IRON FIRE: Interview mit Martin Steene

03.05.2006 | 11:36

Wenn eine Band in der Stadt ist, die man schon seit Jahren klasse findet, und von der man dachte, man würde sie wohl nie live spielen sehen, dann ist der richtige Zeitpunkt gekommen um mit deren Frontmann ein Interview zu machen. So ging es mir mit IRON FIRE. Also hab ich mich in mein Auto gesetzt und mir meinen dänischen Namensvetter Martin Steene zum Interview geschnappt...

Martin Schneider:
Hi Martin, willkommen zurück mit IRON FIRE!

Martin Steene:
Danke!

Martin Schneider:
Erzähl doch mal, wie ist es dir und IRON FIRE nach dem "On The Edge"-Album ergangen?

Martin Steene:
Als wir "On The Edge" aufnahmen, wollten wir etwas mehr in die Rock'n'Roll-Richtung gehen, und das kam wohl nicht so gut an, denn die Reviews waren ziemlich schlecht. So kam es dann, dass uns Noise Records rausgeschmissen hat. Es ist doch so: Wenn es bei einer Band gut läuft, funktioniert die Band gut. Wenn es dann aber schlecht läuft, gibt es Probleme.
So kam es, dass ich plötzlich alleine da stand, da mir das gesamte Line-Up abgehauen ist. Es war halt nicht mehr so spaßig wie früher, wir hatten keinen Plattenvertrag mehr, und der Rest hat nicht mehr an IRON FIRE geglaubt. Das ist mit mir passiert, und ich hab anschließend auch eine lange Zeit gebraucht, nämlich fünf Jahre, um die richtigen Musiker zu finden, um IRON FIRE wieder aufleben zu lassen. Diese Jungs sind klasse, also haben wir endlich ein neues Album aufgenommen. Und jetzt sind wir zurück!

Martin Schneider:
Es gab da auch so eine Geschichte, über einen Auftritt von euch in Hamburg...

Martin Steene:
Wir haben in Hamburg in einem Club gespielt, und anschließend wollten wir zu unserer Releaseparty in den Ballroom gehen. Und als wir dort ankamen, hatten die Leute vom Ballroom vergessen, dass eine Releaseparty stattfinden sollte, und haben von nichts gewusst. Wir haben uns dann gesagt: Scheiß drauf, gehen wir halt einen heben! Leider hatten wir aber auf dem großen Fischmarkt in Hamburg geparkt, und wussten nicht, wie früh der öffnet. Als wir dann müde und besoffen dort ankamen, war unser Auto abgeschleppt! Dann mussten wir zur Polizei, und das Auto abholen. Das war wirklich wundervoll... (lacht gequält)

Martin Schneider:
Was ist eigentlich mit deinen alten Bandmitgliedern passiert, was machen sie heute?

Martin Steene:
Ein paar haben die Band BLINDED BY FEAR gegründet, die Melodic Death Metal spielen.

Martin Schneider:
Du hast dann angefangen bei FORCE OF EVIL zu singen, warum hast du dir überhaupt die Mühe gemacht, es noch einmal mit IRON FIRE zu versuchen?

Martin Steene:
Es war damals ziemlich schwer für mich, als wir unseren Plattenvertrag verloren, weil IRON FIRE einfach ein großer Teil meines Lebens ist, und ich immer an diese Band und diese Musik geglaubt habe, und es immer noch tue. Ich wollte meine Rache haben, daher habe ich auch das Album "Revenge" (engl.: Rache) genannt.
In diesen fünf Jahren, als wir keinen Plattenvertrag hatten, war es cool für mich bei FORCE OF EVIL zu singen, und Platten mit ihnen aufnehmen zu können. Aber trotzdem habe ich immer dafür gekämpft, mit IRON FIRE ein Comeback zu starten.

Martin Schneider:
Wie seid ihr denn zum neuen Plattenvertrag mit Napalm Records gekommen?

Martin Steene:
Als wir dieses neue Line-Up gefunden hatten, war uns klar, dass wir keine neue Demo aufnehmen wollten. Normal ist das ja so üblich, dass man eine Demo macht, und die dann bei den Plattenfirmen einschickt. Wir wollten kein Geld für Demos verschwenden, sondern gleich ein ganzes Album aufnehmen. Also haben wir unsere ganze Kohle zusammengeworfen, sind bei verschiedenen Banken ein- und ausgegangen, und haben "Revenge" aufgenommen. Das haben wir dann rumgeschickt. Ich dachte, so erhöht sich auch unsere Chance einen Deal an Land zu ziehen. (Bandkollege Jens Berglid kommt auf der Suche nach Bier reingestürzt und wird von Martin mit einem Lachen und einem "Raus!", in perfektem Deutsch, des Raumes verwiesen.)
So haben wir also das Album gemacht und einiges an Geld reingesteckt, und wir sind der Meinung, dass wir das beste Album gemacht haben, das wir machen können. Und es ist wirklich toll, das Napalm uns dann auch wollten.

Martin Schneider:
Es ist ja aber auch ein richtig gutes Album geworden.

Martin Steene:
Danke, find ich auch (grinst).

Martin Schneider:
Wie würdest du es beschreiben?

Martin Steene:
Es ist traditioneller Power Metal. Da wir beim "On The Edge"-Album experimentiert haben, und es nicht geklappt hat, haben wir darauf dieses Mal verzichtet, und wollten einfach Metal machen. Mehr vom klassischen Metal inspiriert. Unser erstes Album "Thunderstorm" war ja mehr wie die alten Sachen von RUNNING WILD, HELLOWEEN, SAXON und IRON MAIDEN. Daran wollten wir uns wieder orientieren, und wieder die klassischen Power-Metal-Elemente benutzen. Uns war klar, es gibt einen riesigen Markt von Power-Metal-Bands, und die Konkurenz ist groß. Also mussten wir uns andererseits auch von den Anderen unterscheiden. Also haben wir auch ein paar langsamere Songs geschrieben. Zusammenfassend würde ich sagen, das "Revenge"-Album ist cool geworden: Man kann es einfach hören um Spaß zu haben, auf einer Party oder ähnlichem. Wer böse und traurige Musik will, um sich seinen Depressionen hinzugeben, der sollte die Finger von dieser Platte lassen. Sie ist spaßig, und soll die Leute unterhalten. Die Refrains sind sehr gut zum Mitsingen geeignet, einfach ein Album das Spaß macht.

Martin Schneider:
Wie waren die Reaktionen bisher?

Martin Steene:
Bisher ziemlich gut. Die Reviews sind gut geworden, das ist erstmal alles, was wir nach fünf Jahren Abstinenz erhoffen durften. Nachdem ich mich so lange abgestrampelt habe, rechnet man aber erstmal mit dem Schlimmsten, aber bisher läuft es klasse!

Martin Schneider:
Wie schon gesagt, heißt das Album ja "Revenge". An welchen Leuten wolltest du dich mit einer guten Platte rächen?

Martin Steene:
An allen, die uns immer als HAMMERFALL-Klone bezeichnet haben. Die meinten, wir wollten nur schnellen Erfolg, indem wir auf diesen damals so erfolgreichen True-Metal-Zug aufspringen. Genau denen wollte ich es zeigen, zumal "Revenge" aber auch ein richtig cooler Albumtitel ist. Ich bin aber nicht von jemandem bestimmten angepisst. Ich wollte diesen Leuten auch zeigen, wenn ich nur schnellen Erfolg gewollt hätte, dann hätte ich etwas anderes gemacht und nicht fünf Jahre für IRON FIRE gekämpft!

Martin Schneider:
Ist deshalb das neue Album auch deutlich härter als seine Vorgänger?

Martin Steene:
Das weiß ich selber nicht. Ich denke, dass ist einfach eine normale Weiterentwicklung.

Martin Schneider:
Der Silberling erzählt ja die Geschichte eines Kriegers namens Cain. Wie ist denn die Geschichte?

Martin Steene:
Ich finde die ganze Konzeptsache lustig. Ich wollte einfach auch mal eine Platte nach einem bestimmten Konzept schreiben. Es ist so eine Mischung aus "Braveheart" und "Star Wars" geworden, mit einer interessanten Story, die sicherlich auch meine letzten Jahre beschreibt. So habe ich die Lyrics und auch kleine Geschichten dazu geschrieben. Leider wollte Napalm nicht alles drin haben, daher ist auch nichts davon im Booklet. Aber hoffentlich können wir das alles irgendwann mal auf unsere Webseite stellen, wenn wir unser neues Album aufnehmen, damit die Fans die gesamte Story erfahren können.

Martin Schneider:
Welchen Song findest du besonders gelungen, und warum?

Martin Steene:
Das kann ich so gar nicht sagen, schließlich sind sie alle meine Kinder. Aber ich finde 'Savage Prophecy' ist am Besten geworden, weil ich für das gesamte Arrangieren dieses Songs mit dem Piano-Intro usw. drei Jahre gebraucht habe. Da ich einige verschiedene Intros ausprobiert habe, und deshalb darauf besonders stolz bin. Aber eigentlich mag ich alle meine Songs.

Martin Schneider:
Wer sind die neuen Musiker in deiner Band, und wie hast du sie ausgewählt?

Martin Steene:
Mit Kirk (Backarach/Gitarre) arbeite ich schon seit drei Jahren zusammen, und bin ihm sehr dankbar, dass er in dieser harten Zeit zu mir gehalten hat. Als nächstes habe ich unseren Drummer Jens (Berglid) ausgesucht. Ihn kannte ich aber vorher schon von etwaigen anderen Bands. Bei Martin Lund, unserem Bassspieler, war es dasselbe. Als letztes kam unser zweiter Gitarrist J.J. (Jobbe J.) dazu. Er ist erst vor ungefähr einem halben Jahr achtzehn geworden, und wie der schon zockt, ist ziemlich cool.

Martin Schneider:
Wie waren die Reaktionen der Fans auf euer neues Live-Material?

Martin Steene:
Gut, es kommt aber auch selten jemand zu dir und sagt: "Ihr seid scheiße!"(lacht) Normalerweise kommen die Leute und gratulieren einem für seine gute Show. Ich hoffe, dass es ihnen wirklich gefällt, denn wir tun alles, damit der Gig und der Sound perfekt wird. Natürlich möchten wir unseren treuen Fans auch etwas Besonderes bieten, weil wir ja so lange weg von der Bühne waren.

Martin Schneider:
Wisst ihr schon, wann ihr das nächste Mal nach Deutschland kommen werdet?

Martin Steene:
Wer werden dieses Jahr wohl keine Festivals spielen, weil wir uns erst von dieser Tour erholen müssen, und dann im Sommer schon mit dem Schreiben für die nächste Platte anfangen. Ich hoffe, wir können die neue Platte dann Anfang 2007 veröffentlichen. Das nächste Album wollen wir noch besser machen, weil es ja eigentlich unser neues zweites Album sein soll. Daher wollen wir uns die Zeit dafür nehmen, dieses wichtige Album perfekt zu machen.

Martin Schneider:
Ihr kommt ja aus Dänemark, welche deutschen Wörter kannst du denn?

Martin Steene:
Eigentlich haben wir Deutsch in der Schule gelernt, aber da muss ich wohl gerade nicht da gewesen sein (grinst). Nein, ehrlich: Ich habe Deutsch nie gebraucht, und das Meiste wieder vergessen. Jetzt, da wir aber eine deutschsprachige Plattenfirma haben, sollte ich das aber wirklich mal wieder lernen...

Martin Schneider:
So Martin, ich bedanke mich recht herzlich für dieses Interview. Jetzt hast du die Möglichkeit noch einmal das Wort an unsere Leser zu richten.

Martin Steene:
Ich möchte mich bei den Leuten bedanken, die unser Album gekauft haben und uns mögen. Außerdem möchte ich denen danken, die immer zu uns gehalten haben.


Der Gig war übrigens wirklich super. Alle, die sich im Vorzimmer lieber die DFB-Pokal-Partie zwischen dem FC St. Pauli und Bayern München angeschaut haben, haben echt was verpasst. IRON FIRE sind live einfach eine Wucht! Ich sag euch, wenn diese Dänen in eure Stadt kommen, müsst ihr sie euch unbedingt anschauen. Ich werde das nächste Mal auf jeden Fall wieder dabei sein, wenn IRON FIRE in der Nähe sind.

Redakteur:
Martin Schneider

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