PESSIMIST: Nostalgie-Interview mit Michael Schweitzer

09.12.2016 | 23:49

"Call To War" war ein sensationelles Debüt im Thrash-Sektor. Michael "TZ" Schweitzer und PESSIMIST haben mich 2010 ordentlich durchgeschüttelt und mir enorme Nackenschmerzen bereitet. Nun erschien das Debüt als schmucker Re-Release. Aufgrund dessen und natürlich um nachzufragen, wie es momentan um PESSIMIST steht, baten wir TZ zum kleinen Nostalgie-Gespräch. Wir wünschen viel Spaß.

Ich grüße Dich. So kommen wir wieder einmal zu einem Gespräch, das freut mich. Lass mich kurz wissen, wie es euch so geht und wie die Stimmung im PESSIMIST-Bandlager ist.
Hey Marcel, uns geht es verdammt gut und die Stimmung ist bestens. Vielen Dank für die Nachfrage.

Euer letztes Album "Death From Above" hat bereits drei Jahre auf dem Buckel. Magst du mir ein kurzes Update geben, was bei euch so passiert ist? Das Bandkarussell hat sich ja ordentlich gedreht.
Unser Bandkarussell hat sich ordentlich gedreht, das stimmt. Unsere langjährigen Mitglieder Sevi (Bass) und Richard (Gitarre) haben uns letztes Jahr verlassen. Band- und Privatleben haben sich nicht mehr so gut vertragen. Sehr schade. Dafür ist dann Samuel (Bass) bei uns eingestiegen. Samuel hatte uns schon ein paar Mal live ausgeholfen, deswegen war es eigentlich klar, dass er den Posten übernimmt. Kurzzeitig war Schmiedle an der Gitarre als Ersatz für Richard. Aber die Entfernung und seine andere Band haben es schwierig werden lassen, alles unter einen Hut zu bringen. Dieses Jahr ist dann Murphy an der Gitarre zu uns gestoßen und - wie es aussieht - haben wir nun endlich wieder ein festes Line-up. Durch die Besetzungswechsel war es uns unmöglich an neuem Material zu arbeiten. Ich hoffe, dass dies nun in der Vergangenheit liegt und wir uns endlich an neues Material dran wagen können.

Vor sechs Jahren - und jetzt kommen wir zum Aufhänger dieses Interviews - wurde euer Debütalbum "Call To War" veröffentlicht und erfährt nun einen schmucken Re-Release. Wenn du an die damalige Zeit zurückdenkst, welche Erinnerungen kommen hoch? Welche High- und Lowlights gab es bei PESSIMIST in dieser Zeit?
Zum ersten ist es natürlich ab und zu ein komisches Gefühl, der Letzte aus der Besetzung zu sein, der das Album damals aufgenommen hat; überhaupt das letzte verbliebene Gründungsmitglied zu sein. Zu den Highlights aus dieser Zeit zähle ich auf jeden Fall die Gigs in Österreich und in Oldenburg und Braunschweig dazu. Die Erlebnisse und Geschichten rund um diese Gigs werde ich wohl nie vergessen. Ein absolutes Lowlight war ein Gig in der Nähe von Basel, als wir spontan für eine andere Band eingesprungen sind. Wir kamen an den Veranstaltungsort und es war nichts vorbereitet. Es gab keinen Getränkeverkauf und die Leute mussten sich alles von zu Hause mitbringen. Der Mischer hat dann auch über die PA während unserem Gig seiner Freundin Musik gezeigt, sodass die Musik aus der Dose und unsere sich überschnitten hatten. Sowas hatte ich noch nie erlebt. Der Veranstalter dachte wohl, dass man einen Livegig nicht vorbereiten muss und hatte alles den Bands überlassen, was ja eigentlich nicht schlimm ist, wenn man es vorher weiß. So mussten wir, da wir ja spontan geholt wurden, gefühlt fünf Minuten vor dem Gig alles organisieren.  PA, Boxen, etc.

Hoffentlich müsst ihr sowas nicht noch einmal erleben. Kommen wir zu "Call To War": Speziell 'Trommelfeuer', 'Infernal Death' oder das superbe Titelstück haben das Debüt richtig schmackhaft gemacht. Was sind auch sechs Jahre später noch Songs, die ihr gerne live zum Besten gebt und bei welchen gehen eure Fans richtig steil?
'Trommelfeuer' werden wir wohl so lange spielen, bis wir die Band zu Grabe tragen. Das Titelstück kommt auch immer wieder extrem gut an. 'The Massacre Of Nanking' ist wohl einer der bekannteren Songs auf dem Album, das spielen wir ab und zu auch immer noch. Aber wie gesagt, speziell 'Trommelfeuer' wird wohl für immer der Opener eines jeden Gigs bleiben. 2013 hatten wir auf dem Beastival gespielt und wir dachten, wir lassen 'Trommelfeuer' weg, da uns dort sowieso keine Sau kennen würde. Danach kamen Fremde zu mir und fragten, warum wir den Song nicht gespielt haben. Ab da war klar, 'Trommelfeuer' wird in der Setlist bleiben müssen, hehe.

Für die Wiederveröffentlichung habt ihr euer Demo "Nuclear Holocaust" noch einmal ausgegraben. Worin lagen die Gründe, euren Fans dieses längst verschollene Tape noch einmal mit auf den Weg zu geben?
Wir wurden immer wieder nach unserem ersten Demo gefragt, seitdem es 2008 ausverkauft war. Ich denke, obwohl es soundtechnisch und spielerisch eigentlich nicht wirklich gut ist, ist es ein gutes Zeitdokument, welche Entwicklung wir von dem Demo bis hin zu "Call To War" gemacht hatten. So können nun unsere Fans die ersten musikalischen Schritte von uns anhören und verfolgen.

Hattet ihr auch Pläne, der Wiederveröffentlichung eine Live-CD oder dergleichen mit auf den Weg zu geben?
Es gibt tatsächlich ein Live-Demo aus dem Jahr 2008 von uns und die Überlegung war da, es auf die Neuauflage draufzupacken. Wir haben uns schlussendlich auf "Nuclear Holocaust" geeinigt, da es wahrscheinlich für PESSIMIST historisch wertvoller ist.  Auch die Qualität des Live-Demos ist unter aller Kanone, also noch schlechter als "Nuclear Holocaust", das können wir niemandem zumuten.

Hand aufs Herz, wie ist die momentane Situation bei PESSIMIST. Wie gesagt, "Death From Above" ist schon ein Weilchen her, da werden die Rufe nach neuem Material immer lauter. Hast du da eventuell gute Neuigkeiten für uns?
Wir sind immer noch dabei, mit unserem neuen Line-up das ganze alte Material draufzupacken, aber ich bin optimistisch - was ein Wortspiel! - dass wir demnächst auf neues Material hinarbeiten werden. Es wird ja auch langsam aber sicher Zeit!

Hast du persönlich zu alten Weggefährten aus "Call To War"-Zeiten noch Kontakt? Wie seid ihr damals eigentlich verblieben?
Klar, nicht mehr regelmäßig wie früher, aber der Kontakt besteht noch. Natürlich sind die alten Weggefährten in alle Himmelsrichtungen verstreut, aber wir feiern um so intensiver, wenn wir uns wiedersehen.

Damit wäre ich auch am Ende mit meinen Fragen und möchte mich noch einmal vielmals für Zeit und Geduld bedanken. Ich bin froh, dass mir "Call To War" noch einmal ins Gedächtnis gerufen wurde und "Nuclear Holocaust" das Ganze abrundet. Die letzten Worte gebühren dir. Was möchtest du uns noch mit auf den Weg geben?
Ich danke dir für das Interesse und natürlich für das Interview! Ich hoffe, man sieht sich mal auf ein, zwei Bierchen! Was möchte ich euch auf den Weg geben? Einfach immer weiter Metal hören und weiter feiern - ganz wichtig!

Redakteur:
Marcel Rapp

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