HIGH SPIRITS: Interview mit Chris Black

27.09.2016 | 15:17

Einer der aktivsten Metal-Musiker neuerer Tage ist zurück mit "Motivator", dem Sommeralbum des Jahres. Wir stellten ihm einige Fragen, die weit über die Band HIGH SPIRITS hinausgingen...

Mit "Motivator" bringt Chris Black mit HIGH SPIRITS (einem seiner zahlreichen Projekte) eines der großen Highlights 2016 auf den Markt. Ich bin völlig weggeblasen worden, als ich die Scheibe hörte (wie man unschwer beim Lesen des Reviews erkennen dürfte) und war froh, Chris zur Scheibe einige Fragen stellen zu dürfen.

Hey Chris, zuerst mal herzliche Gratulation zu eurem neuen Album "Motivator". In den letzten Wochen lief die Scheibe hier auf Heavy Rotation, ich wurde quasi mit dem HIGH SPIRITS-Fieber angesteckt.

Danke dir! Das sind großartige Neuigkeiten!

Ich muss zugeben, obwohl ich HIGH SPIRITS vor einigen Jahre beim Keep It True Festival gesehen habe und der Gig echt großartig war, habe ich die Studioalben nicht gekauft und kannte sie kaum. Das wird sich bald ändern, dank "Motivator". Meiner Ansicht nach hat das neue Album ein großes Crossover-Potenzial. Technisch gesehen habt ihr eigentlich ein klassisches Hard-Rock-Album aufgenommen. Würdest du sagen, dass die 80er Jahre Hair-Metal-Szene einen Einfluss auf euer Album hatte? Es erinnert mich an "5150" von VAN HALEN, an EUROPE und sogar an JOURNEY.

Hmm, erst mal danke, und ja, du liegst da sicher richtig. Wir identifizieren uns als Rockband und wurden von der ganzen Geschichte der Rockmusik inspiriert. Diese Namen, die du ins Spiel bringst, sind wirklich große Namen, aber ehrlich gesagt besitze ich von keiner der Bands ein Album. Für meinen persönlichen Geschmack ist das vielleicht alles ein Stück zu "seicht". Aber klar, ich liebe die Produktionen und Aufnahmen des 80er Jahre Radio Rock, und ich glaube, dass sich das im Sound von HIGH SPIRITS widerspiegelt - ebenso wie meine anderen Einflusse.

Ich liebe den optimistischen musikalischen Ansatz von "Motivator".  Bist du so ein fröhlicher Mensch, wie man es beim Anhören vermuten muss? Wenn ich deine Musik höre, würde ich am liebsten das Autofenster aufreißen und die Lautsprecher aufdrehen! Ich fühle mich, als wäre ich deutlich jünger und würde 30 Jahre früher leben - und die Sonne scheint die ganze Zeit! Fakt ist natürlich: Vor 30 Jahren war ich noch nicht mal geboren...

Das klingt echt cool! Für mich ist HIGH SPIRITS für die Momente gedacht, in denen man aus einer schweren Zeit oder einer großen Traurigkeit zurückkommt; wenn du einen ersten Geschmack von Freude wiederentdeckst und merkst, dass du wieder bereit bist für das Fest. Ich glaube, das ist schwer zu erklären. Aber ich schätze auch deine Erklärungen, und die Erinnerung daran, dass Nostalgie oft ein imaginäres Reich ermöglicht.

Ich muss ehrlich sein: Ich mochte das Artwork des Vorgänger-Albums ("You Are Here") nie. "Motivator" hat dagegen das schönste Artwork der HIGH-SPIRITS-Diskographie. Habt ihr es als Notwendigkeit gesehen, einen besseren Graphik-Designer zu suchen?

Das ist etwas, was ich an den deutschen Fans und der deutschen Presse besonders schätze: Ihr habt keine Angst, eine ehrlich Meinung abzugeben. Ich finde das Artwork von "You Are Here" ziemlich cool, aber viele Leute teilen deine Meinung, und das ist ok für mich. Ich finde, es passt zur Musik. Ich habe das Cover bekommen, das ich wollte, und das stimmt ebenso für "Motivator". Ich bin froh, dass du dieses Artwork auch magst. Es fängt die Eile, die Startbewegung des neuen Albums ein und gibt mir viel Selbstvertrauen.

Ihr seid bald wieder in Deutschland, für das Hell Over Hammaburg Festival 2017. Ich bin etwas traurig, dass ich es wahrscheinlich nicht nach Hamburg schaffen werde (es liegt einfach auf der falschen Seite von Deutschland). Gibt es eventuell Pläne für eine kleine Tour vor oder nach dem Festival?

Ah, das ist echt schade, denn das Hell Over Hammaburg ist wirklich ein wunderbares Wochenende, mit einem großen Mix aus Sounds und einer sehr aufgeschlossenen Fangemeinde. Die Woche davor werden wir in Großbritannien und Irland verbringen, und direkt danach geht es nach Hause. Aber wir werden in der zweiten Hälfte von 2017 zurück in Deutschland sein und hoffen, dass wir uns dann sehen können.

Ich springe jetzt in ein ganz anderes Thema hinein: Dein AKTOR-Projekt aus dem Vorjahr wurde sowohl von Kritikern als auch von Fans eher zwiespältig aufgenommen. Ich denke, die meisten Leute haben den Spaß-Charakter des Projekts nicht wirklich verstanden. Die Lieder waren unheimlich einprägsam und erinnerten mich an die Pop-Musik der 80er Jahre. Dazu gab es Punk-Anspielungen. Wird es ein zweites AKTOR-Album geben?

Klar! Fakt ist: Jussi und Tomi haben die Basic Tracks schon 2015 aufgenommen, und dieses Jahr fügen wir ein paar Elemente hinzu - die Vocals, Synthesizer, Lead Gitarren und so weiter. Du liegst richtig, dass "Paranoia" beileibe kein allseits beliebtes Album war. Aber das ist kein Problem für uns. Ich habe auf über 30 Studioalben gespielt, und wie du dir sicher vorstellen kannst, sind die anderen AKTOR-Jungs auch sehr erfahren. Also ist es nur logisch, dass die Scheibe bei unterschiedlichen Hörern unterschiedlich gut ankommt. Wenn jemandem das Album nicht gefallen hat, bin ich trotzdem froh, dass er sich die Mühe gemacht hat, es anzuhören. Er hat der Scheibe eine Chance gegeben. Ich bin froh, dass du die Songs als einprägsam wahrgenommen hast. Keine Frage, es gab eine deutliche Pop-Note auf dem Album.

Mit "Be Gone" warst du an meinem Album des Jahres 2008 beteiligt. Ich warte sehr auf ein neues PHARAOH-Album. Wann wird es die Möglichkeiten geben, neues PHARAOH-Material zu hören?

Das ist cool, dass du das erwähnst, denn "Be Gone" war ein schwieriges Album, von der Produktion her gesehen. Und mein Part war echt einfach! Seit "Bury The Light" haben wir neues Material geschrieben, das mich stärker an die majestätischen Momente von "Be Gone" erinnert. Denk dabei ruhig an Songs wie 'Buried At Sea' oder 'Speak To Me'. Doch die Songs erinnern auch an "Bury The Light", da sie die aggressivere Stimmung beibehalten. Ich freue mich darauf, das Songwriting abzuschließen und mit den Aufnahmen zu beginnen. Ich habe immer gesagt, eine der vielen Sachen, die ich bei PHARAOH schätze, ist, dass ich quasi kostenlosen Schlagzeug-Unterricht habe!

Ihr habt eine gute Verbindung zum deutschen Label High Roller Records. Gibt es keine guten amerikanischen Underground-Labels, um eure Alben auf den Markt zu bringen? Natürlich bin ich persönlich dankbar dafür, dass alle HIGH-SPIRITS- und AKTOR-Alben in Deutschland gut erhältlich sind, aber wie steht es da um die amerikanische Fanszene?

Tatsächlich habe ich etliche eigene Pressungen für den US-Markt herausgebracht und auch mit einigen amerikanischen Labels zusammengearbeitet, um die Veröffentlichung und Distribution meiner Alben hier sicher zu stellen. "You Are Here", das letzte HIGH-SPIRITS-Album, wurde hier zum Beispiel von Hells Headbangers veröffentlicht, und zwar sowohl als CD als auch als LP. Für Europa könnte es keine bessere Lösung als die Zusammenarbeit mit High Roller Records geben! Ich bin enorm stolz darauf, Bestandteil ihres außergewöhnlichen und beispiellosen Portfolios zu sein. Ich liebe es, dass sie als Plattensammler angefangen haben, denn dadurch haben sie eine außergewöhnliche Hingabe zu qualitativ hochwertigen Produkten und einen sehr hohen Servicestandard.

Du bist seit Dekaden ein passionierter Metalhead, und wir alle suchen ständig nach den neuesten großartigen Bands. Welche US-Band kannst du den deutschen Fans momentan empfehlen?

Ich schätze die VANDALLUS-LP ("On The Highside" - Anmerkung Red.) sehr, die auch über High Roller Records veröffentlicht wurde. Zudem durfte ich schon das WHITESPADE-Album hören, das ich "liebe wie ein Reptil". (Chris spielt auf den MOTÖRHEAD-Song an - Anmerkung Red.). Ich habe leider keine Ahnung, wo und wann dieses Album veröffentlicht wird, aber ihr müsst euch den Namen merken.

Vermutlich bist du einer der aktivsten Musiker in der Metal-Szene. Befürchtest du nicht, dass es irgendwann ein "zu-viel-Chris-Black" geben könnte? Vielleicht denken sich die Fans eines Tages: "Oh, es ist wieder Chris Black, er macht wie immer sein Ding..." Ich denke, das wäre ziemlich schade, da du ein unheimlich talentierter Musiker bist. Ich fände es schade, wenn deine Veröffentlichungen in der Masse untergingen!

Das ist sehr freundlich von dir, und sicher, vielleicht ist es jetzt schon zu viel, aber mir ist das egal. Wir haben darüber schon ein bisschen gesprochen, als du das Gespräch auf AKTOR gebracht hast. Wenn jemand nicht interessiert ist an einem Album, oder an all meiner Musik, dann soll er sich etwas anderes anhören. Es ist gut, wählerisch zu sein. Versuche doch mal, alle Musik dieser Welt zu erkunden. Kannst du es? Sie tendiert (von der Menge her) Richtung unendlich. Und auf eine bestimmte Art ist sie bereits unendlich, weil du sicher sterben würdest, bevor du alles hören könntest. Also, selbst wenn ich jede Woche ein Album veröffentlichen würde, würde ich immer noch in einen Ozean hineinspucken. Es könnte niemals wirklich zu viel sein. Ich "mache mein Ding", wie du vielleicht sagen würdest, weil ich es genieße, und weil es für mich funktioniert. Wenn meine Musik ein Teil des Lebens eines anderen Menschen wird, und sei es für einen Moment, dann bin ich sehr glücklich darüber. Aber ich bin nicht abhängig von Anerkennung, um weiterzumachen. Wenn jemand nicht alles hören will, was ich veröffentliche, fällt es mir leicht, das zu akzeptieren.

Herzlichen Dank für deine Antworten! Ich hoffe, dich in nicht allzu ferner Zukunft im südlichen Deutschland anzutreffen!

Danke dir, das klingt gut! Genieße den restlichen Sommer, und wir sehen uns dann 2017!

Redakteur:
Jonathan Walzer

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