SCHOCK: Interview mit Michael Schock

01.01.1970 | 01:00

CLANRAVEN, DAYS OF GRACE, DIE APOKALYPTISCHEN REITER, SCHOCK und die INCHTABOKATABLES am 08.09.01 auf einem Festival in Bad Dürrenberg?? Wir konnten es ja noch gar nicht recht glauben, aber die unzähligen Werbeaushänge in der Halle-/Leipzig-Umgebung bestätigten diese Aussage. Um 16 Uhr sollte bereits der Einlass auf dem Sportplatz der nicht gerade zur Weltmetropole gehörenden Kleinstadt Bad Dürrenberg erfolgen, und so machten auch wir uns voller Vorfreude auf den Weg, eben zu diesem Ort. Besonders auf die Band SCHOCK waren wir gespannt, denn diese glänzten bereits auf dem WGT 2001 mit ihrem grandiosen Live-Auftritt.
Doch wie man ja bekanntlich weiß, es kommt alles anders als man denkt, und so sollte man auch an diesem Tag von der Weisheit nicht verschont werden. Bereits als wir auf dem "Festivalgelände" ankamen, bot sich uns ein recht trauriges Bild. Zu dem Zeitpunkt noch in dem Glauben einer immensen Verzögerung (es war ja nun schon 15 Uhr und um 16 Uhr sollten die Besucher das Gelände stürmen dürfen) erblickten wir etwas entrüstet nur das Geländer der Bühne, das auf dem Rasen lag, 5-10 schwarze Gestalten an den zwei vorhandenen Bierwägen und einen entnervten, aber dennoch sehr freundlichen Veranstalter, dem die Enttäuschung sichtlich anzumerken war. Sofort erfuhren wir dann, dass die Bühne bereits gestanden hatte, jedoch aus Sicherheitsgründen wieder hatte abgebaut werden müssen. Nachdem schon am Morgen der gesamte Backstagebereich dem Sturm zum Opfer gefallen war und für den Abend Windstärke 8 vorrausgesagt wurde, blieb dem Veranstalter nichts anderes übrig, als die Konzerte abzublasen. Einige Bands konnten noch vor dem Eintreffen benachrichtigt werden, die APOKALYPTISCHEN REITER befanden sich schon wieder auf dem Heimweg und so war es für uns nur Zufall, dass sich die Band SCHOCK noch am Set befand und bereit war, uns trotz der Misere geduldig Rede und Antwort zu stehen.
Auf diesem Wege möchten wir uns für die Interviewbereitschaft noch einmal herzlich bedanken.

GothicParadise:
SCHOCK ist ja bekanntlich eine DER Newcomerbands im Gothic-, Metal-, Rock-Bereich, habt ihr davor schon mit anderen Bands gespielt? Was war vor SCHOCK?

Michael Schock:
Vor SCHOCK hat jeder von uns schon in diversen Düsterkapellen gespielt, bei uns in der Gegend, nichts Großes, immer nur regional, regionale Acts und in vielen Bereichen. Gothic Metal, Doom Metal, bis wir uns dann irgendwann getroffen haben und gemerkt haben, dass wir zusammen Musik machen sollten.

GP:
Hmm... sag mal, heißt du wirklich Michael Schock oder ist das nur ein Künstlername?

MS:
Doch. Das ist mein richtiger Name.

GP:
Was gefällt dir von eurem neuen Album "Erwacht" selbst am Besten? Welchen Song kannst du deinen Fans empfehlen?

MS:
Also wir haben sehr lange an unseren Songs geschrieben und ich liebe wirklich jeden Song, aber mein persönliches Highlight ist wohl "Erwacht", der Titelsong.

GP:
Für die Singleauskopplung habt ihr allerdings "Von Dir" ausgewählt, haltet ihr das für eine gelungene Wahl? Wieso habt ihr gerade diesen Song ausgekoppelt, hat das einen bestimmten Grund?

MS:
Ehrlich gesagt, mit der Single hatten wir persönlich nicht viel zu tun. Wir haben irgendwann nur das fertige Produkt bekommen, mit der Frage, ob wir es gut finden. Wir hatten einiges daran auszusetzen, was wir im Nachhinein anders gemacht hätten, aber da war schon alles zu spät, da war es schon beim Mastern. Und laut Plattenfirma sollte sie auch nur an die Clubs gehen und einfach nur ein Lebenszeichen für uns sein.

GP:
Ja, unserer Meinung nach hätten es einige Lieder von eurem Album weitaus mehr verdient, ausgekoppelt zu werden als eben dieser Song. Aber nichtsdestotrotz... . Wie in der Bandinformation zu lesen war, hast bzw. hattest du zu Mozart von UMBRA ET IMAGO Kontakt. Stimmt es, dass ihr mit ihm zusammen eure erste Demo-CD produziert habt?

MS:
Ja, das ist so ein Irrtum, der überall kursiert.

GP:
Also ist die Information nicht richtig?

MS:
Doch, wir haben schon mit Mozart zu tun gehabt, nur dass Mozart eigentlich nur Teilhaber an diesem Twighlight-Studio in Karlsruhe, in der Kulturruine, war. Ja, eigentlich aufgenommen und produziert hat es der ehemalige Schlagzeuger von UMBRA ET IMAGO mit Lutz Demmler zusammen. Mit Mozart haben wir also gar nicht direkt zusammengearbeitet. Er war zwar täglich im Studio, hat aber mit uns zusammen nichts gemacht. Er ist von allen wahrscheinlich der Bekannteste und wird daher auch am häufigsten genannt.

GP:
Also erübrigt sich auch die Frage, ob ihr zu ihm noch Kontakt habt und ob Einflüsse von UMBRA in eure Musik mit aufgenommen wurden. Nun gut. Könnt ihr mit eurer Musik schon Geld verdienen?

MS:
(lacht) Geld verdienen schon, es reicht nur noch nicht zum Leben.

GP:
Was macht ihr denn, um euren Lebensunterhalt zu bestreiten? Was macht ihr ausser der Musik?

MS:
Naja, in erster Linie machen wir das, was Geld bringt und mit dem wir unsere Musik finanzieren können. Also ich jobbe zur Zeit in einer Suchtklinik als Krankenpfleger und die anderen machen auch diverse Jobs.

GP:
Habt ihr Vorbilder? Was beeinflusst euch bei eurer Musik oder was hört ihr privat?

MS:
Hmm, was wir privat hören? Privat hören wir eigentlich sehr unterschiedliche Sachen. Ich würde auch nicht sagen, dass das, was wir hören, bewusst Einfluss auf unsere Musik hat. Wir versuchen einfach unser Ding zu machen.

GP:
Nun mal etwas anderes. Eure Plattenfirma hat euch mit HIM und MARYLIN MANSON verglichen, könnt ihr diesem Vergleich zustimmen?

MS:
Der Vergleich an sich ist eigentlich schon recht amüsant, weil man darauf warten kann, dass man jedesmal auf den Vergleich angesprochen wird. Als Newcomer musst du einfach als Thema vorgestellt werden und da bietet sich so ein Vergleich halt an. Natürlich ist es etwas hoch gegriffen, einen Newcomeract zwischen solchen zwei Topsellern zu verkaufen, aber es ist ganz interessant, dass jeder versucht, dies zu widerlegen oder die Wahrheit rauszufinden.

GP:
Ihr wart ja auf dem M'era Luna. Wie hat euch selbst euer Auftritt dort gefallen? Habt ihr MARILYN MANSON live gesehen?

MS:
M'era Luna war supergeil. Der Hammer, das Beste bis jetzt sicherlich. Hanger war fast voll und die Leute sind für diese Uhrzeit super mitgegangen, einfach genial. MANSON haben wir leider nicht getroffen, weil wir keine Backstagekarten für den zweiten Tag hatten, aber das war schon ein großartiges Festival.

GP:
Lassen sich die ganzen Festivalbesuche überhaupt mit dem Job vereinbaren oder muss man auf irgendeiner Seite Abstriche machen?

MS:
Ja, wie gesagt, wir machen unseren Job, um unsere Musik zu ermöglichen und von daher muss das gehen.

GP:
Abgesehen vom M'era Luna tretet ihr ja zur Zeit auf sehr vielen Festivals auf. Wie wirkt sich das auf euren Bekanntheitsgrad aus? Habt ihr schon einen steilen Anstieg eurer Karriere bemerkt?

MS:
Wir merken den Anstieg am meisten durch die Leute, die sich auf unserer Homepage verewigen, ins Gästebuch schreiben und so. Das ist wirklich sehr interessant. Inzwischen gibt es ja, glaube ich, sogar schon einen Fanclub oder zumindest eine Fanbetreuung. Es geht aufwärts.

GP:
Wie haltet ihr, abgesehen von eurer Homepage, den Kontakt zu euren Fans? Auf dem WGT hast du ja geduldig alle Autogrammwünsche erfüllt.

MS:
Wir bemühen uns nach jedem Konzert oder bei jedem Festival, dass wir nach der Show zu unserem Merch-Stand gehen und dann halt mit den Leuten reden.

GP:
Der Auftritt auf dem WGT 2001 schien uns persönlich etwas improvisiert, da der gesamte Merchandise-Stand fehlte, oder hatte das einen anderen Grund?

MS:
Ja, das WGT war sehr verwirrend irgendwie, von der ganzen Organisation her. Es fing damit an, dass wir dorthin bestellt wurden und das angeblich alles klar sein würde. Wir bräuchten nur noch ankommen und spielen. Und zwei Stunden vor dem Auftritt haben sie uns dann durch ganz Leipzig gejagt, weil wir noch zu irgend so 'nem blöden Hotel mussten. Leider wusste keiner, wo dieses Hotel war, tja... . Und das mit dem Merchandise-Stand war halt das Problem, dass ursprünglich laut Vertrag eine Standgebühr von 450 DM zu entrichten gewesen wäre, um überhaupt für eine Stunde aufbauen zu können. Wir haben uns gedacht, für eine Stunde das Ding da hinzustellen lohnt sich einfach nicht und länger hätte man auch nicht gedurft. Wer weiß, wie du als Newcomer verkaufst?

GP:
Also werdet ihr nächstes Jahr nicht mehr so einfach zum Wave Gotik Treffen zu bekommen sein?

MS:
Doch, bestimmt. Im Nachhinein stellte es sich dann ja auch raus: Wir waren auf der Bühne und auf einmal kam der Veranstalter an und meinte: "Ja, ihr könnt jetzt doch aufbauen. Ihr braucht nichts zahlen".

GP:
Ja schade, es hat sicherlich einige Leute gegeben, die sich nach eurem Konzert noch gerne eine CD mitgenommen hätten. Wir haben euch bis zu dem Zeitpunkt ja leider auch noch nicht gekannt. Was ist denn für die nächste Zeit bei euch jetzt noch geplant? Neues Album? Tour?

MS:
Wir sind gerade am Songwriting, um irgendwann Anfang nächsten Jahres unsere neue Platte aufzunehmen und wir geben jetzt noch einige kleinere Konzerte. Wir versuchen jetzt zum Winter noch auf dieses Darkstorm Festival raufzukommen, das ist wohl in Arbeit und auf den Orkus Herbstnächten werden wir dabei sein. Ja und ansonsten: Gucken was kommt in der Zukunft.

GP:
O.K., dann darf man ja noch gespannt sein. Vielen Dank.


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