Interview mit Marc Rizzo von SOULFLY

15.06.2010 | 09:42

Soulfly haben mit "Omen" einen mehr als nur interessanten Weg eingeschlagen und werden immer härter, und trotzdem stieg das Album fast bis in die Top Ten der deutschen Albumcharts. Wie kann denn so etwas passieren? Wir trafen Marc Rizzo, den Gitarristen der Band und fragten nach.

Max Cavalera ist eine Institution, sein Name ewig verbunden mit der brasilianischen Metalband schlechthin, SEPULTURA. Aber Moment mal, tatsächlich ist "Omen" bereits das siebte SOULFLY-Album, mit SEPULTURA hat er nur sechs veröffentlicht. Gleichzeitig ist der Charteinstig auf Platz 12 in Deutschland der höchste der Band bislang. Ist das neue Werk tatsächlich das beste bislang? "Es ist das direkteste, härteste und konstanteste Album", bestätigt Marc, "es gibt fast keine Jams auf "Omen", alles ist kurz und auf den Punkt gespielt."

Stimmt, vierzig Minuten direkter Thrash, mit reduzierten Tribal Einflüssen, mehr denn je, obwohl Max' Name auch damit verbunden ist. "Ich habe immer die alten SEPULTURA-Sachen am meisten gemocht, mein am wenigsten geliebtes Album ist "Roots". Als ich zur Band kam, wollte ich gerne den alten brasilianischen Sound wiederbringen von den Alben vor "Chaos AD". Max hat diesen Weg ebenfalls eingeschlagen, bereits auf "3", das mein liebstes SOULFLY-Album bislang ist. Wir waren auf "Dark Ages" schon einmal an diesem Punkt, das mit 'Frontline' meinen Lieblings-Song enthält, und jetzt sind wir es wieder. Aber auf dem neuen Album sind wir konsequent, mit kurzen Songs, genau so wie wir es diesmal wollten!" bestätigt Marc, der diese Entwicklung nur zum Teil an seiner Person festmacht. Dabei hieß es doch mal, Max wollte immer wechselnde Line-Ups haben? "Nein", wehrt Marc ab, "da wurde er falsch zitiert. Er wollte Musiker, die sich entwickeln, die sich selbst  verändern. Das hat er erreicht."

Natürlich können sie live dem Fluch der Vergangenheit nicht entfliehen, und Standards wie 'Roots Bloody Roots' und 'Refuse / Resist' müssen jeden Abend gespielt werden. Ein Fluch? "Nein, live liebe ich die Songs. Aber wir mixen auch obskurere SEPULTURA-Tracks in unseren Set wie 'Propaganda', 'Mass Hypnosis, 'Inner Self', 'Territory' oder 'Beneath The Remains'." wiegelt Marc ab. Die Entwicklung ändert natürlich nicht alles. So gibt es auf jedem Album einen Song mit dem Titel 'Soulfly', der aus dem Album sticht wie ein Metaller auf dem Petersplatz. Aber SOUFLY sollten bewusst experimental sein, und so gibt es immer diesen Jam, der das Ende des Albums markiert. Es ist schade, dass diese Tracks nicht live gespielt werden, das wäre sicher spannend zu sehen, wie die Fans damit umgehen. Das ist aber auch der einzige eklatante Unterschied zum CAVALERA CONSPIRACY Album, was Marc bestätigt. "Ja, beide Alben haben ein ähnliches Gefühl, wie sollte es auch anders sein mit Max und mir in beiden Bands. Aber das nächste CAVALERA CONSPIRACY Album ist bereits aufgenommen, und es geht deutlich mehr in die Death Metal Richtung. Max und ich hörten viel CANNIBAL CORPSE und SUFFOCATION. Da gibt es nur schnelle Riffs, nichts Langsames, kaum Breakdowns. Wir sind da in einer Art Wettbewerb, das jeweils nächste Album muss das vorherige übetreffen. Die Alben werden also besser und besser." gibt Marc an.

Aber erstmal gibt es "Omen", von dem Marc 'Lethal Injection' als seinen Lieblingssong angibt, speziell wegen Gastsänger Tommy Victor von PRONG. PRONG waren mit SOULFLY auf Tour, eine Methode, durch die Max viele seiner Albumgäste rekrutiert, und Marc zeigte sich begeistert und ist es jetzt noch. Touren, touren, touren ist von je her ein Motto von SOULFLY, so sehr, dass die Band sich außerhalb der Tour und der Studiotermine überhaupt nicht sieht. "Wir leben auf Tour quasi zusammen, da braucht man auch mal Ruhe von einander," gesteht Marc. Schwierig für eine Familie, oder? "Ich habe keine Kinder, wenn du das meinst, jedenfalls keine, von denen ich weiß." lacht er.

Aber neben SOULFLY ist Marc nicht untätig, er hat drei Sololaben veröffentlicht, die ersten beiden über das legendäre Shrapnel Records Label. "Es war eine große Ehre, von Mike Varney unter Vertrag genommen zu werden. Ich bin quasi mit den Shrapnel-Sachen aufgewachsen. Mike wollte auch das neue Album herausbringen, aber in der aktuellen wirtschaftlichen Lage ist da nicht viel Geld zu machen. Das wussten wir beide, also habe ich es ohne Label veröffentlicht und in die Downloadportale eingestellt. Klar, ich hätte gerne ein Label im Rücken, aber man muss realistisch sein."

In den USA hat er dennoch schon einige Erfolge zu verzeichnen, darunter mehrere Touren mit bis zu 800 Besuchern pro Abend, auch wenn das die Ausnahme ist. Ein ganzer Abend mit metallischen Instrumentals? Das klingt auch ein wenig ermüdend. "Nein, wir spielen nicht nur instrumental. Ich singe live auch, wir spielen dann Stücke meines Death Metal-Projektes INPSYCHOBLEEDIA. Oder auch mal einen PANTERA-Song, und wenn viele SOULFLY-Fans da sind, eben einen solchen Song."

Und wie wäre es mal mit einem Abstecher nach Europa? "Das wäre phantastisch und ist eines meiner nächsten Ziele. In Amerika ist Metal ziemlich im Untergrund. In Europa nehmen die Fans das ernster und haben größeren Respekt. Ich meine, in den USA sind die Hip Hop Kerle die größten, und die spielen nicht mal ein Instrument. Ich verstehe das nicht. Außerdem sind die Fans in Europa friedlicher, in den USA gibt es immer Prügeleien. Das merken wir auch mit SOULFLY. Ich würde gerne mal mit meinem Soloprojekt nach Europa kommen." gesteht Marc ein.

Bleibt noch als letzte Frage, wer dieses Jahr Fussballweltmeister wird? "Ich bin immer für die New York Giants" antwortet Marc. Nein, Marc, nicht American Football, Fussball. "Oh, sorry, Fussball verfolge ich nicht!". Hm, und gerade begann ich dich zu mögen....

Redakteur:
Frank Jaeger

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