MERCENARY: Interview mit Mikkel Sandager

01.01.1970 | 01:00

Mikkel Sandager von MERCENARY ist sehr, sehr optimistisch was das neue Album "11 Dreams" anbelangt. Und eigentlich hat er auch allen Grund dazu, meinen doch nicht wenige Kritiker, dass die dänischen Power Metaller mit dieser Scheibe in ihrem Genre das Album des Jahres rausgehauen haben. Also, lassen wir dem Tatendrang dieses Mannes mal freien Lauf und ich über den Werdegang der Band und die Entstehung ihres neuen Meisterwerkes reden:


Björn:
Hallo Mikkel, wie geht es dir?

Mikkel:
Hallo! Mir geht es exzellent, vielen Dank!

Björn:
Eure neue Scheibe wird ja in ein paar Tagen auf den Markt kommen, was erwartest du von "11 Dreams"?

Mikkel:
Wir erhoffen uns sehr viel von diesem Album. Wir alle glauben, dass es ein sehr kraftvoller Release ist, und ich denke, mit einem Label wie Century Media im Rücken ist alles möglich.

Björn:
Es ist ja eure erste Scheibe für Century Media. Wir seid ihr mit diesem Label in Kontakt gekommen?

Mikkel:
Das solltest du sie vielleicht mal selber fragen, haha. Nein, Scherz beiseite, wir haben genau dasselbe gemacht, wie alle anderen Bands auch, sprich eine Menge Promos versandt und auf das Beste gehofft. Anschließend bekamen wir von drei größeren Plattenfirmen eine Antwort und Century Media bekamen schließlich den Zuschlag, weil sie das mit Abstand beste Angebot bisher gemacht haben. Es stand also außer Frage, dass wir bei ihnen unterschreiben würden.

Björn:
Andererseits haben Century Media ja auch eine Menge großer Bands unter Vertrag, wie zum Beispiel NEVERMORE, ARCH ENEMY oder INTO ETERNITY. Welche Priorität genießt da eine Band wie MERCENARY?

Mikkel:
Das kann ich nicht wirklich einschätzen. Ich denke mal, es kommt im Endeffekt darauf an, wie viele Platten wir verkaufen.

Björn:
Okay, dann kommen wir mal zu eurem neuen Album "11 Dreams". Welche Bedeutung steckt hinter dem verheißungsvollen Titel? Oder habt ihr die Platte nur so genannt, weil elf Songs enthalten sind?

Mikkel:
Hm, es steckt schon eine Bedeutung dahinter, aber du hast schon Recht. Wir haben insgesamt elf Stücke auf das Album gepackt und deswegen auch diese Zahl. Aber bereits im Vorfeld planten wir, uns in unseren Texten mit Träumen zu beschäftigen, und da wir am Ende eben elf Songs fertig hatten, war dieser Titel eine offensichtliche Wahl.
Seit wir diese ganze "11 Dreams"-Sache gestartet haben, scheint uns diese Zahl aber auch überall hin zu verfolgen. Als wir zum Beispiel zum ProgPower in den USA flogen, stiegen wir über Gate 11 ins Flugzeug. Gut, vielleicht ist das ja auch, weil wir unsere Augen jetzt immer auf diese Zahl richten, aber seltsam ist es schon. Vielleicht weißt du ja, warum das so ist?

Björn:
Puh, sorry, da kann ich dir auch nicht weiterhelfen. Hört sich aber schon komisch an. Du sagst, dass die Platte von Träumen handelt, ist es denn ein ganzes Konzept?

Mikkel:
Nein, nicht in jeglicher Hinsicht. Die meisten Stücke haben sich um dieses Traum-Thema entwickelt, aber es gibt keine Storyline oder dergleichen. Deswegen muss ich diese Frage ganz klar mit "nein" beantworten, hehe.

Björn:
In eurer Musik kommen die verschiedensten Sounds zum Vorschein. Da hört man melodischen Death Metal, etwas Power Metal, und manchmal auch ein bisschen Thrash Metal. Aber was spielen Mercenary jetzt deiner Meinung nach für Musik? Wie würdest du euren Sound charakterisieren?

Mikkel:
Ich weiß nicht, ob ich das tun sollte. Die Leute haben ja tendenziell immer einen Hang dazu, Dinge mit irgendwelchen Stempeln zu versehen, aber ich weiß gar nicht, warum überhaupt. Ja, wir haben einige Death-Metal-Elemente und diverse Prog-Elemente und auch etwas Power Metal. Aber lass es doch damit genug sein, okay?

Björn:
Einverstanden. Aber trotzdem glaube ich einige Einflüsse in eurer Musik herauszuhören; einerseits zu Bands wie NEVERMORE, TAD MOROSE und ANGEL DUST, andererseits aber auch zu SOILWORK und DEVIN TOWNSEND. Haben diese Bands denn keinen Einfluss auf das Songwriting für "11 Dreams" gehabt?

Mikkel:
Nein, ich denke nicht. Es sind zwar alles Bands, die wir privat auch sehr gerne hören, weswegen die Tatsache, dass du hier und da Parallelen siehst, auch verständlich ist. Aber wir hatten so etwas nicht im Hinterkopf, als wir die neuen Songs schrieben.

Björn:
Die Presse hat euch auf eurem letzten Album fast immer nur mit NEVERMORE verglichen, doch wenn ich euer aktuelles Machwerk mit NEVERMORE vergleiche, dann wird dieser Vergleich alleine dem Sound nicht mehr gerecht. Gut, ich sehe, du magst die Vergleiche nicht, aber vielleicht kannst du mir ja trotzdem mal erzählen, was sich musikalisch seit "Everblack" geändert hat, so dass diese Vergleiche heute nicht mehr zutreffen.

Mikkel:
Ehrlich gesagt finde ich gar nicht, dass unsere letzte Scheibe nach NEVERMORE klang. Ich habe auch nie so ganz verstanden, warum wir mit dieser Band immer wieder verglichen wurden. Aber es hat sich in der Tat einiges geändert seit "Everblack". Wir haben zwei neue Mitglieder, Mike und Martin, und der Fakt, dass die Songs sowohl von mir als auch von meinem Bruder im Geiste geschrieben wurden, hat der Band ganz neue Möglichkeiten eröffnet, die in diesem vielseitigen Material resultiert.

Björn:
Du streitest alle Vergleiche ab, deshalb frage ich jetzt mal anders: Wer genau hat MERCENARY denn überhaupt beeinflusst?

Mikkel:
Nun, das ist ja gerade der Punkt bei MERCENARY. Es gibt wirklich niemanden, den du als direkten Einfluss nennen kannst. Ich liebe Bands wie FATES WARNING, IRON MAIDEN und NEVERMORE, während Jakob viel mehr auf solche Sachen wie IN FLAMES steht. Wir alle haben einen unterschiedlichen musikalischen Background und verschiedenste Einflüsse, welche die Musik in diese verschiedenartigen Richtungen führt. Deshalb ist die Musik auf "11 Dreams" meiner Meinung nach auch so vielseitig.
Es ist doch auch das Beste, was man beim Schreiben von Musik machen kann, nämlich überhaupt keine andere Band im Hinterkopf zu haben. Man muss einfach nur sein eigenes Ding machen.

Björn:
Was ich auf "11 Dreams" sehr mag, ist die Verwendung des Keyboards. Es gibt zwar haufenweise Keyboards zu hören, aber man bekommt nie den Eindruck, dass es zu viel wird. Wie habt ihr diese Balance hinbekommen?

Mikkel:
Diese Frage solltest du meinem Bruder Morten stellen, aber ich denke, das ist so, weil er ein sehr begnadeter Musiker und Keyboardspieler ist. Er hatte schon immer ein großartiges Gespür für Melodien und Harmonien, und daher ist er auch die perfekte Besetzung für diesen Posten bei MERCENARY.

Björn:
Habt ihr denn damals auch schon Keyboards verwendet, als ihr Mitte der Neunziger gestartet seid? Ich habe gelesen, ihr seid damals als lupenreine Thrash-Band gestartet.

Mikkel:
Nein, Mitte der Neunziger gab es bei MERCENARY noch keine Keyboards.

Björn:
Was ist denn überhaupt damals so alles passiert? Ich kenne den Namen MERCENARY nämlich erst seit euren letzten beiden Veröffentlichungen.

Mikkel:
Kral hat die Band Anfang der Neunziger gegründet, doch da war der Stil noch total anders als heute. Wir spielten eine Art melodischen Death Metal, jedoch im gemäßigtem Tempo. Später entwickelte sich die Band immer weiter Richtung thrashiger Sounds, die schließlich in unserem Debüt "First Breath" im Jahre 1998 mündeten. Kurze Zeit vorher, genau gesagt 1996, ist Jakob in die Band eingestiegen, doch bis wir schließlich zu einem Sextett heranwuchsen dauerte es doch bis zu den Aufnahmen unseres zweiten Albums "Everblack", denn kurz vorher stiegen Morten und ich selber in die Band ein. Dies war der definitive Wendepunkt in unserer Karriere, der dazu führte, dass wir unseren Sound zu diesem Hybrid Metal von heute änderten.

Björn:
Als ihr "Everblack" seinerzeit herausbrachtet, bekamt ihr sehr gute Kritiken, doch zum Durchbruch hat es damals noch nicht gereicht. Warum eigentlich?

Mikkel:
Das ist eine gute Frage. Ich weiß es echt nicht. Obwohl die Scheibe sehr gute Reviews erntete, gehört sie doch einem sehr spezifischen Genre an, welches wiederum nur von einer auserlesenen Menge gehört unterstützt wird. Vielleicht war die Zielgruppe für "Everblack" einfach noch nicht groß genug, oder aber die Platte erreichte mit der geleisteten Promotion nicht genügend Leute. Schwer zu sagen, aber die neue wird es schon machen, oder?

Björn:
Ich will es für euch hoffen. Aber noch mal kurz zurück zu der Zeit, als "Everblack" veröffentlicht wurde. Ihr wart damals bei Hammerheart Records unter Vertrag. Glaubst du, dass ihre mangelnde Unterstützung dafür verantwortlich war, dass ihr nicht die verdiente Aufmerksamkeit erfahren habt und der Name MERCENARY bis auf weiteres nur ein Insider-Tipp war?

Mikkel:
Ich davon überzeugt, dass Hammerheart alles in ihrer Macht Stehende versucht haben, um diese Platte zu pushen, aber manchmal liegt es eben nicht am Label. Das ist auch diese verdammte Geschichte im Heavy-Metal-Zirkus; immer wird das Label bei Misserfolgen verantwortlich gemacht. Dabei sind es die Leute selbst, die es verbockt haben. Es kommt eben nicht nur auf T-Shirts, Merchandise oder so einen Kram an, sondern auf die Musik. Alleine das ist es, was zählt.

Björn:
Hm, deutliche Worte. Aber ihr scheint nun bereit für den Durchbruch, wie ich sehe.

Mikkel:
Oh, du kannst gar nicht glauben, wie bereit wir sind ...

Björn:
Dann lass uns noch einmal zum Album selber zurückkehren. Ihr habt ein außergewöhnlich geiles Coverartwork verwendet. Was soll das Titelbild von "11 Dreams" ausdrücken?

Mikkel:
Dieses Cover ist wohl das coolste, das ich je gesehen habe. Es ist so atmosphärisch und verträumt. Sundin hat mal wieder ein meisterhaften Job gemacht. Wir hatten sehr viele verschiedene Ideen für dieses Artwork und Sundin hat wirklich lange und hart gearbeitet, um uns zufrieden zu stellen. Wir wollten, dass das Cover aussagt, wie die Musik klingt. Sozusagen ein Spiegel der Musik, und ich denke, in dieser Hinsicht haben sowohl wir als auch Sundin erfolgreich abgeschnitten.

Björn:
Was wird jetzt weiter passieren? Jetzt, wo das Album auf den Markt kommt und fast ausschließlich exzellente Reaktionen bekommt, müsst ihr doch sicherlich einige Erwarungen haben, oder?

Mikkel:
Kannst du mir nicht verraten, was passieren wird? Nein, war nur Spaß. Hoffentlich werden wir die Möglichkeit bekommen, um einiges mehr zu touren. Diese Band lebt dafür live zu spielen, und unsere Musik sollte auch eigentlich nur auf diesem Wege wahrgenommen werden. Das ultimative Ziel wäre es natürlich, eine größere Band auf einer gesamten Tour zu supporten.

Björn:
Inwiefern hilft euch da das Internet weiter? Wir machen dieses Interview ja auch für ein Webzine, deshalb würde mich deine Meinung zum Internet in Verbindung mit Musik interessieren.

Mikkel:
In Sachen Promotion und Underground-Kunst im Allgemeinen ist das Internet ein hervorragendes Medium. Wenn es jedoch um illegale Downloads geht, dann kann ich die Leute nicht verstehen, die sich selber betrügen. Das verletzt nicht nur die Musikindustrie, sondern als Folgeerscheinung auch die Musiker und schließlich die Fans selber. Aber ich denke, es ist nur eine Frage der Zeit, dass sie das realisieren, spätestens wenn sich ihre Lieblingsgruppen wegen solcher Geschichten nicht mehr auf Tour begeben können oder sich sogar ganz auflösen.

Björn:
Wie präsentiert ihr eure Band denn im Internet? Und worauf legt ihr dabei besonderen Wert?

Mikkel:
Ich glaube, dass die graphische Darstellung einer Website sehr wichtig ist. Doch jetzt, wo ich das sage, fällt mir ein, dass es fast noch wichtiger ist, dass man sich auf einer Seite auch schnell bewegen kann. Deswegen brauchen wir auch keine Flash-Spielereien oder dergleichen – es dauert einfach viel zu lange!

Björn:
Dann lass uns als letztes mal über eure Live-Auftritte reden. Ihr habt ja gerade erst auf dem Summer Breeze als Ersatz für TOTENMOND gespielt. Welche Erfahrungen habt ihr dort machen können?

MikkeL:
Oh mein Gott, war das ein geiler Trip! Das war einfach das Coolste, was uns je passiert ist und gleichzeitig eine großartige Gelegenheit, unser neues Album zu promoten. Es waren auch eine Menge Leute dort. Hinzu kommt, dass wir unsere Freunde von PRIMORDIAL und EVERGREY wieder getroffen haben. We had a blast! Es war auch das erste Mal, dass wir in Deutschland gespielt haben, und wir waren verdammt stolz, dass wir auf diesem Festival spielen durften. Es waren zwar etliche Kilometer hin und wieder zurück, aber es war den ganzen Stress auf jeden Fall wert.

Björn:
Das kam doch sicherlich total überraschend, dass ihr dort spielen durftet. Wann wusstet ihr von eurem Glück?

Mikkel:
Hehe, wir wussten am Dienstag, dass wir Freitag spielen würden. Die berüchtigte elfte Stunde, nicht wahr?

Björn:
Wow, nicht schlecht. Wenn das jetzt euer erstes Deutschland-Konzert war, wie ist es denn da generell um eure Live-Erfahrungen bestellt?

Mikkel:
Wir haben einige Mini-Touren in Dänemark gespielt und außerdem mit PRIMORDIAL und CALLENISH CIRCLE vor zwei Jahren in Holland getourt. Dann spielten wir noch in Schweden und Norwegen und zu guter Letzt noch auf dem Prog Power USA 4 im Jahre 2003. Ach ja, das Inferno-Festival in Oslo und das Elements Of Metal in Norwegen gehören auch noch zu der Liste.

Björn:
Spielt ihr denn auch noch einige ganz alte Songs oder konzentriert ihr euch bei den Shows ausschließlich auf neues Material?

Mikkel:
Wir spielen ausnahmslos Songs unserer letzten beiden Alben "Everblack" und "11 Dreams". Der Hauptgrund dafür, dass wir live spielen, ist die Promotion unseres jeweils aktuellen Albums, weswegen wir bei zukünftigen Konzerten auch vornehmlich Sachen von "11 Dreams" spielen werden.

Björn:
Werdet ihr denn mit "11 Dreams" auf Tour gehen?

Mikkel:
Das ist jetzt noch zu früh, um etwas Festes zu sagen. Wir planen zwar momentan einige Shows, aber noch keine große Tour. Sorry!

Björn:
Trotzdem hoffe ich jetzt mal, euch bald hier auf Tour zu sehen, denn meiner Meinung nach ist die neue Scheibe ein absoluter Killer!

Mikkel:
Mach dir deswegen mal keine Sorgen, mein Freund! Du wirst noch eine Menge von "11 Dreams" live hören. Momentan sind folgende Songs in unserem Live-Set - sofern wir hierfür die benötigte Spielzeit bekommen - enthalten: `11 Dreams´, `World Hate Center´, `Fire Soul´, `Sharpen The Edges´, `Redestruckdead´, `Times Without Changes´. Doch diese Liste wird sich wohl noch einige Male ändern.

Björn:
Okay, dann lasse ich mich jetzt mal überraschen, bedanke mich für dieses Interview und verbleibe mit dem Wunsch, euch schon bald mal hier irgendwo live sehen zu dürfen.

Mikkel:
Danke, ich fand deine Fragen übrigens sehr gut. Vielen Dank, du hast einen großartigen Job gemacht und wir werden uns sicherlich irgendwo auf Tour wiedersehen. Don't be a stranger!

Redakteur:
Björn Backes

Login

Neu registrieren