Perlen der Redaktion: Jonathan Walzers Highlights 2018

16.01.2019 | 16:04

WYTCH HAZEL! Und es gab 2018 auch andere geniale Momente.

2018 - für den einen ein Jahr voller Highlights, für den anderen hat es eher maue Kost abgeworfen und der Dritte spricht von viel Durchschnitt auf dem Veröffentlichungsmarkt. An dieser Stelle wollen wir unserem Redaktionspoll vorgreifen und lassen unsere Kolleginnen und Kollegen zu Wort kommen. Welche Scheiben haben es in die Top-20 geschafft und warum? Viel Spaß beim Lesen!

Wer 2018 für ein eher lahmes Metal-Jahr gehalten hat, kann nicht die gleichen Alben gehört haben wie ich. Etliche Alben musste ich mit 9 Punkten auszeichnen, einen klaren 10-Punkte-Anwärter gab es auch. Dazu gab es großartige Konzerte auf wunderbaren Festivals (das "Trveheim" wird langsam aber sicher mein Highlight), aber auch in Clubs und Hallen im bayerischen Freistaat. In meiner Sammlung sinkt trotz etlicher guter Metal-Veröffentlichungen der Metal-Anteil prozentual, zum einen, weil ich immer mehr gute Kubaschk-Musik für mich entdecke - ihr wisst schon, der ganze progressive und alternative Kram, den unser Chefredakteur so hochlobt. BIFFY CLYRO, VON HERTZEN BROTHERS, COG, RISE AGAINST, CALIGULA'S HORSE... das ist schon ziemlich gute Musik, die früher völlig außerhalb meines Horizonts zu finden war. Und dann höre ich auch immer mehr Pop, Hip-Hop, Classic Rock, Gospel, Soul oder Country, sowohl alte Klassiker als auch den aktuellen Stoff, und merke, dass es da wirklich viel großartige Musik gibt, die ich jahrelang leider ignoriert habe, weil man das in der Metalszene irgendwie cool fand, erfolgreichere Musik zu dissen. Was für ein Unfug. Hört, worauf ihr Lust habt!

Das Über-Album des Jahres stammt aus meiner Sicht, wieder ein Mal, von WYTCH HAZEL; der Hauptsongwriter Colin Hendra war zudem ein angenehmer Interview-Partner. Die Scheibe rotierte deutlich am häufigsten und ist mittlerweile in meiner Alltime-Top-30 zu finden, was die Runden anbelangt. Da war der Jahressieg selbstverständlich. Was hier an Melodien, an Atmosphäre zu hören ist, das ist unfassbar. Zudem überzeugte mich der Metal in epischer Spielart und erreichte in mehrfacher Ausführung meine Top 20: VISIGOTH, SOLSTICE, die viel zu unbekannte Band ICE SWORD sowie GATEKEEPER stehen für dieses Genre. Von CHAPEL OF DISEASE stammt ein Wunderwerk zwischen Death Metal, Traditionsstahl, schwarzem Stoff und Siebziger-Rock. Wer die Scheibe noch nicht gehört hat, ist selbst schuld. Wieder mal besten Bombast-Pop-Rock gibt es bei GHOST, während FIFTH ANGEL und vor allem HEIR APPARENT mit feinen Comebacks überzeugten. Der beste Black Metal kam 2018 (mal wieder) aus Polen, diesmal von KRIEGSMASCHINE und CULTES DES GHOULES. Auch UADA überzeugte hier wieder, wenn auch der Effekt nicht mehr ganz so faszinierend war wie beim Debüt. JUDAS PRIEST brachte uns das beste Album seit 13 Jahren, SATAN dagegen gewohnte Hausmannskost, das passt irgendwie immer, auch wenn ich nicht mehr total weggeblasen werde. Eine Band, die ich bisher gar nicht auf dem Schirm hatte, aber wohl weiter intensiv verfolgen werde, ist SLEEP - was für eine schöne Mischung aus Doom und Stoner Metal. Auch im White Metal gab es echte Perlen: STRYPER ist weiter auf Siegestour (und deutlich stärker als in den 1980er Jahren), DELIVERANCE kehrt triumphal zurück. Wer die Band nach vielen halbgaren Veröffentlichungen abgeschrieben hat, sollte sich noch mal an die Truppe heranwagen. Dass AOR bei mir immer geht (ISSA) und ich für guten US Metal (neben FIFTH ANGEL) mit WITHERFALL immer offen bin, dürfte kein Geheimnis sein. Komplettiert wird die Top 20 von den starken Retro-Rockern von GRAVEYARD. Wenn ich noch eine feine EP erwähnen dürfte: Die Münchener von REVEREND HOUND sollten hier so einigen Lesern munden.

Zu meinen Konzerthighlights gehörte die "Pumpkins United"-Tour von HELLOWEEN, die ich mit Jakob Schnapp gemeinsam in Bamberg besucht habe. Wahnsinn, was die Jungs für eine Energie und gute Laune mitbringen. Auch PRIMORDIAL (ebenfalls mit starkem Album im Gepäck), MOONSORROW oder THULCANDRA konnten in München und Landshut überzeugen. Dazu gab es mit dem "Trveheim"-Festival das absolute Sommerhighlight, und auch das Hammer Of Doom war wieder ein schönes Klassentreffen. Und dann die feinen Live-Alben von AMON AMARTH oder NIGHT DEMON.

Dann möchte ich gerne erwähnen, dass es wirklich grandiose Re-Releases 2018 gab: Zuerst mal das phänomenale Boxset mit der kompletten NAZARETH-Diskographie, das wirklich jeder Hard-Rock-Interessierte kaufen sollte. Dann die ebenfalls gut gemachte Werkschau mit allen Alben von NEVERMORE. Alles richtig gemacht hat JETHRO TULL mit "Heavy Horses" in einer völlig opulenten Version. Von großer Bedeutung ist sicher, dass die Alben der Doom-Thrash-Legende SEVENTH ANGEL wieder im Handel sind. Ein besonderes Schmankerl ist auch die "In Days Of Heavy Metal"-EP der Kanadier von BREAKER. Einige Klassiker der christlichen Hard Rock Legende. Im US-Metal-Lager ist die wunderbare EP von LAST VISION BLACK endlich auf CD erhältlich, ebenso MAJESTIC RYTE und PANTHER. Langsam muss den Labels doch der Stoff ausgehen. Das scheint aber nicht der Fall zu sein, denn die ersten beiden VIRGIN STEELE-Alben sind auch Must-Haves. Das ist jetzt wirklich nur die Spitze des Re-Release-Eisberges, da gab es noch deutlich mehr zu entdecken.

Natürlich gab es auch Alben, die mich etwas enttäuscht haben. Von ANVIL, ASHBURY, BRIDE, ROSS THE BOSS, THE WIZARDS, allen voran aber SULPHUR AEON hätte ich zumindest mehr erwartet, von MEMORIAM war ich richtig enttäuscht. Den Vogel schoss natürlich David DeFeis mit VIRGIN STEELE ab.

Die Top20-Alben in der Übersicht. Mit einem Klick auf den Albumnamen gelangt ihr - soweit vorhanden - zur Rezension.

Rang Band Album
1. Wytch Hazel II: Sojourn
2. Visigoth Conqueror's Oath
3. Solstice White Horse Hill
4. Chapel Of Disease And As We Have Seen The Storm
5. Ghost Prequelle
6. Heir Apparent The View From Below
7. Kriegsmaschine Apocalypticists
8. Ice Sword Dragon Magic
9. Judas Priest Firepower
10. Sleep The Sciences
11. Satan Cruel Magic
12. Deliverance The Subversive Kind
13. Stryper God Damn Evil
14. Fifth Angel The Third Secret
15. Gatekeeper East Of Sun
16. Uada Cult Of A Dying Sun
17. Issa Run With The Pack
18. Graveyard Peace
19. Cultes Des Ghoules Sinister
20. Witherfall A Prelude To Sorrow

Redakteur:
Jonathan Walzer

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