Gruppentherapie: SACRED REICH - Awakening

27.08.2019 | 20:58

Im August-Soundcheck thront SACRED REICH mit dem Comeback-Album auf dem Treppchen. Aber stimmt wirklich jeder in den Lobgesang mit ein? Unsere Gruppentherapie bietet einen Meinungs-Querschnitt durch die Redaktion.

Mit Thrash Metal lockt man mich für gewöhnlich nicht hinter dem Ofen hervor. Ja klar, ANTHRAX, MEGADETH und KREATOR befinden sich alle innerhalb meines Horizontes, aber das war es dann auch schon bald wieder. Wie gut, dass es da so etwas wie den Soundcheck oder die Gruppentherapien gibt: Man setzt sich mehr oder weniger unfreiwillig (weil nicht selbst ausgesucht) mit Bands auseinander, denen man ansonsten zum Teil völlig zu Unrecht kein Gehör schenken würde. Genau so verhält es sich bei mir mit SACRED REICH. Für die erste Schaffensphase der Drescher war ich schlicht zu jung, um diese mitzubekommen, und nun hauen sie mir "Awakening" um die Ohren. Energiegeladene Songs, spitzenmäßiger Gesang, fette Riffs. Was man der Band bei ihrem Rückkehreralbum nach 23-jähriger Studioabstinenz allenfalls vorwerfen könnte, wäre eine gewisse Gleichförmigkeit. Aber das ist dann am Ende auch Meckern auf hohem Niveau und vielleicht der Grund, warum ich der Platte keine 9,5 Punkte verpasst habe. Die Musik der Thrash-Veteranen aus Arizona macht in jedem Fall richtig viel Spaß und Lust auf mehr.


Note: 8,5/10
[Daniel Lindhorst]

 

Klar, auch ich hatte eine gewisse Vorfreude auf neues Material von SACRED REICH. Denn so vergnügungssteuerpflichtig die Gigs auf kleinen wie großen Festivals immer waren, irgendwann ist auch das obligatorische 'War Pigs'-Cover kein Tages-Highlight mehr. Jetzt also das "Erwachen" einer Band, die den größten Teil ihrer Karriere auf die Veröffentlichung neuen Studiomaterials verzichtet hat. Kommt es also überraschend, dass die Platte irgendwie gierig klingt? Und hätte eine gestandene Truppe überhaupt ein richtig mieses Album raushauen können? Je öfter ich Songs wie 'Divide And Conquer' oder 'Killing Machine' höre, desto weniger versuche ich darüber nachzudenken. Gewiss, eine Risikonummer ist das hier nicht geworden. Aber mit der Kurzweiligkeit, wie sie Phil Rind und seine Mitstreiter hier abliefern, war nicht unbedingt zu rechnen.

"Awakening" ist definitiv ein unterhaltsames Album geworden, das ganz sicher auch live funktionieren wird. Alles richtig gemacht. Dennoch: Mehr Euphorie als eine satte Acht kann mir derzeit wahrscheinlich kein Thrash-Album entlocken.

Note: 8,0/10
[Nils Macher]

 

 

Obwohl ich recht viel Thrash Metal höre, habe ich mich mit SACRED REICH nie so wirklich beschäftigt. Doch mit dem Release von "Awakening" und dem Soundcheck-Sieg fühle ich mich doch "genötigt", mich mal mit der Musik der Truppe auseinanderzusetzen. Und was die Amis hier bieten, ist durchaus hörbar. Jedoch kann ich diesen von den Kollegen wahrgenommenen Hunger bzw. die Gier nicht heraushören. Es wirkt auf mich alles ein wenig kontrolliert und geplant. Mir fehlt dieses Zügellose, dieses nach vorne Gehende. Das macht für mich Thrash Metal aus. Die Songs wecken in mir leider absolut keine Begeisterung. Viel mehr als anerkennendes Kopfnicken ist irgendwie bei mir nicht drin. Da widme ich mich doch lieber den letzten Alben von ANTHRAX und ANNIHILATOR, da kommt bei mir deutlich mehr Begeisterung auf.

Note: 7,0/10
[Mario Dahl]

 

Also Leute, entweder ist eure Toleranzgrenze weiter gesteckt als meine eigene oder ihr stört euch schlicht nicht an diesem 10:1-Mischverhältnis von Snare/Toms/Gesang/Leads auf der einen Seite und dem Rest auf der anderen. Vor allem die Snare springt dir dermaßen in die Fresse - in Kombination mit Phils Vocals kann ich beispielsweise nur erahnen, was die Rhythmus-Gitarren im Opener überhaupt spielen. Die Ohren gewöhnen sich zwar über die Albumlänge daran - aber mich als Fan transparenter, ausgeglichener, atmender Produktionen stört das schon. Die von Kollege Daniel angesprochene Monotonie stößt mir im Falle von "Awakening" auch etwas auf. Phils Vocals klingen etwas über den restlichen Instrumenten schwebend, wirken daher stellenweise in etwa wie ein Fremdkörper in der Produktion (beispielsweise in 'Death Valley'), die technisch einwandfreien Soli sind okay, aber auch sie klingen größtenteils wie Stangenware und Lückenfüller. Alles in allem kann ich die Euphorie der werten Kollegschaft nicht ganz nachvollziehen und bin mal ausnahmsweise streng. Mit etwas Goodwill eine Sechs.

Note: 6,0/10
[Haris Durakovic]

 

Redakteur:
Nils Macher

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