ORPHANED LAND: Interview mit Kobi Farhi

01.01.1970 | 01:00

Mit "Mabool" ( Review ) haben die Israelis von ORPHANED LAND ein unglaubliches Album herausgebracht. Es besticht durch einen in solcher Intensität nur selten gebotenen Facettenreichtum und eine Stilvielfalt, die ebenfalls ihresgleichen sucht. Neben sämtlichen Spielarten des Metal verleiht vor allem der allgegenwärtige orientalische Einfluss dem Album einen ganz speziellen Charakter. Für mich ist "Mabool" das Faszinierendste, was ich seit Langem gehört habe.
Sänger Kobi Farhi klingelte bei mir durch und hatte sehr viele interessante Dinge zu erzählen. Dabei ging es nicht nur um Musik, sondern auch um Probleme und Hoffnungen in seiner Heimat.


Stephan:
Kannst du mit deinen eigenen Worten beschreiben, was den Hörer auf "Mabool" erwartet?

Kobi Farhi:
Das Album soll den Hörer mit auf eine Reise nehmen. Es ist ein Konzeptalbum über die Sintflut, aber gleichzeitig reflektiert es auch, was momentan in der Welt und besonders im Mittleren Osten vor sich geht. Ich denke, dass der Hörer viel mitnehmen kann. Zum einen auf musikalischer Ebene durch die Mixtur von all den verschiedenen Instrumenten und Stilen, die wir verwenden.
Aber der Hörer soll auch sehen, was passiert, wenn man viele Elemente zusammenbringt, die eigentlich im Konflikt zueinander stehen. Wenn man es schafft, sie in Harmonie zu bringen, dann bekommt man ein sehr reichhaltiges und farbenfrohes Ergebnis. Wir wollen, dass der Hörer das auf sein eigenes Leben überträgt, dass er seine inneren Konflikte in Harmonie bringt und dadurch ein viel besseres Leben erlangt. Es ist eine Botschaft für die Menschen im Mittleren Osten und für alle, die Feinde haben.

Stephan:
Das Album wird noch eine zweite CD beinhalten, die "The Calm Before The Flood" heißt. Was kannst du mir darüber erzählen?

Kobi:
Das letzte Album vor "Mabool" haben wir 1996 herausgebracht. Es war also viele Jahre lang sehr ruhig um ORPHANED LAND gewesen. Wir hatten ein paar persönliche Probleme in der Band, die eine Weiterentwicklung verhinderten. Wir haben 1997 bei Century Media einen Vertrag unterschrieben und wir entschieden uns diese Jahre der Stille als "The Calm Before The Flood" zu bezeichnen. 2001 waren wir uns dann endlich im Klaren darüber, wie es weitergehen sollte und wie wir die Band wieder zum Leben erwecken wollten.
Wir begannen das über die Jahre hinweg gesammelte Material zu sichten, aber wir hatten das Gefühl, das irgendetwas fehlt. Also haben wir beschlossen ein paar Shows zu spielen um unsere Verbindung zu den Fans zu dokumentieren und neu aufleben zu lassen. Wir brauchten nach der Pause einfach neue Motivation und wir wussten, dass unsere Fans uns diese geben würden. Wir haben dann drei Konzerte unter dem Namen "The Calm Before The Flood" gemacht, die in der Türkei (hier wurde sogar ein Dokumentarfilm darüber gedreht) und in Israel stattfanden. Das dritte Konzert war eine Akustik-Show in Tel Aviv, die wir aufgenommen haben und die nun "Mabool" als Bonus-CD beiliegen wird. Das war ein sehr emotionales Erlebnis für uns, denn es war eine ganz besondere Show.

Stephan:
Wie bereits erwähnt dreht sich das Album um die Geschichte der Sintflut. Habt ihr diese Story so beibehalten, wie man sie aus der Bibel kennt, oder habt ihr sie leicht verändert?

Kobi:
Wir haben u.a. im Internet viele Nachforschungen angestellt und ich habe etwa 50 Geschichten gefunden, die der biblischen Geschichte gleichen. Ich fand heraus, dass jede Kultur eine Sintflut-Story hat, was für uns den Beleg darstellt, dass die Sintflut tatsächlich stattgefunden hat. Wir entschieden uns, die Geschichte der Sintflut aus der Sicht von ORPHANED LAND zu erzählen. Das "Orphaned Land" (in etwa: verwaistes Land - d. Verf.) ist so etwas wie der Gegensatz zum Gelobten oder Heiligen Land. Durch die Sintflut wurde aus dem gelobten Land ein verwaistes Land. Wenn jemand schmutzig ist, muss er sich waschen und wenn das Heilige Land verschmutzt ist, dann muss es durch die Flut gereinigt werden.
Wir haben Elemente aus allen Sintflut-Erzählungen genommen, besonders von der biblischen Geschichte, aber wir haben neue Helden geschaffen. Bei uns ist es nicht Noah, es sind die drei Söhne der Sieben ("Three Sons Of Seven" - d. Verf.).

Stephan:
Die Lyrics sind in vielen verschiedenen Sprachen gesungen. Was kannst du mir über die selbst kreierte Sprache Gibberish erzählen?

Kobi:
Gibberish ist eine sehr interessante Sprache, denn mit ihr kann man Worte erschaffen und erfinden, wie man will. DEAD CAN DANCE singen z.B. auch in Gibberish. Es sind Worte, die keine spezielle Bedeutung haben, sondern als Stilmittel fungieren.
An manchen Stellen, besonders bei 'Birth Of The Three', haben wir Gibberish als die Sprache der Engel verwendet. Beim ersten Song, wo die Helden geboren werden, ist es so mystisch, dass die Engel in ihrer eigenen Sprache reden. Es ist einfach eine abstrakte Sprache. Vom logischen Standpunkt her sagt man eigentlich gar nichts aus, aber auf der anderen Seite drückt man damit schon eine ganze Menge aus, da es jeder so deuten kann, wie er es versteht. Wir haben Gibberish auch schon auf unserem zweiten Album "El Norra Alila" benutzt und wir werden das wohl auch in Zukunft wieder tun.

Stephan:
Für die CD habt ihr laut Infoblatt sogar indische Musiker direkt auf der Straße aufgenommen. Kannst du mir ein bisschen mehr darüber erzählen?

Kobi:
Ja, während unseren Jahren der Stille haben wir uns alle anderen Dingen gewidmet. Unser Gitarrist z.B. hat eine Karriere bei Microsoft Israel gestartet, hat geheiratet und ist Vater geworden. Andere haben Reisen unternommen, so bin ich z.B. nach Indien gereist mit einem Kassettenrecorder und einem Mikrofon. Es ist eines meiner Hobbys andere Leute aufzunehmen.
Die indische Kultur, die Instrumente und die Art, wie sie Musik machen, das ist etwas, das man nirgendwo sonst findet. Ich fuhr also durch die Gegend und da die meisten indischen Menschen sehr arm sind, leben viele von ihnen auf der Straße und machen Musik um ein wenig Geld zu bekommen. Also habe ich einigen Leuten Geld für Essen gegeben und sie gefragt, ob sie einverstanden sind, dass ich ihre Musik aufnehme.
Zum Beispiel das Intro des Albums, bei dem zwei Kinder singen, das habe ich in mitten einer Wüste aufgenommen. Wir sind mit einem Jeep gefahren und da waren zwei kleine Mädchen, die herumgesprungen sind und gesungen haben. Um sie herum waren eine Menge Raben, die dazu Geräusche von sich gaben. Der Blick in den Augen der Mädchen war ein Bild, der für mich die gesamte Reise nach Indien repräsentiert hat. Ich habe es als Intro für das Album verwendet, weil sie über eine schlimme Prophezeiung gesungen haben und das hat mich wirklich berührt. Also habe ich dies als die Prophezeiung der Geburt der drei Helden und dem Eintreffen der Flut benutzt.
Am Ende des Songs 'Ocean Land' kann man außerdem hören, wie ich "Allahu Akbar", ein moslemisches Gebet, in Tadj Mahal in Indien singe. Auf Grund dessen bin ich verhaftet worden. Es war ein Traum für mich dies aufzunehmen und ich hatte immer das Gefühl, ich würde es für unser neues Album machen, auch wenn es damals noch vier Jahre entfernt war. Ich wurde dann wieder frei gelassen, nachdem ich ihnen gesagt hatte, dass ich lediglich mich selbst aufgenommen hatte, denn die Akustik dieses Ortes ist atemberaubend.
Ich bin schließlich mit über vier Stunden Musik nach Hause zurückgekehrt und davon habe ich nur einen Bruchteil für "Mabool" verwendet.

Stephan:
Wie setzt ihr das komplexe Material auf Live-Konzerten um?

Kobi:
Nun, es gibt Probleme bei der Aufführung der Chöre. Dabei lassen wir uns durch Computer helfen, denn anders können wir es im Moment nicht realisieren. Die Instrumente wie Percussion, Akustik-Gitarre, Buzuki oder Saz werden live auf der Bühne gespielt. Es ist zwar schwer, das alles herauszuhören, wenn man mit verzerrten Gitarren und dominanten Drums spielt, aber wir sehen das als Herausforderung an. Es ist natürlich sehr schwierig, da einen adäquaten Sound hinzubekommen.

Stephan:
Was waren die Gründe für die Pause, die es bei ORPHANED LAND in den letzten Jahren gab?

Kobi:
Zunächst einmal, als wir unser erstes Album aufgenommen haben, waren wir fast noch Kinder, zwischen 16 und 18 Jahren. Das war schon ein Highlight, denn so etwas war der israelischen Metalszene vorher noch nicht vorgekommen. Das ist hier ja nicht so wie in Skandinavien oder den USA. Wir waren sehr unerfahren und wussten nicht, wie wir mit den logischerweise auftretenden Problemen umgehen sollten. Wir konnten nicht mehr miteinander kommunizieren. Es wollte zwar niemand die Band aufgeben, denn sie war einer unser größten Träume, aber irgendwann kam es zu der Situation, dass die Band eine immer geringere Priorität in unserem Leben hatte.
Es hat dann ein paar Jahre gedauert, bestimmte Dinge zu regeln und zurückzukommen. Es war zu dem Zeitpunkt schon frustrierend, denn wir hatten bei Century Media unterschrieben und das hatte noch keine andere israelische Band vor uns geschafft. Aber aus heutiger Sicht war diese Entwicklung einfach notwendig, denn wir hätten ohne die Pause niemals ein solch komplexes Album wie "Mabool" machen können. So ist das Album einfach viel ideenreicher geworden, denn die Reise, die der Hörer mit diesem Album unternehmen kann, ist gleichzeitig auch die Reise, die wir durchlebt haben.

Stephan:
Glaubst du, dass Musik im Allgemeinen das schaffen kann, wozu die Politiker scheinbar nicht im Stande sind, nämlich Völkerverständigung und Zusammengehörigkeitsgefühl zwischen verschiedenen Religionen zu schaffen?

Kobi:
Definitiv. Bevor ich bei ORPHANED LAND war, hätte ich das auch für Hirngespinste gehalten. Aber nun habe ich gesehen, was die Musik von ORPHANED LAND möglich macht. Auch wenn Israel und die arabischen Länder politisch als Feinde gelten, gibt es viele Araber, die uns E-Mails schreiben und sich mit uns freundschaftlich verbunden fühlen. Wir sind keine politische Band und ich war auch niemals wählen. Die Tatsache, dass arabische Menschen ORPHANED LAND mögen, obwohl wir Israelis sind, bedeutet für mich, dass wir den Metal im Mittleren Osten repräsentieren. So wie für Skandinavien beispielsweise der schwedische Death Metal repräsentativ ist, so können sie sagen, dass wir für sie die arabische Kultur in der Welt repräsentieren.
Das ist auf jeden Fall etwas, das Ziel von Musik sein sollte. Wir hatten ein Show in der Türkei und da standen Leute, die eigentlich Feinde sein sollten, headbangend nebeneinander. Musik kann eine internationale Sprache sein und Brücken bauen zwischen verfeindeten Gruppen. Genau das tun wir auch in unserer Musik - wir nehmen arabische und antike Instrumente sowie verzerrte Gitarren, die eigentlich nicht zusammenpassen und zu unterschiedlichen Bereichen gehören. Aber wir fügen sie zusammen und schaffen Frieden zwischen diesen unterschiedlichen Instrumenten. Und genau das gilt auch für unser Publikum.

Stephan:
Bei euren Shows haben Juden, Christen und Moslems gemeinsam Spaß, aber ist das die normale Situation oder dominieren eher Angst und Hass zwischen den verschiedenen religiösen Gruppen den Alltag, wie man es ja häufig im Fernsehen gezeigt bekommt?

Kobi:
Nun, meistens sind die einzelnen Gruppen gar nicht so gemischt. Ich bin hingegen in einer Stadt aufgewachsen, in der Moslems, Christen und Juden zusammen lebten und ich habe viele Freunde mit unterschiedlichen Religionen. Das war vielleicht die größte Inspiration in meinem Leben. Aber das ist die Ausnahme, obwohl es natürlich trotzdem Probleme gibt. Aber das ist für mich unverständlich und nicht akzeptabel. Auf "Mabool" gibt es die drei Söhne der Sieben, die die drei monotheistischen Religionen (Christentum, Judentum und Islam - d. Verf.) symbolisieren. Und auf unserem Album sind sie Brüder. Sie versuchen die Menschen von ihrem bösen Tun abzubringen und sie scheitern damit.
Du hast doch bestimmt auch von dem neuen Mel-Gibson-Film gehört...

Stephan:
Ja, "Die Passion Christi".

Kobi:
Genau, und da geht es die ganze Zeit darum, wie die Juden die Christen beschuldigen und umgedreht und genauso gibt es da Konflikte zwischen Juden und Moslems. Aber eigentlich sind sich diese drei Religionen doch sehr ähnlich, für mich ist das ein großes Missverständnis. Ich weiß nicht, wann es begann und ich weiß nicht, wie man es lösen kann. Aber mit unserer Musik sagen wir, dass dies aufhören muss.
Ich habe kein Problem damit in einer Kirche, einer Moschee oder einer Synagoge zu beten und wenn ich dann nach Hause komme, habe ich kein Problem damit, mir ein Album von EMPEROR anzuhören. Denn ich lehne nichts ab, ich akzeptiere es alles. Ich akzeptiere Black Metal genauso wie das Christentum, dazu brauche ich ja kein Anhänger dessen zu sein. Aber die Leute haben ein Problem damit andere Dinge zu akzeptieren und deshalb schicken sie ihre Kinder in den Tod. Das kann ich nicht verstehen.

Stephan:
Wie sieht für dich ein Ausweg aus der momentan sehr kritischen Situation in eurem Heimatland aus?

Kobi:
Ich denke, zu allererst müssen die Menschen lernen sich gegenseitig zu vergeben. Und sie müssen aufhören, sich gegenseitig ihre Fehler vorzuhalten. Sie dürfen nicht nur an Rache denken, sondern müssen nach vorne schauen. Die Leute müssen verstehen, dass es keinen Unterschied zwischen ihnen gibt. Es ist in Ordnung seine eigene Kultur und Lebensart zu haben, aber man sollte sich nicht als etwas Anderes ansehen und man sollte die Anderen nicht als Bedrohung von sich selbst betrachten. Ob wir Metal hören, ob wir religiös sind oder was auch immer - wir sind eins. Ich weiß wirklich nicht, wie man dieses große Missverständnis beenden kann, aber ich hoffe, dass die Menschen das vielleicht durch die Musik begreifen können.

Stephan:
Habt ihr in eurem Land schon Probleme bekommen, weil ihr Heavy Metal spielt und vielleicht auch in Metal-Klamotten rumlauft?

Kobi:
Nein, denn Israel ist ein demokratisches Land. Wir haben Meinungsfreiheit, wir können sagen und anziehen, was wir wollen. Aber es ist das einzige Land im Mittleren Osten, das demokratisch ist. Ich weiß von einem Mann aus Ägypten, der ORPHANED LAND hören wollte und nur deswegen für sechs Monate ins Gefängnis musste. Auch in anderen Ländern ist es verboten Metal zu hören.
In Israel kann man Metal in jedem Plattengeschäft finden, es finden Konzerte statt, auch ausländische Bands treten hier auf. Die Radiostationen spielen manchmal ORPHANED LAND, gestern war die Band sogar mit einem Interview in den Fernseh-Nachrichten. In Israel ist das akzeptiert. Das einzige Problem ist die Armee, denn jeder achtzehnjährige Mann muss sich seinen Kopf rasieren und für drei Jahre zur Armee gehen. Man kann keine Band aufrecht erhalten, wenn man ein Soldat ist. Ich musste ins Gefängnis, weil ich ORPHANED LAND hatte, während ich Soldat war und ich dachte mir, ich kann das nicht tun. Also sagte ich ihnen, ich wäre verrückt, denn ich wollte ORPHANED LAND nicht aufgeben. Mein Beitrag mit ORPHANED LAND ist viel besser als der Beitrag, wenn ich ein Soldat wäre.
Aber ansonsten gibt es kein Problem in Israel, wenn man die normale politische Situation und die schlechte wirtschaftliche Lage berücksichtigt. Aber im Vergleich zu Syrien, Libanon, Ägypten, Jordanien ist das ein Paradies für Metaller. Es ist nicht so gut wie in Europa oder den USA, aber im Vergleich zu den arabischen Ländern ist es wie im Paradies. Kannst du dir vorstellen, dass jemand Metal hört und deswegen ins Gefängnis geht? Das ist unvorstellbar...

Stephan:
Ja, ich habe Berichte gehört, dass so etwas in der Vergangenheit in Ländern wie der Türkei und Marokko passiert ist...

Kobi:
Ja, ich habe Bilder von Fans von uns gesehen, die Tattoos von ORPHANED LAND haben. Ich wusste nicht einmal, dass es Leute in arabischen Ländern gibt, die Tattoos stechen. Alle Leute, mit denen ich in Kontakt war, erzählten mir, dass sie deswegen Probleme mit der Polizei hatten.

Stephan:
Welches Ziel verbindest du mit der Musik von ORPHANED LAND?

Kobi:
Mein Hauptanliegen ist es, den Leuten mitzuteilen, dass sie in Harmonie miteinander leben sollen und keine Angst haben sollen vor Dingen, die sie nicht kennen. Sie sollen ihre inneren Feinde als einen Teil von sich akzeptieren und über sich selbst lernen können.
Wenn das Leben der Menschen so wäre wie die Mixtur in unserer Musik, dann würde jeder ein erfülltes Leben haben. So kann man viele verschiedene Dinge kennen lernen, die neben der eigenen Kultur existieren und dadurch inneren Reichtum erlangen. Die Leute würden sich viel mehr mit Dingen außerhalb ihrer Kultur beschäftigen. Das ist das Ziel unserer Musik - mehr Harmonie zwischen den Menschen zu schaffen.

Stephan:
Woher nimmst du deine Inspiration?

Kobi:
Aus dem Leben im Mittleren Osten. (lacht) Hier zu leben ist so intensiv und so dynamisch. Israel existiert seit 55 Jahren. Zwischen der Gründung und dem 2. Weltkrieg waren die Juden über die ganze Welt verstreut. Als sie dann nach Israel kamen, brachten sie alle Arten von Kultur mit sich, aus Europa, Asien, Afrika usw. Sie brachten die unterschiedlichen Mentalitäten in einem Land zusammen. Somit vereint Israel alle Kulturen der Erde. Ich kann also allein dadurch, dass ich hier lebe, viel über die verschiedenen Kulturen lernen. Daraus ziehe ich meine Inspiration. Wenn dieser interessante Ort noch Frieden hätte, wäre es einer der schönsten Orte der Welt, so wie ein gelobtes Land sein sollte.

Stephan:
Glaubst du, dass Metalbands aus Israel es schwerer haben sich in der Welt einen Namen zu machen?

Kobi:
Ja, ich denke schon. Auf der anderen Seite ist es aber auch einfacher für eine Band wie ORPHANED LAND, denn wir sind eine Auffrischung für die Metalszene. Wir zeigen unsere Heimat und unsere Wurzeln auf eine Art, wie es noch niemand kannte. Aber durch die Armee und dadurch, dass Israel ein ganzes Stück von Europa entfernt ist - das macht es schon schwierig.

Stephan:
Mit welchem Musiker würdest du auf einem kommenden Album gerne mal zusammenarbeiten?

Kobi:
Ich denke, wenn man zu ORPHANED LAND noch die Sängerin Lisa Gerrard von DEAD CAN DANCE, den orientalischen Musiker Omar Faruk aus der Türkei und den griechischen Musiker Stephan Mikos hinzufügen würde, dann wäre das perfekt für uns.

Stephan:
Gibt es neben ORPHANED LAND noch andere Sachen, mit denen du dich künstlerisch verwirklichst?

Kobi:
Im Moment sehe ich ORPHANED LAND als mein künstlerisches Hauptwerk an. Unglücklicherweise habe ich keine Zeit mich anderweitig zu verwirklichen, was ich sehr gerne tun würde, denn ich mag alle Arten von Kunst. Ich hoffe, in Zukunft auch andere Projekte realisieren zu können, aber momentan sind ORPHANED LAND die einzige Kunst, die ich mache.

Stephan:
Was denkst du über die Zukunft von ORPHANED LAND? Wo siehst du die Band in zehn Jahren?

Kobi:
Ich hoffe, dass durch unsere Musik mehr Freundschaft zwischen verfeindeten Menschen entsteht. Ich hoffe, dass wir die Möglichkeit haben in Europa und den USA zu touren. Ich hoffe sehr, dass es uns gelingt ein Konzert in einem arabischen Land zu organisieren, aber nicht als politisches Konzert, sondern als Konzert von Freunden. Es könnte eine Art Benefizkonzert sein, auch wenn das momentan alles noch sehr weit entfernt scheint. Natürlich hoffe ich, dass wir mehr Alben machen und dass wir so vielen Leuten wie möglich unsere Musik vorstellen können.

Stephan:
Willst du unseren Lesern abschließend noch etwas mit auf den Weg geben?

Kobi:
Ich möchte alle ORPHANED-LAND-Fans grüßen, aber auch alle Leute, die noch nicht so mit der Band vertraut sind. Wir hoffen sehr, dass wir euch alle möglichst bald auf einem ORPHANED-LAND-Konzert treffen und euch unsere Geschichte erzählen können.

Stephan:
Hab vielen Dank für das sehr interessante Interview. Hoffentlich habe ich irgendwann einmal die Möglichkeit einem eurer Konzerte beizuwohnen.

Redakteur:
Stephan Voigtländer

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