Gruppentherapie: SPACE EATER - "Passing Through The Fire To Molech"

23.07.2014 | 12:50

Ein überaus hungriger Juni-Soundchecksieger in der Gruppentherapie.

Seit 2004 frisst sich dieses serbische Monster durch den Raum und hopst mit seinem dritten Longplayer auf das Treppchen. Dies tut es wie ein Känguruh mit Rückenwind. Dabei hatte die Band einen herben Verlust zu erleiden, wie ihr in Holger Hauptreview erfahren könnt. Um so mehr kann man dieser Truppe ein wenig Erfolg gönnen. Mehr zur Scheibe erzählen euch wie gewohnt die Therapeuten.

Deutschland überrollt Brasilien mit 7:1. Die anschließende Sauferei ist nimmer feierlich. Die schmerzhafte Leere im Schädel am Morgen danach auch nicht, Gedanken bekommt man nicht sortiert, irgendetwas hat den Raum im Gehirn aufgefressen. Gott sei Dank gibt es einen Soundcheck-Sieger namens SPACE EATER, der den Kater mit solch rasender Geschwindigkeit schlandisiert (meine Güte, was für ein furchtbares Wort), als stamme er von brasilianischem Gesöff. 80ies-Thrash, aha, oft wird mir davon ja langweilig, aber hey, diese Serben haben Hummeln im Arsch, machen Spaß, zocken mit großem Elan, zappeln, schraddeln, thrashen. 'Unjagged', bumm, 1:0. Ein Zuckerpass durch Molechs Feuer ('Passing Through The Fire To Molech'), rumms, 2:0. Der Kater heult, die Lebensgeister kehren zurück. Sport machen und SPACE EATER hören? Jawohl, Herr Löw. Nach 44:18 Minuten beim Stand von 10:0 bin ich wieder topfit und alle Brasilianer im Krankenhaus ('In Hospital'). Ach, Schadenfreude ist ja schon die Schönste, hihi... Geile Scheibe!

Note: 8,5/10
[Thomas Becker]

Das Planetengefüge im Powermetal.de-Universum befindet sich im Equilibirium: Soundcheck-Sieger wird eine Band mit ganz traditionellem Sound und selbst unser Kollege mit den Plüschohren feiert die Serben ab. Und das natürlich vollkommen zurecht. "Passing Through The Fire To Molech" hat gleich ein ganzes Bündel an Trümpfen im Ärmel und ich habe das Gefühl, es werden mit jedem Hörgang mehr. Da ist zunächst einmal der schweinegeile Mix, der einen so böse blubbernden Bass zaubert, dass Füße und Hände unmöglich stillhalten können. Auch das Schlagzeug wurde so aufgenommen, dass man nicht gleich an Trigger und sonstige Verballhornungen musikalischen Könnens denkt. Tight ist die Musik des Vierers trotzdem. Und zwar arschtight. Dabei aber nicht kalkulierend oder gezähmt, wie andere Thrash-Bands das ja gerne mal angehen. Man hat während der 45-minütigen Prügelattacke immer das Gefühl, dass ein Song im nächsten Augenblick eskaliert und im Wohnzimmer der Moshpit los ist. Tja, was kann man einer Thrash-Truppe noch für Komplimente machen? Die Kollegen werden sicherlich noch einige finden, denn die Scheibe wäre sonst nicht auf dem ersten Platz gelandet.

Note: 8,5/10
[Nils Macher]


Worauf habe ich mich denn da eingelassen? Da stehen vier Thrasher, wie sie nur so auf Promofotos herumstehen können. Ein lebendiges Klischee, das mich da anblitzt. Oh. Serben. Das ist interessant. Denn dorthin schau ich regelmäßig. Was sich da tut. In den Sektoren Rock und Metal scheint vor allem Belgrad zu einer ernst zu nehmenden Hochburg erwachsen zu sein. SPACE EATER ist da ein weiterer Beweis. Unsere werten Soundchecker hieven das Album Drei des Quartetts auf Platz Eins im Juli 2014, der Hauptrezensent schnalzt mit der Zunge und auch die anderen Kollegen werden der Anerkennung nicht müßig. Ich stell mir das so vor: Sie frühstücken, betonieren ihre Terrassen, warten in Autobahnstaus und tippen die rumpelnde Basslinien auf die Lenkräder, schreiben Protokolle oder ... nein joggen geht da keiner der Kollegen... Die schnell zuckenden Songs von SPACE EATER sind immer dabei und werden bereits innerlich mitliniert. Denn wir finden regelmäßig Melodien eingestreut, die Gitarren lassen einen nicht in Ruhe und der Mensch am Gesang lässt sich auch nicht einfangen, auf einen grollenden Satz folgt ein spitzer Metäääälschreiiiii. Dass das höherklassiger Thrash ist, steht wahrscheinlich nicht zur Diskussion, oder? Das letzte Mal intensiv auseinandergesetzt und im Genre herumgetrieben habe ich mich als Teenie. Heute soll mich das vor allem unterhalten, so der Plan. Das Zusammenspiel der Truppe finde ich daher empfehlenswert gut und sehr variabel aufgezogen. Was die Unterhaltsamkeit betrifft, da übe ich mich in Enthaltsamkeit, hier in Überschwang zu verfallen. Dafür geht es mir zu oft in die selbe Richtung. Ach so: Wer sich noch mehr serbischen Metal geben möchte, dem sei der Sampler "Serbia Goes Metal" von 2013 anempfohlen.

Note: 7,0/10
[Mathias Freiesleben]

Eigentlich kann man sich die Frage, warum ich SPACE EATER mit meinen acht Punkten auch zum Soundcheck-Sieg verholfen habe, selbst beantworten: Der Marcel mag eben Thrash Metal. Schnörkellos, gut produziert, prägnant und unbarmherzig auf den Punkt gebracht, so klingt "Passing Through The Fire To Molech" zu jeder Sekunde. Wenn zudem noch, wie im vorliegenden Fall, die Geschwindigkeit und das nötige Know-How im Songwriting nicht zu kurz kommen, kann man sich als Band eigentlich entspannt zurücklehnen und die neue Platte auf die Menschheit wirken lassen. Starke Einflüsse der Bay-Area und New Yorker-Szene lassen sich jedoch ebenso wenig leugnen wie der starke Facettenreichtum, durch den kein Song wie der vorherige umherlärmt. Ein bisschen DEATH ANGEL hier, ein wenig ANTHRAX dort, garniert mit nicht ganz unauffälligem Deutsch-Thrash, und fertig ist der, wie mein Kollege Holger Andrae passend formulierte, Serbische Feuertopf. "Passing Through The Fire To Molech" kam, sah und siegte auf ganzer Linie, und es versetzt mir immer noch ein breites Grinsen auf die Backen, Thrash der alten Schule auf der Pole-Position zu sehen. Vielen Dank, SPACE EATER.

Note: 8,0/10
[Marcel Rapp]

Redakteur:
Thomas Becker

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