist 'The Art Of Dying'. Unsere Fans lieben 'Backbone'. Wenn wir dieses Lied bei einem Konzert nicht spielen, kommen die Fans hinterher zu uns und fragen uns, was das sollte.

Pia:
Auf euren bisherigen Alben habt ihr auch Clean Vocals verwendet. Warum ist das auf "The Way Of All Flesh" anders?

Joseph:
Clean Vocals werden langweilig. "The Way Of All Flesh" ist zu aggressiv dafür.

Pia:
Würdet ihr eure Musik als Death Metal bezeichnen?

Joseph:
Es ist schwierig, Musik zu definieren. Wir benutzen tiefe Gitarren, Doppelbass und kreischenden Gesang. Das passt zu Death Metal. Aber die Einstellung ändert sich. Wir machen, was wir wollen, wir entwickeln uns. Vor allem Touren lassen Einen wachsen. Ich würde sagen, wir machen einfach Musik.

Pia:
Als persönliches Highlight bezeichnet ihr ein Konzert als Vorband von METALLICA in Frankreich.

Joseph:
Wir sind alle METALLICA-Fans. Vor allem die alten Alben lieben wir. In etwa zehn Jahren Bandgeschichte haben wir viel von ihnen gecovert und davon geträumt, einmal mit ihnen aufzutreten. Jetzt hat es geklappt und es war phantastisch!

Pia:
"From Mars To Sirius" symbolisiert den Weg vom Kriegsgott Mars zum Frieden in Form des Sirius. Würdest du sagen, dass sich die Einstellung der Menschen geändert hat?

Joseph:
Die Menschen müssen menschlicher werden. Wir können uns nicht gegenseitig abschlachten. Wir müssen aufhören, unseren Planeten zu zerstören. Wenn wir überleben wollen, müssen wir akzeptieren, dass keiner allein herrschen kann. Wir müssen von Krieg, Zerstörung, Umweltverschmutzung zur Weisheit gelangen.

Pia:
Würdest du dich als politisch bezeichnen?

Joseph:
Ausdruck, ob Musik, Kunst oder etwas anderes, ist immer politisch, wenn auch nicht eindeutig. Wir sind keine politische Band, aber wir wollen eine Message rüberbringen. Unsere Musik soll die Leute bewegen, aktiv den Planeten zu beschützen.

Redakteur:
Pia-Kim Schaper

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