KAMELOT: Interview mit Thomas Youngblood

01.01.1970 | 01:00

Die US-Amerikaner von KAMELOT haben sich auf ihrer Europa-Tour mit AXXIS auch in die Provinz nach Ulm verirrt. Da habe ich selbstverständlich die Gelegenheit genutzt, um dem Gitarristen, Thomas Youngblood, ein paar Fragen zu stellen.

Martin:
Euer aktuelles Album, "Karma", ist ja ziemlich gut und hat auch sehr viele gute Kritiken erhalten. Wie seid ihr denn mit "Karma" und dem entsprechenden Erfolg zufrieden?

Thomas:
Vielen Dank für das Kompliment. Ich denke, wir hatten sehr hohe Erwartungen, als wir ins Studio gegangen sind. Wir haben mehr Zeit für die Produktion aufgewendet, aber auch für das Songwriting. Wir waren für die Aufnahmen dann etwa drei Monate in Deutschland. Deshalb haben wir wohl schon einiges erwartet. Als das Album dann erschienen ist, haben wir einige gute Kritiken erhalten und auch die Fans liebten die Platte. Darüber waren wir sehr glücklich. Wir haben natürlich auch versucht, das Album angemessen zu präsentieren, letztes Jahr auf den Festivals und nun auf dieser Tour. Es läuft alles sehr gut.

Martin:
Ihr habt "Karma" in Wolfsburg aufgenommen. Habt ihr eine spezielle Beziehung zu Deutschland?

Thomas:
Wir fühlen uns in Deutschland fast wie zu Hause. Aber der Hauptgrund, dass wir die Platte in Wolfsburg aufgenommen haben, liegt bei Sascha und Miro. Sie spielen für uns und unseren Sound eine sehr wichtige Rolle.

Martin:
Es gibt auf "Karma" einen für dich sehr persönlichen Song. Was war denn der Hauptgrund, "Don't You Cry" zu machen?

Thomas:
Wir haben diesen Song letztes Jahr auf der Tour geschrieben. Ich wollte schon immer einen Song über meinen Vater machen, der gestorben ist, als ich zwölf war. Aber ich wollte ihn auf die richtige Art und Weise machen. Und ich glaube, das ist ganz gut gelungen. Aber es gibt auf dem Album allgemein sehr persönliche Lyrics - nicht unbedingt für mich, aber für alle anderen Leute.

Martin:
Nun zu dieser "Elisabeth"-Trilogie: Es gibt ja inzwischen ziemlich viele Songs zu diesem Thema. Warum habt ihr nun auch noch Songs über Elisabeth Bathory gemacht? Und werdet ihr die gesamte Trilogie auch live spielen?

Thomas:
Bei unseren Headliner-Shows spielen wir die komplette Trilogie, aber als Support haben wir nicht genügend Zeit, denn sie ist ja etwa zwölf Minuten lang, und das ist ungefähr ein Viertel unseres Sets. - Wir wussten bisher gar nicht, dass andere Bands bereits Songs über Elisabeth Bathory gemacht haben. In Amerika ist diese Geschichte nicht sehr bekannt. Ich habe auch nur zufällig etwas in einer Zeitschrift über diese Geschichte gelesen. Und ich fand, dass es eine gute Idee wäre, eine Trilogie darüber zu machen.

Martin:
Die Veröffentlichung von "Karma" liegt ja nun schon eine ganze Weile zurück. Ihr habt aber letztes Jahr nur auf ein paar Festivals gespielt? Warum habt ihr denn keine größere Tour gemacht?

Thomas:
Es gab einfach keine ordentliche Möglichkeit, so dass ein vernünftiges Package zusammengekommen wäre. Und so waren die Festivals eine gute Gelegenheit, uns live zu präsentieren.

Martin:
Ich habe euch letztes Jahr in Balingen auf dem Bang Your Head-Festival gesehen. Ich denke, dass es mit Einschränkungen ein ganz ordentlicher Auftritt war. Wie denkst du über diesen Auftritt? Glaubst du, dass ihr dadurch einige neue Fans erreichen konntet?


Thomas:
Ja, ich denke schon. Nun, wir haben ja auch auf dem Wacken Open Air und auf dem Gods Of Metal in Italien gespielt. Das waren unsere ersten Festivalauftritte, und das war für uns eine ganz neue Erfahrung. Es ist halt schon etwas anderes, allein schon vom Sound her. Aber wir haben sehr viel dabei gelernt, und wir werden natürlich das nächste Mal auch einiges anders machen. Ich denke jedoch, dass die Reaktion der Fans wirklich gut war.

Martin:
Ihr seid nun schon ein paar Tage mit CYBERIA und AXXIS auf Tour. Was kannst du mir über die Atmosphäre sagen?

Thomas:
Bisher läuft es wirklich sehr gut, wir haben jeden Abend immer mindestens 500 Leute. CYBERIA ist eine ganz andere Art von Heavy Metal, weil sie ja keinen Schlagzeuger haben. Dadurch wird ein Bogen geschlagen von deren "Techno-Metal" zum Heavy Metal deutscher Prägung von AXXIS, der eher klassisch ausgerichtet ist, ziemlich geradliniger Rock´n´Roll eben. Und AXXIS sind ja auch ziemlich bekannt in Deutschland. Ich denke, dass es für die Fans ein ganz gutes Package geworden ist.

Martin:
Ihr seid mit AXXIS auf Tour, einer in Deutschland ziemlich bekannten Band. Haben sie euch gefragt, ob sie für die Deutschland-Konzerte die Headliner-Position bekommen, oder habt ihr sie ihnen angeboten?

Thomas:
Wir haben uns in Spanien getroffen, wo wir gemeinsam auf einem Festival gespielt haben. Dort haben wir mit dem Sänger gesprochen und abgemacht, dass wir ein paar gemeinsame Konzerte machen wollen. Und das war es von unserer Seite eigentlich - alles weitere lief dann über unsere Promotionfirmen.

Martin:
Im Vorfeld dieser Tour hattet ihr ja mit Casey (Schlagzeug, Anm. d. Verf.), der erst nächste Woche zu euch stoßen wird, ein paar terminliche Probleme? War es schwierig, Alex Holzwarth (RHAPSODY, Anm. d. Verf.) für die wenigen Auftritte in die Band zu integrieren?

Thomas:
Ja. Er wollte sehr viel Geld. (lacht) Nein, im Ernst, wir schauen natürlich, dass wir für solche Fälle gute Leute bekommen, die auch professionell arbeiten. Wir haben mit Alex am Telefon gesprochen, welche Songs wir spielen wollen, in welcher Zeit wir ihn gerne hätten und haben das Terminliche geregelt. Er kam dann zu einigen Proben, und es war wirklich cool.

Martin:
Ich habe heute im Noise Records-Newsletter gelesen, dass es Schwierigkeiten mit deinen Gitarren gab. Was ist da denn passiert?

Thomas:
Oh... (lacht) Meine beiden Gitarren gingen bei der Air France verloren. Ich hoffe, dass ich sie morgen wieder zurückhabe. Ich spiele jetzt halt schon über eine Woche mit einer Ersatzgitarre. Es geht zwar ganz gut, aber es ist eben nicht das Gleiche, wie wenn ich mit meiner gewohnten Gitarre spiele.

Martin:
Wie wichtig ist für euch Deutschland und die deutsche Metal-Szene?

Thomas:
Nun, es ist einer unserer wichtigsten Absatzmärkte, und wir haben hier angefangen. Wir haben 1995 bei Noise Records unterschrieben, und das erste Album "Eternity" bekam sehr gute Kritiken in den meisten Magazinen. Das war für die Band natürlich ein guter Start. Und wir nehmen hier auch unsere Platten auf, Deutschland ist für uns einfach sehr wichtig.

Martin:
Und was denkst du über die amerikanische Metal-Szene?

Thomas:
Sie wächst wieder. Es stand wirklich jahrelang sehr schlecht um sie, aber inzwischen erholt sie sich wieder. Wir waren beispielsweise im Oktober der Headliner auf einem Festival in Atlanta, Georgia, und da waren jeden Abend über 900 Leute. Das ist für US-Verhältnisse sehr gut.

Martin:
Wie wird es mit KAMELOT weitergehen? Mit welchen Erwartungen schaut ihr denn in die Zukunft?

Thomas:
Nun, zunächst machen wir jetzt diesen Support für AXXIS hier in Deutschland. Aber wir wollen natürlich auch in Deutschland als Headliner auf Tour gehen. Das ist ein erstes, kleines Ziel von uns, dass wir auch in Deutschland eine Headliner-Tour machen können, so wie im Rest von Europa. Denn sobald wir Deutschland verlassen, ist ja KAMELOT der Headliner und AXXIS der Support.

Martin:
Wie wichtig sind für dich Online-Magazine (z.B. Powermetal.de) im Vergleich zu den herkömmlichen Print-Magazinen?

Thomas:
Sie sind sehr wichtig, denn jede Heavy Metal-Band kann davon nur profitieren. Auch die bekannteren Bands, die auf diese Weise einen Eindruck von ihren Fans bekommen. Ich glaube, das ist der richtige Weg. Über das Internet können sich die Fans ja auch Sound Files anhören. Aber wenn jemand ein typischer Metal-Fan ist, dann will er sich die CD trotzdem kaufen. Er will aber sein gutes Geld nicht ausgeben, wenn nur ein Song gut und der Rest einfach scheiße ist. Wir bemühen uns deshalb, immer Sound Files anzubieten, die sich jeder anhören kann. So kann jeder entscheiden, was er tut. Aber wir sind natürlich glücklich, wenn sich jemand unsere CDs kauft. Aber es ist ja auch nicht nur die Musik, sondern auch das Booklet, die Fotos, etc.

Martin:
Das war es von meiner Seite. Wenn du noch etwas sagen möchtest, hast du jetzt Gelegenheit dazu...

Thomas:
Vielen Dank für deine Unterstützung und deine Arbeit, vor allem dafür, dass du KAMELOT unterstützt. Viel Spaß bei der Show!

Redakteur:
Martin Schaich

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