Gruppentherapie: QUEENSRŸCHE - "Condition Hüman"

14.10.2015 | 21:35

QUEENSTORRE gegen TATERYCHE oder auch QUEENSRŸCHE gegen den Tate-Ableger OPERATION: MINDCRIME - die ehemals zerstrittenen Parteien scheinen es alle zwei Jahre zu schaffen, ihre neuen Longplayer zeitgleich zu veröffentlichen. Das legt natürlich einen Vergleich zwischen beiden Releases nahe, wobei dieses Mal "Condition Hüman" für QUEENSRŸCHE und "The Key" für OPERATION: MINDCRIME in den Ring steigen. Das Ergebnis bleibt jedoch das gleiche wie beim letzen Mal, denn während das Tate'sche Machwerk auf Platz 24 herumdümpelt, erringt die Truppe um die Gründungsmitglieder Rockenfield, Jackson und Wilton einen beachtlichen dritten Platz in unserem September-Soundcheck. Warum das Ergebnis so klar ausfällt und ob den Prog-Legenden endlich die Rückkehr zu alten Stärken gelingt, das beleuchten unsere Gruppentherapeuten.

Große Erwartungen - wer hätte gedacht, dass ich das mal wieder im Zusammenhang mit QUEENSRŸCHE sagen würde? Aber nach dem ersten Werk von QUEENSTORRE durfte man wohl hoffen, zumal die Show in Balingen auf dem Bang Your Head eine wahre Old-School-Wonne war. Und auch wenn das neue Werk kein absoluter Überflieger geworden ist, so ist es doch nicht weniger als das beste QUEENSRŸCHE-Album seit "Promised Land". Dass man noch kein neues "The Warning" fabriziert, kann ich durchaus nachsehen, und auch, dass nicht jeder Song ein absoluter Volltreffer geworden ist. Aber dass QUEENSRŸCHE auf den selbstbetitelten Vorgänger, quasi dem Debüt von QR 2.0, noch einen draufsetzen würde, hätte als Wette bei den Buchmachern eine ordentliche Quote gegeben. Ein Album, das mit hoch erhobenem Haupt unter der Flagge des alten Schlachtschiffs aus Seattle segeln darf!

Note: 7,5/10
[Frank Jaeger]

 

Von großen Erwartungen, die Frank an das neue Album der Prog-Metaller aus Seattle hatte, kann bei mir im Vorfeld nicht die Rede gewesen sein. Es ist richtig, dass die Truppe um Neu-Sänger Todd La Torre auf ihrer letzten Tour mächtig auftrumpfen konnte, aber im Studio wurde diese Leistung bisher nicht wirklich bestätigt. Von der Ausrichtung her war der Vorgänger "Queensryche" sicher ein Lichtblick, nach all den Jahren, in denen Geoff Tate den Sound der Band bis zur Unkenntlichkeit verbogen hatte. Den Langzeittest konnte die Platte allerdings vor zwei Jahren nicht bestehen. Nach anfänglicher Euphorie, ist das Album seither doch eher schnell in den Tiefen meiner CD-Sammlung verschwunden. "Condition Hüman" wird dieses Schicksal allerdings nicht ereilen, dafür ist schon die Eröffnung der Platte viel zu stark. 'Arrow Of Time', 'Guardian' und auch 'Hellfire' sind allesamt tolle Songs und haben das Potential, sich auch auf Dauer im Repertoire des Fünfers durchzusetzen. Aber auch im weiteren Verlauf liefert das Album einige wirklich starke Tracks wie zum Beispiel den Titelsong oder das balladeske 'Bulletproof'. Mit dem Frühwerk der Amerikaner kann "Condition Hüman" am Ende nicht ganz mithalten, trotzdem markiert es für mich den besten Release aus dem Hause QUEENSRŸCHE seit "Empire". Setzt man das Album dann noch in Relation zu dem, was man heute im Prog-Bereich geboten bekommt, dann wird schnell klar, dass "Condition Hüman" ganz großes Kino ist. Mit diesem Album kann QUEENSRŸCHE endlich wieder an alte Stärken anknüpfen.

Note: 8,5/10
[Tobias Dahs]

 

Ich muss gestehen, dass meine Erwartungshaltung im Vorfeld eher mittelmäßig war. Gut, der Vorgänger war ein gutes Album mit den Trademarks der guten alten Zeit, aber die Magie ist verflogen. Aber manchmal kommt es anders als man manchmal denkt. So auch in diesem Fall, denn die Ryche'n'Roller schaffen es, mich über weiten Strecken des Albums komplett abzuholen und zu begeistern. Dabei muss ich nicht explizit erwähnen, dass Sänger Todd LaTorre eine ganz ausgezeichnete Figur abgibt und mühelos in die übergroßen Fußstapfen von Geoff Tate tritt und diese auch ausfüllt. Das wussten wir alle spätestens seit den Liveauftritten. Was uns nicht bekannt war, ist der Umstand, dass die Herren Wilton, Jackson, Rockenfield und Lundgren noch in der Lage sind, solche Melodien zu zaubern. Vielleicht hätte man den seltsamen Umlauten im Albumtitel mehr Gewicht schenken sollen, denn an einigen Stellen hört man schon offenbar bewusst eingebaute Parallelen zu eben jenem Überalbüm. So zum Beispiel im Intro zu 'Hellfire' oder bei der 'The Needle Lies'-Homage im flotten 'All There Was'. Stört mich das? Nicht im Geringsten, denn so gelingt es der Band, mich 27 Jahre zurück zu beamen, ohne dabei altmodisch zu klingen. Dies mag vielleicht auch daran liegen, dass "Operation: Mindcrime" schon damals seiner Zeit weit voraus war. Zurück im Hier und Jetzt kann ich dem vorliegenden Album attestieren, mich sehr glücklich zu stimmen, auch wenn es ein paar weniger gelungene Stücke gibt. In dieser Klasse darf man gerne noch lange weiter machen. Das beste Album der Band seit der tollen "The Promised Land".

Note: 8,5 Punkte
[Holger Andrae]

Ich kann mich noch gut an jenen Moment erinnern, als mich QUEENSRŸCHE ab dem ersten Ton auf der 2013er Ausgabe des Rock Hard-Festivals förmlich weggeblasen hat. Da stimmte einfach alles: Der Sound, die Songauswahl und vor allem - endlich wieder - die Chemie innerhalb der Band. So wurde das La Torre-Einstiegsalbum entsprechend gefeiert und von einer Wiedergeburt der Seattle-Legende gesprochen. Nun sind wieder einige Monate vergangen, QUEENSRŸCHE - ungeachtet dessen, was Tate so trieb - hat sich wieder im Studio verschanzt, um mit "Condition Hüman" ein wie das selbstbetitelte Vorgängeralbum ähnlich gutes Werk einzutüten. Das Vorhaben ist den Jungs geglückt, die Legende zeigt sich erneut als homogene, sehr eingespielte Einheit, die Songs strotzen vor Spielfreude, metallischer Härte und einem ausreichenden Melodieeinfluss und mausert sich binnen kürzester Zeit zum konsequenten "Queensryche"-Nachfolger. Auch wenn das Überraschungsmoment klar auf der Seite des Vorgängers ist, hat "Condition Hüman" an vielen Ecken und Enden absolute Highlights zu bieten - 'Hellfire', 'All There Was', 'Bulletproof' treiben mir die Freudentränen in die Augen - und braucht sich nicht hinter früheren Alben und vor allem dem Tate'schen Firlefanz zu verstecken. Chapeau, meine Herren.

Note: 8,5/10
[Marcel Rapp]

 

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Hauptrezension von Nils Macher

Soundcheck September 2015

Redakteur:
Tobias Dahs

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