HOLY TERROR: Interview mit Mike Alvord

19.01.2018 | 15:20

Terror und Unterwerfung... ein Blick zurück und nach vorne mit Mike Alvord.

Anlässlich der HOLY TERROR-Werkschau "Total Terror" war es an der Zeit, den amerikanischen Thrash/Speed-Heroen um den leider verstorbenen Sänger Keith Deen auf den Zahn zu fühlen. Ein gut aufgelegter Mike Alvord stand Rede und Antwort.

Hallo Mike und erstmal ein frohes neues Jahr. Ich hoffe, du bist gut ins Jahr gestartet. Wie hat das Jahr 2017 deiner Meinung nach abgeschnitten?

Fangen wir mal mit der Musik an. Die Zusammenarbeit mit Dissonance an der "Total Terror"-Veröffentlichung war ein großes Highlight, ebenfalls das Teil dann zu veröffentlichen. Ich hatte immer irgendwie das Gefühl, dass HOLY TERRORs Fußabdrücke in der Thrash/Speed-Metal-Szene nie so ganz erkannt wurden. Daher war die Veröffentlichung und die Tatsache, dass die Platte so gut ankam, ein wirkliches Highlight für mich. Ebenso schön war es, mit meiner neuen Band MINDWARS bei Dissonance zu unterschreiben. Wir haben unsere dritte Scheibe aufgenommen, die den schönen Titel "Do Unto Others" trägt und freuen uns tierisch auf das Jahr 2018.

Ein anderes Thema, das ich normalerweise nicht anschneide, ist Politik, aber in dieser Hinsicht war 2017 ein ziemlich beschissenes Jahr für die USA. Obwohl 2016 wahrscheinlich sogar noch schlimmer war. Es ist einfach der Hammer, dass unsere beiden Präsidentschaftskandidaten auf der einen Seite ein Schürzenjäger bzw. ein opportunistischer Geschäftsmann und Reality Show-Star und auf der anderen Seite eine Frau mit einem Haufen Klagen wegen Korruption am Hals sind. Ekelhaft! Ich habe keinen von beiden gewählt, aber nun müssen wir mit Trump klarkommen. Ich glaube, ich muss nicht viel über ihn sagen, aber was mich gerade wirklich besorgt, sind Themen wie Umwelt und Bildung.

Vielleicht könnten wir ja mit guten Neuigkeiten über HOLY TERROR anfangen. Du hast ja gerade die Veröffentlichung von "Total Terror" angesprochen. Können wir uns in nächster Zeit vielleicht auf neues Material freuen? Gibt es Pläne für einen "Reboot"? Falls ja, gibt es bereits neue Songs?

Ich bezweifle, dass es eine Reunion geben wird. Nach dem Tod von Keith Deen sehe ich dazu keinen wirklichen Grund. Darüber hinaus hat Kurt viel mit ZEKE zu tun, und ich habe mit MINDWARS mein eigenes Ding am Laufen. Ich habe Kurt Anfang des letzten Jahres bei einer ZEKE-Show in Hollywood getroffen, aber ich habe absolut keine Ahnung, was Floyd und Joe gerade so machen. Als einmalige Angelegenheit wäre so etwas schon geil, aber ich weiß nicht, wie das umzusetzen wäre.

Ich habe haufenweise Material geschrieben, bevor ich HOLY TERROR verlassen habe, das letztendlich auf "The Enemy Within" (Debütalbum von MINDWARS - d.Verf.) gelandet ist. Ich will MINDWARS keinesfalls mit HOLY TERROR vergleichen, das wäre respektlos. Trotzdem ist viel Zeug von dem auf dem Erstling gelandet, was ich 1989 bei HOLY TERROR einbringen wollte. Ich habe so viele Ideen, mir schwirren andauernd Riffs im Kopf herum, auch wenn natürlich nicht jede Idee wirklich gut ist.

Sprechen wir mal weiter über "Total Terror". Wir haben es hier mit einer großartigen Werkschau zu tun, die allerdings meiner Meinung nach nicht ganz vollständig ist, da der Tribut an Keith, "Guardians Of The Netherworld" fehlt. Gab es irgendwelche Gründe, diese Veröffentlichung nicht dazu zu legen?

Sehr gute Frage, und leider habe ich darauf keine Antwort. Kurt hat sich immer um die geschäftliche Seite gekümmert. Vielleicht haben wir auch die Rechte an dem Tribut nicht bekommen. Ich wurde von Steve Beatty von Dissonance im März 2017 gefragt, ob ich Interesse hätte, die Liner Notes beizusteuern und ob ich ihm einige Bilder zukommen lassen könnte. Das war alles, was ich zu "Total Terror" beigetragen habe.

Lass uns mal ein paar Jahre zurückgehen ins Jahr 1985, als HOLY TERROR das Licht der Welt erblickte. Wie hat damals alles angefangen?

Im Sommer 1985 saß ich bandmäßig so ein bisschen zwischen den Stühlen. Ich versuchte meine alte Band BLACK WIDOW am Leben zu erhalten, jedoch wollten der Drummer und der Bassist der Band eher in die DEF LEPPARD-Richtung, während ich mich lieber etwas an MOTÖRHEAD anlehnen wollte. Nebenbei jammte ich auch ab und an mit meinem Kumpel aus Kindertagen, Jack Schwartz (bis nach dem Debütalbum Drummer von DARK ANGEL - d. Verf.), und etwa zu dieser Zeit verließ Kurt gerade AGENT STEEL. Er und Jack kamen in Verbindung und fingen an, ein bisschen zu jammen. Kurt brachte dann schnell seinen guten Freund Floyd Flannary mit und versuchte, Juan Garcia von AGENT STEEL als Gitarristen in sein neues Projekt zu locken. Juan hatte allerdings kein Interesse und so schlug Jack dann schlussendlich mich vor. Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich mit Kurt auf Jacks Sofa saß und mit ihm über meine Band BLACK WIDOW redete, das Material hörte und wir über Bands wie IRON MAIDEN und die NWOBHM philosophierten.

Danach habe ich ein paar Mal mit ihnen gejammt und wurde dann Teil der Band. Das alles passierte recht zügig und Ende 1985 kam Kurt dann über eine Zeitung namens "The Recycler" mit Keith in Kontakt. Ich hatte zwei Songs am Start, 'Tomorrow's End' und 'Lake Of Fire', von denen es dann der erste auch auf das HOLY TERROR-Debüt schaffte. Interessant ist wohl auch die Tatsache, dass ich HOLY TERROR fast schon während der Aufnahmen zum Demo verlassen hätte. Aufgrund meiner mangelnden Studioerfahrung und Kurts gewonnener Fähigkeiten wurden meine Soli ohne mein Wissen neu eingespielt. Ich brauche wohl kaum zu erwähnen, dass ich deshalb ziemlich angepisst war. Danach hatten Kurt und ich diesbezüglich ein gutes Gespräch, bei dem er mir die Gründe erklärt hat, und so entschied ich, weiter ein Teil der Band zu bleiben... und ich bin heilfroh, diese Entscheidung getroffen zu haben.

Nach dem Demo ging dann alles recht schnell: 1987 wurde "Terror & Submission" veröffentlicht und klang komplett anders als alle anderen Thrash- und Speed-Metal-Alben, was zum einen an den Gitarren, aber zum Großteil an Keiths komplett einzigartigem Gesangsstil lag. Was waren denn damals eure musikalischen Einflüsse? Ich persönlich höre etwas AGENT STEEL (logisch) und IRON MAIDEN raus.

Die MAIDEN-Einflüsse sind auf jeden Fall da. Eine Sache, die HOLY TERROR einzigartig macht, waren unsere ähnlichen Geschmäcker, was Musik in all seiner Vielfalt angeht. Wir alle hörten zu dieser Zeit eine Menge Old School-Metal/Rock-Acts wie SABBATH, ZEPPELIN, PURPLE, THE WHO, PRIEST, MAIDEN usw. Und die meisten von uns hörten dann auch all die neue Musik, die aus England zu der Zeit rüberschwappte (NWOBHM). Wirf Einflüsse aus MOTÖRHEAD, Punk und MAHAVISHNU ORCHESTRA in einen Topf, und du bekommst HOLY TERROR.

Das Cover des Debüts ziehrt dann zum ersten Mal das ikonische Kreuz und die Schlange ("crucifix and serpentine", wie in dem Song 'Black Plague'), was beim Nachfolger "Mind Wars" dann weitergeführt wird, nur dass dieses Cover ein zerbrochenes Kreuz zeigt. Wenn man den Bandnamen liest und die Cover sieht, könnte man meinen, all dem läge ein Konzept zugrunde.

Wir haben uns eigentlich nie über das Artwork oder irgendwelche versteckten Bedeutungen und Konzepte unterhalten. Ich glaube auch, das war eines der coolen Dinge an der Band, dieser Reiz und das Mysteriöse. Ich hatte sicher so meine Interpretationen diesbezüglich und durch meine katholische Erziehung meine inneren Dämonen und Probleme. Ich glaube, wir alle sehen Dinge ziemlich unterschiedlich. Ich beispielsweise entdecke beim Anschauen der Alben mehrere verschiedene Bedeutungen, und das ist doch das Schöne an Kunst.

Wie oben erwähnt, war "Mind Wars" der Nachfolger und erschien bereits ein Jahr später. Die Musik hat sich ebenso weiterentwickelt wie auch der Gesang, und alles klang weniger "chaotisch". Kannst du dich noch daran erinnern, wie das Songwriting ablief? Wurden die Songs zusammen geschrieben oder von jedem selber im stillen Kämmerlein?

Definitiv war das Songwriting schon mehr eine Kollaboration aller Beteiligten. Die Hauptstrukturen kamen zwar von Kurt und mir, aber Veränderungen und weitere Teile der Songs wurden während der Proben gemeinsam ausgearbeitet. Wir kamen gerade von der Tour und waren gerüstet und bereit "Mind Wars" aufzunehmen.

All die Jahre habe ich nie die Bedeutung der Texte verstanden, die ziemlich metaphorisch ausgefallen sind. Klar, der Text zu 'Tomorrow's End' ist nun nicht wirklich schwer zu verstehen, bei den anderen sieht es da aber deutlich anders aus. Kannst du bitte mal kurz auf die Lyrics eingehen?

Kurt und in gewissem Maße auch Keith waren brillante Texter. Die bereits genannten Interpretationsmöglichkeiten sind in Kurts Texten ebenso vorhanden wie auch in den Coverartworks. Das Hauptthema der Band war auf jeden Fall der Kampf zwischen Gut und Böse, wofür gerade 'Alpha Omega The Bringer Of Balance' ein perfektes Beispiel ist. Daneben gibt es auch Hoffnungsschimmer in einigen von Kurts Texten, wie z.B. in 'Distant Calling'. Keiths Lyrics waren ebenso gut, konzentrierten sich aber eher auf soziale Ungerechtigkeiten wie beispielsweise bei 'Immoral Wasteland' und 'Do Unto Others'. Ich denke, dieses etwas Unklare und die verschiedenen Bedeutungen und Interpretationsspielräume etwas sind, was HOLY TERROR sogar noch etwas spezieller machte.

Lass uns mal über die Aufnahmen reden! Auf eurer Wikipedia-Seite (die übrigens seit langem schon nicht aktualisiert wurde) steht zu lesen, dass die Aufnahmen zu "Mind Wars" ziemlich stramm waren. 17 Tage, jeden Tag um die 17 bis 20 Stunden Arbeitszeit, und das alles aufgrund finanzieller Schwierigkeiten. Klingt für mich fast so, als gab es keine wirkliche Unterstützung durch das Label.

Kurt kümmerte sich um alle Business-Angelegenheiten bezüglich HOLY TERROR. Ich bin einfach nur im Studio aufgetaucht und habe meine Parts eingespielt. Nach meinem bereits erwähnten Gespräch mit Kurt über meine Soli auf dem Demo wollte ich einfach nur noch der beste Speed-Rhythmusgitarrist der Welt sein. Die "Arbeitszeiten" waren mir hingegen vollkommen egal.

Hatten diese finanziellen Schwierigkeiten vielleicht auch etwas damit zu tun, dass die Platten eigenhändig produziert wurden? Gab es irgendwelche Pläne, einen außenstehenden Produzenten an Bord zu holen?

Möglicherweise schon, aber ich bin mir nicht sicher. Kurt hatte bei HOLY TERROR immer schon alles von Anfang an geplant. Und da sich alles in die richtige Richtung entwickelte, war ein "richtiger" Produzent wohl eher keine Alternative für uns.

"Terror & Submission" und auch "Mind Wars" gelten heute als Klassiker. Wie beurteilst du die Alben und die Songs selber nach 30 Jahren?

Bis heute höre ich die Alben noch und betrachte sie als zwei der besten des Genres. "Mind Wars" und "Terror & Submission" klingen anders als jedes andere Album. Die Musik ist auf jeden Fall unverwechselbar, aber die Vocals machen den ganz großen Unterschied. Niemand sang oder singt wie Keith! Die Melodien, mit denen er um die Ecke kam, decken einen großen Bereich ab und sind komplett einzigartig. Auch die Songs selber sind wirklich gut geschrieben und ausgedacht. Auf "Terror And Submission" sind es gerade Songs wie 'Alpha Omega', 'Guardians Of The Netherworld', 'Blood Of The Saints' und 'Evil's Rising', die gleichermaßen komplex und kraftvoll sind. Auf "Mind Wars" zeigen der Titeltrack, 'Damned By Judges' und 'Judas Reward' auf, wie die Band gewachsen ist. Alles in allem finde ich, dass es auf keinem der beiden Alben einen schwachen Song gibt. Es ist toll zu wissen, dass die Leute das Zeug noch immer hören und die Platten den Test of time bestanden haben.

Jeder eurer beiden Veröffentlichungen schloss sich eine Tour an, und die "Mind Wars"-Tour hat euch dann auch zusammen mit EXODUS und NUCLEAR ASSAULT nach Deutschland geführt. Wie war das damals? Gibt es irgendwelche Anekdoten von der Tour? Und was waren die High- und auch Lowlights?

Die Touren waren großartig und brachten uns als Band und Familie auch näher. Die Ausflüge durch Europa waren auch viel besser als die durch die USA, wahrscheinlich auch deshalb, weil der Zuspruch deutlich besser war. Versteh mich nicht falsch, die US-Fans waren großartig, aber wir wurden in Europa einfach mehr wahrgenommen. Wir spielten eine Menge Shows mit D.R.I. und wurden gute Freunde. Sie haben uns einfach großartig behandelt, und wir hingen häufig mit den Leuten der Band ab.

Die EXODUS/NUCLEAR ASSAULT-Tour war dagegen etwas "formeller". Wir hingen zwar auch mit Dan (Lilker, NUCLEAR ASSAULT) und Rick (Hunolt, EXODUS) ein bisschen rum, aber nicht so wie zuvor mit Josh und Felix von D.R.I.. Sicherlich hing das auch damit zusammen, dass wir nur eine Handvoll Shows mit ihnen gespielt hatten, aber die Tour war damals schon eine größere Sache. Die Shows wurden größer und wir spielten mit zwei ziemlich etablierten Bands, so dass wir nie wirklich eine größere Beziehung zu ihnen aufbauen konnten.

Ich kann mich daran erinnern, dass der Tourstart etwas holprig verlief. Am Vorabend unserer Abreise schneite es, und ja, es kommt selten vor, dass es in L.A. im Februar schneit... ich kam also am Morgen des Tourstarts bei Kurt an, überall stand das Wasser und der Matsch, der Verkehr auf dem Weg zum Flughafen war eine Katastrophe, und zu guter Letzt verpassten wir dann auch noch den Flug. Unser nächster Flug brachte uns dann erstmal nach London, wo wir einen achtstündigen Aufenthalt hatten, und als wir dann bei der ersten Show in Belgien auftauchten, waren wir erschöpft, verschmutzt, hungrig und ziemlich wütend. Wenn du dir die Liveaufnahme von dieser Show anhörst, kannst du diese Aggression genau hören. Diese Tour war dann auch die letzte für HOLY TERROR.

Als wir in, ich glaube es war Freiburg, ankamen, fing schon alles an auseinanderzufallen. Unser Manager war zurück in den Staaten und sprach mit unserem Label Music For Nations über die dritte Platte. MFN hatten aber keine Ahnung, dass wir einen Deal mit Roadracer bzw. Roadrunner unterzeichnet hatten und waren natürlich angepisst und schmissen uns von der Tour. Dann kam es zu einer Schlägerei mit Kurt und dem Tourmanager, und wir verpissten uns schnell in eine Pizzeria. Obwohl, diese Auseinandersetzung war nicht mal eine wirkliche Schlägerei. Kurt gab ihm wohl eine mit und wurde daraufhin von ein paar Leuten mit Knüppeln gejagt. Zu dieser Zeit hatte sich meine Beziehung zu Kurt dermaßen verschlechtert, dass ich daraufhin die Band verließ. Das war es dann für mich gewesen, und ich habe Kurt daraufhin nicht mehr gesehen, bis er letzten März mit ZEKE in Hollywood spielte.

Über den Split haben wir ja gerade gesprochen. Gab es überhaupt schon Pläne für eine dritte Platte bzw. waren bereits neue Songs geschrieben?

Wir waren bereit, unser drittes Album aufzunehmen und hatten auch schon darüber gesprochen, nach der EXODUS/NUCLEAR ASSAULT-Tour daran zu arbeiten. Leider ist das dann aber nie passiert. Ich hatte bereits einige Songs in petto und Kurt wohl auch, und einige der Songs meiner neuen Band MINDWARS wären wohl in irgendeiner Form auf dem dritten HOLY TERROR-Dreher gelandet. Als wir das Album "Mind Wars" schrieben, war das Songwriting noch mehr eine Zusammenarbeit als bei "Terror & Submission", und ich kann mir vorstellen, dass sich dies bei der dritten Platte noch weiter verstärkt hätte. Ich kann mir nur vorstellen, wie es hätte klingen können. So sehr ich "Terror & Submission" liebe, denke ich doch, dass "Mind Wars" viel besser ist, und ich würde darauf wetten, dass Album Nummer drei uns bis nach oben katapultiert hätte.

Wie bereits erwähnt, verließ ich die Band, nachdem wir von der Tour geworfen wurden. Die Beziehungen waren bereits angespannt, und das "Ende" der Tour brachte dann für mich endgültig das Fass zum Überlaufen. Es hielt immer mehr Chaos Einzug in die Band. Manche Leute in der Band übertrieben es mit Drogen, und es schien, als würden wir langsam den Fokus als Band verlieren. Als Kurt, Floyd und Joe dann im Sommer 1989 nach Seattle zogen, war es das endgültig. Hätte Keith mitgemacht, hätten sie womöglich als HOLY TERROR weitermachen können. Oder wer weiß, was passiert wäre, wenn sie in L.A. geblieben wären. Leider werden wir nie erfahren, was mit HOLY TERROR noch alles hätte gehen können.

Was habt ihr eigentlich so nach dem Split getrieben? Gab es für dich, abgesehen von MINDWARS, weitere Bands?

Als Kurt, Floyd und Joe nach Seattle zogen, gründeten sie eine Punkband namens SHARK CHUM. Keine Ahnung, wie viele Alben sie in der Zeit veröffentlichten, aber zumindest eine erblickte das Licht der Welt. Sie spielten eine Zeit lang zu dritt und gingen dann irgendwann getrennte Wege. Kurt stellte eine weitere Band namens LOAD LEVELERS zusammen, veröffentlichte mehrere Scheiben und ging auch auf Tour. Ansonsten hatte und hat er seine Band ZEKE am Start. Joe spielte eine Zeit lang mit Bob Wayne und tourte viel. Was Keith angeht, ich glaube nicht, dass er noch weiter Musik machte. Er zog irgendwann nach Las Vegas, bevor er bedauerlicherweise verstarb.

Ich selber blieb in Los Angeles und spielte mit ein paar lokalen L.A.-Bands, aber bis auf ein paar Demos und lokale Gigs gab es von mir bis zur Gründung von MINDWARS 2013 nicht viel. MINDWARS wird am 13. April 2018 das dritte Album über Dissonance Productions veröffentlichen. Wir haben im Herbst 2016 eine Handvoll Shows in Europa und etwa ein Dutzend in den USA gespielt.

Mit den angesprochenen MINDWARS transportierst du ja, wie bereits angedeutet, den Sound von HOLY TERROR in ein neues Zeitalter. Die übrigen beiden Mitglieder der Band sind bekanntermaßen in Italien ansässig. Wie genau bist du mit ihnen in Kontakt gekommen? Und welche Pläne gibt es für die Zukunft?

Ich lernte Drummer Roby Vitari 1989 kennen, als wir in Mailand mit EXODUS und NUCLEAR ASSAULT spielten. Er arbeitete für irgendein Magazin und führte ein Interview mit uns. Irgendwie hatten wir beide so eine Verbindung, vielleicht auch, weil die Familie meiner Mutter ebenso aus Calabrien stammt wie auch Roby. Im Jahr 2013 kamen wir über Facebook erneut in Kontakt. Wir unterhielten uns und sprachen darüber, was wir beide gerade so vorhaben. Ich erwähnte, dass ich ein paar Songs hatte und schickte ihm MP3s rüber. Roby spielte dazu Drums ein, und wir wussten, dass wir gerade dabei waren, eine Band zu formen.

Roby kannte Danny "Z" Pizzi und fragte ihn, ob er Lust hätte, den Bass zu übernehmen. Das einzige, was uns fehlte, war ein Sänger. Und da wir uns mit Schreiben und Aufnehmen auf zwei verschiedenen Kontinenten befassen mussten, entschied ich mich, es selber zu versuchen. Obwohl es ziemlich schwierig ist, eine Band aufrecht zu erhalten, wenn die Mitglieder in Italien und in Los Angeles leben, kriegen wir das gut hin. Klar, wir spielen nicht gerade oft live und üben die Sachen jeder für sich zuhause, aber wir haben es zumindest geschafft, Alben aufzunehmen und auch ein paar Shows zu spielen. Wir hoffen, dass wir für unsere dritte Platte "Do Unto Others" ein paar kleine Touren und vieleicht den ein oder anderen Festivalgig an Land ziehen können.

Ist Musik eigentlich deine einzige Leidenschaft, oder gibt es noch andere Passionen und Hobbies, denen du nachgehst?

Musik ist auf jeden Fall meine Hauptpassion und mein Haupthobby, aber ich liebe auch die freie Natur und gehe häufig campen und wandern. Und als jemand, der etwa 30 bis 40 Minuten vom Meer entfernt lebt, liebe ich auch das Surfen. Früher bin ich wöchentlich gesurft, in letzter Zeit war ich allerdings nicht mehr oft draußen.

Beobachtest du die heutige Metalszene? Gibt es neuere Bands, die du magst?

Ich höre tatsächlich nicht wirklich viel an heutigem Metal.

Eine Frage, die mich noch interessieren würde, wäre die nach deinem Equipment, das du damals verwendet hast bzw. heute verwendest.

Unsere Ausrüstung war ziemlich simpel gehalten. Kurt und ich hatten zwei 50W JCM800-Tops von Marshall und benutzten beide MXR 6-Band EQ-Pedale. Ich spielte eine weiße 1987er Gibson Flying V, und mein anderes Pedal war ein Dunlop Crybaby Wah Wah. Kurt spielte eine Jackson V and wir nutzten seine alte Gibson Flying V als Backup-Gitarre bei Konzerten, falls mal eine Saite riss. Als Saiten verwendeten wir Ernie Ball 9s-Saiten, und die wurden auch alle zwei Shows neu aufgezogen. Wir fanden recht schnell heraus, dass bei spätestens dem dritten Gig Saiten rissen. Unser Setup war also recht simpel und "straight forward".

Ich habe oben ja bereits Kurts und dein einzigartiges Spiel erwähnt. Hattest du Gitarrenunterricht oder bist du Autodidakt?

Ich hatte als Kind ein paar Gitarrenstunden, habe aber nie mehr gelernt als ein paar Songs zu spielen. Ich habe beispielsweise nie gelernt Noten zu lesen. Nach den Basics lernte ich recht schnell nach Gehör zu spielen. Dürfte ich nochmals von vorne beginnen, würde ich lernen Noten zu lesen. Damit könnte ich es möglicherweise schaffen, die Musik zum Beruf zu machen. Ich denke, unsere Fähigkeit und der Stil sind einfach ein Resultat von extrem viel Übung.

Als Gitarrist habe ich mich die Tage mal auf die Suche nach Gitarren-Tabs von meinem Fave 'Immoral Wasteland' begeben. Normalerweise findest du jeden Song von jeder Band, aber hier... keine Chance. Gibt es eine Möglichkeit, vielleicht mal irgendwie an Tabs dieses Songs zu kommen?

HOLY TERROR-Tabs klingen nach einer großartigen Idee. So weit ich weiß hat sich bisher niemand die Zeit für diese Tabs genommen. Ich würde mich selber dransetzen, aber es würde wahrscheinlich etwas dauern, mir die Songs wieder draufzuschaffen. Schließlich habe ich die Teile schon seit Jahren nicht mehr gespielt.

Würde mich (und wahrscheinlich auch ein paar andere) freuen, wenn da was käme. Auf jeden Fall danke ich dir für dieses Gespräch und wünsche dir alles Gute. Die letzten Worte gebühren dir!

Millionenfachen Dank für das Interview und den Support nach all den Jahren. Es ist großartig zu wissen, dass HOLY TERROR einen so nachhaltigen Eindruck auf so viele Menschen hinterlassen hat. Cheers, Leute!

Redakteur:
Michael Meyer
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