In der Gruppentherapie: INSTANT SUPPRESSION - "Domain.Nation"

05.01.2010 | 12:31

Weitgehend Einigkeit herrschte innerhalb der Redaktion in der Einschätzung von "Domain.Nation", immerhin das Debütalbum der russischen Combo INSTANT SUPPRESSION. Deren moderner Melodic Death Metal konnte alle Beteiligten angenehm überraschen und Platz 3 im Dezember-Soundcheck ergattern.

 

Schön, wenn man mal so richtig unverhofft positiv überrascht wird. INSTANT SUPPRESSION aus dem fernen Russland haben genau das geschafft. Denn mit ihrem Debütalbum "Domain.Nation" legen sie ein beeindruckendes Werk im Grenzbereich zwischen Death Metal und Progressive Metal vor. Besonders die zwar nicht umwerfend originelle, aber sehr gut umgesetzte Abwechslung zwischen klarem Gesang und DM-Growls weiß Härte und Melodie zu paaren. Dazu haben die Herren neben fetten Gitarrenriffs auch noch die Diversität gepachtet und scheuen sich nicht, auch mal Keyboards ins Rennen zu werfen. Gelegentliche hardcorige Anleihen runden das Album ab, aber trotzdem gibt es in jedem Song noch etwas zu entdecken, wie das Elektro-Geschwurbel in 'Fake' zum Beispiel. Jeder Song besitzt einen eigenen Charakter, und während die Band mit einem Fuß fest im melodischen Death Metal stehen bleibt, wird aus allen anderen Genres gegriffen, was in Reichweite kommt und dann mit fast jugendlicher Neugier und großer Spielfreude experimentiert und verschmolzen. Die dabei entstehenden Legierungen bieten wirklich originelle Metal-Verbindungen. Dabei sind die Songs gar nicht lang, nur einer überschreitet die sechs-Minuten-Marke, so dass trotz Gitarrenduellen und Instrumentalparts keine Prog-typischen ausufernden Soloparts den Song stören. Ausgesprochen gut!

Note: 8,0/ 10
[Frank Jaeger]


Ein Eigengewächs auf Platz Drei unseres Soundchecks? Nanü? Das muss ja etwas Besonderes sein. Ist es im Fall INSTANT SURPRESSION auch. Die russischen Musiker haben in Eigenregie ein Album zusammen geschustert, das sich locker mit regulären Veröffentlichungen messen kann. Zumindest in Sachen Optik und Klang. Die musikalische Ausrichtung ist sehr modern, ziemlich hart und auch irgendwie progressiv. Erwartet jetzt aber bitte keine Wunderdinge in Sache Freak-Faktor. Vielmehr orientiert man sich an SOILWORK und MERCENARY und addiert noch ein paar Synthie-Spielereien hinzu. Auch die Taktvorgabe mutet an diversen Stellen etwas schräg an, was sich aber nach wenigen Durchläufen gibt. Als Freund von luftigen Produktion, fühle ich mich nach dem Durchhören des kompletten Rundlings erstmal etwas übersättigt, da mir da etwas die Luft zum Atmen fehlt, aber viele Ideen sind wirklich erstklassig. Warum man sich diesen Bonus durch Core-Gebrülle vermiesen muss, will mir nicht einleuchten, aber die cleanen Gegenparts entschädigen dafür. 'Decompression' ist ein exzellentes Beispiel für Licht und Schatten innerhalb eines Songs. Auch die Kopftöne, die gelegentlich aufquietschen, erfreuen meine altmodischen Ohren nicht, aber was zählt, ist das Gesamtpaket. Und da gibt es eine weibliche Zweit-Stimme, die (leider viel zu selten) in Aktion tritt, sowie Melodiebögen, die schnell zünden. Auch wenn mir das insgesamt etwas zu überladen und manchmal auch kalt wirkt, ist das technisch sehr gut. Im aktuellen Hartwurst-Dschungel sicherlich eine Band mit Zukunft.

Note: 7,5/10
[Holger Andrae]


Mit ihrem futuristisch anmutenden, aber trotzdem dichten Sound wissen INSTANT SUPRESSION sofort zu überzeugen, insbesondere der Opener 'Shapeless Threat' geht auch gleich in die Vollen mit einem gelungenen Refrain. Das Ganze wird in eine moderne Produktion gehüllt, der allerdings ein bisschen das Erdige, Ungekünstelte fehlt. Die sehr melodische und variable Herangehensweise sorgt für einige Frische im Klangbild. Durch den Synthesizer-Einsatz und elektronische Spielereien, die hin und wieder eingestreut werden und "Domain.Nation" durchaus gut zu Gesicht stehen, da nicht zu opulent eingesetzt, bekommt der Grundsound eine kalte, mechanisch-futuristische Note. Neben einigen erstklassigen Stücken offenbart sich insbesondere in der zweiten Hälfte von "Domain.Nation" jedoch auch einiges an Leerlauf - offenbar wollte man eben nicht nur heftig losholzen, sondern auch zumindest ein bisschen progressiv sein, doch dies wirkt aufgesetzt und zumeist ziemlich langweilig. Man sollte eben bei dem bleiben, was man kann, und das ist bei INSTANT SUPRESSION doch das kraftvolle, direkte Element, verbunden mit eingängigen Melodien und variablem Gesang, wenngleich das typischen Wechselspielchen zwischen dunklem Growling und emotionalen Clean Vocals sicherlich von anderen Protagonisten auch schon packender intoniert wurde. Insgesamt ist das Debütalbum der Russen aber bereits ein guter Einstand, der vielfältige Geschmäcker zufrieden stellen kann (unter der Voraussetzung, dass man beim Schlagwort "modern" nicht per se Ausschlag und Angstattacken bekommt).

Note: 7,5/10
[Stephan Voigtländer]


Nanu?! Haben sich SOILWORK entschlossen ihrem melodischen Death Metal ein paar progressive Elemente hinzuzufügen? Das ist mein erster Gedanke, als ich "Domain.Nation" das erste Mal durchlaufen lasse. Gerade die vokale Variabilität erinnert gerne mal an die Schweden. Zumindest, wenn nicht gerade eine Dame ins Mikro trällert. Das ist gut. Und auch sonst machen INSTANT SUPPRESSION vieles richtig. Die Produtkion ist glasklar, die Songs auf konstant gutem Niveau. Und doch ist nicht alles Gold, was da schimmert. So klingt das Gegrowle doch etwas austauschbar und die großen Hooks fehlen ebenfalls. Mit Ausnahme des bärenstarken Titeltracks bleibt bei mir zumindest kein Song nachhaltig in den Lauschern. Zudem sind mir die Keys manchmal etwas arg weit im Vordergrund und verwässern so schon mal leicht das Gesamtbild. Dennoch, für ein Album, das über die Bandhomepage für lau angeboten wird, ist "Domain.Nation" ein hochprofessionelles, sehr reifes Produkt. Da darf für die Zukunft sicher noch mehr erwartet werden.

Note: 7,0/10
[Peter Kubaschk]

Redakteur:
Stephan Voigtländer

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