JAMES LABRIE im Interview

22.09.2010 | 07:43

JAMES LABRIE hat mit "Static Impulse" ein weiteres Mal unter seinem Namen ein erstklassiges Album vorgelegt. Rang 3 in einem bärenstarken Monat sprechen eine deutliche Sprache. Wir sprachen mit James über seine Band, aber natürlich auch über den Ausstieg von Mike Portnoy bei DREAM THEATER.

Die Nachricht über Platz 3 im Soundcheck vor Megasellern wie IRON MAIDEN, DISTURBED, STONE SOUR oder AVENGED SEVENFOLD ist natürlich ein gelungener Gesprächseinstieg. "Das ist natürlich sehr cool und dieses Ergebnis und auch deine Rezension zeigen, dass die Musik, die Matt (Guillory, kb. - PK) und ich geschrieben haben, genau so stark und wichtig ist, wie die von dir genannten Bands. Das ist für uns natürlich ein großartiges Kompliment.", freut sich James. Die Tatsache, dass "Static Impulse" musikalisch kaum mehr an DREAM THEATER erinnert, ist gleich das nächste Kompliment für James und Matt. "Ja, das ist vielleicht das größte Kompliment, das man uns machen kann. Für viele war "Elements Of Persuasion" so etwas wie DREAM THEATER-light und auch wenn ich schon durchaus Parallelen gesehen habe, gab es für mich immer noch mehr Unterschiede. Aber mit "Static Impulse" sind wir endgültig eine separate Einheit. Es wäre ja auch die ganze Mühe, die Matt und ich investieren, gar nicht wert, wenn wir nicht unseren eigenen Sound und Stil kreieren würden." Eine sehr gesunde Einstellung.

Es fällt insgesamt auf, dass "Static Impulse" heavier und düsterer geworden ist, was nicht nur an den Screams liegt. Wie es dazu kam, ist ganz einfach, wie James erzählt: "Matt und ich lieben einfach diese Art von Musik und bewundern die Musikalität, den Spirit und die Power, die diese Art von Musik repräsentiert. Viele realisieren einfach nicht, was für großartige Musiker in diesen härteren Metalbands spielen und was für gute Musik sie schreiben. Sie nutzen eine andere Form sich auszudrücken, aber es wird mit viel Emotion und Eiern gemacht. Der Ansatz von Matt und mir war da ganz ähnlich. Wir wollten die Heavyness und die Dynamik auf dem Album noch weiterbringen, in dem wir mehr Kontraste in den Melodien und in den Vocals einbauen. Wir fragten Jens Bogren (hat das Album gemixt & gemastered - PK), ob er nicht einen tollen Drummer empfehlen könnte. Peter Wildoers Name wurde schnell in die Runde geschmissen und da war der Weg einfach klar, da wir seine tiefen Growls von DARKANE kannten und als Bonus hatten."


Der Schein, dass "Static Impulse" mit Songs wie 'I Need You', 'Who You Think I Am', 'I Tried', 'Just Watch Me' oder 'Coming Home' ein sehr persönliches Album für James ist, trügt allerdings. "Ja, die Texte habe ich mit Matt geteilt und mit Ausnahme von 'Coming Home' sind dies tatsächlich alles seine Texte über die er am besten selbst spricht, aber ich finde sie schon sehr persönlich. Meine Texte sind eher beobachtend und werden "ich", durch den Weg wie ich meine Gefühle interpretiere oder ausdrücke, durch die verschiedenen Erfahrungen, die ich überall herbekommen kann. Ganz egal, ob es Kino, Literatur, die Medien im Allgemeinen oder auch die Interaktion mit anderen Menschen ist. Ich würde sagen, die Texte reflektieren mich in dem Maße wie ich von diesen Personen oder Erfahrungen berührt wurde.", gibt James zu Protokoll.

Es wird offensichtlich, dass hinter JAMES LABRIE eine Band steckt und man den Männern hinter James nicht gerecht wird, wenn man von einer Soloband spricht. Da drängt sich die Frage auf, warum dem Kind kein Name gegeben wird. "Der Name sollte nicht allzu wichtig sein. Ich würde der Band gerne einen tollen Namen geben, aber aus Business-Sicht ist es sinnvoller, wenn es unter meinem Namen läuft, da dieser eben schon bekannter ist. Es ist einfacher für die Leute, einen Bezug dazu aufzubauen als zu einem neuen Bandnamen, den man auch erst mal vermarkten müsste, um ihn auf das Level zu bringen, auf dem mein Name schon ist. Aber das hier ist eine Band und jeder, der das Album hört, wird realisieren, dass der Name nur eine Plattform ist. Es geht immer um die Songs und ob sie dich berühren." stellt James das Bandgefüge in das richtige Licht. Dass dieses Gefüge auch sehr wichtig für seine Arbeit mit DREAM THEATER ist, ist für James selbstverständlich: "Ja, diese Zeit ist natürlich sehr wichtig auch für DREAM THEATER. Zum einen kann ich mich hier nicht nur als Sänger, sondern auch als Songwriter und Produzent betätigen, zum anderen ist auch die Arbeit mit den anderen Jungs sehr befruchtend. All diese Erfahrungen sorgen dafür, dass ich als Musiker enorm wachse und natürlich versuche ich, dies dann auch bei DREAM THEATER einzubringen."

Ob es eine Tour geben wird, ist zu dem Zeitpunkt des Interviews noch nicht klar, aber man arbeitet daran. "Wir diskutieren gerade die Möglichkeiten mit dem Label, dem Booker und den Promotern. Wenn wir alle Details klären können, ist es ziemlich wahrscheinlich, dass es im Frühling losgeht.", macht James Hoffnung.    


Just vor diesem Interview ist die Nachricht, dass Mike Portnoy DREAM THEATER verlässt, publik geworden. Natürlich wirft dies einige Fragen auf, die James allerdings noch sehr vage beantwortet. So weicht er auf die Frage, wie sich das Bild von DREAM THEATER in der Zukunft verändern wird, etwas aus: "Natürlich war Mike ein entscheidender Teil für das Gesamtbild von DREAM THEATER. Da gibt es keinen Zweifel. Ich denke, jetzt müssen wir uns erstmal darauf fokussieren, einen neuen Drummer zu finden und weiterzumachen. Wir vier lieben Mike und wünschen ihm nur das Allerbeste, aber wir sind auch sehr aufgeregt und glauben daran, dass sich alles zusammenfügt, wenn das neue Album erstmal fertig ist." Die Stellenbeschreibung für Mikes Posten liest sich laut James folgendermaßen: "Er braucht Talent, Abwechslungsreichtum, Kreativität, Persönlichkeit und das Verlangen mit uns zu spielen." Auch die Frage nach seiner zukünftigen Rolle bei DREAM THEATER beantwortet der Sänger etwas vage: "Wir müssen erst mal sehen wie die Dinge sich entwickeln, wenn wir ins Studio gehen. Aber wenn ich einen ähnlichen Input bringen soll wie bei meiner Arbeit mit Matt dann, ja, würde sich meine Rolle sehr drastisch ändern. Aber warten wir ab." Wir warten also gespannt, was die Zukunft des DREAM THEATER-Camps für uns bereit hält.

Redakteur:
Peter Kubaschk

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