Gruppentherapie: STEELWING - "Zone Of Alienation"

03.01.2012 | 16:09

Die Soundcheck-Redaktion zückt für das zweite STEELWING-Werk "Zone Of Alienation" durch die Bank gute bis sehr gute Noten und sorgt so für einen starken zweiten Platz im Dezember-Soundcheck. Dass man das auch anders sehen kann, beweist ein Kollege außerhalb der Soundcheck-Redaktion.


Bereits mit ihrem Debüt "Lord Of The Wasterland" hatten STEELWING einen sehr positiven Eindruck hinterlassen, den sie nun mit dem tollen Nachfolger "Zone Of Alienation" voll und ganz bestätigen und sogar noch ausbauen können. Der hoch melodische, äußerst kraftvolle und tadellos geschmackssicher dargebotene Heavy Metal dieser schwedischen Stretch-Jeans-Maniacs kommt trotz NWoBHM-Einschlag niemals anachronistisch rüber, sondern donnert frisch, unverbraucht und hungrig aus den Boxen. Im Grunde vereinen sich im STEELWING-Sound zwei klassisch metallische Komponenten, die sowieso schon immer irgendwie zusammengehört haben, nämlich der edle skandinavische Melodic Metal und "The Number Of The Beast"-IRON MAIDEN. Das würde aber alles nur wenig prickelnd funktionieren, wenn STEELWING nicht ein begnadetes Händchen für unwiderstehliche Metal-Hymnen hätten. Für grandiose Kompositionen wie 'Solar Wind Riders' oder den eigentlich recht simplen, aber dennoch sensationellen Chorus von 'Breathless' würde so manche alt gediente, wohl etablierte Band ihr letztes Hemd geben. Dieses gigantische Niveau erreichen ebenfalls 'Tokkotai (Wind Of Fury)', das den Stahlflüglern vermutlich vom Gott der Hooklines persönlich geschenkt wurde, und der prächtige Titeltrack, dessen Ohrwurmpotential ihn eigentlich rezeptpflichtig machen müsste. Die andere Hälfte von "Zone Of Alienation" ist ebenfalls ganz und gar nicht von schlechten Eltern, erreicht aber für meinen Geschmack die formidable Brillanz der eben aufgezählten Hits nicht. Trotzdem sollten Traditionalisten nicht zögern dieses sehr leckere Scheibchen umgehend zu ordern. STEELWING haben sich mit ihrem Zweitwerk definitiv an der Spitze des Feldes etabliert.

Note: 8,5/10
[Martin van der Laan]

Das ist eine Überraschung. Ja, Martin hat recht, der Vorgänger hinterließ einen guten Eindruck. Mehr aber auch nicht, da gab es keine Begeisterungsstürme, ja nicht einmal unter der Rubrik "notwendiger Einkauf" konnte ich das Album ablegen. Doch der zweite Streich der Schweden bedeutet einen musikalischen Quantensprung. STEELWING kochen ein Album nach uraltem Rezept, sie würden vielen anderen Bands gleichen, und hier fallen mir allen voran ENFORCER ein, wenn sie nicht einfach etwas besser wären als die Konkurrenz. Die Riffs knallen besser, die Chöre animieren noch etwas mehr zum Mitsingen, und es groovt auch irgendwie noch mehr. Ja, "Zone Of Alienation" hat einfach um eine Nuance die Nase gegenüber der Konkurrenz in dieser Schublade vorne. Dass das Album trotz der Lobeshymne hier nicht gleich mit der Höchstnote ausgezeichnet wird, liegt an drei Dingen: Einmal ist der Stil von Originalität so weit entfernt wie Castrop-Rauxel davon, ein sehenswertes Urlaubsziel zu sein; dann sind nicht alle Lieder von der besagten Güte, es gibt auch ein paar Songs, die "nut gut" sind; und zum Schluss hätte der ganzen Platte einmal eine Tüte Sound geholfen, die Produktion klingt schon reichlich schwachbrüstig. Aber hey, das ist Metal, also Daumen hoch!

Note: 8,0/10
[Frank Jaeger]


STEELWING sorgten bereits mit ihrem Debütalbum "Lord Of The Wasteland" für Furore und mit ihrem binnen kurzer Zeit eingespielten neuen Longplayer "Zone Of Alienation" wird sich dieser musikalische Siegeszug fortsetzen. Die Gründe für diese Annahme sind evident: Ausgefeiltes Songwriting, packende Riffs und Melodien irgendwo zwischen MAIDEN und PRIEST und eine druckvolle Produktion, die das bockstarke Liedgut der Schweden satt zur Geltung kommen lässt. Gegenüber dem sehr guten Debüt haben sich die Jungens unüberhörbar nochmals deutlich gesteigert. Knackige Ohrwürmer der Kategorie 'Full Speed Ahead' oder das deutlich PRIEST-artig gefärbte 'Solar Wind Riders' (audiophiler Knüller!) verfolgen den Hörer lange Zeit. Packende Uptempo-Wundertüten wie 'Tokkotai (Wind Of Fury)' und das enorm druckvolle 'The Running Man' versprühen des Weiteren ein deutliches US-Metal-Feeling. Hinzu gesellt sich mit 'They Came From The Skies' ein tolles Instrumental mit latent überzeugendem IRON MAIDEN-Charme. Die jungen Schweden machen auf "Zone Of Alienation" alles goldrichtig und präsentieren ein von vorne bis hinten packendes Edelstahl-Geschoss, das für Headbanger ein unentbehrliches Muss ist. Superbe Scheibe!

Note: 9,0/10
[Martin Loga]

Kollege Martin Loga bringt eigentlich alle Vorzüge des neuen STEELWING-Werkes schon auf den Punkt. Nach dem starken Debüt "Lords Of The Wasteland" und dem prima Auftritt beim "Keep It True" zeigt sich "Zone Of Alienation" in jedem Bereich noch einmal verbessert. Eine Hymne wie 'Tokkotai (Wind Of Fury)' wird live für Furore sorgen, 'Full Spead Ahead' hält, was der Titel verspricht, und das abschließende Epos 'Lunacy Rising' schafft es über neun Minuten Spielzeit die Spannung aufrechtzuerhalten. Ich bin sicher, dass STEELWING auf der kommenden Tour mit GRAND MAGUS, SKULL FIST, BULLET & VANDERBUYST mächtig abräumen werden. Traditioneller Heavy Metal wie aus einem Guss. Oder um noch einmal den Kollegen oben zu zitieren: superbe Scheibe!

Note: 9,0/10

[Peter Kubaschk]

Braucht die Welt eine weitere Band, die den traditionellen Hard Rock/Heavy Metal-Sound der 80er kopiert? Fragt man die zahlreichen Anhänger solcher Sounds im Allgemeinen und den Großteil der Powermetal.de Belegschaft im Besonderen, dann heißt die Antwort: ja. Ein Skeptiker, wie ich es bin, will aber erst mal überzeugt werden. Sind diese STEELWING also wirklich so gut wie hier beschrieben?
Zunächst fallen mir beim Hören immer wieder Parallelen zu IRON MAIDEN auf, wie zum Beispiel beim Titelsong oder dem Mittelteil von 'The Running Man'. Aber zu IRON MAIDEN gehört auch ein gewisser Bruce Dickinson und mit dieser Größe des ehrwürdigen Heavy Metal kann des dünne Stimmchen von STEELWING-Sänger Riley Erickson absolut nicht mithalten. Im Gegenteil, ich finde seine Bemühungen, hier die Power des Metals stimmlich zu unterlegen, äußerst misslungen, vor allem die Kopfstimme geht gar nicht. Puh, und dann diese Refrains: 'Solar Wind Riders' ist ziemliches Tralala und trieft vor Klischee, und bei 'Full Speed Ahead' weiß ich nicht, ob ich lachen oder heulen soll. Erst das hardrockige 'Breathless' lässt mich etwas besser gelaunt mitwippen. 'Tokkotai (Wind of fury)' ist an allen Ecken und Enden zusammengeklaut. Mich erinnert das unter anderem an HELLOWEEN zu Hansen-Phase, was an sich nichts Schlechtes ist, aber ich für mich selber entscheide, dass so ein Song anno 2012 überflüssig ist. Und so quäle ich mich weiter durch dieses Album bis zum Longtrack 'Lunacy Rising'. Aber wer hier vielleicht einen Epik im Stile der MAIDEN-Longtracks erwartet, sieht sich geirrt. Die Band metalt sich noch mal zehn Minuten durch alle Klischees, instrumetal ordentlich gespielt, aber komplett ohne Überraschungs-Moment. Obwohl, die dünnen Schreie gegen Ende spüre ich schmerzhaft in der Magengegend. Ich bin jetzt mal sehr wenig objektiv, dafür ehrlich und erteile STEELWING eine Abfuhr!

Note: 4,0/10
[Thomas Becker]

Redakteur:
Peter Kubaschk
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