Gruppentherapie: SYMPHONY X - "Iconoclast"

22.06.2011 | 13:36

Die US-Power-Progger sicherten sich # Platz 3 in unserem Soundcheck mit einem starken neuen Album, das die Mitwirkenden dieser Gruppentherapie restlos überzeugt. Lest selbst.


Aus irgendeinem Grund bin ich niemals der vermeintlichen Faszination von SYMPHONY X verfallen. Einzig der 97er Rundling "The Divine Wings Of Tragedy" konnte mich bis dato so richtig überzeugen. Natürlich gefallen mir auch andere Alben der Band, aber in völlige Euphorie verfalle ich eher nicht. So gehe ich auch heuer relativ entspannt an "Iconclast" heran und bekomme schlussendlich genau das serviert, was ich erwartet habe. Erstklassigen Heavy Rock, der mich andauernd an RAINBOW erinnert. Sänger Russell Allen röhrt sich herrlich elchig durch die saftig bratenden Riffgebilde von Flitzfinger Michael Romeo und ist erneut für mich das riesengroße Plus dieser Band. Wende ich mich nämlich dem Songmaterial zu, so muss ich mich in die ersten drei Nummern einarbeiten, um eine Initialzündung zu erleben. Beim drögen 'Dehumanized' bleibt diese bis jetzt völlig aus. Erst das rasante 'Bastards Of Machine' mag mich schnell zu packen. Allerdings nutzt diese Nummer aufgrund des enervierenden Refrains auch relativ fix wieder ab. In der zweiten Hälfte legt die Band kompositorisch allerdings ein paar Zähne zu. 'Heretic' brettert tonnenschwer über den Hörer hinweg und setzt Adrenalin frei, während 'Children Of A Faceless God' mit einer exzellenten Melodie um die Ecke rauscht. In solchen Titeln beweist die Band Gespür für mitreißenden Songaufbau und kann mich völlig faszinieren. Da beginne ich mit geballter Faust auf das imaginäre Tasteninstrument zu hämmern, während ich an anderen Stellen von "Iconclast" zwar mitwippe, ohne die fantastische Stimme von Mister Allen aber wenig hängen bleiben würde.

Note: 8,5 /10
[Holger Andrae]



"Iconoclast", ein vor Kraft und Energie nur so strotzendes wie machtvolles Werk, was uns hier die Prog-Power-Metaller von SYMPHONY X vor den Latz knallen. Waren mir vergangene Veröffentlichungen aus dem Hause der Amis teilweise zu undurchsichtig und langatmig, so trifft Russell Allen und seinen Konsorten mit dieser, nunmehr achten Studioveröffentlichung meinen doch etwas verwöhnten Geschmack. Die Songs werden von A bis Z auf den Punkt gebracht, ohne dass auch nur ein Hauch von Langeweile aufkommt. Ingesamt auf neun verschiedene Reisen gelangt der Hörer, mal geht es flotter und direkter zur Sache ('Heretic', 'Bastards Of Machine'), mal experimentieren die aus New Jersey stammenden Pioniere ein wenig mit dem Tempo und entfachen damit eine einzigartige, melodische Spielfreude ('Children Of A Faceless God', 'Iconoclast'). SYMPHONY X erschaffen hier einmal mehr ein Werk, welches auch beim x-ten Durchlauf den einen oder anderen Aha-Moment mit vielen, kleineren Sound-Überraschungen vorweisen kann. Fanatiker, die "Paradise Lost" vor einer gefühlten Ewigkeit in ihr Herz schlossen, werden dort nun Platz für "Iconoclast" machen müssen. Völlig zu Recht landen somit Allen und Co. auf unserem Treppchen, überraschend war dies keineswegs. So muss eben progressiver Power-Metal im 17. Bandjahr klingen: Verspielt, niveauvoll und kurzweilig. Ein weiterer Stern am Backkatalog-Himmel von SYMPHONY X.

Note: 9,0/10
[Marcel Rapp]



Ja, motzen auf hohem Niveau. Natürlich ist "Iconoclast" nicht die stilistische Kehrtwende, aber mal Hand aufs Herz: Wollte das jemand? Ein ehrliches, erfolgreiches Rezept verlangt einfach nicht nach Veränderung um der Veränderung Willen. Wenn man nun noch bedenkt, dass der Vorgänger "Paradise Lost" möglicherweise der absolute Bandhöhepunkt war, so durfte man eigentlich nicht viel anderes als "Paradise Lost, Part II" erwarten. Und wer das erwartete, wird auch bedient. Dass es die neueste Scheibe nicht schafft, die "PL" vom Thron zu stoßen, ist sicher auch der Tatsache geschuldet, dass sie eben nicht mehr überraschend gut sein kann, sondern eben erwartet gut ist. Eine Eingebung wie zuletzt wiederholt man aber auch nicht einfach mal so eben. Deswegen ist die Höchstnote nicht erreichbar für "Iconoclast". Da ich mich mit dem Zücken von Höchstnoten aber sowieso schwer tue, ist meine Bewertung sicher ein eindeutiges Zeichen, dass SYMPHONY X Jünger, und solche, die es werden wollen, zugreifen müssen, denn die Mathematik ist simpel: "Iconoclast" kriegt 10 Punkte, aber leider muss ich 0,5 abziehen wegen der vermeintlichen Unoriginalität und dann nochmal, weil ein Überhit wie 'Paradise Lost' fehlt. Das ist alles.

Note: 9,0/10
[Frank Jaeger]


Abgesehen von "The Divine Wings Of Tragedy" (1997), das ich besitze, klaffen in meiner Sammlung im Hinblick auf SYMPHONY X leider eklatante Lücken, die es zu füllen gilt. Diese Erkenntnis wird durch das brandneue Werke der US-Amerikaner bekräftigt. Alleine der Opener 'Iconoclast' ist vollgepackt mit einer beachtlichen Anzahl starker Instrumentalpassagen auf beängstigend hohen Niveau. Hier treffen DREAM THEATER auf COMMUNIC, dazu tolle Backing-Chöre...und fertig ist ein musikalischer Leckerschmecker, der einem mächtig die Ohren anlegt. Kraftvolle Tracks wie das flotte 'Electric Messiah' oder 'Bastards Of The Machine' riffen eingängig und höchst effektiv. Sie haben vor allem auch die Power, die ich bei vielen andere Genrevertretern oftmals eher vermisse. Gekrönt wird dieses fein durchkomponierte Werk durch die kraftvolle Stimme von Russell Allen, dessen Vocals einfach verflucht cool klingen. Gitarrist Michael Romeo hat dieses Scheibchen außerdem vorzüglich produziert, sodass Genrefans hier bestens bedient werden. Dafür acht Zähler mit starker Tendenz nach oben.

Note: 8,0/10
[Martin Loga]




Zunächst drohte "Iconoclast" eines dieser seltsamen Alben zu werden, die auf allerhöchstem Niveau geradewegs an mir vorbei laufen - eine Gefahr, der SYMPHONY X-Werke schon öfter mal ausgesetzt waren. Eigentlich zündete lediglich das feierlich-aufwühlende Titelepos auf Startplatz 1 sofort und heftig. Doch auch "Paradise Lost" brauchte vor vier Jahren einige Umläufe, um sich mir in seiner ganzen Schönheit zu erschließen. Inzwischen hat es "Iconoclast" in mein Herz und meine Heavy Rotation geschafft. Kaum eine Band verbindet anno 2011 Melodie, Härte und Anspruch so perfekt wie SYMPHONY X. Um diese Intensität zu erreichen, müssten ansonsten schon Jon Petrucci, der junge Jon Schaffer und Jim Sheppard zukommen kommen, um einen Best Of-Set aus aufgemotzten RAINBOW- und RISING FORCE-Classicx zu spielen. Über dieser instrumentalen Erhabenheit thront mit Russel Allen einer der ganz wenigen Sänger, der in Dimensionen vordringt, die sonst nur John Bush vorbehalten sind. Nicht mehr die neoklassischen Elemente oder die progressive Komplexität per se sind die Aushängeschilder von "Iconoclast", sondern gnadenlos groovende Power-Bomben wie 'Dehumanized', 'Bastards Of The Machine' oder 'Electric Messiah'. Mit seiner immensen Intensität und Dichte wäre dieses Album fast schon anstrengend, wenn da nicht immer wieder diese begnadeten Ohrenwurm-Refrains wären. Trotzdem wirkt es wie eine Erleichterung, dass Michael Romeo an das Ende von "Iconoclast" mit 'When All Is Lost' eine etwas entspanntere, wunderbare 1/3-Ballade gesetzt hat. SYMPHONY X gehören somit weiterhin zu den musikalischen Großereignissen dieser Tage. Rumpel-Metal-Fans werden das alles zu glatt, zu kalt und zu perfekt finden. Progressive Power Metal-Jünger mit ausgeprägtem Sinn für Ästhetik und Dramatik werden lauthals frohlocken. Und diesem Jubelchor schließe ich mich jetzt mal an.

Note: 9,0/10
[Martin van der Laan]


Bis zu diesem Album sind SYMPHONY X immer an mir vorbei gezogen und auch den Titel "Iconoclast" bringe ich in erster Linie mit HEAVEN SHALL BURN in Verbindung. Doch schon die ersten Klänge der Scheibe zeigen mir: Da habe ich anscheinend was verpasst! Die neun Tracks machen nicht nur Spaß und sorgen dafür, dass man mitwippt, sondern bringen auch Futter für die Birne: Sind wir zu abhängig von den Maschinen geworden? Die Frage muss jeder für sich selbst beantworten, aber Lieder wie 'Bastards Of The Machine' und 'Electric Messiah' geben gute Anregungen. Mein Favorit ist allerdings 'Children Of A Faceless God', das durch seine Harmoniewendungen besticht. Sänger Russel Allen glänzt mit seiner Stimmgewalt auf ganzer Linie.

Note: 8,0/10
[Pia-Kim Schaper]

 

Tipp:
Chefredakteur Peter Kubaschk hat eine Einzelrezension zu "Iconoclast" verfasst.

Redakteur:
Martin Loga

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