Gruppentherapie: SUIDAKRA - "Eternal Defiance"

22.05.2013 | 23:09

Die Folk-Deather SUIDAKRA schaffen es mit ihrer Zehnten überraschend auf das Treppchen des Mai-Soundchecks. Lest die Gruppentherapie zum Mai-Silber.





Das Schaffen von Arkadius und seinen Mannen verfolge ich inzwischen auch schon seit über zehn Jahren, und zum Fan der Band bin ich geworden, als sie vorzeiten zusammen mit CRUACHAN in Gießen einen denkwürdigen Gig spielte. Seither habe ich mit viel Freude jedes neue Album aus dem Hause SUIDAKRA erwartet. Vor allem seit dem - heute leider sehr schwer erhältlich und teuer gewordenen - Meilenstein "Caledonia" würde ich die Band ohne Weiteres zur Speerspitze des deutschen Metals der härteren Gangart zählen. Das zehnte Studioalbum "Eternal Defiance" macht da keine Ausnahme und geht glatt als fünfter Volltreffer in Folge durch, der keine Wünsche offen lässt. Das ist eine Erfolgquote, die ich in den letzten Jahren nur wenigen Bands attestieren konnte. Einmal mehr gelingt dem Quartett aus Nordrhein-Westfalen das Kunststück, melodischen Death Metal, hauchfeine Black-Metal-Anflüge, folkig-keltische Melodien, jede Menge meist kitschfreie Epik und sehr eingängige, verspielte Melodiebögen zu einem geschmeidigen Gewebe zu verflechten, das wie aus einem Guss von alten Zeiten kündet und dabei auch verträumten Stoff für die Seele webt. Ein solches Highlight ist beispielsweise der absolute Volltreffer 'Beneath The Red Eagle', zu dem einmal mehr die langjährige Gastsängerin Tina Sabel tolle Hooks beisteuert. Dazu sorgen etwa bei 'March Of Conquest' wie gehabt feiner Duettgesang, und neben dem Keyboard auch eine echte schottische Hochland-Sackpfeife, geblasen von Axel Römer, für ein authentisch folkiges Feeling. Zu all dem passend gibt es einmal mehr ein schönes Artwork und eine bärenstarke Produktion. Daher beide Daumen hoch für SUIDAKRAs Zehnte!

Note: 8,5/10

[Rüdiger Stehle]


Es gibt Alben, bei denen Anspieltips nutzlos sind. "Eternal Defiance" ist ein solches. Hier muss man nämlich das gesamte Werk von Beginn an durchlaufen lassen. Es hievt den Zuhörer sofort in die Stratosphäre, was sich angenehm kühl und frostig anfühlt.  Zudem zeugt es von Spielwitz und ist bei genauerem Hinhören in sich enorm stimmig.  Dabei gelingt den Monheimer Jungs von SUIDAKRA mit "Eternal Defiance" nun schon zum wiederholten Male ein solches Kunststück. Der gekonnte Spagat zwischen keltischen Folk-Elementen und melodisch-schwerem Blei mit Blick in Richtung Skandinavien ist auch aktuell oberstes Gut und gibt dem neusten Elfer abermals den gewissen Kick. 'Inner Sanctum', das himmlische 'March Of Conquest', der Wüterich 'Rage For Revenge' und 'Defiant Dreams' sind herausragende Stücke aus einem Album, welches wie aus einem Guss in die Hörmuschel wandert. Doch findet man auch viel Liebe zum Detail und so verwundert es nicht, dass "Eternal Defiance" letztendlich auf unserem Treppchen landet. Lediglich in puncto Artwork gibt es Abzüge in der B-Note, denn dies haben SUIDAKRA schon besser auf die Kette bekommen; song- und soundtechnisch gibt es aber überhaupt nichts zu meckern. "Eternal Defiance" ist ein starkes Stück, welches den Wonnemonat Mai ein wenig kühler erscheinen lässt (Anm. TB: für mich ist der schon kühl genug, "frier").

Note: 8,5/10
[Marcel Rapp]


Wie sag ich es meinem Kinde? Ja, es stimmt, der Herr growlt, aber trotzdem mag ich das. Denn allein schon mit dem brillanten Drei-Minuten-Intro hatten die Deutschen bei mir Frühlingsgefühle ausgelöst. Als dann der kraftvolle, symphonische, epische Death Metal aus den Boxen dröhnte, konnte mich kaum noch etwas erschüttern. Die Folk-Einflüsse sind weniger altbackene Dudel-Folklore als fast an Filmscores erinnernde symphonische Partien mit folkloristischen Melodien, die einen schönen Kontrapunkt zu den Death-Vocals setzen. Klar, beim Gesang dürfte es gerne noch häufiger etwas mehr Gesang als Röchel-Röhr geben, aber jetzt motze ich nicht mehr weiter und störe mich selbst an den Karnickelf**kdrums in 'Rage For Revenge' nicht mehr. Nein, der weibliche Gesang und auch Arkadius, wenn er weniger guttural zu Werke geht, bieten genug Melodie selbst für mich. Das letzte Mal, dass mich eine Scheibe dieser Richtung so begeistern konnte, war das EX DEO-Debüt. Aber ich habe das Gefühl, dass die Teutonen hier einen Punktsieg über Kanada einfahren werden. Also, wenn ich schon Death höre, müsst ihr wenigstens mal horchen, was ich da wieder mache und den Deutschen hinter die Kiemen ... äh, hören. Übrigens: das Artwork rockt. Das sieht auf dem kleinen Display in meinem Auto total toll aus.

Note: 8,0/10
[Frank Jaeger]






Meine Vorgänger sagten es bereits: Epischer Death Metal und Einflüsse aus dem Folk-Rock prägen "Eternal Defiance". Trotz der ruhigen Einsprengsel geht die Musik geradlinig nach vorne und der Metal kommt dabei keineswegs zu kurz. Damit könnte SUIDAKRA neben der Stammklientel verstäkt auch die Power- und True-Metal-Freunde erreichen. Dennoch, oder vielleicht gerade deswegen, berührt mich die Musik emotional kaum. Die Wurzeln zum klassichen Heavy Metal der späten Siebziger und frühen Achtziger sind weitgehend gekappt, man gefällt sich in moderner Härte, die zwar groovt, aber kaum songwriterische Haken schlägt. Nahezu durchgehend voll auf die Zwölf, und dazwischen ein wenig Geträller - das ist alles nicht ganz schlecht gemacht, aber zur Alleinstellung auf hohem Fels inmitten der allwöchentlichen Veröffentlichungsflut bräuchte es meines Erachtens doch deutlich mehr zündende Ideen. Kurzum: "Eternal Defiance" geht mir recht schnell ins Ohr, aber fast noch schneller wieder raus.

Note: 4,5/10
[Eike Schmitz]





Als SUIDAKRA-Neuling kann ich nichts Besonderes zur Entwicklung im Vergleich zu den vorherigen Werken sagen, aber Ohren zum Hören hat man ja trotzdem. Ich stimme meinen Vorschreibern in den meisten Dingen zu. Die beschriebene Mischung aus Death und Folk funktioniert, angefangen vom monumentalen Intro über den steten Wechsel zwischen Arkadius' Schreierei und Tina Stabels Klargesang bis hin zu den folkigen Passagen inclusive Dudelsack.  Was "Eternal Defiance" für mich aber doch noch ein Stückchen vom Treppchenplatz eines diesjährigen Über-Albums des Genres entfernt, ist ironischerweise eine gefühlt fehlende Abwechslung. Denn so, wie man vom stampfenden Death Metal ausgeht und allerlei Fremdelemente in seine Musik integriert, kehrt man auch immer wieder auf diesen zurück. Dadurch mag zwar schneller der Eindruck in sich vorhandener Stimmigkeit entstehen (die definitiv vorhanden ist), gleichzeitig fehlt den Songs manchmal etwas an eigenem Charakter. Nichtsdestotrotz haben SUIDAKRA ein respektables Album abgeliefert, das Spaß macht und mit 'March Of Conquest' einen ziemlich coolen Kracher inklusive ENSIFERUM-Chorus an Bord hat.

Note: 8,0/10
[Christian Schwarzer]



Bis zuletzt hatte ich keinen wirklich guten Draht zu SUIDAKRA. Das liegt aber nicht an der Band sondern einfach an meinem Versäumnis, mich mit der Musik mal ernsthaft zu befassen. Welche Gelegenheit ist da günstiger als die des Soundchecks? Die Art und Weise, wie hier Extreme Metal mit orchestralen Folk-Elementen verbunden ist, ist sicherlich auch für mich das hervorstechende Merkmal von SUIDAKRA. Bei vielen Bands ähnlicher Coleur gerät die Folklore aber zu schunkelig und man wähnt sich auf einem SANTIANO-Konzert, aber hier ist dem nicht so. Der Cocktail ist durchaus ansprechend angerichtet, die Schlachtplatte lockt in die Küche. Einzig und allein das Death/Black-Metal-Riffing und so mancher Hook sind schon öfters mal gehört und deswegen nicht gerade innovativ. Dadurch, dass aber das gesamte Album auf einem ähnlichen Niveau agiert, wird man aber wieder versöhnt. Und eines hat die Band jedenfalls geschafft: Ich werde mich mal genauer mit dem Schaffen vertraut machen und wer weiß, wohin das führt?

Note: 7,5/10

[Nils Macher]



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Redakteur:
Thomas Becker

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