Interview mit MALRUN

22.06.2012 | 18:10

Die fünf sympathischen Jungs von MALRUN stehen in einer locker-entspannten Atmosphäre Rede und Antwort.


MALRUN ist eine Dänische Band und hat im März gerade ihr zweites Album "The Empty Frame" herausgebracht. Wir nutzten die Gelegenheit ein bisschen mit Jacob Løbner (Leadvocals) und den anderen Jungs zu schwatzen:

Mads Ingeman (Guitar)

Ulrik Sølgaard-Nielsen (Bass, Backing Vocals)

Mikkel Johnsen (Drums)

Patrick Nybroe (Guitar)

Die Atmosphäre ist sehr entspannt und unterhaltsam. Die Jungs machen nicht nur gute Musik, sondern sind auch noch ausgesprochen nett.

Hallo Jacob. Danke, dass Du mich eingeladen hast, ein bisschen mit euch zu reden. Ich bin ehrlich, ich habe ein wenig gesurft und konnte kein Interview finden, das mit euch hier in Deutschland gemacht worden ist. Kann das sein?

Ich denke, wir haben schon einige Interviews gemacht, die meisten allerdings schriftlich. Aber wir sind eine neue Band, wir haben gerade est angefangen und versuchen, in Deutschland Fuß zu fassen. Das bedeutet ganz schön viel harte Arbeit.

Wenn ich auf eure Homepage gehe und ein bisschen herumsuche, finde ich keine persönlichen Angaben über euch.

Ja, das stimmt.

Warum?

(unschlüssiges Gemurmel der Herren)

Kleine Hilfestellung: z.B. Geburtstage, was ihr mögt, was ihr nicht mögt. Sachen eben, die Fans gerne wisen möchten.

Das ist irgendwie ein bisschen abgedroschen. Wir sind eine dänische Band, mein Lieblingsessen ist Pizza, das meines Kumpels was-auch-immer. Ich denke, das ist einfach nicht sonderlich interessant.

Außerdem denke ich, sind wir ja noch nicht wirklich eine große Band.

Och, das macht nichts.

Vielleicht ist es eine gute Idee, ein bisschen was auf die Seite zu setzen. Am stärksten konzentrieren wir uns eben auf die Musik. Das, denken wir, ist das, was wichtig ist. Die Musik.

Ich weiß....

Aber du hast absolut Recht. Fans wollen mehr wissen.

Ja.

Vielleicht ist es wirklich eine gute Idee.

Seid ihr alle "nur" Musiker, oder habt ihr auch noch andere Jobs?

Wir arbeiten, oder wir studieren, weil wir von der Musik alleine bisher nicht leben können. Dafür sind wir noch nicht "groß" genug. Wir hoffen, dass wir das eines Tages mal schaffen werden. Aber es braucht Jahre, um sowas aufzubauen.

Bitte erzählt doch mal, wie ihr eure musikalische Karriere angefangen habt. Ich habe gelesen, dass ihr mit einer Coverband namens "Faust" begonnen habt....

(größeres, allgemeines Gelächter) Oh, ja!!

Welche Songs habt ihr denn so gecovert?

Oh, das waren z.B. Songs von CREED und RACE AGAINST THE MACHINE.

Es war am Anfang ziemlich lustig, wir spielten einfach so, "just for fun". Aber dann wurde es ernsthafter und wir fingen an, unserer eigene Musik zu machen.

Zwei Jahre später hatten wir dann unser Debutalbum "Beauty In Chaos" und von der Zeit an, waren wir ganz schön auf Trab. Keine Coversongs mehr, höchstens mal zum Spaß..

Erklärt doch unseren deutschen Lesern, was der Bandname MALRUN bedeutet.

Oh, das ist ein Wort, das wir selbst erfunden haben. Wir wollten etwas Spezielles, was es sonst nicht gibt. Wenn du das Wort googelst, dann sind wir die einzigen. Es ist für PR-Zwecke eine gute Identifizierung.

Wir haben das Wort "erfunden", indem wir einen Teil vom Lateinischen genommen haben "malus". Das bedeutet so viel wie bösartig, verdreht, oder dunkel. Der andere Teil ist das englischen Wort "run", das Dynamik und Bewegung ausdrückt. Man kann es quasi "dunle Bewegung" nennen.

Wir haben es selbst gemacht, sodass niemand dieses Wort hat.

Das ist gut, das stimmt. Wenn man MALRUN googelt, kommt eure Band direkt als erstes!

Manche Bands nennen sich - hm, lass mich nachdenken - also, wir haben Freunde, die nennen sich THE BURNING. Wenn du nur das Wort "Burning" eingibst, wirst du die Band niemals finden.

Auf eurer Homepage nennt ihr euch selbst "Rockband". Aber ich meine, ihr spielt mehr, als "nur" Rock. Es ist eine Mischung aus Rock und Dark/Death Metal. Könnt ihr etwas mehr über euren musikalischen Stil sagen?

Richtig, es ist eine Mischung aus Metal und Rock. Wir lieben die Melodien vom Rock, den "groove" des Rock und wir mögen außerdem diesen harten Metalkram. Das merkt man besonders am zweiten Album.

Gibt es eine Band, oder Bands, die Ideale oder Beispiele für euch darstellen und die euren Stil beeinflusst haben?

Natürlich gibt es da viele Bands. Und großartigerweise haben wir alle verschiedene, musikalische Geschmacksrichtungen.

Ulrik mag z.B. mehr den traditionellen Rock. Ich werde z. B. etwas mehr von den BEATLES beeinflusst, dann gibt es noch Popmusik und World Music.

Aber wir alle mögen auch die aggressivere Musikrichtiung, wie z.B. von AS I LAY DYING.

Außerdem hören wir uns natürlich die neuen Chartbands an, wie z.B. TESSERACT. (in welchen Charts sollen die denn sein? - PK)

Kannst du mal etwas mehr über das neue Album "The Empty Frame" erzählen? Auch über das Artwork. Es ist etwas fremdartig. Es ist gut, aber nicht gerade einfach.

Nein, das stimmt. Das ist genau der Punkt. Die Lyrics sind nicht einfach, es ist ein etwas nachdenklicher Stoff. Auch das Artwork sollte symbolisch sein und etwas davon zusammenfassen: Das Leben ist total chaotisch, deshalb sieht man auch jede Menge Chaos auf dem Album. Aber es gibt auch Gelegenheiten für einen Neubeginn. Es hängt alles davon ab, wie du wählst, dein Leben zu leben. Und wenn du das Cover genau betrachtest, wirst du einen Schatten erkennen.

Hm, den hab ich nicht gefunden...

Nein? Ich kann ihn dir zeigen (Jacob zeigt mir den Schatten auf dem Cover in der linken, unteren Ecke). Der ist da, um dem Hörer oder dem Zuschauer eine persönliche Beziehung zu geben.

Du siehst da eine Person stehen, du siehst die Beine und den Körper. Das soll bedeuten, dass du dein Leben mit all seinem Chaos, aber auch all seinen Gelegenheiten, beobachten kannst. Der "leere Rahmen" zeigt dir den Teil deines Lebens, den du noch nicht gelebt hast. Aber du kannst entscheiden, was du in den Rahmen "malen" kannst.

Ich finde es cool, ein Cover zu haben, das nicht nur eine Botschaft enthält, sondern das jeder auf seine Art interpretieren kann. Was es auch immer für dich bedeutet, was du auch immer darin siehst.

Wie komponiert ihr? Gibt es da zuerst eine Melodie, oder schreibt ihr den Text schon von Anfang an? Sitzt ihr zusammen und überlegt, oder arbeitet jeder für sich und ihr bringt später eure Ideen zusammen?


Es ist eine Mischung von allem. Üblicherweise hat Patrick ein Gitarrenriff oder einige mögliche Songideen. Wir treffen uns dann und versuchen, einen Song daraus zu entwickeln. Dann kommt die Singstimme und dann die Texte. Zuerst kommt also erstmal die Musik.
Manchmal fangen wir auch mit der Singstimme an und bauen den Rest um sie herum. Aber wir sind alle beteiligt. Wir haben einen "Energiezirkel", bei dem jeder jedem hilft, sodass wir uns gegenseitig beeinflussen. Selbst wenn Patrick das Gitarrenriff gestartet hat, dann wird er auch durch die Drums beeinflusst. Wir treiben uns gemeinsam auf eine gute Art und Weise an.

In eurem Booklet steht, dass du (Jacob) alle Texte schreibst.


Ja, ich schreibe die Texte. Aber erst, nachdem die Musik und die Melodien fertig sind.

Lebt ihr nahe zusammen in Dänemark?

Ja, wir leben alle in derselben Stadt.

Und trefft ihr euch auch außerhalb des Studios?

Ja, wir sind alle gute Freunde und hängen ziemlich oft gemeinsam rum, ohne irgendwas mit Musik zu machen (alle lachen).

Was mögt ihr lieber: In kleinen Clubs spielen mit großem Kontakt zu den Besuchern, oder auf großen Festivals?

Das hängt von der Nacht ab. Wenn du in kleinen Clubs mit den Leuten in Verbindung stehst, ist das natürlich viel Intensiver. Und du kannst dich quasi mit den Zuhörern verbinden. Aber auf einer großen Bühne zu stehen mit einer riesengroßen Menge von Zuschauern - das ist ... also, das ist einfach gwaltig! Du schaust von der Bühne herunter und siehst Hunderte von Leuten. Wie z.B. heute Abend: ein ziemlich voller Club, die Menschen stehen dicht zusammen und es ist einfach eine tolle Atmosphäre, die 300 oder 400 Leute vor dir zu sehen. Du bist ganz nah bei den Zuhörern. Natürlich ist ein Festival eine tolle Sache, aber ein Club ist viel persönlicher.

Welche Frage habt ihr noch nie gehört und worüber würdet ihr gerne mal sprechen.

Das ist eine gute Frage! (alle lachen und denken nach, aber sie finde nicht wirklich eine Antwort.

Was würdet ihr denn gerne den Lesern mal erzählen?

(es gibt nur ein  puuhhh! zu hören, aber sonst keine Antwort)

Zum Beispiel: Arbeitet ihr schon an dem nächsten Album?

Nein, im Augenblick nicht, weil unser letztes Album erst einen Monat alt ist. Aber wir setzen natürlich unsere kreative Arbeit ständig fort, z.B. mit neuen Riffs.

Aber unser Hauptprojekt ist im Moment natürlich, auf Tour zu gehen und unseren Namen außerhalb vom kleinen Dänemark bekannt zu machen. Das Land ist zu klein, um von der Musik zu leben. Unser Hauptblickpunkt liegt auf Deutschland. Natürlich gibt es auch Länder drumherum, aber Deutschland wird das Zentrum bleiben.
Unser Ding ist es jetzt, Touren zu machen und auf Festivals zu spielen. Wir spielen dieses Jahr auf dem Rock Harz Festival und wir werden eine September-, vielleicht sogar eine Novembertour spielen. Dann kommen wir nach Deutschland zurück und spielen wieder für unsere deutschen Fans.

Als Headliner? (ich kann mir die Frage nicht verkneifen)

Nein, diesmal noch nicht. Wir sind noch nicht groß genug dafür. Wenn du einen zufällig ausgewählten deutschen Typ auf der Straße fragst, ob er weiß, wer MALRUN ist, dann garantiere ich dir, dass er das verneinen wird.

Außerdem wollen wir versuchen, währends des Sommers ein Musikvideo zu drehen, dass wir dann wahrscheinlich im September zeigen können. Das wird unser erstes, professionelles Musikvideo werden!

Trotzdem solltet ihr versuchen, später in kleinen, deutschen Clubs zu spielen. Wir haben da ein paar, in die sagen wir mal 200 bis 500 Leute reinpassen. Es wäre toll, wenn ihr dann einen oder zwei Supports hättet. Ich denke, die Leute würden schon kommen.

Vielleicht mit deutschen Supportbands. Das wäre toll. Wir werden das sicher machen, wenn die Zeit dafür reif ist. Aber es wäre beschämend, eine Headlinertour zu machen, bevor wir dafür bereit sind. Dann spielst du vielleicht zwanzig Shows, für vielleicht nur jeweils fünfzig Leute. Das ist einfach zu wenig.


Welche Frage oder Fragen nerven euch am meisten?

Eigentlich Fragen, die sich auf unsere - hm - Ausbildung beziehen, auf unsere Jobs. In Dänemark werden wir bei einer Menge Interviews nach unserer Arbeit und unserer Ausbildung gefragt. Für uns ist das nicht so interessant, ob jemand studiert, oder ob er Anwalt oder Arzt ist.

Wir denken einfach, wir sollten nach unserer Musik gefragt werden. Es ist natürlich verständlich, dass die Leute solche Dinge wissen wollen. Aber wir denken, dass wir uns auf unsere Musik konzentrieren, das ist wichtiger für uns. Manchmal verstehen wir nicht, warum andere Dinge von so großer Bedeutung sind.

Schwierig ist es auch, zu beschreiben, welche musikalische Richtung wir spielen, weil es so schwierig ist, das exakt zu beschreiben. Ich denke, das ist die am schwersten zu beantwortende Frage. Wir haben sehr viele Probleme, darauf zu antworten. Es ist einerseits natürlich gut, weil es dadurch schwieriger ist, uns in irgendeine Schublade zu stecken. Das heißt auch, dass wir nicht noch eine Metalcoreband sind, weil in uns eindeutig mehr Rock steckt, als in einer Metalcoreband.

Ich glaube, es ist gut, dass es ein bisschen schwierig ist, uns einzuordnen. Dadurch können wir vielleicht aus dem Dschungel der tausenden von Bands ausbrechen, weil wir anders sind.

Aber wenn ich eine CD bespreche, muss ich schon die Richtung herausfinden. Mehr Rock, mehr Metal, oder sonst irgendetwas.

Ich würde sagen, wir sind eher Metal, als Rock.

Wir hatten die Frage ja schon einmal. Ihr habt einige Bands als Support begleitet. Nach dieser Tour - als Support für die DIE APOKALYPTISCHEN REITER - glaubt ihr, dass es möglich ist, eure eigene Headlinertour zu machen?

Ja, wenn es an der Zeit ist, werden wir das machen.

Es werden wieder Supporttouren kommen, aber nächstes Mal spielen wir dann hoffentlich schon als "Primary" Support. Diesmal waren wir die erste von drei Bands, nächstes Mal werden wir dann hoffentlich schon die zweite Band sein.

Wie lautet denn euer Plan? Mit wem geht ihr denn das nächste Mal auf Tour?

Ach, es gibt da schon so einige Ideen. Aber bevor es nicht offiziell ist, dürfen wir natürlich nichts ausplaudern. Aber es wird rechtzeitig auf Facebook und unserer Homepage bekanntgegeben.

Es gibt schon Pläne, eine neue Tour zu buchen und es gibt zwei total coole Bands, die wir gerne supporten möchten.

Wir streben eine Tour im September und eine im November an. Das ist jedenfalls der Plan.

Hier in Deutschland?

Ja.

Na, das hört sich doch gut an! Da freue ich mich schon drauf!

Tja, das war es. Danke, dass ihr alle meine Fragen beantwortet habt. Normalerweise habe ich nicht so viel Zeit, manchmal nur zehn oder fünfzehn Minuten.

Das ist gut, weil die Leser bestimmt keine zehn Seiten lesen wollen! (alle lachen).

Dann noch viel Erfolg und Spaß bei der restliche Tour und ich hoffe doch, dass wir uns im Herbst wiedersehen!

 

Redakteur:
Hannelore Hämmer

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