MOTHER MISERY: Interview mit John Hermansen

29.01.2006 | 12:23

Powervoller High-Energy-Rock im Stile von MONSTER MAGNET - wem dies zusagt, der sollte sich mal schleunigst auf die Suche nach der neuen EP von MOTHER MISERY machen. Diese Schweden haben nicht nur das Potenzial von Dave "Space Lord" Wyndorf und seiner megacoolen Truppe, sondern auch das entsprechende Songmaterial, um die Bühnen zum Wackeln zu bringen. Leider beschränkt sich ihr aktueller Release "For The Crows" aber nur auf vier Songs und kommt daher lediglich als EP auf den Markt. John Hermansen, der Kopf der Mothers, erklärte, warum es zu mehr noch nicht gereicht hat, und warum sich die Band zu Recht große Hoffnungen auf eine rosige Zukunft machen darf.


Björn:
Na, soweit alles klar?

John:
Ja, alles bestens, wir können es jetzt schon gar nicht mehr abwarten, endlich wieder auf Tour zu gehen.

Björn:
Na dann. Aber ihr habt ja auch allen Grund zur Euphorie, schließlich ist eure neue EP ja eine echte Perle. Ich bin wahrscheinlich nicht der erste, der euch das sagt, oder?

John:
Vielen Dank! Und ja, um ehrlich zu sein, du bist tatsächlich nicht der erste. Wir haben innerhalb kürzester Zeit großartige Kritiken bekommen, was uns natürlich hoffen lässt.

Björn:
Dabei hätten manche Fans schon durch die Beschreibung eures Labels fehlgeleitet werden können. Dort wurdet ihr als Mischung aus SOUNDGARDEN und MASTERS OF REALITY beschrieben, und meiner Meinung nach trifft das euren Sound jetzt nicht so wirklich. Was hältst du von diesem Vergleich?

John:
Ich stimme dir zu. Obwohl SOUNDGARDEN uns sehr inspiriert haben und sicherlich auch als Einfluss gelten, kommen wir ihnen in musikalischer Sicht gar nicht so nahe. Und hinsichtlich MASTERS OF REALITY muss ich traurigerweise gestehen, dass ich noch nie einen Ton von ihnen zu hören bekommen habe, auch wenn mir der Name ein Begriff ist...

Björn:
Die goldenen Zeiten dieser Bands gehören der Vergangenheit an. Waren MOTHER MISERY denn während dieser Ära schon als Band aktiv?

John:
Ja, wir haben 1998 zusammengefunden und seitdem auch die Magie von SOUNDGARDEN aufgesogen. Sie gehörten zu meinen drei Lieblingsbands.

Björn:
Wie seid ihr denn zu diesem Bandnamen gekommen?

John:
Nun, zu der Zeit als der Release unseres Debütalbums "Grandiosity" anstand, haben wir den Namen von NOSEDIVE in MOTHER MISERY abgeändert. Eigentlich hatten wir den Namen auch nie gemocht, weil er nicht so richtig zu uns passen wollte. In einer speziellen Nacht haben Thomas und ich uns daher mal an die Bücher gesetzt, um einen coolen und vor allem besser passenden Namen zu finden. Irgendwann dachte ich mir dann, dass wir die beiden Songtitel 'Mother' und 'Misery' miteinander verbinden könnten. 'Mother' stammt noch von unserem ersten Demo, und 'Misery' wurde auf "Grandiosity" in 'My Enemy' umbenannt. Die anderen waren von der Idee begeistert, und seitdem heißen wir offiziell MOTHER MISERY.

Björn:
Man hat euch ja möglicherweise in diese Seattle/Wüsten-Schublade gesteckt, weil ihr dicke Grooves mit emotionalen Arrangements verknüpft. Was meinst du denn, wie die Leute dreinschauen würden, wenn sie tatsächlich eine Depri-Kapelle erwarten und dann von den Riffs ordentlich eins vor den Latz geknallt bekommen?

John:
Haha, sie würden bestimmt ziemlich irritiert sein. Das ist die Musik, die wir mögen, und darin steckt auch all unser Herzblut. Andererseits war unser Debüt "Grandiosity" tatsächlich noch mit vielen Grunge-Elementen versehen, und wir hatten auch mehr oder weniger diesen typischen Stoner-Sound, ich kann die Vergleiche also in gewisser Hinsicht verstehen. Natürlich möchten wir die Leute, die mit anderen Erwartungen an unsere Musik gehen, nicht enttäuschen, doch wir müssen natürlich unseren eigenen Weg gehen, und wenn wir mal die Reaktionen auf den aktuellen Release betrachten, haben wir anscheinend auch alles richtig gemacht.

Björn:
Ja, das denke ich auch. Meiner Meinung nach sollten euch vor allem Fans von MONSTER MAGNET mögen. Dies war die erste Band, die mir in den Sinn kam, als ich den dreckigen Sound von "For The Crows" wahrnahm.

John:
Ja, auch sie gehören zu meinen Top-3-Bands, und daher ist auch sicherlich eine Menge von ihnen in unseren Sound übergegangen. Ich denke aber auch, dass es für einen Newcomer unheimlich schwer ist, solchen Vergleichen zu entgehen, immerhin bieten wir auf dieser EP ja auch nichts Revolutionäres oder Neues. Wir schreiben lediglich die Musik, die sich für uns gut anfühlt, und bei der wir denken, dass sie die Leute berühren könnte.

Björn:
Genügend Leute könntet ihr sicherlich auf der bald anstehenden Europatour von MONSTER MAGNET berühren. Wäre das keine prima Sache für euch?

John:
Ja, das wäre natürlich ziemlich geil! Und dazu noch ein Bier mit Dave... wow! Ich werde sie mir auf jeden Fall im März hier in Göteborg anschauen.

Björn:
Gut, dann wollen wir jetzt mal weg von allen Vergleichen und Einflüssen kommen und uns der neuen Scheibe widmen. Ihr arbeitet sehr viel mit dicken Grooves, sie scheinen die Basis für den Klang dieser EP zu sein. Wie siehst du das?

John:
Ein cooler Groove kann in einem Song alles sein, und wir lieben diese heavy Grooves. Dies ist aber nur eine wichtige Komponente auf "For The Crows". Was wir nämlich in erster Linie erreichen wollen, ist eine gute Melodie, die sich sofort einprägt. Aber klar, mit einem Killer-Groove im Hintergrund kommt das Ganze noch viel cooler!

Björn:
Ja, und bei euch ist es tatsächlich so, dass ihr trotz der vielen Melodien und der großartigen Hooklines niemals kitschig klingt. Wie lautet das Geheimrezept hierzu?

John:
Wir kämpfen im Proberaum um unser Leben, haha! Nein, wir wollen natürlich auch nicht cheesy klingen, und daher suchen wir nach einer ausgewogenen Balance, bei der wir die jeweiligen Grenzen nicht überschreiten dürfen.

Björn:
Und was glaubst du, sind eure Songs in diesem Sinne auch für's Radio geeignet?

John:
Ja, natürlich! Ich denke, dass wir unsere bislang beste Arbeit abgeliefert haben, und daran knüpfen wir folgerichtig auch große Hoffnungen. Ich bin davon überzeugt, dass wir mit den neuen Leuten in der Band bei MOTHER MISERY ein viel höheres Level erreicht haben.

Björn:
Habt ihr denn schon einmal Radio-Airplay bekommen?

John:
"For The Crows" ist noch nicht so lange auf dem Markt, aber wir haben trotzdem schon ein paar Rotationen im schwedischen Radio erfahren.

Björn:
Dann mal was ganz anderes: Obwohl ihr bereits einen Plattenvertrag in der Tasche habt, ist eure aktuelle Veröffentlichung lediglich eine EP, jedoch kein vollständiges Album. Es ist ja allgemein bekannt, dass sich EPs wesentlich schlechter verkaufen. War es da nicht ein ziemlich hohes Risiko, trotzdem nur diese vier Songs herauszubringen?

John:
Ja, es ist auf jeden Fall ein großes Risiko, das ist es aber immer, und dieses Mal hatten wir einfach das Bedürfnis, schnell neuen Stoff nachzuschieben, damit wir nicht allzu lange von der Bildfläche verschwinden. Wir haben die ganze Arbeit für "Grandiosity" in Eigenregie durchgeführt, lediglich der Vertrieb wurde von Daredevil Records übernommen. Und daran hat sich bei der EP auch nichts geändert. Wir würden liebend gerne eine komplette CD veröffentlichen, aber dafür fehlen uns die erforderlichen finanziellen Mittel. Deshalb hoffen wir auch, dass "For The Crows" entsprechend einschlagen wird und für uns etwas bewegen kann.

Björn:
Das wäre euch auf jeden Fall zu gönnen. Wie lange seid ihr denn bereit, auf diesen Tag zu warten.

John:
Schwierige Frage; natürlich hoffen wir, dass sich bald etwas tut, und ich bin auch optimistisch, dass der Tag ständig näher rückt.

Björn:
Ich dachte eigentlich, dass ihr bei Daredevil Records regulär unter Vertrag ständet, aber dem ist ja anscheinend nicht so. Das Label ist ja noch recht frisch in der Szene, vielleicht kannst du mir ja mal kurz ein paar Infos zu der Firma geben.

John:
Das ist richtig, wir haben keinen Vertrag bei ihnen unterzeichnet, aber vielleicht kommt das alles noch. Daredevil Records ist ein großartiges Label mit guten Bands und echt netten Leuten. Wir hatten das Glück und bekamen die Gelegenheit, einen Song zum "Burn The Streets #4"-Sampler beizusteuern. Dort waren auch bekanntere Bands vertreten, und dies hat uns schließlich auch bei den Tourplanungen und Plattenverkäufen vorangebracht. Daredevil Records sind auf jeden Fall eine seriöse Firma und haben in dieser Form sicher auch eine rosige Zukunft.

Björn:
Welche anderen Bands auf diesem Label kannst du denn ruhigen Gewissens weiterempfehlen? Und wer empfiehlt sich für eine gemeinsame Tour?

John:
Wir waren vor kurzem schon einmal mit USTER 69 auf Tour, eine großartige Band, die auch dieses Mal wieder mit uns und dem STONEWALL NOISE ORCHESTRA unterwegs sein wird.

Björn:
Welche Pläne verfolgt ihr bei MOTHER MISERY jetzt in den nächsten 1-2 Jahren?

John:
Wir sind bereit, uns unsere Ärsche abzuarbeiten, um endlich ein ganzes Album einzuspielen und auch einen Deal einzufahren. Und natürlich wollen wir so oft wie möglich live auftreten!

Björn:
Und welche Ziele verfolgt ihr mit dieser EP?

John:
Wir erhoffen uns neue Freunde, neue Fans und offene Türen für den nächsten Schritt in unserer Karriere!

Björn:
Jetzt machen wir dieses Interview für ein Metal-Magazin. Vielleicht kannst du diesem Publikum ja auch mal verraten, warum es den heavy Rock von MOTHER MISERY mal antesten sollte.

John:
Weil ich denke, dass ihr unsere Musik lieben werdet, haha!

Björn:
Und was möchtest du ihnen sonst noch mitteilen?

John:
Bleibt bei euren Leisten als wahre Powermetal-Leser und echte Rocker!

Redakteur:
Björn Backes

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