Perlen der Redaktion: Stephan Voigtländers Highlights 2018

22.01.2019 | 14:39

Viele alte Bekannte im Verfolgerfeld, doch ein Neuling auf dem Spitzenplatz.

2018 - für den einen ein Jahr voller Highlights, für den anderen hat es eher maue Kost abgeworfen und der Dritte spricht von viel Durchschnitt auf dem Veröffentlichungsmarkt. An dieser Stelle wollen wir unserem Redaktionspoll vorgreifen und lassen unsere Kolleginnen und Kollegen zu Wort kommen. Welche Scheiben haben es in die Top-20 geschafft und warum? Viel Spaß beim Lesen!

Einen Poll in Reinform zu bringen, ist zwar einerseits eine tolle Sache, weil ich dann (gezwungenermaßen) die besten Scheiben und Songs des Jahres noch einmal in Dauerrotation durchhören "muss". Andererseits artet es auch ein bisschen in Arbeit aus - nicht, weil ich deutlich mehr als 20 Kandidaten für die 20 zu vergebenden Plätze hätte (auch wenn viel mehr Alben gehört wurden), sondern eher, weil ich auch beim Abstufen innerhalb der Top-20 mit einer gewissen (vermutlich übertriebenen) Akribie vorgehe. Dieses Mal war es nun so, dass ich mich sogar erst recht spät entscheiden konnte, welches meiner drei bestplatzierten Alben nun tatsächlich bis ganz nach oben klettern würde.

Und letztlich war der Treppchenplatz Numero uno für mich selbst eine große Überraschung, während die Bands auf den Plätzen 2-5 auch mit früheren Alben schon hoch in meinen Jahresrankings standen. Jedenfalls sind die FARMER BOYS eine Band, die ich zu Anbeginn des Jahres null auf dem Schirm hatte, da ich zuvor genau gar nichts von den Stuttgartern kannte. Doch mit ihren großartigen Refrains und dieser hohen Hitdichte auf "Born Again" hatte sie mich schnell erwischt. Und dieser unvergleichliche Ohrwurm namens 'Faint Lines' ist auch bei den Lieblingssongs 2018 nicht umsonst auf's Podest geklettert.

MADDER MORTEM steht bei mir schon seit dem Zweitwerk "All Flesh Is Grass" (2001) hoch im Kurs - da war der zweite Platz für den unangepassten, eigenwilligen Progressive Metal, den auch das siebente Bandalbum "Marrow" bietet, also keine größere Überraschung. Dennoch hat die Band in meinen Ohren nochmal einen beachtlichen Schritt nach vorn gemacht und 'Moonlight Over Silver White' ist nur eine von vielen absolut hörenswerten Nummern. A FOREST OF STARS hat bei mir sogar schon einmal das Jahresranking gewonnen – anno 2015 mit dem Vorgänger "Beware The Sword You Cannot See". Auch "Grave Mounds And Grave Mistakes" ist wieder erstklassig ausgefallen. An dieser einzigartigen Band, die über die Basis aus Black Metal hinaus, musikalisch noch so viel mehr bietet, habe ich inzwischen einen Narren gefressen, zumal das Gesamtwerk aus Musik, Artwork (für mich das beste des Jahres), Konzept und Inszenierung sehr stimmig ist.

In punkto Prog Metal mit einfühlsamem Gesang zum Niederknien als i-Tüpfelchen habe ich mich gerne von RIVERSIDE (wenig überraschend) und BARREN EARTH (unerwarteterweise) mitreißen lassen. Sowohl die BLACK SPACE RIDERS als auch BETWEEN THE BURIED AND ME kamen 2018 mit gleich zwei Scheiben um die Ecke, und bei beiden kommt der zweite Teil bei mir als erstes ins Ziel. Während die Psychedeliker aus Münster auch mit "Amoretum Vol. 1" noch auf Platz 10 kommen (da es insgesamt etwas weniger abwechslungsreich und "verrückt" ist als Vol. 2), habe ich den Erstling der "Automata"-Reihe von BTBAM gar nicht gehört. Psychedelisches aus deutschen Landen - da kommt man aus meiner Sicht auch nicht an den aktuellen Alben von MOTOROWL und WOLVESPIRIT vorbei. Individuell im Stil und prägnant in den Songs - toll!

Platz 9 für LONG DISTANCE CALLING zeigt vielleicht, dass ich mich an toller, aber gesangloser Mucke etwas satt gehört habe – der Vorgänger "TRIPS" war für mich noch ein glattes 10er-Album (hatte aber auch mehrere herausragende Songs, insbesondere 'Reconnect' und 'Lines', mit dem Gesang von Petter Carlsen). Meine liebsten sludgig-heftigen Riffwände kamen dieses Jahr von den Schweizern UNHOLD - zum Glück erinnerte ich mich an den Namen und dass ich vor genau einer Dekade schon einmal von dieser Band angetan war.

Nach diesem (dreckigen) Dutzend ist ein kleiner Bruch in der Liste auszumachen, auch CLUTCH auf der 13 ist angesichts der beiden letzten, von mir hochgeschätzten, Scheiben "Earth Rocker" und "Psychic Warfare" schon fast als kleine Enttäuschung zu bezeichnen.

Überhaupt nur knapp und auf den letzten Drücker gereicht hat es für zwei weitere meiner persönlichen Lieblingsbands, nämlich PRIMORDIAL und MONSTER MAGNET. CRIPPLED BLACK PHOENIX hingegen musste draußen bleiben, zumal ich die jüngste Cover-EP "Horrific Honorifics" deutlich lieber höre als das Studioalbum "Great Escape" - was sicher auch bereits einiges aussagt. Meine Enttäuschung des Jahres hört dennoch auf den Namen THE VINTAGE CARAVAN - "Gateways" ist leider reichlich belanglos ausgefallen, nachdem ich vor fünf Jahren das Eisbär-Album "Voyage" mal sehr vielversprechend fand.

Die Top20-Alben in der Übersicht. Mit einem Klick auf den Albumnamen gelangt ihr - soweit vorhanden - zur Rezension.

Rang Band Album
01. FARMER BOYS Born Again
02. MADDER MORTEM
Marrow
03. A FOREST OF STARS
Grave Mounds And Grave Mistakes
04. BLACK SPACE RIDERS
Amoretum Vol. 2
05. RIVERSIDE Wasteland
06. BETWEEN THE BURIED AND ME
Automata II
07. MOTOROWL Atlas
08. BARREN EARTH A Complex Of Cages
09. LONG DISTANCE CALLING Boundless
10. BLACK SPACE RIDERS
Amoretum Vol. 1
11. WOLVESPIRIT Fire And Ice
12. UNHOLD Here Is The Blood
13. CLUTCH Book Of Bad Decisions
14. PHIL CAMPBELL & THE BASTARD SONS
The Age Of Absurdity
15. AUDREY HORNE Blackout
16. HARAKIRI FOR THE SKY
Arson
17. SKELETONWITCH
Devouring Radiant Light
18. MONSTER MAGNET
Mindfucker
19. DEADHEADS
This One Goes To 11
20. PRIMORDIAL Exile Amongst The Ruins

Redakteur:
Stephan Voigtländer

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