IN DISGRACE: Interview mit Mirko van der Veen (Mirk)

13.11.2005 | 18:19

Dass Keyboards beim Death Metal nicht immer dazu beitragen, den Sound zu verwässern, beweisen IN DISGRACE auf ihrem zweiten Output "Define Death". Dabei wird melodischer Death der Güteklasse A fabriziert, ohne dabei zu sehr nach Schweden zu schielen. Natürlich sind Einflüsse von TIAMAT, PARADISE LOST und MORGOTH im Sound vertreten, aber trotzdem schafft es die Combo, eigenständig zu klingen. Ein Grund hierfür dürfte daran liegen, dass die Nummern mindestens fünf Minuten auf dem Buckel haben und es die Band versteht, spielerisch leicht Spannungsbögen in die Songs einzubauen, die ein Teil der oben genannten Bands (PARADISE LOST?!) längst nicht mehr drauf haben.

Um ein bisschen Licht in die Angelegenheit zu bringen, habe ich Mirko, seines Zeichens Drummer bei IN DISGRACE, ein paar Fragen rübergemailt, die mir beim Durchhören der genialen Scheibe durch den Kopf geschossen sind. Viel Spaß beim zwar kurzen, aber recht informativen Interview.

Tolga:
Hi Mirko! IN DISGRACE wurde ja im Herbst 2000 neu formiert. Was hat es damit auf sich und wart ihr vorher unter einem anderen Namen aktiv?

Mirko:
Hallo Tolga! Von 1996 – 2000 hieß die Band noch CONTEMPT und bestand noch aus sechs Leuten, zwei Demos wurden unter diesem Namen veröffentlicht. Da es dann im Herbst 2000 aus unterschiedlichen Gründen zu einigen Umbesetzungen kam - d.h. drei Leute gingen und zwei neue kamen dazu, teils wurden die Instrumente getauscht - entschieden wir uns für den neuen Bandnamen IN DISGRACE, welcher meiner Meinung nach auch wesentlich besser klingt. Die Idee zu diesem Namen hatte unser jetziger Frontmann und Gitarrist Acker, der seitdem dabei ist.
Auf unserem ersten IN DISGRACE-Demo "Before After" von 2002 übernahm unser damaliger Bassist Miro noch die Vocals, er ist mittlerweile seit zwei Jahren nicht mehr dabei. Nachdem wir daraufhin ein paar Wochen vergeblich einen neuen Shouter suchten, probierte unser Gitarrist Acker es dann selbst und das mehr als gute Resultat gibt's ja jetzt zu hören! Vor eineinhalb Jahren fanden wir mit Ingo den richtigen Mann für die zweite Gitarre, der vorherige Gitarrist Tobias wechselte an den Bass. Wie du siehst, rotierte bei uns wie bei so vielen anderen Bands auch ein ziemlich wirres Besetzungskarussell.

Tolga:
Wie sind bisher die Reaktionen auf eure aktuelle Scheibe "Define Death"?

Mirko:
Der Großteil der Reviews ist bislang gut bis sehr gut ausgefallen, wir können wirklich zufrieden sein, was das angeht. Vereinzelt gibt's auch etwas durchschnittlichere und teils auch richtig inkompetente Kritiken, aber damit muss man leben. ;-)
Was mir des öfteren positiv auffällt, ist, dass einige Leute in den Reviews darauf hinweisen, dass wir, obwohl wir eine Art melodischen Death Metal machen, nichts mit Bands wie IN FLAMES gemeinsam haben und eigenständig klingen! Versteh mich nicht falsch, alle in der Band mögen natürlich verschiedene Schweden-Bands sehr, aber wir passen da, denke ich, nicht in diese Schublade.

Tolga:
Könnt ihr mit den von mir aufgeführten Vergleichen was anfangen und mit wem seid ihr noch verglichen worden?

Mirko:
Vergleiche wie deine haben wir bislang noch nicht
bekommen, mit Ausnahme von PARADISE LOST. Die von dir genannten Bands sind natürlich alle einflussreiche Kultbands, gerade DEATH und alte PARADISE LOST gehören auch zu unseren Lieblingsbands, deshalb sind diese Vergleiche sicher irgendwie eine Ehre. :-)
Neben Deinen Verweisen wurden bislang z.B. auch Bands wie OPETH und frühe GATHERING genannt, wobei wie gesagt bei der neuen Scheibe doch eher unsere Eigenständigkeit erwähnt wird, was uns natürlich freut und bestätigt.

Tolga:
Mehr als einmal ist mir MORGOTH eingefallen, als ich eure Scheibe gehört habe. Kennt ihr die Band und ist es eher eine Last mit einer der (meiner Meinung nach) besten deutschen Death-Metal-Bands verglichen zu werden?

Mirko:
Klar ist uns MORGOTH ein Begriff, wobei sie nicht ein direkter Einfluss für uns sind. Es ist richtig, dass sie eine der sehr wenigen deutschen Death-Metal-Bands mit Kultstatus sind. Eine Last ist der Vergleich nicht für uns,
MORGOTH gibt es ja auch seit ca. acht Jahren nicht mehr.

Tolga:
Mir ist bei euren Songs aufgefallen, dass sie, trotz der Länge, zu keiner Sekunde langweilig wirken. Könnt ihr nur lange Songs aufnehmen oder werden diese auf der nächsten Scheibe kürzer ausfallen?

Mirko:
'The Oath' ist mit 5:30 Minuten tatsächlich unser bisher kürzester Song, wobei dieser auch unser schnellster bislang ist. Die Frage ist eher, ob wir kurze Songs überhaupt machen wollen! Wir haben bereits zwei neue Stücke so gut wie fertig und diese sind beide wieder sechs bis sieben Minuten lang. Wir versuchen die Songs möglichst abwechlungsreich und mit Spannungsbögen zu arrangieren und dabei trotzdem nachvollziehbar zu bleiben. Somit bleiben unsere Songs, denke ich, auch für eine längere Zeit für den Hörer interessant.

Tolga:
Mir gefallen besonders 'Whispering Dread' und 'Indifferent Judgement', weil diese eine sehr große Spannung in sich tragen. Welches sind deine Lieblingsstücke und bist du mit dem Album als Ganzes zufrieden?

Mirko:
Mit der CD sind wir, auch wenn man die Entstehungs-Umstände bedenkt, sehr zufrieden. Besonders auch was das Artwork und den Sound angeht. Meine Song-Favoriten sind zur Zeit 'The Oath' und 'Impervious', aber das wechselt natürlich ständig.

Tolga:
Die Songtitel hören sich ganz unheimlich an und könnten auch so auf einem MERCYFUL FATE/KING DIAMOND-Album stehen. Hat euch der KING beeinflusst und was kannst du mir sonst über die Texte sagen?

Mirko:
Für die Lyrics ist bei uns seit dieser CD unser Gitarrist und Sänger Acker zuständig. Ich kann nur soviel sagen, dass sie nicht von KING DIAMOND oder MERCYFUL FATE beeinflusst sind. Inhaltlich geht es um die kritische Auseinandersetzung mit Themen wie Religions- bzw. Glaubenswahn und der Zeitverschwendung falschen Idealen hinterherzulaufen.

Tolga:
Welche Bands haben euch beim Schreiben und Aufnehmen von "Define Death" maßgeblich beeinflusst? Hat bei euch jeder einen ähnlichen Musikgeschmack oder eher spezielle Präferenzen?

Mirko:
Klar haben wir Fünf im Großen und Ganzen einen ähnlichen Musikgeschmack, allerdings hört der eine etwas mehr Death-, der andere mehr Thrash- , der nächste eher Black Metal und teils werden auch normale Rock-Sachen gehört. Durch diese unterschiedlichen Einflüsse entsteht unser Sound. Spezielle Bands gibt es so direkt nicht, welche uns maßgeblich beeinflusst haben.

Tolga:
Ihr habt die Scheibe gerade mal in vier (!) Tagen aufgenommen. Wie kam es dazu und was erwartet uns, wenn ihr mal vier Wochen im Studio seid? Werden die Stücke dann proggiger?

Mirko:
Eigentlich handelt es sich bei "Define Death" um unsere zweite Demo-CD unter dem Namen IN DISGRACE, die Aufnahmen und auch die CD-Produktion haben wir also komplett selbst finanziert. Da wir uns natürlich nicht so ohne weiteres einen mehrwöchigen Studioaufenthalt leisten können, haben wir wie bei den vorherigen Demos immer ein langes Wochenende für die Aufnahmen eingeplant. Der Mix hat dann auch nur noch drei Tage gebraucht. Wir hatten das Glück, mit Twilight sehr schnell einen fähigen Vertriebspartner zu finden, wir sind echt zufrieden momentan.
Klar, es wäre toll, wenn wir irgendwann einmal mehrere Wochen zur Verfügung hätten und sicherlich würde man dann auch noch mehr aus den Stücken herausholen können. Wir haben vor, häufiger mit Akustik-Gitarren zu arbeiten und auch auf Grund unserer aktuellen Besetzung werden sich neue Songs technisch natürlich weiterentwickeln.

Tolga:
Wie schaut's mit touren aus? Habt ihr da was in Planung oder könnt ihr auf diverse Hallenfestivals aufspringen?

Mirko:
Wir hoffen im kommenden Frühjahr eine kleine Tour auf die Beine zu stellen. Wir arbeiten mit der Booking/Promotion-Agentur Evil-Entertainment, betrieben vom Andre von HAGATYR, zusammen, welcher uns bereits einen Gig beim Herbstinferno vor zwei Wochen in Bad Breisig bei Bonn besorgt hat!
Ansonsten ist es nicht so einfach, selbst Gigs zu organisieren. Wir kommen aus einer ziemlich metal-losen Gegend, und in einer anderen Szene reinzukommen, ist schwierig, da die dort lokalen Bands sich eher nur untereinander unterstützen. Außerdem ist die Organisation von Gigs immer mit einem Unkostenrisiko verbunden, wir haben da leider auch schon schlechte Erfahrungen machen müssen...

Tolga:
Gibt es noch etwas, was ich im Interview nicht angesprochen habe und du unbedingt loswerden möchtest?

Mirko:
Zunächst mal danke für das Interview und weiter so mit eurer Page! Besucht unsere Homepage und checkt den Song 'Disgraceful Act'. Wenn er euch gefällt, kauft euch die CD bei einem Mailorder eures Vertrauens und unterstützt uns! Vielleicht sieht man sich mal bei einem Gig, bis dann & stay Metal

Mirko & IN DISGRACE

Redakteur:
Tolga Karabagli

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