NORTHER: Interview mit Jukka Koskinen

27.04.2008 | 15:04

HIM, FINNTROLL, NIGHTWISH mit oder ohne Tarja Turunen – die Liste erfolgreicher Rock- und Metalacts aus Finnland lässt sich beliebig fortführen. Als Musiker aus dem hohen Norden Europas zu stammen, scheint schon fast ein Erfolgsgarant zu sein. Nun wollen die Melo-Deather NORTHER mit ihrem fünften, schlicht "N" betitelten Studioalbum durchstarten. Doch wer Erfolg sät, kann auch Argwohn ernten. Vergleiche mit anderen finnischen Bands kommen fast von selbst, vor allem, wenn sich die Band einen Teil der Belegschaft mit ENSIFERUM und WINTERSUN teilt. Und manchmal könnte man fast meinen: Was bei den schwedischen und norwegischen Nachbarn abgefeiert wird, wird bei finnischen Newcomern eher belächelt. Das kann vielleicht daran liegen, dass sich Finnland geographisch und historisch schon immer von Skandinavien abgegrenzt hat. Aber NORTHER-Bassist Jukka Koskinen, gerade aus dem schwedischen Göteborg heimgekehrt, hat noch schlagfertigere Argumente.

Carsten:
Ihr kommt gerade von einer Tour mit TURISAS. Wie war's?

Jukka:
Die Tour war absolut phantastisch! Erst zwei Wochen in Großbritannien, dann zwei in Mitteleuropa. Die Reaktionen waren überall exzellent, einfach die beste Tour, die wir bisher hatten.

Carsten:
Und wie waren bisher die Reaktionen auf euer neues Album?

Jukka:
Die Leute scheinen die Songs echt so zu mögen, wie wir selbst. Das neue Album ist wie eine Neugeburt von NORTHER. Natürlich ist "N" das Album, das am ehesten weltweit zu haben ist, also sind die Reaktionen natürlich auch besser.

Carsten:
Wie schwer ist es eigentlich für euch, beim Komponieren eines neuen Albums Einflüsse von anderen Bands rauszuhalten? Euer Frontman Petri Lindroos spielt schließlich auch bei ENSIFERUM, du selbst bist ebenso Bassist bei WINTERSUN. Oder achtet ihr auf so etwas gar nicht?

Jukka:
Darauf achten wir wirklich gar nicht. Ich denke, die Bands sind so weit von einander entfernt, dass man natürlicher Weise keinen Song für die falsche Band komponiert. Zumindest arbeite ich nicht so, hehe.

Carsten:
Nicht wenige vergleichen eure Musik gerne mit der von CHILDREN OF BODOM. Und speziell euer neuer Song 'Frozen Angel' klingt durch seine Keyboards wirklich nicht weit entfernt von euren finnischen Landsmännern. Wart ihr euch dessen bewusst? Speziell mit eurem Produzenten Anssi Kippo, der auch COB produziert hat?

Jukka:
Nun, Anssi hat eine Menge Bands produziert, da ist BODOM nur eine von. Wir hatten also keine Angst, dass er mit seinen früheren Banderfahrungen Einfluss auf uns nehmen würde. Jeder hat seinen eigenen Geschmack, aber wir selbst haben nie eine große Ähnlichkeit zwischen NORTHER und BODOM gesehen. Vielleicht haben wir in unseren Anfangstagen die Instrumente ähnlich gespielt, aber wir haben nie sehr ähnlich geklungen. Und zu 'Frozen Angel' muss ich sagen, dass doch Millionen Bands Keyboards benutzen.

Carsten:
Ist es heutzutage für eine junge finnische Band denn überhaupt noch möglich, nicht mit CHILDREN OF BODOM, ENSIFERUM oder WINTERSUN verglichen zu werden?

Jukka:
Ich denke nein, wenn ich mir deine vorigen Fragen so ansehe, harharhar!

Carsten:
Jetzt hast du mich erwischt, hehe. Aber nebenbei, wie sieht's denn auf der freundschaftlichen Ebene zwischen euch und den angesprochenen Bands aus?

Jukka:
Zwischen den Bands läuft es echt gut. Wir sind alle seit langer Zeit befreundet, es ist auf gewisse Weise wie eine größere Familie.

Carsten:
Vielleicht kennst du das Sprichwort über die norwegische Black-Metal-Szene: Sie besteht nur aus 25 Musikern, die aber in 100 verschiedenen Bands spielen. Könnte man das auch auf die finnische Musik-Szene übertragen?

Jukka:
Ich weiß, was du meinst. Und vielleicht läuft es in Finnland tatsächlich ähnlich ab. Zumindest ist es so bei ein paar Bands. Allgemein gibt es viele talentierte Bands in ganz Finnland. Und Musiker, die sich nur einer Band widmen.

Carsten:
Lass uns mal über euer neues 'We Rock'-Video sprechen. Scheint ja, als würdet ihr euch gern mit sexy Mädels schmücken.

Jukka:
Ja, diesmal wollten wir mal etwas anderes, etwas aufgemotzter, als das typische Heavy-Metal-Video. Ich denke, unser neues Video liefert etwas mehr zum Anschauen, wenn schon nicht die Band, hehe.

Carsten:
Nebenbei, wie viele nette Mädel tauchen denn so bei euren Gigs auf?

Jukka:
Da kommen sehr viele, schließlich sind wir sehr hübsche Punks aus Finnland, hehe. Oh sorry, zurück zur Realität: Ich denke, das Publikum besteht je zur Hälfte aus Jungs und Mädeln.

Carsten:
Ich hoffe, du springst mir nicht an die Gurgel, wenn ich dich mit einem weiteren Sprichwort konfrontiere: Einige Leute meinen, finnische Bands würden einfach nur hübsch aussehen und Keyboards benutzen, um Mädels anzuziehen. Kannst du das irgendwie nachvollziehen?

Jukka:
Ja, natürlich. Nur darum geht's doch. Ich wollte das gerade schon bei deiner vorigen Frage ausführen: Gewiss brauchen wir Keyboards, um mehr weibliche Fans zu bekommen, denn männliche mögen wir überhaupt nicht, harhar! Aber im Ernst: Nein! NORTHER war schon immer eine atmosphärische Band und die Keyboards sind ein grundlegendes Element in unserer Entwicklung.

Carsten:
Okay, dann hoffe ich, ihr hattet auf eurer Tour auch in Deutschland Spaß. Wie haben euch denn unsere Mädels gefallen?

Jukka:
Warum fragst du nicht nach den Jungs? Harharhar!

Redakteur:
Carsten Praeg

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